Verlassenes Haus

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Ein ungutes Gefühl überkam Tobi, so wie immer wenn er an der verlassenen alten Villa vorbei ging. Seit Jahren wohnte dort schon niemand mehr und jetzt verkam das Haus nach und nach. Angeblich sollte es in dem Haus spuken, was Tobi aber nicht so wirklich glaubte. Was dem Haus auf jeden Fall seinen gruseligen Touch verlieh, war die Tatsache, dass zwei Menschen in dem Haus verschwunden waren und nie wieder heraus gekommen seien. Angeblich. Davor war ein Junge in dem Haus gestorben. Genau genommen soll er ermordet worden sein von seinem eigenen Bruder. Viel hatte der brünette aber noch nie für solche Geschichte übrig gehabt. Bewiesen war davon nichts und die Medien drehten doch eh alles so, wie sie es gerade brauchte. Trotzdem mochte er das Haus nicht und lief immer zügig daran vorbei. Er hatte so ein ungutes Gefühl dabei. Bei Nacht sah es aber auch noch mal gruseliger aus. Seine Freunde fingen an zu lachen, als er schneller anfing zu laufen. „ Tobi du Schisser chill. Wir beschützen dich vor bösen Geistern.", lachte Max. Er hatte keine Angst, es war nur so ein ungutes Gefühl, welches ihn umgab, wenn er hier lang lief. Als ob hier etwas nicht in Ordnung war. Eigentlich Schwachsinn, aber dieses Gefühl blieb, auch wenn er nicht an Geister glaubte. „ Ich hab keine Angst.", protestierte Tobi und blieb demonstrativ stehen, um seine Aussage zu unterstreichen. Das komische Gefühl blieb zwar, legte sich wie eine Decke über ihn, doch es war aus haltbar. Das Bedürfnis zu rennen hatte er jetzt nicht. „ Dann Beweis es uns und geh da rein.", forderte Linus ihn auf. Tobi wurde Angst und Bange dabei, alleine nachts in dieses Haus zu gehen. Das traute er sich dann doch nicht. Zumal ihm das Grundstück nicht gehörte. Generell war es dumm so ein verfallenes Haus zu betreten. Was wenn ihm was passierte. „ Really ich hab keine Angst und ich glaub auch nicht an Geister, aber mir gefällt es hier nicht. Und ich werd mich da ganz sicher nicht rein begeben. Die Bretter da drin sind sicher total morsch. Ich hab kein Bock einzubrechen und mir ne Verletzung oder sogar nen Bruch zuzuziehen. Auf Mutproben hab ich sowieso kein Bock." Er sollte dabei bleiben. Das war das einzig logische in der Situation. Solche Dummen Sachen sollte er sowieso nicht machen. Er musste niemandem was beweisen. „ Ach komm, stell dich nicht so an. Teste halt kurz die Bretter, bevor du drauf gehst. Nur drei Schritte rein." Tobi schluckte den Unbehagen und die aufkommende Angst herunter. Das war eine bescheuerte Idee. Ein verlassenes Haus zu betreten. Alleine. Nachts im Dunkeln. Als Mutprobe. Nein einfach nein. Das war dumm. Abermals schüttelte er den Kopf. Er durfte sich nichts einreden lassen. Sicher war es verboten solche verlassenen Häuser zu betreten. „ Schisser.", meinte Linus spöttisch. Der Kommentar nagte an Tobis Ego und er war kurz davor deswegen zuzustimmen. Doch jemand kam ihm zuvor. „ Klappe Linus. Die Idee ist wirklich scheiße. Da kann wirklich viel passieren.", mischte sich nun auch Basti ein. Tobi war dem wirklich dankbar. So musste er sich nicht selbst rausreden. War ihm ganz recht. Als ob er Angst vor so einer alten 'Spuk-Villa' hatte. Das war doch lächerlich. „ Mein Gott wir kommen mit. Dir wird nichts passieren.", meinte Linus genervt. Der letzte Funken sprang über. Sowas ließ Tobi sich nicht gefallen. Dafür kratzte der Kommentar viel zu sehr an seinem Ego. „ Ich mach's.", gab Tobi herausfordernd zurück. Linus fing überheblich an zu grinsen. Von sowas würde er sich nicht klein machen lassen. So ein paar Schritte rein und direkt wieder raus, was konnte da schon passieren. Viel schoss es ihm