Funkenpfote

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Funkenpfote entfuhr ein Knurren, als der faulige Gestank an ihre Nase drang. Diese Biester waren ja wirklich überall. 

„Nuna, Heppel!", rief sie die verschreckten Füchse herbei, die immer noch versuchten, die Beschwörung eines Gottes zu verarbeiten. Rascal hingegen hatte sich schnell wieder gefasst und stand bereits wieder neben ihr. Seine Ruhe musste davon herrühren, dass er Vulpis bereits beschworen hatte und deshalb die Erfahrung schon gemacht hatte. 

„Es sind noch mehr besessene Wesen auf dem Weg hierher, wir müssen uns beeilen." Sie lächelte Nuna und Heppel aufmunternd zu, dann wandte sie sich an Rascal. „Ab hier kenne ich den Weg nicht mehr. Ihr müsst mir den Weg zum Grünen Tal zeigen." Rascal nickte mit ehrfürchtigem Blick. „Das werden wir. Folge mir." Damit schritt er würdevoll Richtung Schluchtausgang. Funkenpfote verzog ihr Gesicht bei der gestelzten Ausdrucksweise des Fuchses. Kurzerhand sprang sie ihm nach und stupste ihm spielerisch in die Schulter. „Bitte sei doch nicht so steif, Rascal!" Als er verwirrt zurück zuckte, setzte Funkenpfote nach und verpasste ihm einen leichten Schlag auf die Ohren. „Du bist doch noch kein Ältester, mach dich locker!", lachte sie und sprang übermütig vor ihn.

 Vulpis' Macht summte in ihr, machte sie trunken vor Energie und Kraft. Mit einem schelmischen Lächeln blickte sie über die Schulter. „Und ich bin immer noch Funkenpfote, vergiss das nicht." Rascals Antwort war lediglich ein Schnauben.

Die Richtung zum Grünen Tal war leider auch die Richtung, aus der der Todesgestank kam. Funkenpfote konnte bereits beunruhigende Geräusche vernehmen, sehr fern und dennoch Grund genug, um Funkenpfote unwohl das Nackenfell sträuben zu lassen. „Hört ihr sie auch schon?", fragte sie ihre Begleiter, die zielstrebig voran gingen, mehr um das nervöse Schweigen zwischen ihnen zu brechen, als aus echtem Interesse. Verwundert blickte Nuna zu ihr zurück. „Nein." Heppel legte ebenfalls den Kopf schief und verneinte. Jetzt war Funkenpfote doch interessiert. „Oh.", stellte sie fest.

Rascal ließ seine zwei Freunde überholen und sich zu Funkenpfote zurückfallen. Seine tiefblauen Augen strahlten in der Dunkelheit. „Das liegt wohl an Vulpis. Oder genauer: an ihrer Macht in dir." Funkenpfote nickte mit großen Augen. „Du kannst nun besser riechen, schneller laufen, besser hören... All das.", fuhr Rascal fort. „Und du hast auch Fähigkeiten von Vulpis übernommen, wie Heilen und Dämonenaustreiben und sie zu vernichten." 

Das alles war immer noch schwer zu glauben. Selbst nachdem sie den sterbenden Rascal geheilt, Akkar beschworen und die übersinnliche Wahrnehmung erfahren hatte, konnte sie immer noch nicht fassen, dass das alles wirklich passierte. Es war kein Ammenmärchen eines Ältesten. Es war Realität. 

Wie zur Bestätigung spürte sie das warme Glühen auf ihrer Stirn, das sie schon seit der Katharsis begleitete. „Und was hat es mit diesem Zeichen da auf sich?" Sie zeigte auf ihre Stirn, während Rascal über einen großen Felsen hinweg setzte. „Ich glaube, es ist das, was in den Schriften als Siegel erwähnt wird." Er warf einen bewundernden Blick auf Funkenpfotes Stirn und sie wünschte, sie würde es auch sehen können. „Jede Gottheit hat ein einzigartiges Siegel, das nur diejenigen erhalten, die den Samen in sich tragen.", erklärte er weiter. 

