Nachhilfe 2

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Nachdem ich auf die Uhr gesehen hatte, quälte ich mich langsam aus dem Bett. Ich würde jetzt schon zu spät sein, also konnte ich mir auch Zeit lassen. Stegi war das ja gewöhnt und wenn es ihn nervte, würde er sich schon melden. Ich zog meine Sporttasche unter dem Bett hervor und schmiss meine Sportschuhe raus und packte ein paar Tabletten und Wasser ein, inklusive meiner Badesachen und was zum Essen, ehe ich mich fertig machte. Warum musste Stegi auch immer so früh was machen? Ok früh war untertrieben, es war elf Uhr. Nachdem ich mich in Klamotten gequält hatte, schnappte ich mir meine Sporttasche und machte mich mit dem Fahrrad auf den Weg zu Stegi. Im Garten sah ich bereits drei Fahrräder stehen. Ich wusste ja, dass Stegi Tim mitnehmen wollte und damit hatte ich auch kein Problem, aber wo kam dann das dritte her? Das würde sich sicher gleich ergeben. Ich klingelte einfach mal und wurde direkt von Stegi in eine Umarmung gezogen, kaum das er die Tür geöffnet hatte. Hinter ihm erkannte ich auch Tim und nicht ganz zu meiner Freude den neuen. Das musste jetzt echt nicht sein. Ich hatte mich wirklich auf einen Tag mit den beiden gefreut. Hätte ich das gewusst, wäre ich sogar daheim geblieben. „ Bist ja sehr spät dran. Hast verschlafen?", fragte Stegi neckend. Eigentlich hätte ich ja schon vor einer halben Stunde hier sein sollen. Hatte ja gesagt, ich komm zu spät. „ Tschuldigung, bin gestern nach der Schule direkt eingeschlafen und hab mir keinen Wecker gestellt.", gab ich zerknautscht wie ich immer noch war zu. Ich hatte das Gefühl viel zu wenig geschlafen zu haben, obwohl ich doch ziemlich lange geschlafen hatte. Und auch wenn ich zehn Minuten zu Stegi gefahren war, hatte mich das nicht sonderlich wacher gemacht. „ Mensch Tobi, wenn du dauernd so starke Kopfschmerzen hast, solltest du echt mal zum Arzt gehen. Geht es dir den wenigstens besser?" Ich nickte, woraufhin mich Stegi los ließ und zum Glück keine weiteren Fragen stellte. Auch von Tim wurde ich in eine kurze Umarmung gezogen. Dann blickte ich unsicher zu dem neuen. Wie sollte ich ihn begrüßen? Ich hatte mir ja nicht mal seinen Namen merken können. Er nahm mir die Entscheidung jedoch ab und umarmte mich einfach kurz, was ich in der Schnelle nicht erwidern konnte. Dazu war ich viel zu überrumpelt. „ Ich hoffe, es ist ok, dass ich Rafael mal mitgebracht hab. Nachdem was ich von Stegi gehört hab, hattet ihr ja nicht den besten Start.", fühlte Tim vorsichtig vor. Ich war jetzt nicht allzu begeistert, aber sonderlich schlimm fand ich es auch nicht. Würde ich halt die ganze Zeit wenig reden und mich unwohl fühlen. Ich wollte jetzt auch nicht der Spielverderber sein und da es für die beiden scheinbar ok war, beugte ich mich der Mehrheit. Vielleicht war es auch gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorstellte. Schließlich war ich ja nicht alleine und musste ständig reden. Wenigstens wusste ich jetzt seinen Namen. „ Ist ok, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich denk wir kommen klar.", meinte ich und lächelte schwach. „ Na dann können wir ja los. Du hast alles Tobi? Nicht dass du wegen deiner Kopfschmerzen die Hälfte vergessen hast." Ratlos zuckte ich mit den Schultern. Keine Ahnung, ob ich was vergessen hatte, aber das wichtigste hatte ich auf jeden Fall. Glaube ich zumindest. Stegi schloss hinter uns ab. Ich nahm mir derweil mein Fahrrad und schob es auf die Straße, was die anderen beiden mir gleich taten und schwang mich drauf. „ Ihr könnt fahren, ich hol euch eh ein.", rief Stegi, der noch irgendwas verstaute. Dies taten wir dann auch und Stegi hatte uns ziemlich schnell wieder eingeholt.