durch den Kopf. Tobi fasste es nicht, dass er sich zu der scheiße überreden ließ. Was war mit seinem rationalen Verstand passiert. Der Wind pfiff unangenehm kalt um seine Ohren, als er über den nassen Rasen auf die Tür des alten Hauses zuging. Früher war es alles schön und gepflegt. Nichts im Vergleich zu dem verwucherten Garten jetzt. Das Haus hatte durch die Witterung ein paar Schäden genommen und das Holz war verblichen. Unsicher drückte er die schwere Eichenholztür auf. Sie ließ sich schon extrem schwer, aber problemlos öffnen. Nicht mal abgeschlossen war hier. Das ungute Gefühl in seiner Brust wuchs. Aber er wollte sich nicht als Feigling abstempeln lassen. Es kratzte schon ein wenig an seinem Stolz. Als er sie so weit offen hatte, dass er durchschlüpfen konnte und die Tür fest verkeilt war, trat er ein paar Schritte hinein. Es musste ein ehemaliges Wohnzimmer gewesen sein. Die Möbel waren abgedeckt mit irgendwelchen Laken und eine dicke Staubschicht hatte sich darauf gebildet. Überall hingen Spinnenweben. Tobi schüttelte sich. Er wollte nicht wissen, wie viele Spinnen und anderweitige Insekten hier drin hausten. An der Decke hing ein wunderschöner Kronleuchter, welcher etwas in die Jahre gekommen wirkte. Tobi versuchte sich vorzustellen, wie es hier zu Lebzeiten ausgesehen haben musste. Wie glücklich die Familie war. Jetzt wirkte alles trist und grau. So gruselig war es hier drin nicht mal. Trotzdem mochte er es nicht. Tobi wollte zurück durch die Tür, als es hinter ihm knallte und knarzte. Aufgeschreckt drehte er sich um. Die Tür war nur zugefallen. Er griff nach der Klinke und wollte diese runterdrücken und aufziehen, doch sie ließ sich nicht öffnen. Das war doch jetzt nicht wahr. „ Jungs die Tür klemmt irgendwie. Holt mich raus.", erklärte er ruhig, obwohl er alles andere als das war. Verzweifelt zerrte er weiter an der Tür und er konnte auch hören, wie die anderen sich von außen gegen die Tür stemmten. „ Tobi du musst nen anderen Weg raus finden. Wir kriegen die Tür auch nicht auf." Super. Warum noch mal hatte er sich auf die bescheuerte Idee eingelassen. Weil er sich was beweisen wollte. Das hatte er jetzt davon. Im Moment war ihm wirklich mulmig zumute. Er sollte schnellst möglich ein Fenster suchen, wo er raus klettern konnte. Am besten im Erdgeschoss. Unsicher trat Tobi ein paar Schritte weiter in den Raum. Bei jedem Schritt hinterließ er Tapsen im Staub und wirbelte auch eine Menge auf. Tobi fing an zu husten bei der Menge, die aufgewirbelt wurde, weshalb er sich seinen Ärmel vor die Nase hielt. Er ging zum ersten Fenster und versuchte den Griff zu drehen, doch er ließ sich nicht bewegen. Erst da sah er das kleine Schloss. Die Fenster waren abgeschlossen. Panisch überprüfte er jedes Fenster im Wohnzimmer, doch bei allen das selbe Ergebnis. Das hieß er musste in den dunkel Flur. Der Durchgang wirkte schon wie ein bedrohliches Maul, welches ihn verschlingen wollte in vollkommener Dunkelheit. Zögernd trat Tobi näher an den Türrahmen heran. Nur am Ende des Flurs war ein kleines Fenster. Davor erstreckte sich eine Treppe nach oben und nach unten. Er hörte plötzlich ein leises Summen und drehte sich sofort einmal im Kreis, um zu sehen, woher das Geräusch kam, doch er konnte nichts finden. Das Summen wurde lauter und es kristallisierte sich mehr und mehr eine Mädchenstimme heraus, welche sang. Fast wie in einem Horrorspiel. Fing ja gut an. Er war aber nur mit Linus, Basti und Max unterwegs und keiner der drei hatte so eine Stimme. Bestimmt bildete er sich das alles nur ein und es war der Wind. Alles nur Einbildung wegen der Situation, in der er sich befand. Etwas fiel krachend in sich zusammen, was Tobi stark