Kapitel 87

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Eine leise Stimme wehte Herbstbrise entgegen. "Wach auf!" Langsam öffnete die rotgoldene Kriegerin ihre Augen und nahm schwach die Umrisse der Scheune wahr.

Es war stockdunkel. Mitten in der Nacht. Verwirrt blinzelnd hob Herbstbrise den Kopf, um nachzusehen, wer da gerufen hatte.

Sie musste lange suchen, bis ihr Blick auf eine blaugraue Gestalt traf. Blaubeerfluss! Was macht sie wohl hier?

Mit gerunzelter Stirn stand Herbstbrise auf und tappte auf müden Beinen ein paar Schritte auf ihre Tochter zu.

Diese thronte hoch oben an der Wand vor ihr, den Kopf durch das Fenster gestreckt.

Herbstbrise spürte, wie bei ihrem Anblick ihr Fell anfing, zu kribbeln. Bestand das Fenster nicht aus diesem undurchdringlichen "Glas"?

Wie war es dann also möglich, dass sich Blaubeerfluss mit halbem Körper IN der Scheune befand?

Irritiert und verängstigt zugleich legte Herbstbrise den Kopf in den Nacken und fragte so laut sie konnte: "Warum soll ich aufstehen?

Was hast du vor? Und vor allem: Wie hast du es durch das Fenster geschafft?" Blaubeerfluss ließ lange auf ihre Antwort warten.

Sie schien Herbstbrise aufgrund der weiten Entfernung nicht wirklich verstanden zu haben.

Nach einer Weile des Grübelns schrie sie aber zurück: "Ich habe mit Mondstrahl gesprochen. Wir werden jetzt sofort fliehen, während sie draußen auf uns wartet.

Sie passt auf Rabenschein auf und hat mir befohlen dir auszurichten, dass du so laut wie du kannst nach ihr rufen sollst, falls du in Gefahr schwebst.

Daran habe ich mich natürlich auch zu halten. Mehr erzähle ich dir aber später! Kletter einfach zu mir hoch,

dann werde ich dir schon noch erklären, was zu tun ist!" Ihr Ton klang, als duldete sie keine Widerrede.

Herbstbrise schluckte die Angst hinunter, als sie die steile Holzwand betrachtete. War es überhaupt möglich, sie zu erklimmen?

Dann aber seufzte sie. Ich werde es früh genug erfahren. Also näherte sie sich der Wand mit zittrigen Schritten

und schlug dort angekommen die Krallen in das trockene Holz. Langsam setzte sie Pfote für Pfote übereinander und zog sich mit angespannten Muskeln nach oben.

Das Hochklettern kostete sie enorm viel Kraft, aber wenigstens blieben ihre Krallen an dem alten Gehölz haften.

Herbstbrise stöhnte während dem Steigen vor Anstrengung. Ihre fehlende Energie dank der letzten Tage ohne Nahrung

belastete sie schwer. Sie hatte nur noch sehr wenig Kraft für eine extrem schwierige Kletterung übrig. Zu wenig.

Mit jedem Schritt wuchs zumindest einmal ihre Hoffnung, Blaubeerfluss vielleicht doch noch zu erreichen.

Die Kätzin mit dem bläulichen Fell spornte sie pausenlos an. Ihre klaren Augen zeigten Zuversicht.

Herbstbrise wurde warm ums Herz. Sie glaubt an mich.
Frischer Mut durchströmte sie und beschleunigte wie von selbst ihr Tempo.

Und ehe sich Herbstbrise versah, war sie auch schon bei Blaubeerfluss angekommen. Mit vor Stolz geschwellter Brust

sah sie unter sich auf den einsamen, winzigen Fleck, auf dem sie tagelang hatte verweilen müssen. Nun lag er weit hinter ihr.

Herbstbrise drehte sich langsam zu Blaubeerfluss um und sah ihr lange in die schönen blauen Augen.

"Wir sind frei", flüsterte sie ungläubig,"endlich... frei!? Ich, ich danke dir. Du hast mir geholfen zu entkommen, mein Kind.

Das werde ich dir nie vergessen." Blaubeerfluss erwiderte sanft ihren Blick. "Auch ich bin dir sehr dankbar. Du hast am meisten getan, um mich zu retten."

Sie schnurrte kurz, bevor sie fortfuhr: "Eben habe ich dir erklärt, dass Mondstrahl unten auf uns wartet.

Sie versteckt sich hinter den Felsen, bei denen ihr euch versteckt haben müsst, während ihr mich und Hagelbruch beim Kämpfen beobachtet habt.

Das hat Mondstrahl zumindest so gesagt. Ach ja, du willst sicher wissen, wie ich das Fenster geöffnet habe!?"

Herbstbrise nickte sofort. Über Blaubeerfluss' Gesicht huschte ein Grinsen. "Nun, das war eigentlich ganz einfach.

Jedes Fenster besitzt eine Klinke. Das ist eine Art Stock, der aus einem steinähnlichen Material besteht.

Jedenfalls hast du mit der Klinke die Möglichkeit, das Fenster zu öffnen und zu schließen. Du musst sie hochdrücken und dann springt das Fenster wie von Geisterhand auf.