Bis zum See brauchten wir gut eine Dreiviertelstunde. Es war noch fast völlig leer, trotz das es schon so heiß war. Dreißig Grad plus durften es schon im Schatten sein. Mir lief jetzt schon die Brühe das Gesicht herunter und mein Shirt klebte auch schon an mir. Meine Kopfschmerzen hatten sich während der Fahrt wieder verschlimmert. Sie waren jetzt wieder fast so schlimm wie gestern. Durch die Hitze wurde mir nun auch noch schwindelig. Ich war so froh, als ich mich endlich auf die Picknickdecke im Schatten fallen lassen konnte. Einen Moment lang erlaubte ich es mir, die Augen zu schließend zu entspannen, ehe ich in meinem Rucksack nach den Tabletten suchte. Kaum dass ich sie in der Hand hatte, wurde mir die Packung abgenommen. „ Du hast schon wieder so starke Kopfschmerzen, oder?", fragte Stegi und sah mich ausdruckslos an. Ich nickte. Verneinen konnte ich es eh nicht, da Stegi wusste, dass ich nur wenn es kaum auszuhalten war Tabletten nahm. Ich hätte ihm das wirklich nicht sagen sollen. Er machte sich nur unnötig Sorgen um mich. Ich wusste, was ich aushielt und was nicht. Und er sollte sich da raushalten, sowie jeder andere auch. Auch wenn er es nur gut meinte. „ Mein Gott geh doch bitte zu nem Arzt, sonst schleif ich dich hin. Und das willst du nicht, glaub mir.", versuchte Stegi mich zu überreden und zog die Hand mit den Tabletten weg, als ich danach greifen wollte. „ Also wenn du willst, ich muss für meine Mutter auf dem Rückweg ein Rezept beim Arzt abholen. Dann könnte ich schauen, dass er da ankommt.", fing Rafael vorsichtig an. Nein, einfach nein. Der sollte sich da jetzt nicht auch noch einmischen. Schlimm genug, dass Stegi das tat. „ Bitte mach das. Und schau dass du das in den Griff bekommst, es tut dir und deinem Körper nicht gut.", bat Stegi und reichte mir dann endlich meine Tabletten wieder. „ Ich versuch's.", gab ich leise von mir und schluckte eine der Tabletten mit etwas Wasser runter. Ich legte mich mit geschlossenen Augen auf die Decke und lauschte einfach den Geräuschen der Umgebung. Weiter entfernt konnte man Kinder schreien hören, das leise schwappen des Wassers und das Rascheln von Stoff. Jemand zog sich also gerade neben mir aus. „ Du Tobi, ich geh ins Wasser und die anderen kommen glaub auch mit. Bleibst du noch n wenig liegen?" Ich bewegte keinen Kopf einmal träge auf und ab. Die anderer standen auf und begaben sich in Richtung Wasser. Ich hörte nur einen Schrei von Stegi und kurz danach ein platschen. Tim du Arsch, kam es wenige Sekunden später von Stegi. Tim lachte nur herzlich darüber. Ich konnte mir selbst ein schmunzeln nicht verkneifen. Die beiden waren schon süß zusammen. Die nächsten Minuten hörte ich nichts aus Richtung des Wassers. Nur das Gezwitscher eines Vogels, der scheinbar direkt über mir saß. Ein paar Minuten später waren meine Kopfschmerzen wieder besser geworden und ich setzte mich langsam. Der Schwindel war auch verschwunden. Ich zog mir schnell mein Shirt aus, tauschte meine Hose gegen meine Badehose und ging dann aufs Wasser zu. Sofort spürte ich einen Blick auf meinem zierlichen Körper liegen und sobald ich aufsah, erkannte ich auch, wer mich den so genau musterte. Rafael, wer den sonst. Als ich seinen Blick jedoch erwiderte, sah er schnell weg. Trotzdem wurde ich rot und das kam nicht von der Hitze. Ich sah zu, dass ich