zusammen zucken ließ. Sein Herz hatte einen kurzen Aussetzer gemacht. Ein Karton viel ihm vor die Füße. Mehrerer waren an der Wand gestanden und wahrscheinlich umgekippt. Ängstlich hob er diesen auf und drehte ihn um. Vor Schreck ließ er ihn direkt wieder fallen. Er hatte in irgendwas rein gelangt und der metallene Geruch ließ ihn auch erahnen was. Blut. Mit diesem stand auch etwas geschrieben. Vorsichtig hob Tobi den Karton noch mal hoch und drehte ihn richtig. Seine Finger zitterten schon. Dort stand noch frisch mit Blut geschrieben. I'm watching you. Tobi schrie auf. Grell und spitz, wie er es normal nicht von sich gewöhnt war. Der Karton fiel wieder zu seinen Füßen, doch er hob ihn nicht auf. Sein Herz schlug in doppelter Geschwindigkeit. Am liebsten wollte er schreiend wegrennen, doch er konnte nicht. Sich ans Herz fassend, um Ruhe zu bewahren, ging er langsam weiter durch den Raum in den Flur. Jetzt konnte er auch mehreren Türen  ausmachen. Er beschloss es gleich mit der ersten zu probieren. Abgeschlossen, welch Ironie. Er rüttelte an der nächsten, welche zwar aufging, sich aber als keine Abstellkammer mit vielen Spinnen und ohne Fenster erwies. Dicke schwarze Spinnen krabbelten zu duzenden heraus und verkrochen sich im Boden und Löchern in den Wänden. Tobi schüttelte sich kurz vor Ekel und schloss die Tür schnell wieder. Warum ausgerechnet Spinnen. Konnte es nicht was anderes sein. Ein quietsch hinter ihm brachte ihn dazu sich ruckartig umzudrehen. Eine Maus oder Ratte huschte durch den Flur und verschwand in einem Mauseloch. Ruhe bewahren, mahnte Tobi sich selbst und ging weiter. Der Gesang wurde immer lauter, je näher er der nächsten Tür kam. Tobi fing an zu zittern. Er hatte panische Angst. Einfach nur noch hier raus. Kurz huschte die Idee durch seine Gedanken einfach ein Fenster im Wohnzimmer einzuschlagen und raus zu klettern. Sachbeschädigung wollte er dann aber nicht begehen. Trotzdem behielt er das im Hinterkopf. Zur Not ging das klar. Als der Gesang immer lauter und lauter wurde, wollte Tobi umdrehen. Doch er hatte zu viel Angst sich einfach umzudrehen und zurück zu gehen. Also ging nur noch nach vorne. In jedem schlechten Horror Film oder Spiel lernte man sich niemals und er meinte wirklich niemals umzudrehen oder Geräuschen zu folgen. Gesang war nie was gutes und Keller grundsätzliches Herzinfarkt Potential. Wenn man Lebens raus kommen wollte, sollte man diese Grundregeln befolgen. Und das tat er jetzt auch, indem er nicht in diesen Raum hinein schaute, sondern weiter ging. Ihm blieb nur noch die Treppe. Vielleicht kam er oben irgendwie raus. Als er auf die erste Stufe trat, knarzte diese unter seinen Füßen. Er ging langsam die Treppe hoch, immer noch zitternd und mit schnell schlagendem Herz. Immer bevor er eine neue Stufe betrat testete er kurz den Halt. Grundsätzlich blieb er nah am Geländer, um sich notfalls abfangen zu können. Nach fünf Stufen hörte er Schritte hinter sich, die immer dann einen Schritt machten wenn er es auch tat. Tobi rutschte das Herz in die Hose und sein Herzschlag beschleunigte sich noch mal um das doppelte. Er hatte das Gefühl gleich an Herzversagen zu sterben. Ängstlich lief er schneller die Treppe hoch, rannte schon fast. Nicht mehr darauf achtend, ob die Treppe das aushielt. Bloß nicht umdrehen, hallte es in seinen Gedanken immer und immer wieder. Ganz nah an seinem Ohr konnte er plötzlich jemanden Atem hören. Schrill schrie Tobi auf, während eine Gänsehaut sich über seinen Körper zog. Ohne nachzudenken rannte er in den nächst besten Raum und schloss die Tür hinter sich. Sich dagegen stemmend ließ Tobi sich zu Boden sinken und atmete hastig. Sein Atem beruhigte sich langsam