Kapitel 49 Der Berg mit den weiten Schatten

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

„Da wären wir nun", stieß Gerold aus. In seiner Stimme lag reine Euphorie, ich und Avery waren dagegen etwas mehr erschöpft von der langen Reise, auch wenn ihr weiterer Verlauf ruhiger geworden ist. Ger und Avery hatten mir sogar ein paar Dinge beigebracht, was das Überleben vereinfachte. Trotzdem beneidet ich heimlich Rieke, dass sie nicht so viel zu laufen hatte.

Nur Jame dürfte immer auf Sternenstaub oder Atlas Rücken, wie das Pferd hieß, das Avery ritt sitzen. Es war ein recht breites braunes Tier mit schwarzer Mähne.
Der Kobold hatte sich auch bald als recht nervtötend herausgestellt, als er anfing aus Langeweile zu singen.

Sein Lied war wohl selbst gedichtet, wobei es sich nicht reimte und wies dementsprechend auch einige an Grammatikfehler auf, aber für ihn war es doch ganz ordentlich. Inzwischen kannte ich die Lyrik auswendig.
Mit seiner schrillen Stimme grollte er manchmal stundenlang:

Sei es ein Schatz
Aus Gold, Silber oder Edelstein,
Jame ist das ganz gleich.

Oh, mein Schätzchen
Jame kommt und gibt dir ein Küsschen.
Oh, mein Schätzchen
Jame kommt und gibt dir ein Küsschen
Oh, mein Schätzchen
Jame kommt und gibt dir ein Küsschen

Bald badet Jame in Reichtümern.
Ja ja, selbst Jame Socken werden golden sein,
All die dummen Elfen werden dann
Dumm schauen,
Da sie dumme Elfen und Jame guter Kobolde

Oh, mein Schätzchen
Jame kommt und gibt dir ein Küsschen.
Oh, mein Schätzchen
Jame kommt und gibt dir ein Küsschen
Oh, mein Schätzchen
Jame kommt und gibt dir ein Küsschen

Normalerweise unterbrach in Gerold an der Stelle mit dummen Elfen, was nicht weiter schlimm war da es nur ansonsten wieder von vorne losging. Erstaunlicherweise hielten Gerolds, doch ganz kreative, Drohung ihn nicht sehr lange stumm.
Ich wäre ja erleichtert, dass wir nun da waren und ich mir dieses bescheuerte Lied nicht mehr anhören musste, wenn da nicht noch ein potenzieller Rückweg war.

Vielleicht ist es sogar besser sich von ein Wendigo zerfleischen zu lassen an Stelle noch einmal Tage lang dieses Lied zu hören.
Inzwischen standen wir nun direkt vor dem großen Eisentor.
Es war schlicht, keine einzige Verzierung zierte es, ganz anders als das Schloss der Königsfamilie.
„Und wie sollen wir bitte, dass riesen Ding aufbrechen?", fragte ich.

„Erst Mal müssen wir auf Rieke warten", schaltete sich Avery ein. Würde es nicht noch Ella geben, würde ich schon fast darauf tippen, dass er sich in die Wachwandlerin verliebt hatte, aber so eher nicht.

Es war wohl der Bund. Zumindest könnte ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Rieke ohne diesen Sympathisch finden könnte.
„Wir brauchen adliges Blut", kam es schließlich von Gerold.
„Man hat den Berg damals mit dem Blut des Königs versiegelt. Nur das Blut seiner Nachfahren und die treusten seiner Ritter werden dieser Tor für sich öffnen dürfen."

„Und wir haben keines", seufzte Avery. Ein leichtes Lächeln umspielte Gerolds Lippen und in meiner Brust breitete sich stolz aus, dass er es nun sagen wollte.
Es wurde ohnehin Zeit, dass er endlich die Maske abziehen dürfte und sein wahres ich zeigte.
„Zu unser Glück", fing er an, „besitze ich welches."

Damit langte er sich in die Reisetasche und holte ein kleines Fläschchen mit einer roten Flüssigkeit hervor.
Ich biss mir selbst auf die Lippe, bevor ich ihn noch anschrie was das sollte, währenddessen meinte Avery nur: „Mich wundert es immer wieder, woher deine Familie solch wertvollen Besitz hervorzaubert."

„Ja, mich auch. Können wir kurz alleine darüber sprechen", fragte ich und verbarg meinen Groll über seine Feigheit erst gar nicht.
Avery sah zwischen uns verwirrt hin und her.
„Was ist los?", fragte er schließlich. „Nichts", meinte Gerold und warf mir ein vielsagender Blick zu.
Er wusste, dass ich ihn nicht von mir aus verraten würde und er selbst tat nichts.
Er hatte recht, ich würde nicht sein Outing in die Hand nehmen, aber auf ein Gespräch pochte ich immer noch.

„Ja, es ist nichts. Ich und Ger wollen uns nur kurz unterhalten. Seelenbundkram einfach, okay?", sagte ich.
Avery nickte.
Nach seinem Gesichtsausdruck fand er unser Verhalten, besonders meines, wohl seltsam, aber nachhaken tat er nicht.
Er war allgemein recht schweigsam geworden. Seltsamerweise war Gerold derjenige, der sein Arm verloren hatte, aber Avery war derjenige von uns der wohl die größte seelischste Belastung davongetragen hat.
„Du solltest es ihn sagen", meinte ich. „Was?", fragte Gerold und ich fragte mich wiederum, für wie dumm er mich verkaufen wollte.

