Rabenpfote

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Er riss das Maul auf und gähnte herzhaft. 

"Schon müde? Es ist gerade mal Sonnenhoch", grinste sein Bruder Krähenpfote und nahm einen großen Bissen von seinem ersten je erbeuteten Birkhahn. Rabenpfote schielte neidisch auf den fetten Vogel. Wie konnte das passieren? ER wollte zuerst einen dieser wehrhaften Tiere erbeuten und ihn Birkenpelz präsentieren. Nun hatte sein Bruder von seinem Mentor Hagelschweif einen Hinweis bekommen, wo ein Paar der Birkhühner sein Nest errichtet hatte und natürlich hatte sein Bruder diese Chance sofort ergriffen. 

Wie unfair! 

Seine Mentorin Efeudorn hatte die nervige Angewohnheit, ihm zu predigen, wie wichtig es sei, aus eigener Kraft Erfolge zu erzielen. Nicht nur bei der Jagd, auch beim Kämpfen hielt sie ihren Rat zurück und gab ihm nur die notwendigsten Anweisungen. So sehr Rabenpfote diese Unabhängigkeit auch genoss ... Er hatte diesen Hahn erbeuten wollen!

"Vergiss es, Bruder. Du kannst noch so viel sabbern, den Rest, den ich nicht an Graufuß abgeben musste, werde ich ganz allein fressen", kommentierte Krähenpfote den gierigen Blick seines Bruders, der sich etwas peinlich berührt abwandte und erneut gähnen musste. 

Mit einem fröhlichen Miauen begrüßte Nesselpfote die beiden Brüder. Auch er hatte ein Stück Frischbeute - soweit Rabenpfote das erkennen konnte, war es ein Ziegenmelker - im  Maul und legte sich neben ihn, um sich im warmen Sonnenschein vor dem Schülerbau zu stärken. 

"Wow, Rabenpfote, hat dich Efeudorn schon wieder so hart rangenommen? Du siehst aus, als hättest du einen Mond lang nicht geschlafen" Er gluckste, als wäre er wahnsinnig witzig. Rabenpfote knurrte nur erschöpft. "Diese Kätzin hat nicht mehr alles Moos im Nest, das sage ich euch." Allein bei dem Gedanken hat die heutige Trainingseinheit schrien seine Muskeln protestierend auf. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, da hatte ihn seine Mentorin schon aus dem Nest geholt und ihn zehn Mal um das Lager rennen lassen. "Aufwärmen" nannte sie diese Tortur. Dann musste er den Heidefluss runter zum See und dann bis zur Stelle, wo der brusthohe Bach ins Niemandsland schnitt, hinauf waten. Weil das noch nicht reichte, um die ach so wichtige "Ausdauer" aufzubauen, hatte sie ihn noch auf Ringelnatter-Jagd geschickt, bis er vor Erschöpfung unvorsichtig geworden war und von einer der fiesen Schlangen in die Pfote gebissen worden war. Also gleich weiter zu Schwarzpelz, der ihm so gut es ging das Gift aussaugte und eine Paste aus Borretsch, Huflattich und Ringelblumen aufgetragen hatte. 

Rabenpfote legte unbewusst die Ohren an, als Efeudorns Worte noch in seinen Ohren nach klangen: "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Sei nicht so ein wimmerndes Wiesel, Rabenpfote. Morgen machen wir das gleiche nochmal, solange bis dir so ein Fehler nicht mehr unterläuft." 

Da war ihm der Appetit vergangen. Wehleidig sah er seinen beiden Nestgefährten beim Essen zu und ließ sich von ihrem zufriedenen Schnurren noch tiefer in Selbstmitleid versinken. Immer wieder leckte er sich über seine linke Pfote, wo die Schlangenzähne zwei winzige Löcher hinterlassen hatten. Die Reste der eingezogenen Paste hinterließen einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge. 

Moospfote wäre das nicht passiert ... dachte Rabenpfote mürrisch. Er war sich sicher, dass die MoorClan-Schülerin so einen Bissen nicht einmal gespürt hätte. Dafür war sie viel zu groß. Wie groß sie wohl jetzt war? Er hatte sie ja schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Wie schnell wuchs eine Katze, die keine Katze war? 

Rabenpfote hörte Krähenpfote genervt aufstöhnen.

"Schau ihn dir an, Nesselpfote, jetzt denkt er schon wieder an sie." Nesselpfote schloss sich sofort an, noch bevor Rabenpfote protestieren konnte: "Dieses dämliche Grinsen verrät dich, Kumpel. Ganz ehrlich, was ist so toll an ihr? Sie ist groß und weiter?" 

Rabenpfote ließ von seiner verwundeten Pfote ab und funkelte seinen zerrupften Freund böse an. "Du hast doch keine Ahnung", fauchte er aufgebracht. Er ignorierte Nesselpfotes Grinsen und stieß ihm die Schnauze ins Gesicht. "Sie ist klug, nett, mutig, loyal ..." "Und Igel können fliegen, Bruder", unterbrach in Krähenpfote trocken. Belustigt schnurrend schlang Nesselpfote den letzten Rest des Ziegenmelkers hinunter und stieß seinen eingeschnappten Freund provozierend mit der Pfote in die Seite. "Und? Wie oft habt ihr schon miteinander geredet?" 

Rabenpfote zuckte peinlich berührt mit dem Ohr und widmete sich wieder seiner Pfote, die sowieso viel interessanter - und vor allem schmerzender - war, als seine doofen Clangefährten. Nesselpfote wusste die Antwort doch ganz genau. "Rutscht mir doch den Buckel runter", murmelte er und konzentrierte sich wieder allein darauf, wie weh jede Faser seines Körpers tat und wie fies seine Pfote von der Nachwirkung des Giftes juckte, anstatt den beiden jungen Katern zuzuhören, die sich immer noch prächtig über ihn amüsierten. Sollten sie doch denken, was sie wollten! Er hatte es in ihren Augen ablesen können. Sie war einfach großartig, davon war er felsenfest überzeugt. 

Als sein Bruder nicht aufhörte zu lachen, riss Rabenpfote der Geduldsfaden. "Jetzt hör doch ..."

"BIRKENPELZ!! BIRKENPELZ !!"

Das panische Jaulen erreichte die drei Kater einen Herzschlag bevor eine Kätzin durch den Lagereingang fegte und ohne Rücksicht in den Anführerbau stürzte. 

Es war egal. Denn ihre Miauen hallte klar und deutlich durch das ganze Lager.

"Birkenpelz, sie kommen!! Die Wesen aus dem Niemandsland!! Sie sind schon fast an der Grenze!"

"Was?? Wie viele?"

"Ich weiß nicht, vier, fünf? Vielleicht mehr? Ich bin sofort los gerannt, als ich die Umrisse entdeckt habe!"

"Bist du dir sicher, dass sie in unser Territorium eindringen werden?"


Doch Beerenglanz musste gar nicht mehr antworten. 

Mit einem Mal legte sich ein ekelerregender Duft von Blut über die Lichtung. Kein Katzenblut. Dickes, schweres Blut vermischt mit einem Geruch, den Rabenpfote nicht einordnen konnte. Doch er erinnerte ganz entfernt an Hund. 

Hund. 

Rabenpfote vergaß augenblicklich seine Müdigkeit. Sein Puls beschleunigte und seine Kehle wurde eng. Noch immer plagten ihn Albträume von dem Tag, als die Hunde auf die Wiese vor dem Dorf aufgetaucht waren und Katzen brutal getötet hatten. Sollte sich das alles wiederholen? 

Ein Blick in die vor Angst aufgerissenen Augen seiner zwei Gefährten und er wusste, dass ihnen die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen. 

Birkenpelz kam aus dem Bau gestürzt, dicht gefolgt von Beerenglanz, die aussah, als hätte sie ihr Leben bereits ausgehaucht. Ihre Augen traten hervor, ihr Brust bebte vor Panik, ihre Ohren waren so fest angelegt, dass sie vor Spannung vibrierten. Auch ihr Anführer sah alles andere als zuversichtlich aus. Seine Stimme zitterte, während er seinen Clan zusammenrief.

"Sind alle im Lager? Ist irgendjemand auf der Jagd?", fragte er mit wild umherschweifendem Kopf. 

Glutsturm jaulte vom Rand der Lichtung: "Nein, alle da! Ich habe nachgezählt!" 

Birkenpelz atmete schwer und schnell. Seine Augen rasten. Er schien überfordert. 

Rabenpfote war längst aufgesprungen und drückte sich dicht an den Pelz seiner Mentorin, die mindestens genauso stark zitterte wie er. Der Geruch der fremden Wesen drang durch seine Nase, als wäre es Wasser, überflutete seine Sinne, benebelte seinen Geist.