wieder und er konnte klare Gedanken fassen. Er sollte zum Fenster gehen, es öffnen und raus springen. Schnell und einfach und er wäre draußen. Vielleicht brach er sich dabei die Beine, aber das war ok, wenn er dafür aus diesem Haus raus kam. Diesen Horror hielt er nicht mehr aus. Leider konnte er selbst von seiner Position aus sehen, dass auch diese Fenster abgeschlossen waren. Scheiße. Tobi stand auf. Hier gab es nichts. Also müsste er das Fenster mit der Hand einschlagen. Hilflos trommelte er mit aller Kraft die er hatte gegen das Fenster, doch es tat sich nichts. Er war gefangen. Auch wenn er den Gedanken nicht zulassen wollte, so war ihm tief ins einen inneren bewusst, dass er hier nicht mehr rauskommen würde. Verzweifelt fing er an zu weinen. Er hatte Angst. Gerade würde er alles tun, um hier raus zu kommen und zwar sofort. Ruhe bewahren. Hier musste es Fenster geben, wo er raus kam. Von dem ganzen durfte er sich einfach nicht verrückt machen lassen. Tobi wischte sich über die Augen, um die Tränen weg zu machen und hielt sich dann die Ohren zu, ehe er rückwärts zurück zur Tür ging. Auch wenn er wusste, dass es nicht stimmte, hatte er doch Angst sich umzudrehen. Als er gegen die Tür stieß, drehte er sich schließlich um und öffnete diese. Im Flur war es ruhig. Keine Anzeichen auf irgendwelche Mörder oder Geister. Tief durchatmend trat er in den Flur. Am Ende war eine Tür und zu den Seiten rechts und links mehrere. Irgendwo gab es sicher ein Fenster, wo er raus kam. Es würde alles gut werden. Die nächste Tür ließ sich zum Glück öffnen. Sie führte in ein ehemaliges Kinderzimmer. Es schien noch unberührt. Eine Spieluhr fing an zu spielen. Doch dann wurde der Klang verzerrt und sie stoppte immer wieder, als wäre die Batterie alle. Ein grelles Lachen ertönte. Tobi jagte es einen Schauer über den Rücken. Eine Eisenbahn fing auf einer Schiene mitten im Zimmer an zu fahren. Das Licht der Scheinwerfer flackerte und Wind schien aus dem nichts zu kommen und zerrte an seinen Kleidern. Tobi stolperte ein paar Schritte zurück und viel hin. Am Boden kroch er weiter nach hinten. Ein Teddybär mit leuchtend roten Augen kam auf ihn zugelaufen. Schreiend stürzte Tobi nach vorne und schloss die Tür. Er bekam kaum mehr Luft und sein Kreislauf spielte wegen des vielen Adrenalins verrückt. Stolpernd ging er weiter, eine Hand auf sein Herz gepresst, als ob es gleich platzen würde. Tobi hörte ein knacken hinter sich und drehte sich ruckartig rum. Ganz großer Fehler. Mit aufgerissenen Augen stolperte er nach hinten und viel in einem Haufen Kisten. Ein spitzer Schrei verließ seine Kehle. Angst umschloss sein kleines Herz. Vor ihm schwebte ein Geist. Jetzt drehte er vollkommen durch. Geister gab es verdammt noch mal nicht. Entgegen zu setzten war dem das, was er im Moment sah. Eine menschliche Gestalt, um die Knöchel bis zu den Knien wurden seine Beine in durchsichtigen Rauch gehüllt. Sie waren eigentlich nicht existent. Der Rest war durchsichtig und von dünnen Rauch Fäden umgeben. Sein ganzer Körper war durchsichtig, verschwamm an den Rändern mit dem Rauch. Tobis Blick wanderte weiter nach oben. Das blassbraune längere Haar wippte leicht in unsichtbarem Wind. Er hatte faszinierende bernsteinfarbene Augen, welche einen starken Kontrast zu der blassen Gestalt gaben. Sie schienen schon fast zu leuchten. In der Mitte zog sich ein fast goldener Ring um die Iris. Kleine dunklere Sprenkel durchzogen das braun. Diese Augen waren das schönste, was er je gesehen hatte. Dann wanderte sein Blick ein wenig runter und er stockte. Seine Wangen waren komplett entstellt. Von den Mundwinkeln bis zu den Wangenknochen zog sich eine klaffende Wunde. Blut quoll noch