Kapitel 9 - Liebe und Verbannung

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Erlenherz fröstelte es immer, wenn er den Wald der Finsternis besuchte. Besonders, wenn er an die Geschehnisse der letzten Zeit dachte. Wenn seine Eltern davon erfahren würden, würde er in der nächsten Zeit nur Zecken aus dem Fell der Ältesten entfernen. Ihm gefiel dieser Besuch zwar auch nicht, aber nur hier erhielt er die Antworten, die der Sternenclan verschweigt. Während die anderen Heiler den Sternenclan besuchen, konnte er unbemerkt diesen Wald betreten.

Bisher ließen ihn auch die Bewohner in Ruhe. Sie würdigten sich keines Blickes, was er auch bevorzugte. Erlenherz konnte sich kaum vorstellen, dass sein Vater hier mal trainierte. Zu seinem Glück durfte er in die tiefste Ecke dieses sternlosen Ortes. Erlenherz musste dorthin, wo der Sternenclan die größten Gesetzesbrecher einsperrte, weshalb Tigerstern nicht in diesen Teil verbannt wurde, blieb ihm ein Rätsel.

Nach gefühlten Ewigkeiten erreichte der rote Kater eine Höhle, welche durch eine seltsame unsichtbare Barriere geschützt wurde. Wenn er dagegen lief, stieß ihn etwas zurück.

"Bist du dir sicher, dass du diesen Schritt gehen willst?", fragte eine schlanke, silbergraue Kätzin Erlenherz. "Nadelschweif, du bist wirklich gekommen.", freute sich der Kater. "Ich werde immer hinter dir stehen, wenn du meine Hilfe benötigst.", schnurrte Nadelschweif mit einem liebevollen Blick. Auch wenn er es nicht durfte, näherte Erlenherz sich der Kätzin, um mit ihr die Zunge zu geben. Der Heiler sog ihren Geruch auf und die beiden verwickelten ihr Schwänze. So tief im Wald der Finsternis konnte selbst der Sternenclan sie nicht beobachten. Sie genossen den Moment noch eine Weile, bis Erlenherz sich an seine Mission erinnerte.

"Ich werde dich begleiten, bis du den Kater erreichst, dann aber hier draußen warten. Es ist besser, wenn ich nicht vom Thema des Gesprächs erfahre.", erklärte Nadelschweif und ließ Erlenherz eintreten. Als Sternenclan Katze konnte, sie die Barriere zu fall bringen. Lange liefen sie schweigend eng aneinander geschmiegt durch die Dunkelheit. Immer wieder schrien Gefangene aus ihren Zellen, wenn sie die beiden Katzen sahen. "Das hier gleicht Folter.", stellte Erlenherz ernst fest. "Eine Sache, die ich sofort lernen musste im Sternenclan: Vergessen. Die Katzen lieben es, zu vergessen. Was nicht passt, wird einfach fallen gelassen und vergessen. Dazu gehört dieses Gefängnis.", erklärte seine Führerin leicht wütend: "Ich weiß, ich habe selbst Fehler begangen, die ich mir nie verzeihen werde, aber das hier geht zu weit, besonders wenn man denkt, weshalb hier viele eingesperrt wurden." Erlenherz blieb spontan stehen, um seine Nase in ihr Fell zu drücken: "Du hast für deinen Fehler gebüßt und der Sternenclan hat dich angenommen. Ich ..." Erlenherz stoppte, bevor er die Worte sagen konnte, doch Nadelschweif reimte es sich zusammen: "Ich auch ..."

Die Kätzin hielt an einem Tor an: "Wenn du hier durchgehst, findest du dein Ziel. Sei bitte vorsichtig." Sie leckte ihm über die Ohren und verschwand dann in der Finsternis. Darauf betrat Erlenherz das Gefängnis.

Als er seine Augen öffnete, saß er in einer Einöde. Vor ihm lag ein rot getigerter Kater mit weißen Beinen, einer weißen Brust und bernsteinfarbenen Augen. Er gähnte ausführlich, bevor er zum Besucher trottete: "Es ist lange her, dass mich jemand besucht hat. Besonders hatte ich nicht erwartet, dass ein Lebender sich her traut."

Erlenherz neigte sich respektvoll: "Gimpelstern, mein Name ist Erlenherz und ich bin der aktuelle Heiler des Donnerclans und des Schattenclans."

"Seit wann arbeitet ein Heiler für zwei Clans?", wunderte sich der tote Anführer des Donnerclans. "Ich bin der Sohn des amtierenden Donnerclan Anführers und Enkel seines Vorgängers. Ich arbeite aktuell im Schattenclan, weil der Clan dringend Unterstützung brauchte. Aus diesem Grund bin ich hier.", erklärte der rote Kater mit der Betonung, dass er aus einer Anführer Familie stammt, um die Loyalität zum Donnerclan zu untermauern. "Dann stelle deine Frage.", fordert Gimpelstern auf.

"Der Heiler des Schattenclans ist wahrscheinlich durch Visionen des Sternenclans in seiner Zeit als Junges an Epilepsie erkrankt. Ich bin leider machtlos dagegen, weshalb ich den RDW um Hilfe bitten will. Mein Wissen über ihn ist jedoch begrenzt und ich weiß, dass du mehr über ihn weißt.", beantwortete Erlenherz mit der Bitte, ihm mehr über seine Vergangenheit zu erzählen.

Der ehemalige Anführer forderte den Kater auf, sich hinzusetzen: "Ich sollte am besten am Anfang beginnen: Der Sternenclan stellte mich damals vor eine Wahl: Entweder rette ich meine Katzen, in dem ich den Rat der Welten um Hilfe bitte und verliere deren Gunst oder meine Katzen sterben zu lassen, damit ich nach meinem Tod den Sternenclan betreten darf. Der Sternenclan bestrafte mich dafür, dass ich meinen Clan rettete. Seit dem lebe ich im Wald der Finsternis."

