Kapitel 17. Von Kampfbesen und Kopfgeldern

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,,Ich hasse Zeitsprünge. Sie sind einfach das Letzte", sage ich, während ich meinen Tee umrühre.

Ich sitze in einer Badewanne in einem spärlich beleuchteten Raum mit zerfetztem Möbular. Überrascht hatte ich feststellen müssen, dass No-Starbucks nicht nur ein Supermarkt und Restaurant, sondern sogar auch ein Motel beherbergt.

Der Tee schmeckt viel zu sehr nach Kaffee.

"Warum?", fragt Sam gleichgültig, während sie gemütlich mit Schere, Kleber und Stift bewaffnet weiter an ihrer Collage arbeitet. Dutzende Leichenteile von zerrissenen Magazinen liegen ohne Acht und Ordnung auf dem alten, mit Rissen versehenen Boden verstreut.

Die Luft füllt sich mit dem scharfen, eindringlichen Geruch von Edding, als Sam eine alte Federmappe aus einen der vielen, kaputten Schränken nimmt, um einem zierlichen Model mit perfekten Haaren und einem unsympathisch sympathischen Lächeln auf einem der Poster ein sogenanntes "Make-Over" zu verpassen.

"Ich meine nur, durch Zeitsprüngen werden immer so viele Informationen verschleiert, fast zunichte gemacht, nur weil der Autor zu faul ist, den Rest zu schreiben. Wenn es hinzufügend noch schlecht gemacht ist, hat der Leser hinterher keine Ahnung, was überhaupt passiert."

Sam gibt der Dame auf dem Poster einen kunstvollen Schnurrbart, bevor sie sich zu mir wendet.

"Aber wen man die nicht hätte, wäre dass doch auch öde."

Sam setzt zu einer Erklärung an.

"Zum Beispiel sind wir gerade nur von diesem seltsamen Geheimtunnel zu No-Starbucks gelatscht, haben den Doktor mit dem Lauch gefunden und haben uns entschieden, hier zu übernachten. Kaum Gespräche, nichts besonderes passiert. Wenn jemand das aufgeschrieben hätte, hätte ich nach 2 Sätzen nicht mehr weitergelesen."

"Du ließt auch sonst nie."

"Das ist nicht wahr und darum geht es auch nicht!"

"Na ja, diesen Zeitsprung, wie du ihn genannt hast, kann auch niemand verkacken."

...

Vorsichtig malt Sam die Zähne der Frau schwarz an, und fügt mit einer überraschenden Präzision eine Augenklappe hinzu.

Sam überlegt sich, ein neues Opfer für ihre Collage der Schande zu suchen, dann hält sie jedoch inne.

"Weißt du, was ich nicht mag?"

"Was?", frage ich, während ich an meiner Tasse schlürfe.

Bah.

"Ich kann es leiden, wenn du eine Geschichte ließt, die gar nicht mal so scheiße ist, und dann schreibt der Autor einfach nicht weiter. Einfach so, ohne Vorwarnung. Für Jahre. Einfach krank."

Ich nicke zustimmend. Warum würde jemand so etwas tun?

"Apropos Zeitsprünge und so, langsam sind Eugen und der Vampir echt spät."

Ach ja, ich erinnere mich wieder. Eigentlich ist ein Treffen in diesem Zimmer geplant gewesen, um die Ereignisse des heutigen Tages aufzuklären. Widerwillig hatte der Doktor zugestimmt, sich mit Niall ein Zimmer zu teilen, während ich und Sam in dem etwas größeren Raum nebenan übernachten. Eigentlich hätten die Beiden schon seit über einer halben Stunde hier sein sollen.

"Sollen wir nach denen schauen?", frage ich leicht genervt.

In diesem Moment hallt ein dumpfes, festes Geräusch von der Nachbarswand, gefolgt von Geschrei und scharfen Klirren von Glas.

Sam und ich starren uns für einen kurzen Augenblick an, bevor wir hastig aufspringen und zur Tür springen.

"Komm her, du flachhütiger Wichser!"

Die Beleidigungen, welche gedämpft vom Flur zu hören sind, werden immer lauter und vulgärer.

Den anderen Gästen, sehr zur meiner Überraschung, scheint es nicht im Geringsten zu stören.

Mit einer schnellen Bewegung öffne ich die Tür des Zimmers, und wir beide huschen unauffällig hindurch.

Behutsam achte ich darauf, die alte, verranzte Tür richtig zu schließen, bevor ich meinen Blick nach vorne wende.

Ach. Du. Schande.

"Feigling! Ich reiße dir gleich deine blöde Brille von deiner Hackfresse!"

"Ich bin zutiefst verletzt, Parasit, doch ich befürchte, deine Pläne müssen warten. Wir haben Besuch."

Vor mir erstreckt sich das Bild einer Schlacht.

Alle Möbel liegen umgekippt auf den Boden, einige davon beschädigt, Flecken, welche stark nach geworfenen Essen aussehen, bedecken die halbe Wand.

Ein wahres Chaos.

Der Doktor sitzt gelassen auf einem Kleiderschrank, zerknittert beim leichten Beugen aufgrund der Decke dabei seinen langen, hellen Mantel.

Seine Brille ist leicht verrutscht, dennoch gelingt es mir nicht, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen.

