Liam-Wege aus der Dunkelheit

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Ich muss eine Woche im Krankenhaus bleiben, da ich überwacht werden muss. Der Entzug ist hart, ich leide unsäglich, aber ich will es unbedingt schaffen. Unsere Pause wurde vorgezogen, da Louis, Niall und Harry sich geweigert haben, ohne mich aufzutreten. Da ich meinen Schmerz nicht mehr betäuben kann, muss ich lernen, damit umzugehen. Bis jetzt habe ich aber noch keinen wirklichen Weg gefunden, der mich ablenken und trösten kann. Nicht mal in der Musik finde ich Kraft, weil sie mich zu sehr an Zayn erinnert. Es klopft leise und Louis schlüpft ins Zimmer. Er kommt zu mir, umarmt mich und setzt sich aufs Bett.

"Hey, wie fühlst du dich?"

"Hi Lou. Ich fühle mich mies. Es gibt einfach nichts, das mich auf andere Gedanken bringen kann. Kommen Harry und Niall auch noch?"

Wie schon in den vergangenen Tagen schüttelt er den Kopf. Auch wenn sie versprochen haben, für mich da zu sein, fällt es den beiden schwer, mir zu verzeihen. Meine Lügen stehen zwischen uns und ich weiß nicht, was ich machen kann, um sie zu versöhnen.

"Gib ihnen Zeit, Payno." Mit dem Spitznamen entlockt er mir ein Lächeln. "Steh auf und lass uns in den Park gehen. Du brauchst Luft und Sonne."

Obwohl mir nicht danach ist, stehe ich auf und gehe mit Louis in den Park, der um das Krankenhaus herum angelegt wurde. Unter einer Weide setzen wir uns auf eine Bank. Die tief hängenden Zweige halten neugierige Blicke ab und geben mir ein Stück Sicherheit. Ich rupfe ein Blatt vom Ast, drehe es hin und her, dann werfe ich Lou einen Blick zu.

"Du siehst müde aus, Kleiner."

Er schnaubt, dann zuckt er die Schultern. "Es ist alles grade nicht so einfach. Du hier, Niall in Irland und Harry zieht sich zurück. Ich komme kaum mehr an ihn heran, er blockt alles ab. Reicht es denn nicht, dass ich mir um dich Sorgen mache?"

Ich lege den Arm um ihn und er rückt ganz nah an mich, kuschelt sich an meine Seite. "Niall ist in Irland? Warum hat er sich denn nicht mal verabschiedet?"

Mein bester Freund ist einfach abgehauen und überlässt es Louis, sich um mich und Harry zu kümmern. Dabei hat er sonst auch immer Verantwortung übernommen. Seit Zayn fort ist, hat sich vieles verändert und manches nicht zum Guten.

"Ich habe keine Ahnung. Er stand gestern Abend auf einmal vor der Tür, hat mir Bescheid gegeben und war weg, bevor ich ihn aufhalten konnte. Li, ich habe Angst."

Die habe ich auch. Ich habe vor sovielem Angst, dass ich kaum mehr in der Lage bin, zu atmen. Wie soll das bloß weitergehen und wo werden wir enden? Was soll ich Lou sagen? Ich weiß doch selber nicht mehr weiter.

"Ich auch", flüstere ich und umarme ihn fester.

Den halben Nachmittag sitzen wir dort, schweigen, weinen, schauen in den Himmel und finden am Ende doch keine Antworten. Als Louis geht ist es längst dunkel und die Besuchszeit seit zwei Stunden vorbei, aber er hat sich geweigert, mich allein zu lassen.

Wahrscheinlich geht er Harry aus dem Weg. Zwischen den beiden liegt so einiges im Argen und das bedrückt Louis sehr. Harry bedeutet ihm alles und er hat Angst, dass auch er ihm entgleitet, so wie ich. Auf den schmalen Schultern lastet soviel Verantwortung, ich merke, dass er kaum in der Lage ist, sie zu tragen. Ich bin außer Gefecht gesetzt und werde mich einer Therapie unterziehen müssen, um wieder halbwegs leben zu können. Vielleicht kann ich ja wenigstens Harry in die Spur bringen, Louis braucht ihn.

Ich rufe ihn an und tatsächlich nimmt er das Gespräch an.

"Hi Liam, wie geht es dir?"

"Noch nicht sehr gut", antworte ich ehrlich. "Aber ich werde eine Therapie machen, damit ich nicht mehr zum Alkohol greifen muss, um mich zu betäuben."

"Das klingt gut."

"Wie geht es dir, Haz? Du hörst dich müde an."

"Es macht mir zu schaffen, dass ich nicht gemerkt habe, wie schlecht es dir geht. Ich konnte nichts für dich tun." Er weint, das kann ich deutlich hören.

"Du kannst jetzt etwas für mich tun", sage ich sanft.

"Alles Liam. Was soll ich machen?"

Ich atme tief durch. Normalerweise mische ich mich ja nicht derart in das Leben der Jungs ein. "Geh zu Louis und rede mit ihm. Er hat den halben Nachmittag geweint, weil er sich Sorgen um dich macht."

Scharfes einatmen ist zu hören. "Ich kann nicht fassen, dass ich zur Zeit überhaupt nicht mitbekomme, was um mich herum vor sich geht. Denkst du, ich kann ihn jetzt noch stören?"

"Auf jeden Fall, er ist erst vor zehn Minuten gegangen. Louis sitzt nachher bestimmt Zuhause und macht sich noch mehr Gedanken, als ohnehin schon. Er braucht dich, Harry. Wir brauchen dich."