"Efeudorn, was sind das für Tiere?", wimmerte er, vom Blutgeruch, der sich in seinem Pelz festsetzte, wurde ihm übel. "Ich weiß es nicht", flüsterte die Kätzin mit erstickter Stimme. "Ich habe sie nur einmal in der Ferne gesehen. Sie sind riesig." Rabenpfote sah hilfesuchend den sonst so selbstsicheren Anführer des HeideClans an. Neben sich spürte er die aufgestellten Pelze seiner Clankameraden. Sie alle hatten sich in einem engen Kreis um ihren Anführer gescharrt und flehten ihn mit ratlosen Blicken an, Befehle zu geben. 

Was er nach Nerven zerreißenden langen Herzschlägen auch tat.

"Graufuß, Schwarzpelz: Geht in meinen Bau und versperrt den Eingang so gut ihr könnt. Der Rest: versteckt euch unter dem Lagerwall. Wir müssen wissen, was und wie viele diese Wesen sind. Sie aus den Augen zu lassen ist mindestens so gefährlich, wie blind zu fliehen. Das Blut scheint von ihnen zu kommen. Sie sind also geschwächt und greifen uns vielleicht nicht an." Gefasst und ohne zu Zittern sah er in die Runde, nickte und bedeutete ihnen mit seiner Schwanzspitze, ihm leise zu folgen. 

Dicht an den Boden gepresst, schlich Rabenpfote mit seiner Mentorin und den anderen Kriegern über das Gras. Keine Katze gab einen Laut von sich. Die Pelze waren nervös gesträubt, doch die Zuversicht in Birkenpelz' Stimme hatte ihnen Mut gemacht. Die Ohren aufmerksam gespitzt duckte sich Rabenpfote unter die kleine Tanne, die mit einigen weiteren Tannen und Büschen den Lagerwall bildete. Die runden Nadeln strichen sanft über seinen Pelz. Der süßliche Geruch des Baumes vermischte sich auf widerliche Weise mit dem Blutgeruch, der nun unerträglich stark geworden war. Rabenpfote musste würgen. Jetzt war er froh, noch nichts gegessen zu haben. Obwohl der Schmerz in seinen Pfoten und Muskeln noch dumpf pochte, jagte das Adrenalin neue Energie durch seinen Körper und mutig schob er sich soweit nach vorne, sodass er einen Blick unter den Zweigen hervor werfen konnte. 

Ihm blieb die Luft in der Kehle stecken. 

Sie waren wirklich riesig. 

Keine drei Katzensprünge vom Lagerwall entfernt bewegten sich fünf riesenhafte Gestalten durch das Heidekraut. Ihre Schnauzen waren lang, deutlich länger als die eines Hundes. Ihre Pfoten waren groß und mit großen Krallen besetzt. Ihre Körper sehnig und muskelbepackt.  

Doch noch im gleichen Augenblick schwand Rabenpfotes Furcht und wich einer riesigen Welle Mitleid. Diese Wesen waren keine Bedrohung. Im Gegenteil. Sie schienen vor etwas auf der Flucht. Ihre Augen wirkten gehetzt, Schmerz flimmerte in den dunklen Farben, genauso wie eine derart große Furcht, dass Rabenpfote glaubte, sie spüren zu können. 

Vor was sollten solche Tiere denn Angst haben?

Neben ihm keuchte Efeudorn entsetzt auf. Sie wimmerte angstvoll. "Was ist mit ihnen passiert ...?" Rabenpfote schnürrte es bei dem Anblick der armen Kreaturen die Kehle zu. Kein einziges Tier der Gruppe war unversehrt. Ihr Pelz hing ihnen in blutigen Fetzten vom Körper. Tiefe, lange Krallenspuren zogen sich über Flanken, Rücken, Beine, Schnauzen, Augen. Aus vielen tropfte noch dickes, dunkelrotes Blut und benetzte das Heidekraut, über welches sich die zerschlagenen Tiere schleppten. Als ein langezogenes Heulen die Luft durchbrach, flog sein Blick sofort zum Ende der Gruppe. Das Heulen klang gefährlich und herzzerreißend zugleich. Ein Laut größten Schmerzes. 

Die Vorderen der Gruppe hielten sofort an und sahen sich mit von Panik gezeichneten Augen um. Eine von ihnen, ein großes, weißes Tier, dessen ursprüngliche Fellfarbe unter dem blutgetränkten Fell kaum noch erkenntlich war, humpelte winselnd zu dem Jungtier, das heftig zuckend im Heidekraut zusammengesunken war. Ihr Bein zog sie mit schmerzverzerrter Miene hinter sich her, während sie immer wieder gequälte und winselnde Laute ausstieß. 

