1. Kapitel

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Die Sonne stand schon hoch, als die Hetzer von der Jagd zurückkehrten. Brud legte den Kopf auf seinen ausgestreckten Vorderpfoten auf und beobachtete, wie Lir und Vir sich damit abmühten, die drei riesigen Fasane zu tragen, die sie offenbar erlegt hatten. Den dritten trugen sie dabei jeweils an einem Flügel zwischen sich und stolperten bei fast jedem Schritt über die langen Schwanzfedern.

»Gut gemacht!«, hörte Brud daraufhin wie erwartet seinen Bruder Vulco rufen. Der große, dunkelgraue Wolf schälte sich aus den Schatten der Bäume und rannte auf Vir zu, um ihr nochmal persönlich zu gratulieren. Doch auch dieses Mal ließ die kleine Wölfin die Beute einfach nur vor seine Pfoten fallen und nickte knapp.

»Danke. Ich hoffe, davon werden alle satt.«

»Von so einem fetten Fasan? Bestimmt!« Brud konnte genau sehen, wie Vulco sich zusammenreißen musste, um Vir nicht völlig überstürzt über das Fell zu lecken. Er war schon mindestens drei Zyklen hinter der zierlichen Wölfin her. Insbesondere seitdem sie kein Jüngling mehr war. Aber er hatte etwas Entscheidendes vergessen: Das rötliche Fell auf seiner Schnauze erinnerte alle daran, dass sein Vater ein Rudelloser war. Ein Wolf, der nie zu einem Rudel gehört hatte und auch von keinem aufgenommen werden würde.

Brud hatte sich schon oft gefragt, wo sein Vater sich jetzt aufhielt und wie er wohl darauf reagieren würde, seine Welpen zu treffen. Vielleicht war er aber auch schon lange tot. Und Brud hatte keine Möglichkeit, nach ihm zu suchen. Er hatte nur einen Namen – Aka – und die Tatsache, dass er rötliches Fell hatte. Wo er sich aufhielt, hätte nur seine Mutter wissen können, aber Tsuki wandelte schon viel zu lange beim Urwolf. Ein herabfallender Ast während eines Sturms hatte sie getötet. Jetzt hatte Brud nur noch seine Geschwister.

»Vulco möchte echt nicht aufgeben, oder?«

Brud fuhr hoch, als er die Stimme seiner Schwester hinter sich hörte. Irgendwie hatte sie es geschafft, den Felsen, auf dem er sich sonnte, geräuschlos hochzuklettern.

Sanda ließ sich neben ihm nieder und wiegte leicht den Kopf hin und her. »Ich habe noch nie verstanden, was so toll daran ist, einen Gefährten zu haben. Man hat im Nachhinein nur noch Probleme. Und wenn die Welpen erst kommen... Bloß nicht!« Sie erschauerte. »Da bin ich lieber für immer alleine. Hast du Jani heute schon gesehen?«

»Sie war heute Morgen bei Sora«, sagte Brud kurz angebunden. »Sie hat Kräuter von ihr bekommen, die den Milchfluss anregen sollen.«

»Grässlich«, meinte Sanda. »Wer isst schon freiwillig irgendein Grünzeug?«

»Bestimmt freuen sich ihre Welpen aber später darüber.«

»Wer weiß, wer weiß.«

Kurz schwiegen sie beide und beobachteten, wie Vulco Vir dazu zu überreden versuchte, einen der Fasane mit ihr zu teilen. Die kleine Wölfin huschte jedoch schnell mit irgendeiner Entschuldigung davon und ihr Bruder Lir bot sich Vulco als Ersatz an. Wohl oder übel musste der viel größere Wolf zustimmen.

»Weißt du noch, wie unsere ersten Zyklen im Rudel abliefen?«, fragte Sanda auf einmal. »Niemand wollte die Beute mit uns teilen und die anderen Welpen haben sich über uns lustig gemacht.«

»Ja.« Brud erinnerte sich nicht gerne an diese Zeit zurück, aber sie war nunmal ein Teil seines Lebens. Sowas gehörte dazu. Vermutlich. Auch wenn Kandi, die erst vor Kurzem zu einem Jüngling geworden war, nicht so viele Schwierigkeiten gehabt zu haben schien. Dafür hatte sie völlig andere Probleme gehabt. Als einzige Überlebende der schweren Geburt...

»Wir durften auch erst viel später unseren Platz im Rudel einnehmen«, fuhr Sanda fort und stieß ihm dann die Pfote spielerisch so heftig in die Seite, dass er fast vom Felsen gefallen wäre. »Außer du natürlich, du Angeber!«

»Wen nennst du hier Angeber!« Brud sprang auf die Beine und folgte dann seiner Schwester runter vom Felsen, bevor er sich auf sie stürzte. Es war zwar sinnlos, gegen sie zu kämpfen, aber es machte trotzdem Spaß. Eine Weile ließ sie ihn gewähren, bis sie ihn von sich stieß und herausfordernd die Zähne bleckte.

