Zayn-Schmerz und Angst

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Während ich Zuhause meine Sachen packe, einen Flug buche und zum Flughafen fahre, hat Paul Liam bestimmt schon meinen Brief gegeben. Naja, wenn man die paar Zeilen einen Brief nennen kann. Dabei hätte ich ihm so gerne alles erklärt, aber ich hoffe, dass ich bald wieder bei Liam bin und ihm alles in Ruhe sagen kann. Jetzt muss ich erstmal meiner Familie von meiner Krankheit erzählen und sie bitten, Stillschweigen zu bewahren. Niemand darf etwas davon wissen, sie dürfen auch den Jungs nicht sagen, wo ich bin. Das wird vor allem meiner Mutter nicht leicht fallen, sie liebt Liam wie einen zweiten Sohn. Sie wird auf keinen Fall verstehen, warum ich ihn von mir fernhalten will. Er würde nicht von meiner Seite weichen und das will ich nicht. Liam soll sich auf die Karriere konzentrieren, nicht auf seinen kranken Freund. Was passiert, wenn die Behandlung keinen Erfolg bringt, weiß ich noch nicht. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. Zuerst muss ich meinen Eltern schonend beibringen, was mit mir los ist.

Ich habe Glück und kann auf dem Flughafen den Fans aus dem Weg gehen. Im Flieger ziehe ich mir die Kapuze meines Hoodies ins Gesicht, stecke mir die Kopfhörer ins Ohr und lausche der Musik. Da der Flug nur etwa eine Stunde dauert, habe ich bald wieder festen Boden unter den Füßen. Mit einem Taxi fahre ich nach Hause. Auch wenn ich eine eigene Wohnung habe, fühlt es sich bei meinen Eltern trotzdem mehr wie Zuhause an. Meine Hand zittert, als ich die Klingel drücke. Schritte ertönen, die Tür öffnet sich und meine Mutter steht vor mir. Sofort schießen mir die Tränen in die Augen.

"Zayn. Was machst du hier? Komm rein, mein Sohn."

Sie nimmt mich am Arm, zieht mich ins Haus und macht die Tür hinter mir zu. Dann umarmt sie mich fest uns ich lasse endlich meinen Tränen freien Lauf. Schluchzend klammere ich mich an sie. Mein ganzer Körper bebt, ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Wie im Nebel bekomme ich mit, dass ich hochgehoben und dann auf einer weichen Unterlage abgelegt werde. Jemand kühlt meine Stirn mit einem nassen Lappen und langsam klärt sich meine Sicht. Ich atme tief durch und setze mich vorsichtig auf.

"Langsam Zayn, du bist zusammengeklappt. Bleib sitzen ich bringe dir ein Glas Wasser."

"Danke Mama", krächze ich.

Mein Vater sitzt neben mir und mustert mich besorgt. Ich lehne mich an ihn, brauche Halt und die Kraft, die er ausstrahlt. Mama gibt mir ein Glas und ich trinke gierig das kalte Wasser. Sie lässt sich neben mir nieder und nimmt meine Hand in ihre.

"Du machst mir Angst, Zayn. Bitte erzähl uns, was los ist."

Ich räuspere mich und sage leise: "Ich bin krank, Mama. Wenn ich nicht so schnell wie möglich behandelt werde, sterbe ich."

Sie schnappt erschrocken nach Luft, mein Vater zuckt zusammen und legt den Arm um mich.

"Was hast du?"

"Ich habe einen Hirntumor", flüstere ich.

"Oh Zayn."

"Ich werde mich behandeln lassen, Mama. Sicher wird alles wieder gut. Ich habe nur eine Bitte. Ihr dürft den Jungs nicht sagen, wo ich bin. Sie wissen nichts davon, ich bin einfach abgehauen. Ich will kein Mitleid, vor allem nicht von Liam. Sobald die Behandlung vorbei ist, gehe ich sofort zu den Jungs zurück."

"Liam ist dein Freund. Wie kannst du ihm das antun?"

"Mama, bitte akzeptiere meine Entscheidung. Ich könnte es nicht ertragen, ihn traurig oder enttäuscht zu sehen. Erst wenn ich wieder gesund bin, wird er überhaupt davon erfahren. Mir ist klar, dass die Jungs mich hassen werden, aber ich habe keine andere Lösung. "

Zweifelnd sieht sie erst mich, dann meinen Vater an und seufzt leise. "Na gut, ich werde niemandem etwas verraten. Du hast mein Wort. Außerdem bist du mein Sohn und ich unterstütze dich in allem was du tust, auch wenn ich nicht deiner Meinung bin."

"Danke Mama", sage ich und werfe mich in ihre Arme.

In der Nacht schlafe ich keine zwei Stunden. Meine Gedanken sind bei Liam, dem blöden Tumor in meinem Kopf und bei meiner Mutter. Ihr passt es nicht, dass ich Liam meine Krankheit verschweigen will und im Grunde genommen stimme ich ihr zu. Zu lügen widerstrebt mir zutiefst. Unruhig wälze ich mich hin und her, schiebe die Decke weg, ziehe sie wieder über mich, greife nach meinem Handy, nur um es dann doch wegzulegen. Es ist ausgeschaltet, seit ich mich von Paul verabschiedet habe. Die ganzen Nachrichten der Jungs zu sehen, würde viel zu sehr wehtun. Ihre Enttäuschung wäre zu viel für mich.