"Ich brauche euch auch. Versprich mir, dass du dir helfen lässt. Bitte, Liam", er schluchzt leise und ich würde ihn gerne in den Arm nehmen.

"Versprochen. Ich werde nach dem Krankenhaus gleich in eine Entzugsklinik gehen, um dort eine Therapie zu machen. Hör auf zu weinen, Harry."

"Darf...darf ich dich morgen mit Lou besuchen kommen?"

"Ich würde mich sehr darüber freuen", sage ich mit einem Lächeln.

"Danke. Dann sehen wir uns morgen. Ich...ich mache mich auf den Weg zu Louis."

"Sprecht euch aus. Ihr seid doch beste Freunde."

Glücklich darüber, dass ich Harry einen kleinen Schubs geben konnte, schlafe ich lächelnd ein. In dieser Nacht wache ich nicht auf und habe auch keinen Alptraum. Gegen Mittag klopft es an der Tür und ein Lockenkopf erscheint, als sie aufgeht.

" Harry, wie schön dich zu sehen."

Er eilt auf mich zu und umarmt mich stürmisch. "Hallo Liam, wie geht es dir?"

"Etwas besser. Keine Alpträume heute Nacht."

Auch Louis kommt herein und er sieht nicht mehr ganz so fertig aus, wie die letzten Tage. Er umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Danke", sagt er leise.

Nach dem Essen gehen wir in den Park und genießen den Nachmittag. Zufrieden sehe ich, dass Harry Louis' Hand in seiner hält. Vielleicht schaffen es die beiden ja doch noch, ein Paar zu werden. Ich habe ihnen einen Schubs gegeben, alles weitere müssen sie selber schaffen. Heute bleiben die beiden nicht so lange und ich kann verstehen, dass sie Ruhe brauchen. Wir hatten alle ziemlich viel Aufregung in den letzten Wochen. Zayns Verschwinden hat eine Lücke gerissen, die niemand füllen kann. Mein Handy piept leise und signalisiert den Eingang einer Nachricht.

'Li, ich hoffe du bist in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich abgehauen bin, aber ich brauche eine Auszeit. Ich bin in ein paar Tagen zurück.'

'Es geht mir soweit gut. Lou und Harry sind für mich da.' Meine Antwort hört sich verbittert an.

'Verzeih mir, dass ich dich allein gelassen habe.'

'Schon in Ordnung. Wir sind alle angespannt und brauchen Ruhe.'

'Bis bald, Liam.'

'Bis bald, Niall.'

Ich mache Musik an, nehme den Notizblock vom Tisch und beginne, meine Gedanken aufzuschreiben. Das wurde mir von den Ärzten empfohlen und es tut mir gut. Für Songtexte reicht es aber nicht, dagegen wehrt sich mein Kopf vehement. Dafür schreibe ich mir alles andere von der Seele, auch über Zayn schreibe ich. Die Erinnerungen an meinen Freund habe ich tief in meinem Herzen verschlossen. Ich liebe ihn noch immer über alles und hoffe, dass er zurückkommt.

Vier Tage später werde ich von Lou und Harry abgeholt und in die Entzugsklinik gebracht. Nach Hause darf ich nicht mehr, bevor die Therapie beginnt. Die Gefahr eines Rückfalls ist viel zu hoch. Die beiden dürfen nicht mit rein kommen, wir müssen uns an der Tür verabschieden. Die folgenden zwei Wochen bin ich auf mich allein gestellt, erst danach darf ich wieder Besuch empfangen.

"Machs gut, Payno."

"Bis bald, Liam."

"Passt auf euch auf und sagt Niall schöne Grüße. Wir sehen uns bald."

Ich betrete das Gebäude, melde mich am Empfang und bekomme ein Zimmer zugeteilt. Bevor ich mein Gepäck mitnehmen darf, wird es gründlich untersucht, ob ich auch keinen Alkohol bei mir habe. An diesen Tag habe ich die erste Einzelsitzung und werde von einem Pfleger zur Therapie gebracht.

"Mr. Payne, kommen Sie herein. Setzen Sie sich doch. Mein Name ist Dr. Green und ich werde Sie während Ihres Aufenthalts betreuen."

"Guten Tag, Dr. Green."

Ich setze mich und er erklärt mir, um was es in den nächsten Wochen gehen wird. Es werden jeden Tag Gespräche geführt werden, sowohl allein, als auch in der Gruppe. Davor habe ich Angst. Mich vor einem Therapeuten zu öffnen ist in Ordnung, vor anderen Betroffenen wird es mir nicht so leicht fallen. Doch es gibt keine andere Lösung, da muss ich jetzt durch. Ich will mein Leben wieder haben und das schaffe ich nur so. Es hängt mehr an dieser Therapie, als meine Gesundheit, es geht auch um die Jungs und die Band. Schon deshalb muss ich jetzt stark sein und zugeben, dass ich süchtig bin. Nur dann kann mir geholfen werden.

Die erste Gruppensitzung ist unglaublich hart für mich. Ich bringe kaum ein Wort heraus und fühle mich, als würden mich alle anstarren. Aber schließlich überwinde ich mich und erzähle, wie ich in die Sucht gerutscht bin. Am Ende der Stunde bekomme ich anerkennende Blicke und Erleichterung durchströmt mich. Ich bin stark, ich kann das schaffen, auch wenn es nicht leicht wird.

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