daraus hervor. Ein grauenhaftes Lächeln, eingeritzt in die eigene Haut. Teilweise war das Blut an seinen Wangen getrocknet. Die Kleider  ebenfalls schon braun wegen des Blutes und auf Brusthöhe befand sich ein Loch in dem Hemd, welches der Geist trug. Am Hals waren ebenfalls mehrere blutige Stellen und an den Händen klebte noch Blut. Ein weiterer Schrei um Hilfe blieb ihm in der Kehle stecken. Tobi wollte noch weiter zurück weichen, doch da stieß er gegen die Wand. Der Geist schwebte auf ihn zu, eine Hand ausgestreckt. Ängstlich kniff der blauäugige die Augen zusammen und machte sich ganz klein Er konnte sich nicht mehr bewegen, er war gelähmt. Auch wenn er am liebsten schreiend wegrennen wollte. Sein Herz hämmerte unglaublich schnell gegen seinen Brustkorb und er zitterte am ganzen Körper. Tränen bahnten sich ihren Weg seine Wangen hinab, die er vor Verzweiflung und Angst nicht zurück halten konnte. Er wollte nach Hause zu seiner Familie. Jetzt sofort. Ein Lufthauch streifte seine Wange. Panisch hielt Tobi die Luft an. Ein Schluchzen stieg in seiner Kehle auf und verließ seine Lippen als brüchiger Laut. Er hatte Todesangst. Dieses Gebäude würde er niemals lebendig verlassen. Hier drin würde er sterben. Man würde vielleicht seinen verwesenden Körper irgendwann finden. Der Gedanke schnell zu sterben war irgendwie tröstlich. Er hatte sich damit abgefunden nie wieder in lebendigem Zustand dieses Haus zu verlassen. Seine Angst nahm es ihm nicht. „ Mach die Augen auf.", flüsterte eine ruhige Stimme mit lieblichem Klang. Ängstlich schüttelte er mit dem Kopf. Tränen bahnten sich ihren Weg zwischen seinen geschlossenen Augen hervor und die Wangen hinab. Wenn er nur weiter hoffte, dass das alles ein Traum war, wachte er vielleicht auf. Das hier war alles nicht real. Konnte es nicht mal sein. Geister gab es nicht. „ Komm schon. Du brauchst keine Angst haben. Ich tu dir nichts." Klein zusammengekauert wie er dort lag öffnete er einen Spalt breit die Augen. Der Geist schwebte immer noch vor ihm, hatte sich aber hingesetzt. Ok in die Luft, aber trotzdem. Seine Lippen zierte ein sanftes Lächeln, welches etwas falsch wirkte, neben den entstellten Wangen. Doch je länger er dieses eingeritzte Lächeln betrachtete, desto mehr passte es zu dem anderen. Es sah nicht schlimm aus, es war ungewohnt. Anders und definitiv nichts, was er sich machen lassen würde. Warum auch immer man sowas haben wollte oder bekam. Aber es passte irgendwie. Rückte sein Aussehen und seine Erscheinung ins richtige Licht. „ Wer hat dir das angetan?", flüsterte Tobi mit krächzender Stimme. Er wollte schon die Hand ausstrecken, um über die Wangen des Geistes zu streichen, zog sie dann aber rasch zurück. Was zur Hölle tat er hier bitte. Er redete mit einem Geist in einem Spukhaus. Wenn er jemals raus kam, was er immer noch stark bezweifelte, würde man ihn dafür in Psychische Behandlung schicken. Ganz sicher. Wahrscheinlich war er schon halb tot und halluzinierte vor sich hin. „ Beantwortest du mir zuerst eine Frage, bevor ich dir deine beantworte?" Zaghaft nickte Tobi. So ganz glaubte er immer noch nicht, was hier gerade passierte. Konnten durch Angst so lebendige Halluzinationen ausgelöst werden? Oder waren das alles nur Fantasien seines langsam strebenden Gehirns und er lag in Wahrheit hier halb tot irgendwo eingestürzt. Tobi brauchte etwas, was ihm zeigte, was real war und was nicht. Dringend. „ Findest du dieses Lächeln hässlich? Sei ehrlich.", fragte der Geist und sah ihn prüfend an. Was der Geist wahrscheinlich hören wollte war ein du bist hübsch, damit er ihn gehen ließ. Eine Bestätigung dafür, dass er normal und menschlich war. Seine Wunden seinen Körper nicht entstellten. Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Deshalb sprach er das aus, was er wirklich dachte. Auf die Gefahr hin zu sterben. „ Gewöhnungsbedürftig, aber nicht hässlich. Schönheit ist nicht nur das äußere. Mir kommt es auf die inneren Werte an.", nuschelte Tobi eingeschüchtert. Aber es war die Wahrheit und um diese wurde er auch gebeten. Würde er lügen, merkte der Geist das sicher und dann widerfuhr ihm wahrscheinlich das, was sich diesem Geist widerfahren war. Keine sonderlich angenehme Vorstellung. „ Du lügst nicht.", murmelte der Geist verwundert und schwebte zurück. „ Das ist ein Trick. Niemand findet sowas schön.", polterte der Geist, was Tobi stark zusammen zucken ließ. „ Doch ich.", kam es piepsig von Tobi. Der Geist schwebte wieder näher zu ihm und setzte sich dann vor ihn. Diesmal streckte Tobi die Hand wirklich aus und strich neugierig über die Wange des Geistes. Dort wo er die Haut berührte, begann sich die Wunde zu schließen. Diesmal war es der Geist, der nach hinten weg zuckte. „ Was hast du gemacht!?", rief der andere und starrte ihn entsetzt an. Ratlos zuckte Tobi mit den Schultern und wiederholte die Geste. Zu beiden Seiten schloss sich die Wunde und nur eine Narbe blieb zurück. Das Blut verschwand von seinen Wangen. „ Wie kann das sein? Du lügst nicht.", murmelte der andere verwundert und strich über die Narbe. „ Du hast mich nach der Wahrheit gefragt.", erwiderte Tobi schlicht. „ Du bist der erste, der hierbei nicht lügt. Jeder der bis jetzt hier her kam und mir sagte, er finde mich schön, hat gelogen um sich zu retten. Sie fanden mich alle hässlich. Mein Fluch hat sie getroffen und sie sind hier drin gestorben. Hab aber keine Angst. Deine Ehrlichkeit und dein Wille das gute in einem zu sehen hat dich gerettet. Ich werde dir den Weg hier raus zeigen. Nimm meine Hand.", bot der andere an und erhob sich. Tobi war völlig verwirrt, durcheinander und verdattert. Was passierte hier bitte? Hauptsächlich war er skeptisch dem Geist gegenüber. Auch wenn er nichts lieber wollte, als hier raus zu kommen, wollte er noch was über den Geist erfahren. Vielleicht fand er dann heraus, was Mythos war und was an der Sage wirklich dran war. „ Du bist meiner Frage ausgewichen.", erinnerte Tobi und versuchte ruhig zu bleiben. Sein Herz schlug immer noch schmerzhaft schnell in seiner Brust und so richtig Luft bekam er auch nicht. Alles war so surreal. Als ob alles nur ein Traum war, aus dem er gleich erwachen würde. „ Tut mir leid, ich erinnere mich nicht gerne daran. Vor Jahren habe ich hier gewohnt. Mit meinen Eltern und meinem älteren Bruder. Vielleicht kannst du dich an den kleinen braunhaarigen Jungen noch erinnern. Mein Bruder war schon immer neidisch auf mich und schließlich hat ihn diese Wut vereinnahmt und er brachte mich im Affekt um. Naja davor ritzte er mir dieses Lächeln ins Gesicht. Bei vollem Bewusstsein. Ein Chelsea Smile. Der Verrat hat mich umgebracht. Seitdem lastet dieser Fluch auf mir. Jeder der nicht die wahre Schönheit erkennt, stirbt. Langsam und qualvoll. Ich kann selbst nichts dafür. Ich kann einfach nicht anders, als ihnen das selbe anzutun, wie man es mir angetan wurde. Ich werde auf ewig hier herum spuken. Nur die wahre Liebe könnte mich von diesem Fluch lösen. Aber wer verliebt sich schon in einen Geist. Egal. Gib mir deine Hand, ich bring dich hier unbeschadet raus. Deine Freunde machen sich schon Sorgen. Du hast lang genug gelitten. Und entschuldige bitte, dass ich dich so erschreckt hab." Letzteres murmelte der Geist fast schon ein wenig schuldbewusst. Er reichte ihm seine durchsichtige Hand. Immer noch ein wenig geschockt griff er nach dem Geist. Der Windhauch umschloss