„Dass das ganz klar dein Blut ist. Aber hey, du bist ein lebender Schlüssel, kein Wunder, dass du das nicht herumerzählen willst", fauchte ich. Beschwichtigend hob er seine Arme hoch: „Sei leise, Bella. Das muss nun echt nicht jeder mitbekommen. Ich werde es ihn koch sagen, wenn alles vorbei ist", fügte er hinzu.
Ich seufzte leise: „Gerold, er hat dich als sein Bruder bezeichnet, denkst du wirklich, dass er dich nur deswegen hassen wird?"
„Ich weiß es nicht.
Lass uns bitte einfach nur auf Rieke warten und uns Ruhe gönnen, bevor wir in die Hölle eintreten.
Morgen werde ich es ihn vielleicht sagen und wenn nicht ist übermorgen eine neue Chance", damit wandte er sich von mir ab.

Leise kamen mir die Wörter über die Lippen: „Hoffen wirs."

~○~○~○~○~○~

Nachdem Gerold auch Rieke offenbarte das er im Besitz des Blutes war, welches das Tor öffnen könnte und auch sie es nicht weiter hinterfragte, träufelte er es auf das Metall.

Gerade nur ein paar Tropfen.
Er erklärte, dass wir es noch brauchten um später hinaus zu kommen.
Für einige Sekunden, fast eine Minute schon, passierte nichts.
Leicht verwirrt sah ich zu meinen Seelenbundpartner, ein recht langes Wort, das Rieke mir beibrachte und wie ich fand unnötig.
Hätte ein einfache Partner nicht gereicht?
Gerade als ich meinen Mund öffnen wollte und fragen ob es nicht geklappt hätte und das wir es vielleicht doch mit Gewalt versuchen sollten, passierte etwas.

Ehrfürchtig trat Ger ein paar Schritte zurück und sah zu der Tür.

Auch meine Augen waren auf die Tür geheftet, ganz instinktiv hatte ich mein Atem angehalten.
Das Blut, welches Gerold gerade noch, auf die Tür geträufelt hatte, war in alle Richtungen verflossen.
Leuchtend hob es sich von dem Metall ab, als wäre es wirklich ein Edelstein und hätte nicht nur die Farbe eines Rubins.
Feine Linien waren immer wieder miteinander verbunden.

Ich erkannte, dass es Runen waren, die mir etwas mitteilen wollten. Irgendwann sollte ich anfangen die Schriftsprache zu lernen von Nox Mundi.
Immerhin war ich da nicht allein. Avery sah genauso hilflos aus.
Bei Ger bezweifelte ich, dass er es wirklich nicht verstand.
Viel eher glaubte ich, dass er es bevorzugte so zu tun, um seine Tarnung als Schmidtsohn nicht aufliegen zu lassen.

Schließlich machte Rieke sich daran uns die Wörter vorzulesen.

'Sei Willkommen adliger Sprössling.
Du, Sohn oder Tochter meiner Verbündeten sollst Eintritt gewährt bekommen.
Doch sei gewarnt,
Dort hinter den eiseren Toren lauern die Monster von Alpträumen.

Einst Träume der Menschen erschaffen,
Plagen sie genau diese.

Doch keine Bange,
Du, Sohn oder Tochter des Adels
Mit Mut drehte vor für
das Wohl Nox Mundi,
auf das du geschworen hast.

Sei dir gewiss,
ich wünsche dir Glück.'

Diese Wörter stammen von König Casper", murmelte Gerold. Er klang berührt, aber niemand ging darauf ein. Schließlich sagte Avery: „Geht es nur mir so oder sind diese Wörter alles, aber nur nicht aufmunternd." „Du hörst dich an wie ein Feigling", meinte Rieke schnippisch, „und mit sowas teile ich meinen Seelenbund. Lasst uns lieber schnell hineingehen. Wir haben nur begrenzt Zeit bis ich aufwache."

„Ja, du kannst aufwachen", gab Avery Zähneknirschend von sich.
„Wir anderen nicht."
Kurz sah er zu mir.
„Oder nicht mehr", fügte er hinzu. Weder Rieke noch Gerold machten sich aus diesen Wörtern etwas und gingen vor.

Fast ganz von selbst schwang das alte Tor für uns auf.
Ich ergriff Averys Hand.
Ein aufmunterndes Lächeln schenkte ich ihn.
„Es wird sicher alles gut laufen, wie damals beim Troll.
Unsere Freundschaft wird das überstehen.
Du, Gerold und Rieke seid gut und ich kann sicher auch behilflich sein", sagte ich zu ihn.

„Vielleicht", stimmte er zu, „ich muss nur immer wieder an die Prophezeiung denken."

„Das einer von uns stirbt?", fragte ich mit einer gekräuselten Stirn.
„Das haben wir doch schon abgewendet."
Er nickte nur.
Mir stieg noch vor der eigentlichen Schwelle ein beißender Geruch in die Nase.

Mein Gehirn könnten die einzelnen Nuancen nicht zuordnen, aber ich war mir nicht einmal sicher ob ich das wollte.
Hinter mir und Avery fiel mit einem lauten Knall die Tür zu.
Kurz hatte mein Herz ein kleiner Sprung gemacht und auf einmal fühlte ich mich gar nicht mehr so mutig.

Einer meiner Lieblingsabschnitte beginnt nun und ich kann gar nicht glauben, dass es nun so weit ist und ich ihn endlich schreiben darf.

Irgendwie plane ich seit so lange schon hier hin und jetzt freu ich mich einfach auf das nächste Kapitel.

Aber nachdem dieser Traum von mir in Erfüllung gegangen ist, sagt mir die euren.

Bis zur nächsten Woche●

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro