Funkenpfote

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"Jetzt!"

Sofort patschte Funkenpfote in das Wasser. Die Wassertropfen spritzten in ihre Augen und sie musste die Augen zukneifen. 

Die missbilligende Stimme von Dohlenkralle drang dicht an ihr Ohr.

"Also wirklich, Funkenpfote. Das kann doch nicht so schwer sein." Funkenpfote blinzelte und Enttäuschung juckte in ihrem Pelz, als sie den genervten Blick ihres Mentors sah. 

"Tut mir leid, ich versuche es gleich nochmal", miaute sie mit mehr Zuversicht, als sie eigentlich aufbringen konnte.  Ein Schnauben ihres Mentors. 

"Gut. Wate etwas tiefer. Gut so. Und jetzt bleib ruhig."

Alle Muskeln waren angespannt. Funkenpfotes Schnurhaare vibrierten vor Nervosität. 

"Ich hab' gesagt Stillhalten! Damit meine ich auch deinen Schwanz!" 

Sie zuckte zusammen. Funkenpfote hasste es, dass sie bei Dohlenkralles harschen Befehlen immer vor Schreck zusammenzuckte. Sie war doch kein Junges mehr!

"Aufgepasst!" 

Funkenpfote hielt ihren Blick fest auf die Wasseroberfläche gerichtet. Heute würde es ihr gelingen. Heute würde sie ihre erste Forelle fangen! Um nichts in der Welt wollte sie ihren Mentor ein weiteres Mal enttäuschen. 

Kommt schon ... wo seid ihr?

Sie atmete tief ein, entspannte ihre Muskeln, wie der zweite Anführer des GipfelClans es ihr beigebracht hatte. Es fiel ihr noch etwas schwer, sich vollkommen still zu halten, doch diesmal würde sie sich unterkriegen lassen. 

Still halten, still halten , still halten ...

Da! Ein Schatten bewegte sich etwa einen Katzensprung von ihr entfernt unter der glitzernden Oberfläche. Jetzt nur nicht bewegen. 

Lass ihn noch näher kommen, Funkenpfote ... 

Sämtliche Anweisungen ihres Mentors klangen in ihren Ohren wieder. 

Krallen ausfahren ... Hinterbeine anspannen ... Schultern senken ... 

Einen kurzen Moment verlor Funkenpfote den Schatten aus den Augen. Ihr Herz schlug viel zu schnell. Sollte sie etwa schon wieder versagen? Doch da entdeckte sie den silbernen Fisch direkt vor ihren Pfoten. 

Diesmal kam kein Befehl von Dohlenkralle. Er wäre auch nicht nötig gewesen. Funkenpfotes Pfote schoß nach vorne. Die glatten Schuppen glitten an ihren Krallen vorbei, bevor diese sich unter den Körper schoben und ihn mit einem Ruck in die Luft beförderten.

Ein triumphierendes Jaulen entfuhr ihr, als ihre Krallen den silbernen Fisch aus der Luft holten und aufs Ufer schleuderten. 

Sie wirbelte herum. Sie hatte es tatsächlich geschafft! Die Forelle zappelte vor den großen Pfoten des Tigerkaters. 

Mit einem Grinsen, das mit der aufgehenden Sonne um die Wette strahlte, hüpfte sie aus dem Wasser und stürzte sich auf ihre Beute. Mit einem raschen Biss beendete sie den Todeskampf der Forelle. Bei dem Anblick ihres aller ersten Fisches lief ihr das Wasser im Maul zusammen.

"Denk daran, dem SternenClan dafür zu danken, Funkenpfote" Ihr Mentor sah streng auf sie hinab, doch sie konnte den stolzen Unterton in seinem Miauen hören. Sie nickte und murmelte ein paar Worte, wie sie es von den Kriegern gelernt hatte, und wollte schon ihrem Mentor mit dem Fisch folgen, als sie sich noch einmal umdrehte. 

Die Sonne ging gerade auf. 

Ihr oranges Licht züngelte wie Flammen über die seidige Oberfläche und Funkenpfote spürte die Wärme, die die Sonnenstrahlen in ihr Fell schickten. Es war ihr ganz warm ums Herz und ihr Pfoten prickelten vor Energie.

Ein neuer Tag war angebrochen. 



"Mama, Mama! Ich habe eine Forelle gefangen!" 

Funkenpfote jagte zu der roten Kätzin am Eingang der Höhle, sobald sie ihren Fang auf dem Frischbeutehaufen abgelegt hatte. Natürlich nicht ohne vorher jedem einen deutlichen Hinweis auf ihr Jagdtalent zu geben. Ihre Mutter begrüßte sie mit einem Schnurren. "Eine Forelle? Ich bin stolz auf dich!" Funkenpfote schnurrte ebenfalls und rieb ihren Kopf kurz an ihrer Mutter, die gerade die ersten Sonnenstrahlen genoss. "Ich beeile mich, damit sie mir keiner weg frisst!" Als ihre Mutter gerade protestieren wollte, fügte sie schnell noch hinzu: "Keine Sorge, die Morgenpatroullie bringt bald Nachschub!" 

Eilig schleppte sie ihren stolzen Fang in eine dunkle Ecke der Höhle, damit niemand einen Bissen abhaben wollte. Ihre erste Forelle würde sie ganz allein verspeisen! Sie versenkte mit einem genussvollen Stöhnen ihre Zähne in dem stark riechenden Fisch und riss ein fettes Stück heraus, darauf achtend, keine Gräten zu erwischen. Der Geschmack war einfach nur herrlich! Sie hatte noch nie etwas so leckeres gegessen! Sie schnurrte wohlig. 

"Komm, Silberblick, du musst dich bewegen."

Funkenpfote horchte auf. Die Stimme des Anführers klang gedämpft aus einer Nebenhöhle hervor. 

"Lass mich in Ruhe." 

War das Silberblick? Der Bruder des Anführers? Dieser gruselige Narben-Kater? Sie hatten ihn noch nie sprechen hören! 

Himmelssturm klang besorgt. "Krähenfluch meint, dass deine Erblindung schneller fortschreitet je länger du hier im Dunkeln bleibst. Du musst hier raus, an die frische Luft!" 

"Sag mir nicht, was ich zu tun habe"

Funkenpfote duckte sich unwillkürlich. Die Stimme dieses Katers war ganz anders als sie sich es vorgestellt hatte. Sie war... knochig. Hart. Und tief. So tief, dass Funkenpfote unwillkürlich an einen tiefen, dunklen Abgrund denken musste. Ein Rasseln durchzog jedes seiner Worte, als hätten sich Narben über seine Stimmbänder gelegt. 

Ihr Schulterfell stellte sich auf. 

Himmelssturm wurde lauter.

"Du bist schwach, Bruder! Wenn du weiter hier drinnen bleibst, wirst du immer schwächer und krank vielleicht auch noch!"

Fast konnte Funkenpfote die Kälte spüren, als ein eisiges Schweigen die Höhle ausfüllte. 

Dann erklang ein Knurren, dass Funkenpfote in Mark und Beine ging. 

"Du nennst mich schwach?" 

Wieder Schweigen. Dann hörte sie, wie Silberblick plötzlich wimmerte. 

"Ich dachte, du bist auf meiner Seite..."  Seine Stimme klang zittrig. Ein Hauch von Wahnsinn schlich sich unter.

"Dachte.. .. du bist doch... Bruder ..."

"Natürlich bin ich auf deiner Seite! Ich bin doch dein Bruder, ich will dir helfen", miaute Himmelssturm verzweifelt. Die Ratlosigkeit ihres Anführers lies Mitleid in Funkenpfote aufsteigen. Wie sie wohl mit Nebelpfote umgegangen wäre, wenn sie so eine traumatische Vergangenheit hinter sich hatte?

"Dann lass mich in Ruhe. Ich will hier bleiben." 

Funkenpfote konnte nicht glauben, wie schnell sich seine Stimme von einem weinerlichen Wimmern in dieses knochenharte Fauchen verwandeln konnte. 

"Aber..., Silberblick, du..."

"SAG MIR NICHT, WAS ICH ZU TUN HABE!!", jaulte der Kater seinen Bruder fast schon panisch an. 

Sie hielt es nicht länger aus. Funkenpfote packte ihre halb verspeiste Forelle und jagte aus der Höhle. 

Dieser Kater machte ihr Angst. Alles an ihm machte ihr Angst. Seine Narben. Seine gruseligen bleichen Augen. Seine rabenschwarze Stimme. Der Wahnsinn, der ihn seinen Worten mitschwang. Seine Anwesenheit war wie ein dunkles Loch, das das Licht verschlang, sobald es versuchte, sich zu nähern. Und doch zerriss ihr Herz beinahe vor Mitleid. 

Niemand wusste etwas über Silberblicks Vergangenheit, doch die Narben offenbarten, dass er schrecklich misshandelt worden sein musste. Und es musste so traumatisch gewesen sein, dass es den Kater völlig verändert hatte. 