Sein schlanker Körper verschwand hinter einem kleinen Wasserfall. Bedacht, auf dem nassen Felsgestein nicht auszurutschen, folgte sie dem Fuchs durch den Wasserschwall. Dahinter eröffnete sich eine Höhle, die dem GipfelClan-Lager ähnelte, doch nicht einmal halb so groß war. Der Anblick des finsteren Gesteins versetzte Funkenpfote einen wehmütigen Stich. Sie kämpfte die aufkommenden Bilder von Nebelpfote und ihren Eltern nieder und eilte hinter Rascal her, der bereits durch einen breiten Spalt in der hinteren Wand verschwand. Während die vier Gefährten gemeinsam durch die Finsternis tappten, hallte Rascals Stimme echoartig durch den Gang. „Und diejenigen, die mit dem Siegel gezeichnet wurden, nennt man Siegelträger. Auch wenn ich nie gedacht hätte, so jemandem jemals zu Gesicht zu bekommen." Ein belustigtes Schnauben wurde von den Tunnelwänden zurückgeworfen. Nunas weiche Stimme erklang in Funkenpfotes Rücken. „Ich auch nicht. All das Wissen, das wir angesammelt haben, war so veraltet und so fern von unserer Realität, dass wir oft auch gezweifelt haben, ob das alles auch wahr ist." Man konnte ihr Lächeln hören. „Ich bin so überglücklich, dass unsere Reisen nicht umsonst waren." Heppel hechelte ebenfalls glücklich. Funkenpfote schnurrte, die Gesellschaft der Füchse tat ihr unglaublich gut. Sie fühlten sich wie eine zweite Familie an.

Irgendwann begann sich der Tunnel zu lichten. Der Geruch von Tod und Verwesung wurde unweigerlich stärker und Funkenpfote rümpfte die Nase. Ihre Angst hielt sich dank ihrer neuen Fähigkeiten in Grenzen, doch eine gewisse Nervosität konnte sie nicht leugnen. „Dieser Geruch... Was sind das für Tiere? So etwas habe ich noch nie gerochen." Diesmal war es Heppel, der ihr antwortete, während er den Abstieg über die Felsen begann. „Sie haben viele Namen. Scharfklauen, Jäger, Langzähne, Lupas Kinder, Raupelze... Die Zweibeiner nennen sie Wölfe." Funkenpfote sprang von einem Felsvorsprung und trabte durch das dürre Gras. Ihre Ohren waren neugierig gespitzt. „Ihr versteht die Zweibeiner?" Rascal schnaubte. „Nicht wir. Wir halten uns so gut es geht von ihnen fern." 

Nuna holte auf. Nun liefen sie alle nebeneinander, eine weite felsige Ebene mit spärlichem Berggras lag vor ihnen. Die Dunkelheit machte es schwer, nicht auf spitze Steine zu treten und der starke Wind fegte Funkenpfote beinahe von den Pfoten. Die weiße Füchsin erkannte Funkenpfotes verwirrten Blick und beeilte sich mit einer weiteren Erklärung. „Wir treffen oft Tiere, die seit langem bei den Zweibeinern leben. Wenn wir sie fragen, können sie oft Auskunft über die wenigen Dinge geben, die sie von der Sprache der Felllosen verstehen." Funkenpfote liebte es von den Reisen der Füchse zu hören. Ein unerklärlicher Drang, die Welt zu erkunden, stieg in ihr auf, je mehr sie über das Leben der drei erfuhr. Also verbrachte sie die nächsten Stunden des Weges damit, den Füchsen Löcher in die Bäuche zu fragen. „Als wir uns das erste Mal getroffen haben... Da habt ihr von anderen Katzen erzählt. Katzen, die so leben wie wir, in Clans", miaute sie und konnte wohl das begeisterte Funkeln in ihren Augen nicht verhindern, denn Nuna lachte herzlich. „Da ist wohl jemand neugierig! Na dann will ich mal erzählen."

Die Zeit verging wie im Flug, während Funkenpfote den Erzählungen der Füchsin mit den zweifarbigen Augen lauschte. Sie erzählte von Katzen in Bergen, von Katzen an Flüssen, von Katzen in Sümpfen und von Katzen in Wäldern. Von Katzen an Seen und von Katzen in der Wüste. Von Katzen, die ewiger Kälte trotzten und von Katzen, die in schwül feuchten Dschungeln lebten. Sie erzählte, wie stark sich die Katzen in Aussehen und Größe unterscheiden und sie erzählte von riesigen Katzen, die eigentlich gar keine Katzen mehr waren, sondern eine ganz eigene Gruppe mit ganz unterschiedlichen Arten. Es gab Gepunktete, Katzen mit Mähne, Schwarze und unglaublich Schnelle. Ein „Wow" nach dem anderen entfuhr Funkenpfote. Sie wollte sie sehen! Die Dschungel, die Wüsten, die Großkatzen! 

Je länger die sagenhaften Geschichten in ihrem Kopf spukten, desto kleiner fühlte sich das GipfelClan-Territorium an, desto beengter und gefangener fühlte sie sich bei dem Gedanken, an diesen Ort gebunden zu sein. Bald wurde ihr klar, dass es eigentlich nur noch einen Grund gab, den Clans nicht den Rücken zu kehren. Ihre Mutter. Nebelpfote hatte sie verraten und war zu diesem Zeitpunkt wohl schon ein rotäugiger Dämon. Zu ihrem Vater hatte sie nie einen engen Draht gehabt und auch er war wahrscheinlich schon tot. Wenn es Rabenherz und Moospfote noch nicht waren, waren sie dennoch kein Grund, zu bleiben. Es war zu viel Zeit vergangen, die Freundschaft war nicht mehr das, was sie einmal war und sie wollte nicht mit jedem Blick auf die beiden daran erinnert werden, dass Rabenherz nicht so empfand, wie sie für ihn. Funkenpfote würde sie vermissen, doch der Gedanke, sie zurückzulassen, fühlte sich nicht so schlimm an, wie es das sollte. Ihr Kampf ums Überleben und ihr Hass auf Knochen und seinen Gott hatten sie abgestumpft. Da war nicht mehr viel Platz für Gefühle übrig.

Sie liefen sehr lange. Funkenpfote wäre wohl ewig weiter gelaufen, hätte sie nicht bemerkt, wie abgekämpft die Füchse nach dem langen Marsch waren. Sie selbst spürte dank Vulpis' Macht nicht einen Hauch von Müdigkeit, doch die Füchse stolperten bereits mehr, als sie liefen. Selbst das magische Funkeln in Rascals Augen war einem matten Glänzen gewichen und ein Gähnen verriet seine Erschöpfung. Als Funkenpfote einen vielversprechenden Felsvorsprung entdeckte, verkündete sie: „Wir sollten uns ausruhen. Seht ihr den flachen Felsen dort vorne? Ich denke, es ist genug Platz darunter für uns alle." Ohne ein weiteres Wort verkrochen sich die drei Füchse dankbar unter dem Vorsprung, das hohe Gras verdeckte sie komplett. „Ich halte die erste Wache", flüsterte Funkenpfote noch in die Dunkelheit, dann sprang sie schwungvoll auf den Felsen, schlug die Pfoten unter und beobachtete die leere Bergwelt, die sich vor ihr ausbreitete. 

Sie waren lange unterwegs gewesen und nicht ein einziges Tier hatte sie angegriffen. Die dunklen Ebenen schienen wie ausgestorben. Das einzige Lebendige war der Wind, der in sturmartigen Böen über das Berggras fegte und an Funkenpfotes dichtem Pelz zerrte. Seit der Katharsis waren all ihre Narben verschwunden, ihr Fell fühlte sich geschmeidig und gesund an. Selbst in der kalten Bergluft fror sie nicht, warme Energie vibrierte in jeder Zelle. Siegelträger zu sein war großartig und die Aussicht, diese Stärke eines Tages abgeben zu müssen, stimmte sie traurig. Verträumt betrachtete Funkenpfote ihre glühenden Pfoten. Hoffentlich würden sie bald an einem See oder Fluss vorbeikommen, dann konnte sie endlich sehen, wie sich ihr Erscheinen verändert hatte und wie solch ein magisches Siegel wohl aussah.

Plötzlich wurden ihre Gedanken von Magenknurren unterbrochen. Verwundert richtete sich Funkenpfote auf. Sie verspürte keinen Hunger, doch das Magenknurren war auch nicht das ihre gewesen. Es musste zu einem der Füchse gehören. Funkenpfote öffnete das Maul auf der Suche nach Beutegerüchen. Sie war so erleichtert gewesen, keine anderen Tiere zu sehen, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, dass das wohl ein Problem darstellen könnte. Selbst mit ihren verbesserten Sinnen konnte sie kaum einen vielversprechenden Duft wahrnehmen. Unruhig stand sie auf dem Felsen, sah sich um und war hin und her gerissen. Sollte sie sich von ihren schlafenden Freunden entfernen und ihr Jagdglück versuchen? Allein lassen wollte sie die Füchse nicht, aber sie zu wecken erschien ihr unfair, so erschöpft wie sie waren. Sie prüfte die Luft. Die Dämonen sollten noch ausreichend weit weg sein ... Ich werde mich einfach beeilen.

Mit kraftvollen Sprüngen bewegte sie sich über die magere Bergwiese, das Maul weit geöffnet und die Ohren aufmerksam aufgestellt. Es musste doch die ein oder andere Maus zu finden sein. Sie lief einmal in einem weiten Kreis in Sichtweite des Unterschlupfs, doch sie konnte nicht ein einziges Beutetier ausmachen. Also beschloss sie mit ungutem Gefühl, sich noch ein wenig weiter zu entfernen, denn ohne Nahrung würden die Füchse nicht mehr lange durchhalten. Und nur weil sie selbst keinen Hunger verspürte, bedeutete das nicht automatisch, dass auch ihr Körper nun keine Nahrung mehr benötigte. Es hieß nun: Jagen. Um jeden Preis. Also schlug sie eine neue Richtung ein und lief den Berggrat noch weiter nach unten. Das Gras wurde allmählich dichter, die Felsen weniger. Sobald der Geruch nach Hase an ihre Schnauze drang, blieb sie stehen und senkte ihren Kopf tief an den Boden. Da war er, der erste Beutegeruch seit gefühlten Ewigkeiten. Sie würden den Hasen aufspüren und töten.

Funkenpfote lag nun schon so lange vor dem Bau auf der Lauer, dass sie sich fragte, ob er vielleicht längst verlassen war und der Geruch ihr nur deswegen nicht schal vorkam, weil sie so lange nicht mehr gejagt hatte. Sie machte sich Sorgen um die Füchse, sie war bereits zu lange weg und die Geräusche in der Ferne wurden lauter. Wenn sie nicht bald zurück kehrte, würden die Monster ihre Freunde vor ihr erreichen. Bald reichte es ihr und löste sich aus ihrer Kauerstellung. Doch bevor sie den Rückweg antreten konnte, hörte sie ein verräterisches Kratzen. Nur wenige Herzschläge später erschien eine schnüffelnde Schnauze am Eingang des Hasenbaus. Funkenpfote warf sich pfeilschnell nach vorne und packte den Nacken des Tieres mit der Pfote. Der Hase wehrte sich heftig, doch sie schob sich tiefer in den Bau, umschloss den Kopf des Tieres mit ihren Kiefer und stemmte sich mit aller Kraft gegen das tobende Tier. Mit einem Ruck gelang es ihr, den Hasen nach draußen zu zerren, bevor sie ihm mit einem kräftigen Biss tötete. Das Blut auf ihrer Zunge ließ ihren Magen schlagartig zusammenziehen und der Hunger überwältigte sie fast. Damit war ihre Hoffnung, sie würde als Siegelträger keine Nahrung benötigen, vernichtet. Doch sie riss sich zusammen. Erst würde sie die Füchse fressen lassen. Falls etwas übrigbleiben sollte, würde sie sich an den Resten gütlich tun.

Auf ihrem Rückweg behinderte der große Hase ihre Bewegungen und verlangsamte sie so sehr, dass Funkenpfote vor Unruhe den Pelz sträubte. Mit jedem Sprung, den sie tat, wurde der üble Gestank ihrer Feinde stärker. Ihr Rückweg war ein Wettlauf gegen die Zeit und sie betete zu allen göttlichen Wesen, die sie kannte und zum SternenClan, dass sie rechtzeitig zurück sein würde.

Es war knapp, doch sie schaffte es. Als der Felsvorsprung in Sichtweite kam, standen die Füchse bereits aufgewühlt auf dem Felsen und schlugen unruhig mit den Schwänzen. Als Heppel sie im hohen Gras entdeckte, bellte er aufgeregt. „Funkenpfote! Wir können sie jetzt auch riechen! Sie müssen ganz in der Nähe sein!" Funkenpfote brachte den restlichen Abstand hinter sich und sprang ein wenig aus der Puste auf den Felsen. Sie ließ den Hasen fallen und lächelte aufmunternd. „Sie kommen, ja. Stärkt euch, ich passe auf, dass sie euch nicht erreichen." Rascal schien wiedersprechen zu wollen, doch Funkenpfote schob ihm bestimmt den Hasen vor die Pfoten. „Ihr braucht es dringender als ich. Und ihr wisst, dass die Dämonen mit Vulpis' Kraft nicht allzu schwer zu besiegen sind." Rascal sah sie noch ein paar Herzschläge zweifelnd an, dann schob er den Hasen zu Heppel, der sich den ersten Bissen nicht nehmen ließ. Während sie den schmatzenden Geräuschen ihrer Freunde lauschte, sammelte sich Funkenpfote. Der Geruch war stark, die knackenden und gurgelnden Laute unüberhörbar. Diesmal würde sie mit mehr besessenen Tieren kämpfen müssen, da war sie sich sicher.

Funkenpfote hatte sich gewappnet, doch als sie die Tiere dann sah, wurde ihr doch etwas mulmig zu Mute. Diese Wölfe waren gewaltig. Sie schienen noch nicht lange besessenen, denn ihre Körper zeigten noch keine Verfallsspuren, lediglich ihre glühend roten Augen, ihr bestialischer Gestank und die unnatürlich langen Reißzähne zeigten, dass Dämonen von ihnen Besitz ergriffen hatten. Es war ein riesiges Rudel und es kam ungewöhnlich gemächlich den Berggrat hinauf. Die Köpfe waren drohend gesenkt, die Zähne gefletscht und das Knurren hatte einen unnatürlichen, gurgelnden Unterton, der Funkenpfote einen Schauer über den Rücken jagte. Rascal stellte sich neben sie, sein Blick verriet große Besorgnis. „Die Verdammnis hat gerade erst eingesetzt", knurrte er und zuckte unruhig mit den Ohren. „Das bedeutet, sie können noch strategisch denken" Seine Stimme zitterte, was Funkenpfote ernsthaft besorgte, denn das war sie von Rascal nicht gewohnt. „Verdammnis?", fragte Funkenpfote und ließ das Rudel nicht aus den Augen. Es begann sich aufzuteilen. Wollen sie uns umzingeln? „Der Vorgang, wenn ein Todesdämon von einem Tier Besitz ergreift und Seele und Körper absterben. Am Anfang bleiben Instinkte und einfaches Denken erhalten, doch je länger der Fluch anhält, desto stärker verfällt der Körper und die Seele löst sich auf." Die Wölfe umzingelten den Felsvorsprung tatsächlich. Funkenpfote wusste nicht, wie sie das verhindern sollte, also konzentrierte sie sich auf den größten der Wölfe. Es war ein riesenhafter, schwarzer Rüde, sein Kopf wippte schwer hin und her und seine mächtigen Pranken zerdrückten das Gras unter ihnen. Nuna keuchte. „Ist das nicht Finster?" Heppel wimmerte angstvoll und drückte sich an Rascal. Der schwarze Fuchs knurrte laut, wohl um seine Angst zu verstecken. Als er Funkenpfote unterrichte, schwang schon ein Hauch von Panik in seiner Stimme mit. „Nuna hat recht, wir kennen diese Wölfe. Sie sind ein gewalttätiges Rudel aus dem Grünen Tal, das sein Territorium aggressiv ausweitet. Wir haben das Tal gerade passiert, als sie ein anderes Rudel angriffen. Wir haben uns nicht eingemischt, doch soweit ich weiß, haben sie das kleinere Rudel am Silbersee vertrieben." Er warf dem Anführer einen hassvollen Blick zu. „Dabei ist vertrieben noch harmlos ausgedrückt." Funkenpfote knurrte unwillkürlich. Wenigstens würde sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie diese Wölfe in Funken auflösen würde. Rascal wandte sich in die gegenüberliegende Richtung, damit keine der Wölfe sie überraschend angreifend könnte. Während er aufmerksam die Wölfe beobachtete, die sich zu einem immer engeren Kreis um sie zusammenzogen, gab er noch ein paar hilfreiche Informationen weiter. „Der Anführer, Finster, ist ein echtes Biest. Wenn möglich, solltest du ihn als Erstes erledigen, vielleicht flieht der Rest dann aus Instinkt. Nimm dich auch vor dem braunen Wolf neben ihm in Acht. Er heißt Bärenklaue und hat einen brutalen Ruf. Die anderen... wie viele sind das? Zwölf? Dreizehn? ... kenne ich nicht nach Namen. Tut mir leid." Funkenpfote straffte ihre Schultern und fuhr die Krallen aus. „Keine Sorge, wir schaffen das", miaute sie mit all der Zuversicht, die sie aufbringen konnte.