ins Wasser kam, welches angenehm kühl war. Kaum das ich ganz drin war, wurde ich gleich mal getaucht. Na warte Stegi, dass kriegst du so wieder. Unter Wasser öffnete ich die Augen und machte aus, wo dieser stand. Gleich beim auftauchen spritzte ich ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht. „ Tobi musste das sein?", quengelte er leicht und wischte sich mehrmals über die Augen. „ Rache ist süß.", grinste ich fies, ließ ihn aber in Ruhe. Das konnte man von den anderen aber nicht sagen. Tim hatte regelrecht Spaß daran Stegi zu ärgern. Mehrmals tauchte er diesen, während ich nur belustigt zusah. Plötzlich wurde ich an den Schultern gepackt und nach hinten gezogen. Vor Schreck wollte ich schreien, doch da war ich schon unter Wasser. Ich kämpfte mich aus dem Griff des anderen frei und tauchte auf. Ich fuhr mir mit einer Hand kurz durch die Haare, damit sie mir nicht mehr im Gesicht hingen und sah mich dann um. Wenige Meter neben mir stiegen Blasen auf und kurz darauf tauchte dort auch Rafael auf. „ Danke fürs tauchen.", rief ich ihm ironisch zu und sah mich dann nach Stegi um. Da ich nur Tim sah, war dieser wahrscheinlich schon wieder unter Wasser. Er kämpfte verzweifelt mit Tim und zog ihn letzten Endes mit runter. Stegi war manchmal doch ziemlich stark, auch wenn man es nicht unbedingt von ihm erwarten würde. Ich schwamm ein Stück auf die beiden zu, merkte, wie sich zwei Arme um meinen Körper schlangen und sich jemand an mir hochzog. Ich packte den zierlichen Körper an der Taille und zog ihn hoch. Nach Luft ringend klammerte Stegi sich erschöpft mit Armen und Beinen an mir fest. Tim tauchte neben uns wieder auf und Stegi wimmerte sofort leicht. Ich drückte ihn an mich und wand mich dann Tim zu. „ Ich glaub es reicht. Tauch doch stattdessen Rafael.", meinte ich und deutete wage in seine Richtung. Rafael konnte ich hinter Tim ausmachen, der schon weg von uns schwamm. Kurz darauf rangen die beiden miteinander. Langsam ließ Stegi wieder von mir ab. Sein Atem hatte sich merklich beruhigt. Er nickte mir dankend zu und schwamm dann weg von den beiden weiter raus auf den See. Ich schwamm ihm einfach hinterher. So ein bisschen Bewegung konnte ja nicht schaden. In der Mitte des Sees schwamm eine Platform, welche Stegi schon ansteuerte. Wir kamen zeitgleich an und ich zog mich so weit hoch, dass ich mit dem Fuß auf die Plattform kam und mich so hochziehen konnte. Sah von außen zwar ziemlich bescheuert aus, aber das war mir grad egal. War eh keiner außer Stegi in der Nähe. Apropos, Stegi hing immer noch am Rand und versuchte verzweifelt sich hoch zu ziehen. „ Brauchst du Hilfe?", bot ich ihm an und streckte eine Hand nach ihm aus. „ Ich versteh nicht, wie du das hoch kommst, du bist doch halb so stark wie ich.", maulte er, ließ sich zurück ins Wasser sinken und versuchte noch mal hoch zu springen, was wieder nicht klappte. Resigniert seufzte er und griff nach meiner Hand. Ich zog ihn hoch auf die Plattform, von der er mich erstmal runter schubste. Mit dem Rücken voran landete ich im Wasser und verlor kurz die Orientierung, fand dann aber wieder nach oben. Na warte du kleine Ratte, dass kriegst du sowas von zurück. Ich zog mich wieder auf die Plattform und versuchte dann Stegi zu fangen. Ich bekam ihn am Arm zu packen und hob ihn einfach hoch. Stegi fing an zu quengeln und strampelte mit Armen und Beinen, um frei zu kommen. Mit ihm stürzte ich mich einfach von der Platte runter. „ Du bist so ein Arsch.", fauchte Stegi, als er wieder an der Oberfläche war. Er wollte mich schon packen, um mich zu tauchen, doch ich schwamm von ihm weg. Ich schwamm solange im Kreis um die Plattform, bis ich genügend Abstand zu Stegi hatte, um mich daran hoch zu ziehen. Jetzt konnte ich von hier oben zuschauen und er konnte absolut nichts machen, außer mich nass zu spritzen. „ Man Tobi jetzt sei nicht so gemein und hilf mir hoch. Ich verspreche dir auch, dass ich dich nicht ärgere.", bat er und schob seine Unterlippe leicht vor. Dieser Hundeblick zog vielleicht bei Tim, aber bei mir tat er das nicht. Grinsend schüttelte ich den Kopf und setzte mich demonstrativ in die Mitte der Plattform. „ Du bist gemein.", jammerte Stegi und versuchte sich alleine hoch zu ziehen. Nach etlichen versuchen, die teils ziemlich kläglich waren, schaffte er es dann auch mal. „ Vielen dank auch.", meinte er ironisch und sah mich genervt an. Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht gab ich ein:„ Gerne doch.", von mir. Stegi hasste mich wahrscheinlich gerade, aber das war mir egal. Der bekam sich meist ziemlich schnell wieder ein. Kurze Zeit später kamen auch die anderen beiden zu uns. Ohne Mühe zogen sie sich hoch, was Stegi ziemlich missfiel. Ich meinte ihn sogar ein:„ Lächerlich.", Murmeln zu hören. „ Sag mal, welche Laus ist Stegi den über die Leber gelaufen, dass er so mies gelaunt ist?", fragte Tim an mich gewandt nach. „ Ist angepisst, weil ich ihm nicht hoch geholfen hab. Wir hätten das ganz friedlich klären können, aber ein gewisser jemand hat gemeint mich runter zu schubsen." Während Tim nun versuchte Stegi wieder auf zu heitern, - er versuchte es mit durch kitzeln, wodurch Stegi zumindest wieder lachen musste. Wenig später rollte er lachend über die halbe Platte und japste immer wieder, dass Tim aufhören solle- spürte ich wieder einen Blick auf meinem Körper. Und ich konnte mir gut denken, woher der kam. Hatte der nichts besseres zu tun. Die Mädchen in Bikinifigur lagen da vorne am Strand, sollte er die doch anstarren und nicht mich. Mir war das nämlich dezent unangenehm. „ Musst du mich so anstarren?", konfrontierte ich ihn direkt damit. Er ließ sich davon aber absolut nicht aus der Ruhe bringen, wie ich es vielleicht von ihm erwartet hätte. Stattdessen kommentierte er das ganze mit einem:„ Du bist halt hübsch.", ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Mir klappte dafür der Kiefer runter. Das meinte er doch nie und nimmer ernst und so hübsch war ich nun auch nicht. „ Wenn du n Problem damit hast, dass ich auf Jungs steh, sag es bitte gleich und ich verzieh mich." What the fuck, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Und dass er mir das so offen ins Gesicht sagte, obwohl er mich kaum kannte, war für mich ziemlich erstaunlich. Ich mein, ich könnte damit sein Leben in der Schule schnell zur Hölle machen, wenn ich wollte. Es gab eine ganze Gruppe an Schülern, die einen wegen jeder Kleinigkeit mobben. Wenn die Info bis zu denen durchsickern würde, wüsste innerhalb von einer Woche die ganze Schule, dass er schwul war. Und das war das letzte, was man wollte. Ich fand's echt nicht schlimm und wollte ihm das auch sagen, doch als ich zum reden