"Was ist geschehen?", fragte Erlenherz.

"Kurz nach einer Großen Versammlung brach eine tödliche Krankheit in den Clans aus. Weder der Sternenclan noch die Heiler kannten eine Heilungsmethode. Tag für Tag starben immer mehr Katzen. Als der IRMD, also der Internationale Rettungs und Medizin Dienst des Rates der Welten, uns schnelle und, sie nannten es, unbürokratische Unterstützung in Aussicht stellte, war wieder Licht am Horizont. Dies erzürnte zu unserer Überraschung den Sternenclan.", gab der Anführer preis, wurde dann aber von Erlenherz unterbrochen: "Wieso herrscht dieser Hass auf beiden Seiten?"

"Du bist naiver, als du sein solltest, junger Heiler. Es geht um Macht und Einfluss. Der Sternenclan fürchtet, seine angebliche Herrschaft über die Clans zu verlieren, wenn sich die Katzen dem Rat zuwenden. Diese alten Sturköpfe halten an Traditionen fest, die längst hätten, überdacht werden müssen.", beantwortete Gimpelstern grimmig. Mit seinen Krallen bearbeitete der alte Kater den Boden, um seine Wut nicht an seinem Besucher herauszulassen. Erlenherz wartete, bis sein Gastgeber weitersprach: "Der Sternenclan stellte uns Anführer vor die Wahl. Geeint nahmen wir die Hilfe des Rates an, ohne auf die Einwände unserer Ahnen einzugehen. Der IRMD brachte uns Medikamente und verabreichte allen etwas, dass sie Impfstoff nannten. Dank ihnen starb keine weitere Katze an der Krankheit, doch der Sternenclan ließ sich nicht davon beeindrucken."

"Der Sternenclan sollte doch glücklich sein, dass die Clans überlebten.", meinte Erlenherz verwundert. "Der Rat der Welten und unsere Ahnen besitzen eine längere Geschichte, als viele denken. Als unsere Ahnen das Gesetz der Krieger und Heiler beschlossen, gab es einige Regeln, die aus der Sicht des Rates der Welten gegen die "Lebewesensrechte des Rates der Welten" verstießen, weshalb sie Druck ausgeübt haben, um das Gesetz der Krieger und Heiler anzupassen, was am Ende auch erfolgreich war. Heutzutage ist es nicht mal mehr bekannt, dass das Gesetz weitere Passagen besaß, aber trotzdem zürnen die verwöhnten, toten Katzen noch. Wenn du sie um Hilfe bitten willst, musst du darauf gefasst sein, dass du Konsequenzen spüren wirst.", beschrieb Gimpelstern und beendete damit seine Geschichte.

Auch wenn Erlenherz noch viele Fragen hatte, schickte der tote Anführer ihn weg. Er sollte nicht das Risiko eingehen, hier ebenfalls eingesperrt zu werden. Der rote Kater bedankte sich bei seinem Gesprächspartner, der sich wiederum freute, Gesellschaft gehabt zu haben. Danach verließ der Heiler schnell das Gefängnis, wo er dann am Eingang auf Nadelschweif traf.

Erlenherz ließ sich bei ihr nieder, um ihre Wärme noch einmal zu spüren. Wie es Gefährten machen würden, kuschelten sie sich aneinander, um dann die Zeit gemeinsam verstreichen zu lassen. Kurzzeitig vergaß er ihre Anwesenheit im Wald der Finsternis und seine Schuldgefühle. Ihre Gerüche vermengten sich und ihre Fellfarben betonten sich gegenseitig.

Schlagartig rochen die beiden die Ankunft eines Mitgliedes des Sternenclans, nach kurzer Zeit erkannten sie Feuersterns Geruch.  Bevor Nadelschweif sich verstecken konnte, tauchte der flammenfarbene Kater auf, um sie voneinander zu trennen. Dabei stieß er die Kätzin zur Seite, während er neben seinem Enkel blieb: "Es macht kein Unterschied, ob ihr dies im Wald der Finsternis macht oder im Sternenclan! Ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt!"

Nadelschweif reagierte schneller als Erlenherz: "Bestrafe mich, nicht Erlenherz. Ich war die treibende Kraft dahinter, dass wir uns hier trafen." Dem Heiler fiel dabei auf, welche Begründung sie für ihre Anwesenheit nutzte. Feuerstern wusste also nichts vom Besuch bei Gimpelstern. Wenigstens blieb dies dadurch verschleiert.

"Erlenherz, kehre sofort zurück! Die Heiler sind schon besorgt, weil du nicht aufwachst. Nadelschweif, wir klären das später.", ordnete der tote Anführer an, wobei er bei seinem Enkel blieb, bis sie den Weg zum Mondsee erreichten. Bevor der Heiler, den Wald der Finsternis verlassen konnte, hielt ihn jedoch Feuerstern auf: "Du musst deinen wahren Weg gehen. In diesem hat die Liebe zu Nadelschweif nichts zu suchen. Schau in dein Herz und du wirst wissen, dass ich recht habe."

Erlenherz hörte noch, wie Feuerstern flüsterte, er solle sich aufs nächste Training vorbereiten, bevor es dunkel wurde.


Jetzt mal wieder ein Kapitel, was sich mehr mit dem künftigen Inhalt beschäftigt. In den nächsten beiden Kapiteln wird es dann wieder deutlich dramatischer und spannender.

Vergesst nicht zu voten :)

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