Dann stieß sie ein Schnauben aus. Je länger ich warte, desto näher kommen sie zu Heppel, Nuna und Rascal. Ich muss den Anführer ausschalten.

Mit einem kriegerischen Jaulen katapultierte sie sich in die Luft. Noch bevor sie auf dem Boden auftraf, hatten sich die Wölfe bereits in Bewegung gesetzt. Als hätte Finster gewusst, dass er Funkenpfotes Ziel war, tat er einen Schritt zurück und ließ Bärenklaue angreifen. Der riesige braune Wolf hatte das Maul weit aufgerissen und stürmte auf sie zu, als gäbe es kein Morgen mehr. Speichel flog in alle Richtungen und der faule Gestank ließ Funkenpfote fast straucheln. Kurz bevor er sich auf sie stürzen konnte, glitt sie zwischen seinen Vorderbeinen hindurch und verbiss sich in seinem Hinterbein. Ein lautes Kreischen entfuhr dem Wolf, doch brach abrupt ab, als Funkenpfote Blut schmeckte. Ein heißer Blitz durchzuckte sie und schoss donnernd in den Körper ihres Feindes. Zerfetzte den Dämon im Inneren und hinterließ eine leere Hülle. Schnell rollte sich Funkenpfote zur Seite, bevor der Wolf bewusstlos zusammensackte. Überrascht erkannte sie, dass er nicht in glühende Funken zersprang, wie die Biester vor ihm. Lag das an dem frühen Stadium der Verdammnis? Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Wo war Finster?

 Doch der gigantische Anführer war verschwunden. Sie hörte qualvolles Jaulen hinter ihr und fuhr herum. Acht Wölfe waren kurz davor, auf den Felsvorsprung zu gelangen und einer zerrte Heppel am Hinterlauf zu sich hinunter, der gewaltige Eckzahn war tief im Bein des rotgesichtigen Fuchs vergraben. „Heppel!", rief Funkenpfote panisch, aber bevor sie ihm zu Hilfe eilen konnte, kamen die restlichen fünf Wölfe auf sie zugeschossen. Grässliches Gurgeln rumorte in ihren Rachen, als sie ihre Mäuler aufrissen, um Funkenpfote zu zerfetzen. Na dann kommt doch! dachte sie grimmig und stürzte sich auf den ersten Wolf. Ihre Krallen gruben sich zielsicher in die Augen des besessenen Tieres, als sie mit einem Satz in sein Gesicht sprang. Kreischend warf sich der Wolf hin und her, ihre Hinterläufe verloren den Halt, doch selbst als ihr Körper hin und her geschleudert wurde und das riesige Maul nach ihren Beinen schnappte, krallte sie sich weiter an seinem Gesicht fest. Schließlich gelang es ihr, ein Ohr des Wolfes zu erwischen und biss zu. Wieder durchzuckte heiße Energie ihre Adern und drang wie ein Wirbelsturm in den Körper ihres Feindes. Sie spürte, wie sich der Körper unter ihr ein letztes Mal aufbäumte, dann brach er zusammen. Funkenpfote jaulte erschrocken auf, als ihre Kralle hängen blieb und der schwere Körper sie beinahe unter sich begrub. Sie schlug hart auf der Seite auf, der Kopf des Wolfes verfehlte nur knapp ihren Rücken. Die kurzen Momente ihrer Benommenheit genügte ihren Widersachern. Ein höllischer Schmerz schoss durch ihre Flanke, als ein Wolf die beinlangen Reißzähne in ihrem Körper versenkte. Funkenpfote schrie wie am Spieß. Blind vor Schmerz wirbelte ihr Oberkörper herum und ihre Zähne fanden die Schnauze des Wolfes. Kurz bevor der Wolf in goldene Stücke zerrissen wurde, konnte sie noch die alptraumhaften Knochen sehen, die sich seitlich aus seinem Kopf gebohrt hatten. Dieses Bild würde sie niemals wieder vergessen können.