ansetzte, blieben mir die Worte im Hals stecken. „ Nein, ich.. naja also ich find's nicht schlimm, denk ich es.. ich glaub.", stotterte ich mir zusammen und wurde schließlich von ihm unterbrochen. „ Message angekommen, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben. Hätte mir klar sein müssen." Ich merkte, wie er aufstehen und von der Plattform runter springen wollte, doch ich hielt ihn zurück. „ Nein, so mein ich das nicht. Ich bin schlecht im mich mit fremden Menschen zu unterhalten. Jedenfalls ich find's nicht schlimm.", versuchte ich es nich irgendwie zu retten, was mir scheinbar auch gelang. Zumindest blieb er sitzen und lächelte sogar leicht. Ich warf einen Blick hinter mich, wo Stegi gerade von der Plattform runter rollte. „ Wir gehen raus und essen ein bisschen Wassermelone. Kommt ihr zwei, oder wollt ihr euch noch weiter anstarren?" Peinlich berührt, wand ich meinen Blick am. Mein Gesicht glühte und war wahrscheinlich wieder ziemlich rot. Um der Situation zu entkommen, machte ich einen Kopfsprung von der Plattform runter und schwamm Richtung Ufer. Wir setzten uns in den Schatten und naschten Wassermelone, die scheinbar Stegi mitgebracht hatte. Die Stimmung wurde von Minute zu Minute gelassener und ich fühlte mich immer wohler. Ich ignorierte sogar, dass Rafi ein mir fast völlig Fremder war und redete ganz normal mit ihm. So wurde es doch noch ein schöner Nachmittag.

„ Kommen sie doch bitte mit rein. Sie gehören auch dazu?", wollte der Arzt an Rafael gewandt wissen. „ Nein, ich bin nur dafür da um zu sehen, dass er auch wirklich zum Arzt geht.", erwiderte Rafi kurz und ich merkte, dass er zum gehen ansetzte. Ohne darüber nach zu denken, brachte ich einfach ein:„ Komm ruhig mit rein, ich werd mich schon nicht nackt ausziehen müssen.", über die Lippen. Warum ich das genau sagte, wusste ich nicht. Irgendwie vertraute ich ihm und er war mir auch sympathisch und ich wollte hier auf keinen Fall alleine sein. Den so wie ich mich kannte, würde ich dann kein Wort rausbringen. Ich wusste nicht, was ich jetzt von ihm erwartete. Würde er gehen, oder blieb er? Er blieb. Auch wenn ich absolut nicht freundlich zu ihm gewesen war, blieb er. Ich verstand es nicht. Ich setzte mich auf die Liege und Rafael blieb etwas unbeholfen im Raum stehen. „ Also haben sie irgendwelche Beschwerden?", fing der Arzt sofort an. Da wir einfach so aufgekreuzt waren, wusste er absolut nichts. „ Ich hab seit Monaten immer häufiger starke Kopfschmerzen.", schilderte ich. Ich hoffe, dass das ganze hier einfach schnell vorbei ist und ich nach Hause kann. „ Haben Sie sonst irgendwelche Beschwerden?", bohrte er weiter nach. „ Nicht wirklich.", erwiderte ich knapp. Der Schwindel war den Temperaturen zuzuschreiben, dass hatte ich schließlich schon als kleines Kind und war auch mit einem Arzt abgeklärt. Und sonst viel mir nichts ein. „ Definieren sie nicht wirklich.", fragte er noch weiter nach. Also dachte ich noch mal nach. Und in der Tat viel mir da etwas ein, was damit zusammenhängen könnte. „ Ich reagiere zunehmend empfindlich auf Lautstärke und bin deutlich gereizter, wenn jemand was von mir will." Hatte man ja am Freitag zu genüge bewundern können. Erstaunlich, dass Rafael es mit mir überhaupt ausgehalten hat und er nicht einfach abgehauen ist. Na seiner Stelle wäre ich wirklich abgehauen. Und