seine Hand. Es fühlte sich beinahe so an, als fasse jemand nach seine Hand. Er ließ sich aufhelfen und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Ein kleines Licht flammte in der Dunkelheit auf. Sofort fühlte Tobi sich ein wenig wohler. Die Lichtquelle war ein kleines Feuer auf der Hand des Geistes. Immer noch ein wenig zittrig auf den Beinen ließ er sich durch das Haus bis zum Dachboden führen. Auf dem Weg war kein einziges Geräusch zu hören. Scheinbar hatte der Geist gewollt, dass er in Panik verfiel und hier rum gespuckt. Dort war ein kleines Fenster im Dach, wodurch er den dunkeln Himmel und die Sterne sehen konnte. Freiheit endlich. „ Hab den Mut, du wirst nicht fallen. Dort kannst du runter klettern." Dankend drückte er gegen das Fenster, welches sich tatsächlich öffnen ließ. Erleichtert atmete Tobi durch. Er war hier raus. Tobi wollte schon heraus klettern, drehte sich dann noch mal um und lächelte schüchtern zu dem Geist. Seine Präsenz machte ihm immer noch Angst, aber er mochte den Geist. Und hey wer konnte schon von sich behaupten einen Geist zu kennen. „ Magst du mich mal besuchen kommen? Also außerhalb dieses Hauses?", fragte Tobi schüchtern. „ Der Fluch lastet noch auf mir. Wenn du hier vorbei kommst, können wir uns gerne treffen.", bot der Geist an. Tobi erinnerte sich an das, was der Geist ihm vor ein paar Minuten gesagt hatte. Seine Augen schlossen sich und er legte ohne zu zögern seine Lippe auf die des Geistes. Es fühlte sich einfach richtig an. Es war egal, ob er ein Geist war und ein Chelsea Smile hatte. Ein dünner Hauch umspielte seine Lippen. Etwa so, als küsse er soliden Nebel. Ein wenig kühl und rauchig, fast antimateriell, aber keinesfalls schlecht. Als er sich löste und die Augen aufschlug lächelte der Geist. Die Narben auf den Wangen des Geistes verblassten langsam zu ganz dünnen Strichen. Man nahm sie kaum noch wahr. Fasziniert betrachtete Tobi das, was gerade passierte. Es war schon faszinierend mit anzusehen gewesen, wie sich die Wunden schlossen, aber jetzt war er nicht mehr so benebelt. „ Danke sehr. Du hast mich von dem Fluch befreit. Komm ich helfe dir runter." Tobi kletterte raus aus dem Fenster auf's Dach. Er fühlte sich unglaublich unsicher, da er sich nirgends sicher festhalten konnte. Die Dachziegeln allein waren ultra rutschig. Das Fenster zog er von außen zu. Er spürte fast schon, wie sich zwei Arme um seine Brust legten. „ Dreh dich um. Da vorne ist ein Ast, über den du dich runter hangeln kannst. Sind dann noch ein einhalb Meter freier Fall. Ich halt dich kleiner." Langsam drehte Tobi sich so, das er auf allen Vieren seitlich das Dach entlang krabbeln konnte. Dauerhaft spürte er zwei Arme um seinen Körper geschlungen. Als er den Ast erreicht hatte, drehte er sich wieder um. Erst den Arm auf die andere Seite, dann den Körper drehend und zum Schluss das Bein. Dabei lag er die ganze Zeit dicht ans Dach gepresst. Dreifach prüfte er den Halt ehe er sich langsam vor lehnte das Dach mit den Händen los ließ. Fest umklammerte er den Ast und ließ sich dagegen fallen. Vorsichtig robbte er dann langsam vorwärts. Es kostete ihn noch mal einiges an Mut die Beine nach zu ziehen und um den Ast zu klammern, doch auch das bekam er hin. Langsam robbte er weiter runter bis zum tiefsten Punkt. Dort setzte er sich auf und brachte beide Beine auf eine Seite. Er ließ sich runter hängen und wollte gerade los lassen, als ihm schwarz vor Augen wurde und er den Halt verlor.

Verbesserungsvorschläge bitte in die Kommentare. Ich hab keine Ahnung, wie gut ich so Horror Zeug schreiben kann. Wird auf jeden Fall n zweiten Teil geben. Seid gespannt.

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