»Du bist ein Angeber, Brüderchen, dagegen kannst du nichts tun«, neckte sie ihn. Auf einmal wurde sie jedoch wieder ernst. Ihre dunkelgrauen Augen schweiften hinüber zum Rand der Lichtung.

Brud drehte sich um und senkte sofort respektvoll den Kopf, als er Roc auf sich zukommen sah. Der Rudelführer blieb vor den beiden Geschwistern stehen und musterte sie streng.

»Wenn ihr Zeit habt, herumzuraufen, könnt ihr auch etwas Sinnvolles tun. Geh zurück auf deinen Posten, Sanda. Es scheint nicht so, als hättest du genug Hunger, um dir einen Fasan zu holen.«

»Ja, Rudelführer«, entgegnete die Wölfin hastig und lief zum hinteren Teil des Lagers, wo sie auf den umgekippten Baumstamm sprang und mit aufmerksam aufgestellten Ohren in den Wald dahinter starrte. Es kam nicht selten vor, dass ein Elch oder ein Hirsch aus dieser Richtung in das Lager gelangte und einige Baue verwüstete. Das war aber nicht das Schlimmste. Während des letzten Schneefalls war Janis Schwester Zuki vom Geweih eines Hirsches so schwer verletzt worden, dass sie gestorben war.

»Brud«, wandte Roc sich nun an ihn. »Ich verstehe, dass zurzeit Frieden herrscht und du nicht viel zu tun hast, aber dennoch: Es geht nicht, dass du einfach den ganzen Tag über auf dem Strahlenfelsen hockst und dich sonnst.«

»Ja, Rudelführer.« Brud überlegte kurz und fügte nach einigem Zögern dann doch hinzu: »Aber im Schein der Sonne lassen sich besonders schöne Melodien finden, die ich in die Nacht heulen kann.«

»Das mag sein, aber es gibt keinen Wettbewerb zwischen den Heulern, wer denn jetzt das schönste Lied hat«, entgegnete Roc barsch und funkelte ihn verärgert mit seinem einen, grauen Auge an. »Ich habe dich zum Heuler ernannt, weil du die schönste Stimme unter deinen Geschwistern hast, ja, aber du kannst dich auch anderweitig nützlich machen. Zum Beispiel könntest du Anam und Tokun das nächste Mal zur Grenze begleiten. Oder du gehst mit den Hetzern jagen. Miro, Lir und Vir würden sich bestimmt über Hilfe freuen.«

Brud schluckte den Protest runter, der ihm schon auf der Zunge lag, und nickte nur respektvoll. »Ich werde sie nächstes Mal fragen.«

»Das hoffe ich doch.«

Endlich ist er weg. Brud atmete erleichtert aus und sah hoch zum Himmel. Anam und Tokun würden erst bei Anbruch der Dunkelheit zurückkehren. Sie waren Kämpfer. Ihre Aufgabe war es, das Territorium des Silberfelsrudels zu durchstreifen und mögliche Feinde und Gefahren auszuschalten. Manchmal kehrten sie auch verletzt zurück oder mit zerzaustem Fell, weil sie einen Rudellosen vom Territorium vertrieben hatten. Niemand wurde freiwillig ein Kämpfer. Nur die, die bei der Geburt vom Urwolf auserwählt worden waren.

Dabei wurde Anam gar nicht auserwählt, dachte Brud und hatte irgendwie Mitleid mit seinem Bruder. Er war nur zum Kämpfer geworden, weil Tokun sonst alleine gewesen wäre. Brud und Anam, beide, hatten die Möglichkeit gehabt, den Platz des Heulers einzunehmen, nachdem der vorherige an einer schrecklichen Krankheit gestorben war, bei der er Blut gehustet hatte. Sie beide hatten Roc ihr bestes Geheul gezeigt, doch letztendlich hatte der Rudelführer sich für Brud entschieden.

Was auch gut so ist. Verstohlen blickte er in die Richtung, in die Roc verschwunden war. Seiner schlechten Laune war zu entnehmen, dass er sich vermutlich wieder mit Tila gestritten hatte. Geschieht ihm recht. 

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Ich habe im Prolog nachträglich noch ein Bild hinzugefügt. Dann halte ich mich von der Struktur her etwas an »Zeit des Kampfes«, wo ja auch vor jedem Kapitel ein kleines Bild war :) Wie findet ihr Bruds Rudel und seine Familie bisher?

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