dass er dann noch zugestimmt hatte mitzukommen, obwohl er wahrscheinlich wusste, dass ich dabei bin. Warum tat er das? „ Ok mehr so vom Nacken hochziehender Schmerz, oder von der Schläfe ausgehend?", hackte er weiter nach. Da gab es Unterschiede. Für mich waren Kopfschmerzen immer gleich. „ Schläfe.", erwiderte ich trotzdem. Dieses unangenehme pochen ging vielleicht nicht immer von der Schläfe aus, aber vom Nacken auf keinen Fall. „ Haben sie irgendwelche Vorerkrankungen oder nehmen sie Tabletten?" So weit ich wusste, war da nichts bekannt. Und Tabletten nahm ich eigentlich keine, auch wenn ich meiner Allergie wegen welche nehmen könnte. „ Nein. Und ich nehme nur Kopfschmerztabletten." Er notierte sich wieder etwas auf einem Klemmbrett und sah dann zu mir hoch. „ Gründe für starke Kopfschmerzen sind häufig zu hoher Konsum von Alkohol, Zigaretten, Kaffee, zu viel Stress und zu wenig Schlaf. Trifft davon irgendwas auf sie zu?", erklärte er mir. Dann wusste ich ja schon mal, womit ich nicht anfangen sollte. „ Stress und zu wenig Schlaf. Ich lern teilweise bis tief in die Nacht. Kopfschmerzen krieg ich meist erst in der Schule, wenn es laut ist und wir lernen sollen." Ich wusste nicht, ob es nötig war, letzteres zu sagen, aber ich tat es lieber mal. Am Ende war es wichtig, wenn ich auch keine Ahnung hatte wofür. „ Da haben sie den Auslöser der Kopfschmerzen. Keine sorge, die sind eigentlich völlig harmlos. Unterbrechen sie einfach ihre Lernphasen mit immer wieder kleinen Pausen und lernen sie in vollkommener Ruhe. Wenn's sein muss nutzen Sie Ohrstöpsel. Und ganz wichtig frische Luft. Lernen sie draußen, oder bei offenem Fenster. Ein geregelter Schlafrhythmus kann auch schon Wunder bewirken. Ich werde ihnen ein paar Tabletten verschreiben, speziell für Kopfschmerzen. Wenn sie merken, dass sie Kopfschmerzen bekommen, dann zögern sie nicht und nehmen eine Tablette. Sollte es nicht besser werden, kommen sie noch mal wieder. Ansonsten war's das. Ich wünsche ihnen einen schönen Rest Tag und gute Besserung." Der Arzt schüttelte mir die Hand und hielt uns dann die Tür auf. Rafael schlüpfte vor mir durch die Tür, ich hinter ihm. „ Du paukst ziemlich viele, damit du so gut bist, kann das sein?", fragte Rafael vorsichtig nach, als die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war. Eigentlich hatte ich gerade absolut auf ein Gespräch mit ihm und wollte einfach nur meine Ruhe, aber ihn an zu maulen wäre auch falsch. Er hatte ja nichts gemacht un dich hatte ihn ja selbst gebeten da zu bleiben. Daher erwiderte ich möglichst neutral:„ Jap. Anfangs war es einfach dieses Niveau zu halten. Du hast dich mal mehr reingekniet und das war auch nicht schlimm. Aber dieses Niveau auf Dauer zu halten ist echt nicht möglich.", seufzte ich leicht. Allein wenn ich daran dachte, was mit morgen bevorstand, bekam ich Kopfschmerzen. „ Dann gib auf und nimm etwas schlechtere Noten in Kauf. Du machst dich damit nur selbst kaputt. Glaub mir, ich weiß verdammt gut, wovon ich rede. Ich hab das selbst ein viertel Jahr durchgezogen, weil ich versetzungsgefärdet war. Hab den ganzen Stoff eines halben Jahres nachholen müssen, weil ich im Krankenhaus lag und es mir so schlecht ging, dass ich keine Aufgaben machen konnte. Ich hab dann in dieser Phase des nachholens gemerkt, dass ich auch schlechte Noten in