Diesen Trick habe ich auch heute angewandt. Nachdem ich nämlich mit Mondstrahl ins Gespräch gekommen bin,

habe ich lange überlegt, wie man denn das Fenster aufmachen kann. Mit vielen, vielen Versuchen bin ich dann endlich auf des Rätsels Lösung gekommen."

Blaubeerfluss schnippte mit dem Schwanz, dann warf sie einen Blick nach unten.

"Jetzt besteht unsere Aufgabe nur noch darin, wieder von der Scheune hinunter zu kommen. Das könnte gefährlich werden. Aber gut... Was sein muss muss sein, nicht wahr?"

Herbstbrise hätte gerne geschmunzelt, aber ihr war alles andere als nach Lachen zumute. Langsam näherte sie sich der Kante,

die schräg hinabfiel und erst weit unten auf Boden stieß.
Blaubeerfluss folgte ihrem Beispiel. Ihre Mine zeigte weitaus mehr Zuversicht als die von Herbstbrise.

Diese setzte mit rasendem Herzen ihren rechten Hinterlauf auf die Holzwand und kraxelte wachsam abwärts.

Zu gut konnte sie sich noch an Salbeiherz' Unfall erinnern. Immer wenn Herbstbrise eine Pfote unter die andere setzte, tauchte das schreckliche Bild,

wie er halb tot da lag, vor ihrem geistigen Auge auf und erschütterte sie noch mehr. Sie fühlte sich mittlerweile so, als wäre ihr schlecht.

Durch die Panik verlor sie an Geschwindigkeit und mit der Zeit überholte sie Blaubeerfluss, die weitaus später mit dem Klettern begonnen hatte.

Doch davon ließ sich Herbstbrise nicht beeinflussen. Sie merkte kaum, was um sie herum geschah.

Niemand konnte und durfte sie jetzt ablenken. Denn wenn ihr das kleinste bisschen Konzentration fehlte - da war sich Herbstbrise sicher - dann würde sie stürzen und wahrscheinlich Knochenbrüche erleiden müssen.

Demnach versuchte sie Ruhe zu bewahren und auf keinen Fall in Stress zu verfallen.

Mit jedem Pfotenschritt, der Herbstbrise weiter in Richtung Boden brachte, fühlte sie sich sicherer.

Sie schwankte zwar mehrmals, kam im großen und ganzen aber relativ gut voran. Immer wenn sie meinte, das Gleichgewicht zu verlieren,

ließ sie sich mit dem Körper zur Scheunenwand kippen und nagelte ihre Krallen noch tiefer im Holz fest.

Mit der Zeit vergaß sie die Entferung zwischen ihr und der Wiese, da sie sich einzig und allein aufs Klettern zu konzentrieren versuchte.

Sobald Herbstbrise mit der hinteren Pfote auf weiches Gras stieß, nahm sie endlich die Umgebung wieder wahr.

Mit einem erleichterten Jauchzer trabte sie zu Blaubeerfluss, die wenige Meter vor ihr wartete.

Auch ihr stand die Freude ins Gesicht geschrieben. Sobald Herbstbrise bei ihr angelangt war, legte sie ihr sachte den Schwanz auf die Schultern und murmelte:
"Zeit zu gehen."

"Moment... Nicht so eilig!" Das scharfe Miauen einer Kätzin ließ Herbstbrise zusammenfahren.

Wie auf Befehl wirbelten sie und Blaubeerfluss gleichzeitig herum und sahen sich einer kleinen Gruppe Katzen gegenüber.

Herbstbrise verkrampfte sich der Magen. Auweia! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wir wurden entdeckt!

Die Katzengruppe teilte sich und machte einer Kätzin den Weg frei. Sie war ungewöhnlich groß und schlank, hatte silber gestreiftes Fell und einen buschigen Schwanz.

Anmutig wie eine Gazelle schritt sie nach vorne und baute sich vor Blaubeerfluss auf. "Du dachtest, du könntest fliehen?", fragte sie mit honigweicher Stimme.

"Glaubst du wirklich, dass es hier je ein Entkommen für eine so schwächliche Katze wie dich geben wird?"

Die Kätzin schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf und wandte sich dann ab. Ihre Augen rollten langsam in Herbstbrises Richtung.

Sie funkelten kalt, abweisend und waren dennoch unglaublich schön. Leuchtend grüngelb wie Gift und nachtschwarz umrandet.

Und sofort erkannte Herbstbrise Gewitterstern in ihnen wieder. Auch er hatte diese wunderschönen Augen besessen.

Endlich wusste Herbstbrise, wer die Katze vor ihr war. Schwalbenstern.
Das einst zierliche kleine Kätzchen mit dem hübschen Fellmuster und dem harmlosen Auftreten.

Doch schon nach wenigen Herzschlägen des Anstarrens wich sie mit offenem Maul vor Herbstbrise zurück. Sie musste sie erkannt haben.

Eine Weile lang herrschte ein betretenes Schweigen, in dem sich Mutter und Tochter fassungslos anstarrten.

Sekunden, Minuten vergingen und keine der beiden Kätzinnen bekam auch nur ein Wort heraus.