Mein Herz und mein Kopf schmerzen und ich merke, dass es mir immer schlechter geht. Dann breitet sich auch noch die schon bekannte Übelkeit in mir aus und ich atme hektisch. Bisher war stets Liam an meiner Seite, wenn es mir schlecht ging. Im Moment bin ich auf mich allein gestellt. Langsam stehe ich auf, tappse ins Bad und trinke einen Schluck Wasser. Doch daraufhin rebelliert mein Magen nur umso mehr. Ich lasse mich vor die Toilette sinken und breche das Wasser inklusive des spärlichen Abendessens wieder aus. Schwer atmend knie ich auf dem Boden, Tränen laufen über meine Wangen, leise Schluchzer entkommen mir. Wie soll das bloß weitergehen? Der Arzt hat mir gesagt, dass die Chemo starke Übelkeit verursachen kann und mir graut jetzt schon davor. Zwar gibt es Medikamente dagegen, aber bei meinem Glück helfen die nicht viel. Jemand legt mir die Hand auf den Rücken und reicht mir einen nassen Waschlappen.

"Geht's wieder?"

Mama. Wer auch sonst? "Geht schon."

Vorsichtig stehe ich auf, putze meine Zähne und lasse mich von ihr wieder ins Bett bringen. Liebevoll deckt sie mich zu, küsst mich auf die Stirn und geht dann wieder ins Bett. Es tut mir leid, dass ich sie aufgeweckt habe, aber es tat gut sie bei mir zu haben. Meine Familie war schon immer mein größter Halt und jetzt brauche sie dringender als jemals zuvor. Jetzt wo mein Magen leer ist und sich beruhigt hat, schlafe ich ein und träume von Liam.

Am nächsten Tag bin ich schon früh auf dem Weg ins Krankenhaus. Dort soll in ein paar Tagen die Behandlung beginnen und ich möchte heute alles klären. Meine Eltern begleiten mich, meine Schwestern sind noch in der Schule. Sie wissen noch nicht, warum ich nach Hause gekommen bin. Wir wollen ihn das lieber schonend beibringen. Vielleicht schlägt die Chemo an, dann wird das gar nicht nötig sein. Ich bin nicht sehr gläubig, aber jetzt bete ich inständig darum, bald wieder gesund zu sein. Mein größter Wunsch ist es, zu Liam und den Jungs zurückkehren zu können. An der Anmeldung bekomme ich ein Formular, dass ich ausfüllen muss, dann erwartet mich der behandelnde Arzt in seinem Sprechzimmer.

"Mr. Malik, setzen Sie sich. Nun, mein Kollege der Sie untersucht hat, hat Ihnen ja schon einiges erklärt, deshalb können wir das überspringen. Ich möchte, dass Sie sich in drei Tagen um 8 Uhr morgens hier einfinden. Dann beginnen wir mit der Chemotherapie. Dafür würde ich Sie gerne stationär aufnehmen, damit wir Sie jederzeit überwachen können. Mit einem Hirntumor ist nicht zu spaßen."

Der Gedanke, im Krankenhaus bleiben zu müssen, behagt mir zwar ganz und gar nicht, aber ich füge mich dem Wunsch des Arztes. Hier wird sicherlich gut für mich gesorgt.

"In Ordnung, ich werde pünktlich da sein." Ich atme tief durch, dann schaue ich auf. "Ich habe schreckliche Angst. Angst vor der Krankheit, vor der Chemo und am meisten habe ich Angst davor, zu sterben."

Er steht auf, kommt um seinen Schreibtisch herum und geht vor mir in die Hocke. "Das kann ich sehr gut verstehen, Mr. Malik. Allerdings werden wir alles tun, um Ihnen zu helfen. Reden Sie mit Ihrer Familie und Ihren Freunden, die können Ihnen beistehen. Glauben Sie daran, dass alles gut wird."

Wenn ich das nur könnte. Mein Glaube an eine Heilung ist relativ gering. Wieder wünsche ich mir, ich hätte Liam alles erzählt. Dann wäre er jetzt hier und ich könnte in seinen Armen für eine Weile alles vergessen. In seiner Nähe fühle ich mich, als wäre ich in einer anderen Welt. Leider ist er nicht hier, deshalb muss ich das nun alleine schaffen. Nun ja, meine Eltern und Geschwister sind für mich da, dass muss reichen. Mama wird alles dafür tun, um mir irgendwie zu helfen.

"Danke, Doctor Smith. Ich werde am Freitag pünktlich hier sein."

Er reicht mir die Hand, drückt meine fest und begleitet mich zur Tür. Vor dem Krankenhaus atme ich erstmal tief durch, bevor ich mich mit meinen Eltern auf den Weg nach Hause mache.

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