Kauf nehmen muss, um mich nicht zu zerstören. Solange es für die Versetzung gereicht hatte, war ich zufrieden und das solltest du auch sein.", erzählte er mir. Ich war etwas geschockt, dass er so etwas privates mir einfach mal so sagte. Aber es ließ deutlich werden, warum er solche Probleme in Chemie hatte. Und ich war ihn gestern so angegangen. Das tat mir nun doch ziemlich leid, doch das gerade zugeben wollte ich auch nicht. Ich würde mich in Zukunft einfach zusammenreißen. Ich musste ja keinen smalltalk betreiben, sondern einfach nur ihm die Aufgaben erklären. „ Es ist noch knapp ein halbes Jahr, irgendwie halt ich das durch.", sagte ich stattdessen, um mich von meinen Gedanken ab zu lenken. Es war gerechtfertigt und damit Punkt. „ Nein, wirst du nicht. Mach ne Pause und nimm schlechtere Noten in Kauf. Du machst dir selbst Dauerstress. Wenn dein Körper runter kommt und sich erholt, wird es dir leichter fallen zu lernen. Ohne Kopfschmerzen lernt man viel schneller und effektiver." Er hatte es mit vier Sätzen geschafft, dass ich mich wieder über ihn aufrege. Kann er sich da nicht raushalten? Es war mein Leben verdammt nochmal. „ Danke, aber ich weiß selbst, wie ich das regeln werde. Du kannst übrigens gehen. Wir sehen uns dann Montag wieder.", meinte ich kalt. Ohne ein weiteres Wort seinerseits verschwand er dann endlich und ich seufzte auf. Ich wusste schon lange, dass es mir nicht gut tat, aber ich brauchte gute Noten. Sonst könnte ich später alles vergessen, was ich machen wollte. Ich holte mir noch schnell das Rezept am Empfang ab und machte mich dann auf den Nachhauseweg. Den Sonntag brachte ich mit Zusammenfassungen schreiben für die nächste Arbeit zu und den Hausaufgaben vom Freitag. Dafür hatte ich mich extra nach draußen gesetzt. Und auch wenn ich eigentlich anderes zu tun hatte und es somit von meiner Freizeit abging, machte ich Pausen beim Lernen. Meine Kopfschmerzen, die ich sonst immer bekam blieben tatsächlich aus. Dann konnte es ja nur besser werden. Doch da hatte ich die Rechnung ohne den Montag und Frau Stephan gemacht. Den kaum das ich den Schulhof betreten hatte, wurde ich von ihr abgefangen. „ Hätten sie kurz fünf Minuten für mich? Es geht um die Nachhilfe." Ab dem Zeitpunkt, an dem sie das Wort Nachhilfe fiel, sank meine Laune rapide in den Keller. Was war den jetzt noch? Wir hatten doch alles geklärt. Dennoch stimmte ich zu. Das Gespräch würde so oder so stattfinden, egal was ich jetzt sagte. „ Heute scheinbar nicht so gereizt. Es geht darum, dass Sie die Nachhilfe, die sie am Freitag bei Rafael geben sollten nach nicht mal einer Viertelstunde abgebrochen haben und einfach gegangen sind. So geht das nicht. Ich sehe jetzt mal über den Fakt hinweg, dass sie mir gegenüber unhöflich geworden sind und sich mit billigen Ausreden versucht haben raus zu reden. Reißen Sie sich gefälligst zusammen. Sie machen dieses Jahr ihren Abschluss, da sollten sie sich zu benehmen wissen. Zur Strafe werden sie heute Nachmittag nachsitzen. Und in der Zeit dürfen sie gerne noch die restlichen dreißig Minuten Nachhilfe geben, die sie am Freitag nicht gegeben haben. Wenn sie nicht erscheinen, haben Sie bald ein ganz großes Problem. Haben wir uns verstanden? Gut dann können sie jetzt gehen. Wir sehen uns nachher in Chemie.", sagte sie so ausdruckslos und falsch, dass ich am