Kapitel 14. Unsportlichkeit für Anfänger

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Dunkelheit. Nichts als pure Finsternis umgibt mich. Kalte Luft streicht um meine Wunden und lässt mich kurz aufkeuchen.
Ach ja, der Schaschlikspieß steckt ja noch immer tief und fest in meinem Zeigefinger. Ein Wunder, dass ich noch nicht vor Schmerzen zusammengebrochen bin. Tja, ich bin halt ein Meister der Selbstbeherrschung, das muss man mir lassen.

,,Da ist sie!"
Erschrocken drehe ich mich um, nur um wieder in die undurchdringliche Finsternis zu starren. Die unerträgliche Stille macht leisen, tappenden Schritten und dem Klackern von Absätzen Platz.
,,Sam? Duden?", frage ich perplex, drehe mich um und-

,,Ahh!"
Mein lauter, schmerzerfüllter Schrei hallt durch die Gänge. Vor meinen Augapfel explodiert eine Supernova in all ihrer Intensität und Wucht. Alles ist vollkommen weiß.

Mit einem beinahe schon genervten Ton bemerkt eine Stimme:

,,Nun, meine Fachkenntnisse über das, was so manche Leute Technik nennen, mag zwar nicht sonderlich ausgeprägt sein, doch würde ich behaupten, es sei nicht unbedingt von Vorteil, einer Person mit einer hochleistungsfähigen Taschenlampe in die Augen zu leuchten."

Diese Stimme gehört definitiv Duden.

,,Es sollte Spaß sein", murrt aus der Schwärze Sam gereizt.

Mit hastigen Reiben an meinen Augen versuche ich, das Nachbild zu vertreiben. Vergeblich. Die Lichter tanzen
ungestört weiter.

,,Wo sind wir hier überhaupt?", unterbreche ich sie schließlich.

,,Die bessere Frage wäre doch, warum sich unter deiner Behausung ein riesiges Tunnelsystem befindet, in welchem wir jetzt stehen, nicht wahr?"

Ich verdrehe die Augen. Eugen kann einen auf die Nerven gehen wie ein hysterischer Religionslehrer, wenn man seine Hausaufgaben vergessen hat. Wie zur Hölle hat er den Alltag überlebt, ohne das ihm irgendwer aufgrund seiner Klugscheißerei zumindest einmal auf die Nase geschlagen hat? Ich nehme mir vor, ihn das zukünftig zu fragen.

,,Ja, aber das meine ich nicht. Wie sind wir hier hergekommen?"

,,Du bist offensichtlich durch das Loch in der Decke hier gelandet. Ein Wunder im Übrigen, dass du dich aus dieser Höhe nicht einmal im Ansatz verletzt hast, aber ich schätze, das hängt mit deinem Protagonistendasein zusammen."

,, Das ist doch vollkommen egal. Wie seid ihr denn hier hergekommen?"

Durch das inzwischen schwache Licht der Taschenlampe sehe ich, wie der Doktor kurz zusammenzuckt. Ihm scheint die Situation plötzlich sichtlich unangenehm zu sein.

,,Das würde mich jetzt auch interessieren." Die Silhouette des Vampirs ist am Rande der Dunkelheit zu erkennen. ,, Es ist doch interessant, welche Tricks der Verräter verwendet."

Duden nickt Niall zu. ,,Ein beinahe schon peinlicher Versuch, mich zur Weißglut zu treiben und doch verwirrt er mich. Hattest du nicht erst vor kurzem eine gewisse Furcht vor meiner Wenigkeit?"

,,Pah. Du würdest mich ohnehin nicht töten, feiger Hund. Hast du ja auch noch nie. Man sagt, du machst dir sogar die Mühe, eine Spinne zur Tür zu eskortieren anstatt sie einfach zu zertreten", knurrt er abfällig.

,,Das nennt man in gewissen Kreisen auch Gnade. Die Spinne und ich haben Freundschaft geschlossen. Sie heißt im Übrigen Sue Perman. Ich bin der Meinung, dass du keinerlei Recht hast, so über sie zu urteilen."

,,Ernsthaft?", unterbricht Sam die Konversation. ,, Sue Perman? Das klingt so, als hättest du das nächstbeste Objekt oder Lebewesen so benannt, um irgendwann diesen furchtbar flachen Witz bringen zu können."

,,Wahrscheinlich nicht einmal das. Ich glaube eher, dass Duden einfach ,,Dumme Namen" gegoogelt hat und bereits bei der ersten Seite fündig geworden ist", sage ich, weil ich schon seit über dreißig Sekunden keine Sprechrolle habe und auch etwas Aufmerksamkeit für meine mentale Gesundheit benötige.