Es klang fast wie das Bellen eines Hundes und jagte Rabenpfote einen Schauer über den Rücken. 

Die HeideClankatzen harrten reglos unter ihrem Lagerwall aus. Niemand wagte es, sich zu bewegen.

Das weiße Weibchen stieß das Jungtier immer wieder an, unterstützt von einem weiteren Jungtier, das weinerlich Fiepend seine Schnauze im Fell seines Gefährten vergrub. Das Zucken wurde langsamer, das keuchende, hustende Geräusch, welches das sterbende Jungtier ausstieß, immer leiser, bis es schließlich völlig verstummte. Ein letztes, starkes Rucken ging durch den blutverschmierten Körper, dann regte es sich nicht mehr. 

Rabenpfote zuckte vor Schreck zusammen, als die Weiße ihren Kopf gen Himmel hob und einen lang gezogenen Klageruf in die Wolken schickte. Unendliche Verzweiflung schickte ihre Wellen über die Heide. Beinahe hätte Rabenpfote mitgeheult. 

Augenblicklich wurde sie von ihren Gruppenmitgliedern unsanft gestoßen und das traurige Jaulen brach ab. 

Die völlig geängstigte Prozession rückte zusammen und zog quälend langsam an dem Lager des HeideClans vorbei. Immer wieder mussten sich die Wesen gegenseitig stützen, sich gegenseitig zur Eile drängen und Stürzenden aufhelfen. Das weiße Weibchen blickte immer wieder über die Schulter zu dem blutigen Fellhaufen, der im Heidekraut zurückgeblieben war. Das stetige Winseln und Schmerz gepeinigte Knurren ließ Rabenpfotes Herz zu einem elendigen Klumpen zusammenschrumpfen. 

Sie mussten doch etwas tun! Sie mussten ihnen helfen!

Rabenpfote sah seine Mentorin verzweifelt an, doch diese schüttelte langsam den Kopf, ohne ihren Blick von den verletzten Tieren abzuwenden. Als könnte sie seine Gedanken lesen. 

Die Sonne wanderte über den Himmel, während die Katzen den halb tot geprügelten Wesen bei ihrer Wanderung zusahen. Wie vermutet hatten sie nicht einen Blick in Richtung der versteckten Katzen geworfen. Sie schienen so schnell wie möglich zum See zu laufen. Doch nach einer Weile erkannte Rabenpfote, dass sie den Weg zum Blütenmeer einschlugen. Ein Teil von ihm war erleichtert, dass sie nicht vor hatten, im HeideClan-Territorium zu bleiben. Doch ein weitaus größerer Teil in ihm schrie alarmiert auf. 

Moospfote!! Sie laufen direkt zum MoorClan!

Die Erkenntnis jagte wie ein Lauffeuer durch seinen Körper. Jedes Haar in seinem Körper stellte sich auf. Ohne zu zögern schob er sich durch die protestierenden Katzen, bis er den Kopf von Birkenpelz sah.

"Birkenpelz!", zischte er. Er war selbst überrascht, wie verzweifelt er klang. Sein Anführer sah ihn an, seine Miene war starr vor Anspannung. "Wir müssen den MoorClan warnen! Wir müssen sie vor diesen ..." "Wölfe", flüsterte der Kater mit vor Ehrfurcht bebender Stimme. "Das sind Wölfe" Rabenpfote interessierte das herzlich wenig. "Birkenpelz! Der MoorClan!" Sein Jaulen war immer lauter geworden, bis alle Katzen ihre Blicke auf den Schüler gerichtet hatten. Birkenpelzs Augen weiteten sich langsam. Dann nickte er ernst. "Du hast recht. Verletzte Tiere sind besonders aggressiv. Wir wissen nicht, wie sie sich verhalten werden." Er drehte seinen Kopf, überlegte und entschied: "Rabenpfote, lauf. Lauf so schnell du kannst und mach einen großen Bogen um die Wölfe. Du musst den MoorClan vor ihnen erreichen." 

Rabenpfote starrte den Anführer des GipfeClans ungläubig an.

Ich? Warum ich? 

Seine Pfoten waren vor Schreck wie festgewachsen. 

Birkenpelz bleckte die Zähne. 

"LAUF!"



Rabenpfote jagte los. 

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