Der Schmerz machte sie wahnsinnig. Die Wunde war so gewaltig, dass sie das Loch in ihrem Bauch geradezu spüren konnte. Funkenpfote rappelte sich panisch auf, sobald sie sah, dass drei dunkle Wölfe zum Sprung ansetzten. Mit einem schmerzverzerrten Jaulen sprang sie außer Reichweite, Knochen knirschten hinter ihr, als di Bestien aufeinanderprallten. So schnell sie konnte, ließ sie Vulpis' Kraft die Wunde verschließen, doch es reichte nur für eine notdürftige Narbe, bevor der nächste Wolf seine Klauen in ihren Körper schlagen wollte. Während sie ineinander verbissen über den Boden rollten, rasten Funkenpfotes Gedanken darum, wie sie die Füchse retten konnte. Jeden einzelnen Wolf zu töten dauerte zu lange und sie bezweifelte, dass sie es überhaupt schaffen konnte, wenn sie sich nach jedem Kampf heilen musste. Wenn ihre Freunde nicht sofort flohen, waren sie schon so gut wie tot!

Sie erhaschte einen Blick auf den Felsvosprung und ihr Herz zog sich zusammen. Verzweiflung überrollte sie. Heppel war unter Wölfen begraben, Rascal wehrte sie wie ein Bär gegen zwei von ihnen, war blutüberströmt. Und Nuna konnte sie nicht sehen. Sie sterben! Sie sterben!

Die Hoffnungslosigkeit in ihr tobte wie ein Gewitter. Dehnte sich aus und erfasste jeden Muskeln, jeden Knochen, jede Zelle. Plötzlich entbrannte eine gewaltige Energie in ihrer Brust und schwemmte über ihren Körper hinweg. Kanalisierte sich in die Stirn, wo das Siegel wie wahnsinnig zu pulsieren begann. Es brannte sich in ihren Geist wie Feuer, drängte danach, die gesammelte Energie freizulassen. Funkenpfotes ganzer Körper wurde von einem Beben erfasst,wurde stärker und stärker, dann brach aus ihr ein glockenklarer Schrei hervor, lautlos und ohrenbetäubend zugleich. Die Macht in ihrer Stirn explodierte.

Wärme umfing sie.

Sie schwebte in hellem Nebel. Ohne Gedanken. Ohne Gefühl. Ohne Empfindung.

Trieb dahin. Und überall begleitete sie ein warmer Hauch, eine schützende Hülle.

Wie lange war sie schon hier? Sie wusste es nicht.

Doch es war eine herrliche Schwerelosigkeit. 

Freiheit. 

Sie fühlte sich wohl. Wollte nicht mehr weg. 

Sie genoss die ewige Ruhe. Spürte Heilung. Fühlte sich vollständig. Zuhause.

Dann brach der Nebel plötzlich auf.

Funkenpfote riss die Augen auf. Der gewohnt verdunkelte Himmel starrte ihr entgegen. Mit brummendem Kopf rappelte sich Funkenpfote auf. Es fiel ihr schwer, einen Gedanken zu fassen. Was war passiert?

 „Funkenpfote! Endlich!" 

Besorgtes Winseln begleitete den Ausruf und eine weiße Füchsin sprang in ihr Sichtfeld. Nuna. Sie lebt. Langsam sah sie sich um. Saftige, unbekannte Gerüche stiegen ihr in die Nase. Weiches Gras unter ihren Pfoten. Und überall Bäume. Sattes Grün an jedem Strauch, jeder Schlingpflanze, jedem Baum. „Wo... wo sind wir?", stammelte Funkenpfote überfordert und sah sich hilfesuchend nach Heppel und Rascal um. Nuna lächelte glücklich. 

„Willkommen im Grünen Tal, Funkenpfote."

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