Es war ein langer Weg, doch Funkenpfote machte sich zusammen mit ihren Fischresten auf den Weg zum Bergsee. Das Wasser zog sie magisch an. Als könnten die ruhigen Wellen ihren aufgewühlten Geist heilen. 

Sie wusste nicht warum, doch gerade jetzt musste sie an den dunklen Schüler aus dem HeideClan denken. Wäre er hier gewesen, hätte er sie vielleicht genauso in Schutz nehmen können, wie damals vor dem MoorClan-Krieger. Hätte ihr die Ohren zuhalten oder sie früher wegführen können. Hätte das gleiche Gefühl von Geborgenheit in ihr wach rufen können. 

Rabenpfote...

Sie erinnerte sich an ihre erste Große Versammlung als wäre es gestern gewesen. Noch immer sah sie sein wildes Fell, dass fast seine gesamte linke Gesichtshälfte verdeckte. Seit sie ihn damals getroffen hatte, merkte sie, wie sie immer wieder an den dunklen Kater denken musste. Wie es ihm wohl erging? Lief sein Training gut? War er genauso geschickt wie sie? Konnte er schneller rennen als sie? Was tat er gerade in diesem Moment? Dachte er manchmal an sie? All diese Fragen schlichen sich immer wieder in ihr Unterbewusstsein, ohne dass sie es richtig bemerkte.  

Und sie fragte sich: Warum? 

Während sie so vor sich hingrübelte, merkte sie wie das Gras feuchter wurde und der Hang abfiel. Sie war wohl schon da.

Als sie aus ihren Gedanken auftauchte und blinzelte, blieb sie abrupt stehen. Schnappte nach Luft.

Was zum Fuchs?

Eine gewaltige Herde Steinböcke versperrte ihr den Weg zum See. Das ganze Ufer war voll von ihnen. 

Noch nie hatte Funkenpfote einen Steinbock aus einer solchen Nähe gesehen. Und schon gar nicht so viele! Sie hatten ihr den Rücken zugewandt und tranken. Dutzende Tiere warteten, bis sie ebenfalls an das klare Wasser durften. Die gefährlich spitzen Hörner schlugen ab und zu gegeneinander, wenn sich zwei Steinböcke zu nahe kamen. 

Funkenpfote war steif vor Schreck. Was sollte sie tun? Dohlenkralle hatte ihr eingeschärft, diesen großen Tieren niemals zu nahe zu kommen. "Sie können dich zertrampeln, bevor du Spatz sagen kannst" hat er gesagt. "Sie können dich aufspießen, wenn du nicht aufpasst" hat er gesagt. Angst stieg in ihr auf. Sollte sie wegrennen?

Plötzlich schnaubte ein Tier in der letzten Reihe und drehte sich um. 

Mäusedreck!

Funkenpfote duckte sich mit gesträubten Fell und spannte ihre Muskeln an, bereit zur Flucht. Ihr Herz pochte wie wild. 

Es hat mich entdeckt! Ist es wütend? Greift es an?

Die dunklen, nussbraunen Augen des Tieres starrten sie an. Blinzelten. 

Das Blut rauscht in Funkenpfotes Ohren. Sie zitterte am ganzen Leib.

Das Tier neigte den Kopf zur Seite und musterte sie. Blinzelte erneut und schnaubte. Dann blinzelte es wieder. Und starrte sie an.

Was will dieses Ding? Greift es jetzt an oder nicht?

Plötzlich stampfte es mit dem Huf in das Gras. Und prustete erneut. 

Der Nachbar des Steinbocks wandte sich um. Sah Funkenpfote. Und schnaubte ebenfalls. 

Zwei weitere Steinböcke drehten sich um und richteten ihre braunen Augen auf die kleine Katze. Sie schnaubten und scharrten mit den Hufen.

Beim heiligen SternenClan! Sie werden mich umbringen! 

Immer mehr Steinböcke hoben ihre Köpfe und bemerkten den katzenartigen Neuankömmling. Hufe scharrten, Körper drängelten und Hörner stießen aneinander. Heftiges Brusten und Schnauben erfüllte die Luft am  Ufer. 

Funkenpfote wollte nicht länger warten. Sie ließ ihre Forelle fallen und wollte im Rückwärtsgang die Flucht antreten, als auf einmal ein Ruck durch die Herde ging. Die Steinböcke teilten sich. Sie bildeten eine Gasse, die bis zum See hinabreichte. 

