Kapitel 9. Hochleistungsmixer

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Ich wälze mich in meinem Bett hin und her. Es ist erst acht Uhr morgens und die anderen beiden Mitbewohner scheinen bereits wach zu sein, denn unten aus der Küche kann man bereits das Brutzeln einer Pfanne und die lautstarke Diskussion zwischen Sam und dem Doktor hören.
Es scheint um den Unterschied zwischen Nudeln und Spaghetti zu gehen, soweit ich es aus den Wortfetzen entnehmen kann.

Ist ja nicht zu fassen. Da hat man einmal ein ewiges Wochenende und dann darf man nicht einmal ausschlafen.... Ist das Thema wirklich so wichtig, dass es nicht warten kann, bis auch die Hauseigentümerin aufgestanden ist?
Genervt presse ich mir mein Kissen an den Ohren.
Hm... Ja, so ist es angenehmer....
In dieser Position döse ich noch einige Minuten vor mich hin, bis abartiger Lärm trotz meiner ,,Schalldämpfer" bis zu meinem Schlafzimmer dringt.
Frustriert stehe ich auf, greife mir meinen Bademantel mit Karottenmuster und stampfe genervt die Stufen herunter.

,,Muss das denn so dermaßen laut sein?!"
Knurre ich, halte dann jedoch inne.
Der Doktor und Sam stehen neben der vollkommen verdreckten Küchenzeile und sehen aus, als seien sie sich keiner Schuld bewusst.
Beide halten Messer in ihren Händen, von denen eine rote Flüssigkeit tropft.
,,Was zur Hölle macht ihr da?!"
Schreie ich schon fast panisch.
Die beiden schauen sich gegenseitig an, dann zuckten sie synchron mit den Schultern.
,,Avokadosalat mit roter Beete..."
Mir klappt die Kinnlade ein weiteres Mal hinunter. Wie langweilig muss einem sein, damit man auf solch bescheuerte Ideen kommt?!
Ich seufze und massiere meine Nasenwurzel.
,,Und warum muss das so abartig laut sein?"
Der Doktor überlegt kurz, ehe er zu einer Antwort ansetzt.
,,Wir sind außergewöhnlich schnell fertig geworden, sodass wir noch ausprobieren wollten, ob die Mixer tatsächlich so stark seien, wie es auf der Verpackung stand und haben diese deswegen kurzerhand mit Kieselsteinen gefüllt."
Sam neben ihn verzieht angewidert das Gesicht und sagt anschließend:
,,Jepp, war verdammt laut...Hey, aber sag mal, warum zur stinkenden Seegurke habt ihr zwei Mixer? Das macht doch gar keinen Sinn...."
,,Es heißt ,,Sinn ergeben", Sam. ,,Sinn machen" wurde aus dem englischen übertragen und ist deshal-"
,,Ach, halt doch einfach deine Klappe, Doktor..."

Ich starre die Beiden fassungslos an. Seit wann sind sie so dermaßen gute Freunde geworden? Und was viel wichtiger ist....

,,Was ist mit den Mixern passiert?"

Sams blau-grauen Augen fangen plötzlich an zu leuchten und sie gestikuliert wild mit ihren Händen.

,,Ich. Brauche. Auch. So. Einen. Hochleistungsmixer. Sofort.
Es hat die Steine weggemahlen, als wären sie aus Tofu! Einfach so!
Es war einfach der Hammer!"

Ich mustere kritisch die Küche. Leise rieselt grauer Staub von der ehemalig silberfarbenen Deckenlampe und gesellt sich zu der feinen Schicht aus gemahlenen kleinen Steinchen am Boden.

,,Das nächste Mal aber bitte den Deckel verwenden, ja?"

Sam errötet und murmelt ein ,,schon verstanden...“
Derweil hat der Doktor sich wieder an die Arbeit gemacht und beginnt den Boden zu fegen. Ich beobachte seine Bewegungen und registriere, wie peinlich genau er darauf achtet, ja kein Staubkörnchen übrig zu lassen.
Nach einigen Minuten gibt er entkräftet auf und murmelt:
,,Ich hole den Staubsauger. Es wäre adäquat, wenn ihr auch helfen würdet."
Dann verschwindet er in einer der unzähligen Türen. Sam und ich stehen nur und schauen ihm grinsend hinterher.
,,Träume weiter, Eugen, ich mache nen Abflug."
,,Eugen?!“ pruste ich. Sie schaut mich amüsiert an.
,,Der Name ist erfunden, ist doch klar.
Aber der passt zu ihm, oder?“
Antwortet sie.
Stimmt, da muss ich ihr irgendwie sogar Recht geben. Das ist sogar eine ziemlich gute Idee, ihm diesen ,,Spitznamen“ zu geben. Ich glaube, ich werde ihn so in Zukunft nennen, ganz egal, wie er eigentlich heißt. Ja, mir ist durchaus bewusst, dass das weder wirklich nett ist, noch irgendeinen Sinn ergibt.
Aber ich mache es einfach spaßeshalber.