liebsten gekotzt hätte. Doch ich seufzte nur innerlich auf. War sie wirklich so dumm, oder wollte sie mir nur eins auswischen? Meine Sympathie für sie sank immer weiter. So blind konnte die doch gar nicht sein. Zumal ich nicht nur ein Mal wegen zu starker Kopfschmerzen entschuldigt wurde. Mit null Motivation machte ich mich auf den weg zu den Bänken, wo ich Stegi normal morgens fand. Heute jedoch nicht allein. Tim war wieder bei ihm, was mich nicht sonderlich wunderte. Die beiden klebten ja ständig aneinander. Würde mich nicht wundern, wenn da bald was zwischen den beiden lief. Und dann war da halt noch Rafael. Mein Leben schien mich echt zu hassen. Wortlos ging ich auf die Gruppe zu und wurde von Stegi sofort in eine Umarmung gezogen, als er mich entdeckt hatte. „ Was bedrückt dich großer?", wollte er mit sanfter Stimme wissen. Wie gut er mich mittlerweile kannte. Ich brauchte schon gar nichts mehr zu sagen, er sah mir sofort an, wenn etwas los war. Und er merkte auch, ob ich darüber sprechen wollte, oder nicht. Ich konnte ihm das auch ansehen. Mit der Zeit lernt man einfach, wie der beste Freund tickt. „ Frau Stephan kauft mir die Kopfschmerzen von Freitag nicht ab. Sie hat mich zum nachsitzen verdonnert, damit ich die Nachhilfe vom Freitag beenden kann.", kam es schwach von mir. „ Zu mir hat sie gesagt, du würdest freiwillig heute die halbe Stunde machen.", mischte sich Rafael ein. So lief das also. Das Spiel würde ich ganz sicher nicht mitmachen. „ Rein aus Protest würd ich da schon nicht hin gehen. Du hast nichts falsch gemacht.", meinte Tim sofort und er erhielt Zustimmung von Stegi. „ Weißt du, wenn das alles nicht so gezwungen wäre, wäre ich viel eher bereit Nachhilfe zu geben. Zumindest bei Leuten, die ich kenne.", murmelte ich mehr zu mir selbst, als zu den anderen. „ Also bist du doch auch vor mir weggerannt." Meine Güte, halt doch bitte die Klappe, dass hilft mir gerade auch nicht. Zumal ich das nicht mal war. „ Nicht direkt. Es waren schon die Kopfschmerzen. Aber ich mag es halt einfach nicht mit fremden Menschen alleine zu sein und dazu gezwungen zu sein etwas zu sagen. Das ist mir unangenehm.", murmelte ich, wobei ich gegen Ende immer leiser wurde. „ So arg schüchtern hast du auf mich gar nicht gewirkt." Ach danke, wusste ich gar nicht, ich versuch's ja nur zu verstecken. „ Merkt man ihm meistens nicht an.", antwortete Stegi an meiner Stelle, wofür ich echt dankbar war. Ich hätte ihn wahrscheinlich wieder angemotzt. „ Wenn du nicht willst, gehen wir heute beide da nicht hin. Nur wenn du willst, könnten wir uns ja bei dir oder mir treffen und die Nachhilfe privat regeln. Dann kannst du auch Musik laufen lassen, um die Phasen zu überbrücken, in denen du nicht redest." Unwillkürlich musste ich anfangen zu lachen. Rafael wurde mir immer sympathischer. Vielleicht konnte ich mich in seiner Gegenwart wirklich mal wohlfühlen. „ Du Freitag nach der Schule bei dir gerne. Ich hoffe du stehst auf Metall und Rock.", brachte ich immer noch lachend hervor. Wenn er dann auch so offen war und ich wenig reden musste, konnte das echt eine angenehme Zeit werden. „ Ach damit kann ich leben.", grinste der andere bloß. „ Also Freitag nach der Schule hier?", fragte ich, als ich mich wieder eingekommen hatte. „ Gerne."

Part 3?

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