Funkenpfote stellte die Ohren aufmerksam auf. Dort, am Ufer, konnte sie einen besonders großen Steinbock erkennen. Seine Silhouette zeichnete sich scharf von der tief stehenden Sonne ab. Der Steinbock stand erst still. Seine Hörner erhaben gegen die Sonne erhoben. Doch dann setzte er sich in Bewegung und kam gemessenen Schrittes auf die völlig verschreckte, im Gras kauernde Funkenpfote zu. Alles in ihr schrie nach Flucht, doch es war, als wären ihre Pfoten festgewachsen. Als wäre sie gefesselt. 

Der große Vierbeiner schritt die Gasse entlang. Seine Hufe wirbelten Staub auf, der im Licht zu tanzen begann. Seine Hörner waren über und über mit Moos bedeckt. Kleine Rindenstücke klebten in dem dichten, fast verfilzten Fell und Flechten durchzogen den langen Bart, der so lang war, dass er sich wie Lianen um die Vorderbeine des Tieres schlang. Sein Fell war heller, ja fast weiß. Und die Hufe waren von einem so durchdringenden Schwarz, als wären sie mit Rabenfedern bedeckt.

Jeder Steinbock, den er passierte, beugte sein Haupt für einen Herzschlag vor dem Anführer.  Es war ein atemberaubender Anblick. 

Und dann stand er plötzlich vor ihr. 

Seine Augen waren weiß. So durchscheinend, als wären sie blind. Doch sie waren ganz anders, als sie es bei Silberblick gesehen hatte. Nicht nur, dass sie vollkommen weiß waren und keine Spur blau in ihnen zu finden war. Sie schienen sehender. Als könnte er mehr sehen. Dinge sehen, die niemand außer ihm sehen konnte. Als würde sich eine uralte Geschichte in ihnen verbergen und Geheimnisse verstecken, die zu groß waren, um für ein Sterbliches Wesen offenbart zu werden. 

Funkenpfote hatte nicht gemerkt, dass sie aufgestanden war. 

Der Steinbock blinzelte. 

Es war, als hätte jemand die Zeit für einen Herzschlag angehalten. 

Sie nahm jede Einzelheit seines alten Gesichts viel zu scharf, viel zu intensiv wahr. Die grobe Strukur des Mooses, dass sich um seine Hörner wand. Die Hörner, die aus Stein zu bestehen schienen. In denen so viele Risse waren und dennoch so stabil wirkten, als könnten sie Berge zertrümmern. Die Rinde, die sich wie eine Maske um seine Augen legte. Die feinen, weißen Haare, die leuchteten, wie Spinnenfäden in der Sonne. Diese durchdringenden Augen, die die Weisheit dieser Welt in sich bargen. Die langen Wimpern, die sich ruhig über die Augäpfel legten. 

Sie konnte seinen Atem spüren. War umgeben von dem Geruch von Moos und Wasser. Sah nichts anderes mehr, als den gewaltigen Körper vor sich aufragen. 


Da senkte der kolossale Steinbock seinen Kopf. 

Funkenpfote hielt die Luft an. 

Für einen Herzschlag sahen sie sich direkt in die Augen. 

Ein Schnauben streichelte leicht über Funkenpfotes Kopf. 

Dann ging der Steinbock mit einem Bein in die Knie und befand sich endgültig auf einer Höhe mit ihr. 

Er neigte den Kopf leicht zur Seite. Blinzelte. 

Und prustete dann sanft in ihr Gesicht. 

Funkenpfote fühlte sich wie elektrisiert. Energie schoss durch ihre Blutbahnen, durch jede einzelne Ader, von den Ohrenspitzen bis in die Schwanzspitze. Ihr Fell stellte sich auf und ihre Augen weiteten sich. Sie bekam für kurze Zeit keine Luft mehr. Ihre Herzschläge kamen in viel zu kurzem Takt. Das Gras unter ihren Pfoten fühlte sich seltsam an. Ihre Pfoten kribbelten. Ihre Ohren zuckten. 

Und der alte Steinbock richtete sich auf, auf die Hinterbeine und warf seinen Kopf in die Luft. Wie ein Echo richteten sich auch die anderen Steinböcke auf und zerschnitten die Luft mit ihren mächtigen Hörnern. Mit einem Schnauben landeten die Hufe wieder auf den Boden. Dann neigte der Anführer ein letztes Mal den Kopf vor Funkenpfote, rammte seine Hufe in das Gras und jagte los. Mit dem Lärm eines Gewitters donnerte die Herde den Hang hinauf. Erdbrocken spritzten zu allen Seiten. Das Echo wurde von den Gebirgswänden schaurig zurückgeworfen.

Und so stand Funkenpfote noch lange unbewegt da, bis der Wiederhall der Steinböcke verklungen war. 

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