Sam schaut mich seltsam an.
,,Alda, Sind solche inneren Monologe eigentlich normal?“
Unwillkürlich fange ich an, breit zu grinsen, obwohl mir selbst nicht klar ist, weshalb.
,,Hier merkt man, dass du noch nie richtig mit einer Protagonistinn zu tun hattest. Stell dir mal vor, in Werwolfgeschichten streiten und diskutieren die sogar mit sich selbst.“
Fassungslos fällt zum ersten Mal auch ihre Kinnlade ein kleines Stückchen weiter gen Boden.
,,Das ist doch krank! Warum?!“
Ich schüttele nur den Kopf und erwidere:
,,Es gibt halt kranke Autoren, ganz kranke, arme Personen...“

[Anmerkung des Autors:
Dies ist die Meinung der ungebildeten Protagonistinn und ist nicht zwingend die Meinung des Autors.]

,,So ist halt das Leben. Sag mal, hast du eigentlich eine Konsole? Oder irgendetwas, was man zu zweit spielen könnte, während man sich vor dem Doktor versteckt?“
,,Du meinst Eugen“,
Unterbreche ich sie.
,,Ja, von mir aus auch gerne Eugen van Dudensburg, ist ja auch egal, hast du nun eine Konsole oder nicht?
Stöhnt sie sichtlich genervt.
,,Ich habe eine Wii, wenn du das meinst. Wir könnten auf dem Dachboden Mario Kart zocken...“
Schon wieder beginnen ihre Augen zu funkeln. Langsam wird es unheimlich.
Vielleicht sollte ich einen Arzt konsultieren, es könnte sich ja um etwas Ernstes handeln.
,,Seegurkengeil! Auf jeden Fall besser als Putzen!“
Jubelt sie leise, als wir die Treppen hinaufschleichen.
,,Seegurkengeil?! Was zur Hölle soll das denn sein? Ein bescheuertes Wort aus einem Comic?“
Kurz hält Sam inne.
,,First try, mein Respekt, alda. Ich hätte nicht gedacht, dass du das so schnell herauskriegst...“
Sie kramt in ihrer plötzlich erschienen Handtasche und zieht schließlich ein langes, dünnes Heft heraus, welches sie mir mit einer schnellen Handbewegung in die Hand drückt.
,,Keine Gurke für Benjamin“
,,Es geht um einen Jungen, der erfährt, dass er Seegurkenkräfte hat un-“
Erzählt sie begeistert, doch ich unterbreche sie.
,,Schon verstanden. Brauchst nicht weiter zu erzählen. Können wir endlich spielen?“
Ich öffne die Luke zum Dachboden und ziehe die Treppe aus. Der aufgewirbelte Staub wirkt, als hätte man ihn in seiner ewigen Ruhe gestört, während wir auf den knarzenden Stufen nach oben klettern.
,,Herzlich Willkommen in meinem ganz persönlichen Rückzugsort“, murmele ich und lasse mich auf einen der rumstehenden Sessel nieder.

Ach ja, mein eigenes kleines zweites Zimmer. Eigentlich gleicht er einem ganz normalen Dachboden. Der rustikaler Holzboden mit seinen vielen Schrammen,welcher unter einer großzügigen Schicht Staub verborgen ist, zeugt von einer Zeit, in welcher er intensiv genutzt worden war. Die alten Wände dagegen laufen in ihrer typischen Dachform gegen Ende hin zusammen, sodass es keine Decke gibt. Nur die kleinen Lichterketten an den Balken, welche warmes Licht spendeten, lassen einen erahnen, wofür dieser Ort eigentlich verwendet wird. Ich stehe wieder auf und ziehe eine schwere, blaue Decke von einem großen Stapel. Ein kleiner Fernseher und meine schwarze Wii kommen zum Vorschein.
Ich drücke Sam eine Wii-Fernbedienung in die Hand und werfe das alte Ding an.
,,Heute hast du deinen Meister gefunden, Knabe.“
Imitiere ich die Stimme der Rentnerin, welche sonst immer gegen mich gespielt hatte.
,,Träume weiter, Lehrling. Gegen mich hast du keine Chance...“
Wir lachen beide und machen es uns auf der Couch bequem. Von unten kann man leises Fluchen hören, scheinbar hat der Doktor meine Mäusefallensammlung in der Abstellkammer entdeckt.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, er würde sich irgendwann dafür rächen...

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| Folgende Charaktere sind aus              | anderen Geschichten entnommen:
|,,Keine Gurke für Benjamin" von moonlightdragon02

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