,,Es war also nicht witzig. Dachte ich es mir doch", stellt Duden fest. ,,Und was deine Frage betrifft, der Grund, warum du auf anderen Wegen als wir hergekommen bist, ist der, dass es eine Art... Problem gegeben hat."

,,Sag doch einfach, dass du gefailt hast, du Looser. Dein Nebel hat versagt. Sie ist die einzige Person, bei der du Lappen keine Magie anwenden kannst. "

,,Welch' harsche Worte, Vampir. Aber ja, er hat tatsächlich Recht. Die Teleportationsmagie hat offenbar auf dich keine Wirkung."

,,Na toll. Soll ich mich jetzt besonders fühlen?", frage ich genervt. ,,Kommt jetzt die unglaubliche Enthüllung über mein Wesen? Bin ich eine Prinzessin, ein Werwolf, eine Elfe und oder so? Oder vielleicht ein Känguru?"

,,Hm... Ich bin mehr für einen Kobold."

,,Dem kann ich ausnahmsweise zustimmen."

,,Hey!"

,,Äh... Leute?" Sams Stimme klingt nervös, zittert leicht. ,,Hat irgendjemand daran gedacht, das Loch auch wieder zuzumachen?"

Wie auf's Wort hört man Flüche und Beschimpfungen durch den Gang hallen, die stampfenden Fußschritte wie von McDonald's-Dinos lassen feinen Sand von der Decke rieseln, welcher zwischen den kalten, grauen Steinplatten in den Rinnen verschwindet. Und schon wieder schwebt der altbekannte Nebel wie Gischt um uns herum.

,,Laufen?", schlägt der Vampir vor.

Wir nicken und sprinten los. Der Wind saust an uns vorbei, während wir uns in einer atemberaubenden Geschwindigkeit fortbewegen, elegant wie schlanke, geölte Einhörner. Innerhalb kürzester Zeit sind wir dem Labyrinth entkommen und haben das gigantische Heer hinter uns gelassen.

Ja klar. Schön wär's. In Wirklichkeit haben Niall und Duden diskutiert, wer von den Beiden wohl jetzt der größere Klugscheißer sei, während das bedrohliche Stampfen immer näher gekommen ist. Nachdem anschließend die Soldatenmenge sogar schon zu sehen gewesen ist, haben sich die Beiden dann aber doch entschieden, dass man diese Konversation genauso gut verschieben könnte und sind auch endlich losgelaufen. Und zugegeben, die ersten 30 oder 40 Meter sind wir gut vorangekommen. Dann ist Sam am Ende ihrer Kräfte gewesen.

,,Verzeih mir, wenn ich das so dermaßen direkt anmerke, Sam, aber deine Kondition ist äußerst... beschissen", bemängelt Duden.

Die angesprochene Person hätte ihn wahrscheinlich schon längst Krankenhausreif geschlagen, wenn sie nicht wie eine röchelnde, sterbende Bergziege auf dem Boden liegen würde.

,,Wenn die das nicht schafft, darf ich sie dann beißen?", fragt der Vampir unschuldig.

,,Nein."

,,Einen Versuch war's wert."

Rufe und Geräusche wie die von mehreren röchelnden, sterbenden Bergziegen lassen uns innehalten. Verwirrt schaue ich zu Sam, die ahnungslos mit den Schultern zuckt, bereits wieder halbwegs regeneriert. Vorsichtig nehme ich die Taschenlampe und leuchte in die tiefe Finsternis. Tatsächlich, die Soldaten, allesamt auf dem Boden liegend und bleich im Gesicht. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich behauptet, sie seien soeben gestorben.

Der Doktor geht um den kleinen Haufen von Soldaten herum und rückt argwöhnisch seine Brille zurecht. ,, Ich hätte in diesen zwei Minuten niemals gedacht, dass ich so etwas jemals feststellen würde, aber diese Meute hat soeben Sams Unsportlichkeit überboten und den Begriff ,,keine Ausdauer" auf ein vollkommen neues Level gebracht. Die gesamte Strecke war insgesamt nicht länger als 50 Meter. Respekt. "

Sam murmelt etwas, was verdächtig nach ,,Uhrensohn" und ,,Halt' deine Fresse" klingt, aber so genau kann ich das nicht beurteilen.

,, Nun, ich bitte dich inständig, das Schmollen zu unterlassen und mir eventuell einen Gefallen zu tun. Könntest du bitte den Vampir losbinden? Ich bräuchte das Seil, um diese Idioten..." Eugen deutet auf die verschwitzten, regungslosen Soldaten. ,,... zu fesseln."

Hm. Ich glaube, ich habe ein Déjà vu.

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