Als erste begann Schwalbenstern wieder zu sprechen. Ihre Stimme klang heiser als sie flüsterte: "Herbstbrise!? Bist du es wirklich?"

Herbstbrise spürte, wie sich in ihrem Inneren ein riesiges Loch auftat, als sie Schwalbensterns kläglichen Blick sah.

Langsam nickend trat sie auf die silbergraue Kätzin zu, um sich tröstend an sie zu schmiegen,

doch bevor sie sie erreicht hatte, schnellte Schwalbenstern vor und stieß sie um.

Herbstbrise landete ungeschickt auf dem Bauch. Völlig überrascht von der plötzlichen Bewegung schnappte sie nach Luft.

Schwalbenstern, nun über ihr aufragend, hatte die vor Schmerz tränengefüllten Augen knurrend auf sie gerichtet.

"Du kommst zu spät!", blaffte sie, "Ich bin nun ANFÜHRERIN des Dämmerclans! Du kannst mich nicht mehr retten!"

Herbstbrise war viel zu verdattert, um etwas zu erwidern. Sie hatte nicht vorgehabt, Schwalbenstern zu retten - nicht seitdem sie von Blaubeerfluss die Wahrheit über sie erfahren hatte.

Ein Schlag ins Gesicht, riss sie aus ihren Gedanken. "DU WARST NICHT DA, ALS ICH DICH BRAUCHTE", schallte Schwalbensterns Schrei in ihrem Kopf wider.

"WEGEN DEINER LEICHTGLÄUBIGKEIT HAT UNS GEWITTERSTERN ENTFÜHREN KÖNNEN, DU NÄRRIN!!!"

Schmerz trübte Herbstbrises Blick. "Das stimmt so nicht, Schwalbenstern!", hauchte sie verzweifelt,

"Ich habe alles getan, um dich und deine Schwester zu retten. Meinetwegen würde ich für dich auch mit meinem Leben bezahlen.

Und jetzt bin ich hier. Bei euch beiden Töchtern. Kommt mit mir, bevor eine Flucht für uns zu spät ist!"

Schwalbensterns giftige Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen und ihre Haltung verkrümmte sich.

Mit gesträubtem Buckel und ausgefahrenen Krallen wankte sie vorwärts und fauchte: "Zu spät!? Das ist es eh schon!

Ich werde dir keinen Schritt folgen! Mein Platz ist nun hier. Beim Dämmerclan. Ich bin seine Anführerin und habe mich gut eingelebt.

Die leidvollen Tage bei meinen Katzen liegen hinter mir. Niemals würde ich sie umsonst gewesen sein lassen.

Ich habe mich mit Schmerz an die Spitze der Rangliste gekämpft, um als würdevolle Nachfahrin meines Vaters den Clan in den Krieg zu führen."

Herbstbrise tauschte einen dringlichen Blick mit Blaubeerfluss. Dann wandte sie sich wieder an Schwalbenstern.

"Bitte, du musst mir zuhören", flehte sie, "du wirst hier nicht glücklich! Aber wenn du mit mir kommst vielleicht schon. Bitt..."

"ES REICHT!", unterbrach sie Schwalbenstern schwanzpeitschend, "als Anführerin des Clans geht es mir nun gut. Ich bleibe hier, ebenso wie Blaubeerfluss!

Der Dämmerclan braucht uns!"
Herbstbrise spürte blanken Zorn in sich aufsteigen. "Aber euer Clan foltert euch!", keifte sie.

"Blaubeerfluss, NICHT mich!" ,gab Schwalbenstern zurück. Die beiden streitenden Kätzinnen standen sich nun Nase an Nase gegenüber.

Schwanzpeitschend und mit dem Ausdruck von Hass in den Gesichtern.

Mutter und Tochter.

Schwalbenstern umkreiste Herbstbrise langsam. "Ihr habt Gewitterstern, ermordet, habe ich Recht?"

Völlig perplex wich Herbstbrise vor ihr zurück. Mit der direkten Frage hatte sie nicht gerechnet.

Knurrend starrte sie auf ihre Pfoten. "Wieso glaubst du das?" ,gab sie zurück. In ihrer Stimme klang Herausforderung. Sie hatte nicht vor, sich von ihrer Tochter einschüchtern zu lassen.

"Gewitterstern ist nach der Attacke auf dich nicht mehr erschienen. Rosenblut und ihre Bande haben ewig nach ihm gesucht.

Schließlich fanden sie ihn tot vor." Schwalbenstern blieb stehen. Ihre Augen blitzten. "Also willst du weiterhin leugnen, ihn getötet zu haben?"

Ihre Stimme klang kalt und abweisend. Herbstbrise fixierte ihre Krallen. Ohne Schwalbenstern auch nur anzuschauen, knurrte sie leise:

"Du liegst richtig, mein Kind. Ich habe deinen Vater umgebracht." Schwalbenstern blieb augenblicklich stehen.

Eine Weile lang verharrte sie reglos in dieser Stellung, dann zuckte sie kaum merklich mit den Ohren, woraufhin ihre beiden Krieger sich brüllend auf Herbstbrise stürzten.

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