Bewaffnet hatte sich Eugen mit einem verstaubten Besen, mit welchem er wiederholt auf den Vampiren einschlägt. Niall sieht zwar wie gewöhnlich sehr wütend aus, jedoch hinterlassen die Schläge bei ihm keinen bleibenden Schaden.

"Das ist deine Schuld!" kreischt er wütend, während er knurrend versucht, Eugen zu erreichen.

"Deine, Deine, Deine!"

"Das mag ich stark zu bezweifeln."

Genervt verschränkt Sam die Arme.
"Was ist überhaupt passiert?"

Das plötzliche laute Auflachen lässt mich Zusammenzucken.
Niall schenkt uns ein grimmiges Grinsen.

"Ach, vielleicht möchte uns Pissblut hier erzählen, was hier eigentlich abgeht. Und warum du mir das antun musstest!"

Der Vampir wird wieder lauter und fängt an, wild zu gestikulieren.

"Hasst du mich so sehr?! Ich räche mich, das kann ich dir versprechen! Komm runter!"

"Du könntest mal runterkommen", erwidert Sam unbeeindruckt. "Warum der Name Pissblut? Ist das das Selbe wie "Stinker", einfach nur auf vampirisch?"

Nialls Augen funkeln uns wütend an.
"Dieser Arsch hier ist kein Mensch. Ich habe keine Ahnung was, aber sein Blut schmeckt wie der letzte Dreck, wie 6 Jahre offen gelassene Milch, wie-"

"-Wie die Protagonisten, die nie auf's Klo gehen?"

"Genau!"

"Hey!"

Duden enthält sich schweigend.

Ich runzele die Stirn, und versuche, das Thema zu wechseln. Das Einige meiner Artgenossen noch nie ein Klo gesehen haben ist eine Sache, aber man braucht es mir nicht extra nochmal unter die Nase zu reiben. Sich

"Woher weißt du überhaupt, wie das Blut des Doktors schmeckt?"

Niall deutet trocken auf alte, bereits vetrockneten Mullbinden in der Mülltonne.

Ih gitt.

"Ich hatte halt Hunger."

"Ich empfinde dies als einen ernsten Einbruch in meine Privatsphäre, mein lieber Parasit, ich würde dich bitten, dies nicht noch einmal zu wiederholen."

"Du hattest es schon weggeworfen."

"Das ändert nichts an meinem Punkt."

Niall kneift argwöhnisch die Augen zusammen. "Ich habe nicht einmal gesehen, wie du den Verband abgenommen hast, und du warst die ganze Zeit in diesem Zimmer."

"Unaufmerksamkeit deinerseits, würde ich vermuten."

Ich melde mich zu Wort. "Ich wusste nicht mal, dass er ein Verband hatte, ich habe nur etwas Blut gesehen."

"Stimmt", pflichtet Sam mir bei.

"Genug!", schreit der Vampir.

"Darüber wollte ich auch gar nicht sprechen! Erkläre mir lieber das!"

Er dreht sich zu mir und Sam. Erst jetzt bemerke ich, dass er mehrere Blätter Papier in der geballten Faust hält.

Für einen kurzen Moment denke ich, er würde sich auf uns stürzen, stattdessen drückt er uns ein paar Zettel in die Hand.

Behutsam entknülle ich den Haufen, und werde direkt von meinem eigenen Gesicht begrüßt.

Huch.

Ich falte das Blatt Papier auf und betrachte den Text.

Gesucht
Name: Unbekannt
Alter: Unbekannt
Status: Protagonist
Geschlecht: Unbekannt

Beleidigt schiebe ich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Kopfgeld: 3 000 000$

Tot oder Lebendig

Ich habe das Gefühl, mich verlesen zu haben. Warum werde ich gesucht? Wer hat das Kopfgeld auf mich ausgesetzt?

Sam hingegen zieht hörbar scharf die Luft ein.
"3 MILLIONEN?!"

Überrascht drehe ich mich zu ihr um.

Überfordert steht sie hinter mir und versucht, Klarheit in ihrem Kopf zu schaffen. Ihre Fake-Nägel klapperten leise, als sie anfängt zu zittern.

"Das... ist echt viel, man."

Doktor Duden sieht so aus, als würde er etwas sagen wollen, jedoch stelle ich mit einem scharfen Blick klar, dass dies nicht der Zeitpunkt für Brillenwitze sei.

Anmerkung des Autors: Jeder, der diesen furchtbaren Wortwitz versteht, darf sich einen Keks abholen.

Um mich aus dieser unangenehmen Lage zu befreien, schaue ich mir den nächsten Zettel an, auf welchem ein Instagram Bild von Sam aufgeruckt wurde. Im Gegensatz zu mir ist ihr Zettel ziemlich detailiert beschrieben, Alter, voller Name, Schule, sogar Adresse und Social Media wurden sorgfältig aufgezählt.

Kopfgeld: 200 000€

Weiter kann ich nicht schauen, da hat Sam mir schon das Blatt aus der Hand gerissen. Hastig ließt sie sich das Blatt durch, ihre Augenbrauen schießen in die Höhe, als sie zum Kopfgeld angelangt.

"Sam, ist alles in Ordnung?", frage ich verwundert.

Ich wollte gerade irgendeinen Spruch oder Witz über die Druckqualität der Poster machen, welchen ich jedoch sofort vergaß, als ich realisierte, dass Sam weinte.

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