Kapitel 83

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Eine weiche Pfote tippte Herbstbrise wach. Benommen öffnete die rote Kriegerin das Maul zu einem gewaltigen Gähnen und blinzelte dann verschlafen um sich.

"Es ist an der Zeit zu gehen", drang ein beunruhigtes Miauen in ihr Ohr. Herbstbrise erschauderte, bei diesen Worten.

Sie legte den Kopf in den Nacken und erkannte Mondstrahl über sich gebeugt. Endlich verstand sie.

Die Nacht in der ich meine Jungen retten werde hat bereits begonnen. Sie bemühte sich, einen entschlossenen Blick an den Tag zu legen

und sprang dann auf. Ihre Glieder fühlten sich aufgrund der Kälte des Mondhochs steif an, als wären sie in ihrer Schlafposition festgefroren.

Trotzdem wagte Herbstbrise einen Schritt aus ihrem Nachtlager hinaus. Draußen war es noch frischer als drinnen, da man von dort aus jeden einzigen Windhauch zu spüren bekam.

Zähneklappernd leckte Herbstbrise sich das Fell, um ihre Durchblutung anzuregen. Kaum hatte sie damit begonnen, wurde ihr auch schon ein kleinwenig wärmer.

Mondstrahl, die nun neben ihr stand und bislang wie gebannt zugesehen hatte, entschloss sich, ihrem Beispiel zu folgen.

Nach einer Weile des friedlichen Putzens richteten sich endlich beide Kätzinnen auf mit dem Ziel, ihr Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen.

Doch schon beim ersten Schritt, der von dem nächtlichen Unterschlupf weg-, dafür zum Dämmerclan hinführte, wuchs Herbstbrises Unbehagen.

Der Gedanke, alleine in das Lager mörderischer Katzen zu streifen, raubte ihr schier den Versand.

Dennoch machte sie keine Anstalten, vor dieser Tat zurückzuweichen. Sie MUSSTE ihre Jungen einfach retten, und koste es ihr Leben.

Das einzige was zählte war, dass Blaubeerfluss und Schwalbenjunges heil und gesund das Himmelclan Lager erreichen würden

um dort mit dem Rest des Clans friedvolle Tage verbringen zu dürfen. Ganz genau das war Herbstbrises Wunsch.

Doch mal abgesehen davon, dass sie noch nicht einmal eins ihrer Jungen gerettet hatte, klang es fast unmöglich, in Frieden zu leben,

solange sich der Dämmerclan auch nur in der Nähe von einem befand. Er bestand aus üblen Katzen,

die mit aller Macht versuchten, den Himmelclan zu zerstören, um dessen Territorium zu übernehmen.

Blaubeerfluss und Schwalbenjunges würden bei ihrem eigentlichen Zuhause nur noch mehr Leid erfahren, würden die Dämmerclan Krieger im Kampf siegen.

Herbstbrise fröstelte und verdrängte diese Vorstellung rasch. Dann lief sie schneller, bis sie endlich die hohen Wände der Scheune vor sich aufragen sah.

Es ist soweit. Ein letzter Atemzug, dann schritt sie auf den gigantisch großen Bau zu. Ihr Blick fiel auf eine Öffnung an der Seite,

aus der schwaches Licht flackerte. Mit hämmerndem Herz steuerte Herbstbrise darauf zu.

Ihr wurde mit jedem Schritt kälter. Diesmal lag es nicht an der Temperatur - nein. Es war Angst.

Pure Angst, stärker und überwältigender, als sie sie je verspürt hatte. Sie hatte zwar schon viel durchmachen müssen,

aber nie war etwas so gefährlich gewesen, wie das, was sie gerade tat. Nichts. Nicht einmal die Kletterei in die Schlucht.

Diesmal stand Herbstbrise nicht nur einem Feind gegenüber. Es waren dutzende. Dutzende Krieger, Verräter und Mörder.

Alle mit demselben Ausdruck von Hass im Gesicht, woran sich Herbstbrise von der gestrigen Versammlung nur allzu gut erinnern konnte.

Endlich kam sie bei der Scheune an. Von nahem wirkte sie noch älter und kaputter als aus der Ferne.

Sie hatte etwas merkwürdiges an sich, etwas bedrohliches. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung,

da Herbstbrise wusste, dass in ihr Gefahr lauerte. Mit bebenden Flanken lugte sie vorsichtig durch den Eingang der Zweibeinerhöhle,

zog aber instinktiv wieder den Kopf ein, aus Angst, sie könnte beobachtet werden. Dafür aber sah sie sich nach etwas weiterem um,

das ihr die Möglichkeit bot, einen Blick in die Scheune zu werfen. Kaum erreichte ihr Blickfeld das Dach der Scheune, hatte Herbstbrise auch schon genau das gefunden, was sie brauchte.

Eine Öffnung. Es war zwar äußerst merkwürdig, dass sie sich in dem Dach des Baus befand, aber das kümmerte Herbstbrise im Moment sowieso nicht.

Die orangegoldene Kriegerin sprang augenblicklich auf und kraxelte in Windeseile die hölzerne Wand der Scheune hinauf.

Das Klettern verlief besser als gedacht, denn das morsche Holz war leicht mit den Krallen zu durchbohren und bot somit guten Halt, der Herbstbrise vor einem Absturz sicherte.

Also erreichte die Himmelclan Kätzin relativ schnell ihren Zielort. Herbstbrise ließ keinen Herzschlag auf dem Dach vergehen,

ehe sie zu der Öffnung stürzte. Doch ihre Schnauze stieß gegen etwas hartes, dass ihr den Weg in die Zweibeinerhöhle versperrte.

Verwundert taumelte Herbstbrise ein paar Schritte rückwärts und rieb sich dabei die schmerzende Nase.

Warum komme ich nicht durch diese Öffnung? Ist dort eine unsichtbare Wand, die mich aufhält?

Sofort schüttelte Herbstbrise energisch den Kopf. Ach Quatsch! Als ob es so etwas gibt! Das könnten nicht einmal die Zweibeiner erfinden!

Dann aber seufzte sie. "Ob es unsichtbare Wände gibt oder nicht werde ich erst erfahren, wenn ich mir die Eingänge nochmal genauer ansehe."

Gesagt, getan. Zögernd trat sie wieder ein Stück nach vorne und stupste vorsichtig mit der Pfote gegen die Öffnung.

Und Tatsache - etwas hartes, kaltes hielt ihren Vorderlauf davon ab, in die Scheune einzudringen.

Mit angelegten Ohren und gesträubtem Fell machte Herbstbrise einen Satz nach hinten. Dieses merkwürdige Etwas, das sie nicht sehen konnte, breitete Unbehagen in ihr aus.

Herbstbrise war schon drauf und dran, die Scheune wieder hinabzusteigen, aber eine innere Stimme hielt sie davon ab.

'In unruhigen Zeiten ist Angst nur das letzte, was man gebrauchen kann! Also muss ich endlich aufhören,

mich von ihr beeinflussen zu lassen! Sie zerstört nämlich alles nur noch mehr!' Genau das hatte sie sich einen Tag zuvor gesagt.

Und daran werde ich mich auch halten. Also sammelte Herbstbrise all ihren Mut und schritt nach vorne.

Diesmal wich sie nicht vor der Öffnung zurück, sondern starrte mit pochendem Herzen ins Innere des Baus.

Auf den ersten Blick konnte sie keine Katzen erkennen, dann aber fielen ihr die schemenhaften Gestalten auf,

die dicht aneinandergedrängt auf riesigen Strohbällen lagen und vermutlich schliefen.

Herbstbrise schielte nach rechts, bis ihr Blickfeld den Höhleneingang traf. Wie schon befürchtet waren vor ihm die Silhouetten zweier Katzen zu erkennen,

die dank ihrer Größe kaum auszumachen waren. Herbstbrise schnaubte frustriert.

Sie würde sich wohl einen anderen Weg ins Nachtlager des Dämmerclans suchen müssen. Also stand sie auf,

lief achtsam die steinernen Rinnen des Dachs entlang und kletterte dann vollends runter.

Als ihre Pfoten endlich wieder auf festen Boden trafen, verzögerte Herbstbrise keine Sekunde, sondern tribbelte flink um die Scheune.

Doch zu ihrer Enttäuschung sah sie eine Weile lang nichts, das ihr auf irgendeine Art und Weise den Durchgang in den Holzbau ermöglichte.

Die Scheune war anscheinend doch nicht so kaputt, wie sie es vermutet hatte. Was für ein Pech aber auch.

Der ganzen Frustration zutrotz machte Herbstbrise keinen Anschein, sich der Tatsache, dass sie keinen Eingang in der Höhle fand, einfach hinzugeben.

Irgendwo in ihrem Inneren leuchtete noch ein Funke Hoffnung, der ihr Kraft schenkte. Kraft weiterzusuchen.

Die Zuversicht lohnte sich, denn nach dem gefühlt zehnten Mal um die Höhle traben, entdeckte Herbstbrise einen kleinen Schlitz an der Wand.

Er wirkte auf den ersten Blick zwar ziemlich undurchgänglich, solange man zumindest die brüchigen Holzstücke um ihn herum nicht beachtete.

Denn sie sahen so aus, als könnte man es eventuell schaffen, sie zu durchbrechen. Mit neuer Befriedigung bekräftigt,

ließ Herbstbrise ihre Krallen zum Vorschein kommen und schlug sie mit voller Wucht in die hölzerne Wand.

Sie biss die Zähne zusammen, erlaubte sich jedes Knurren, jedes Fauchen und zog ihre Vorderbeine langsam nach hinten.

Auch wenn das Holz alt und morsch aussah, war es schwer zu durchbrechen. Herbstbrise zog wie verrückt daran,

trotzdem machte es keine Anstalten, sich auch nur von der Scheune fortzubewegen. Es war einfach zu groß und zu schwer.

Immernoch gab sich Herbstbrise nicht geschlagen. Sie zerrte, riss, kratzte mit aller Kraft an dem Stück Wand,

doch das tat sie alles umsonst. Nichts rührte sich. Verzweifelt sah sich Herbstbrise nach einem möglichen Hilfsmittel um.

Sie knurrte innerlich. Ein paar Schritte von ihr entfernt lag ein silber glänzendes Ding, das die Form eines Stocks hatte und ziemlich stabil aussah.

Schnell packte es Herbstbrise mit den Zähnen, wobei ihr aufgrund des bitteren Geschmacks nach Verwesung, den das silbergraue Etwas an sich trug, nahezu schlecht wurde.

Mit dem steinartigen Teil zwischen den Kiefern, machte Herbstbrise vor dem lockeren Stück Holz Halt und bohrte dessen Spitze in die Lücke der Wand.

Dann riss sie den Kopf zur Seite und schlug daraufhin mit voller Wucht den harten Stein gegen die Holzwand.

Ein lautes Knacken ließ die Luft erzittern. Und endlich geschah es: Die Holzplatte löste sich von dem restlichen Gebäude und fiel sanft auf das Gras.

Herbstbrise legte die Ohren flach. Hatte das knackende Geräusch sie etwa verraten? Höchste Zeit meine Jungen zu retten und dann zu verschwinden.

Mit einem letzten tiefen Atemzug schoss sie vor, durch das Loch, das sich gebildet hatte, und rannte geduckt in die beleuchtete Scheune.

Nur leider kam sie nicht weit. Kaum befand sie sich in dem dreckigen Unterschlupf des Dämmerclans,

ertönte auch schon ein Warnruf. Ehe Herbstbrise wusste wie ihr geschah, warf sie ein massiger Körper um.

Herbstbrise ruderte wie wild mit den Pfoten durch die Luft, bevor sie mit einem dumpfen Prall auf dem Boden auftraf.

Messerscharfe Krallen nagelten sie rückwärts fest und ein bedrohliches Knurren drang in ihre Ohrlöcher.

"Was hast du hier zu suchen?"

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