Kapitel 93

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Die Steinhöhle wirkte kalt und abweisend. In ihr war es stockdunkel, wie in der Nacht.

Bloß war zu dieser Zeit Sonnenhoch. Mit einem unwohlen Kribbeln im Bauch, warf Herbstbrise Blaubeerfluss einen Blick zu und trabte weiter.

Der mittlerweile nur noch winzige Lichtpunkt, der durch den Eingang fiel, wurde mit jedem Schritt kleiner.

Irgendwann hatte Herbstbrise das Gefühl, die Dunkelheit würde sie verschlucken. Sie nahm ihr mit der Zeit immer mehr die Sicht.

Nach einiger Zeit konnte Herbstbrise gar nichts mehr erkennen. Zudem war in der Höhle ebenso wenig zu hören.

Das einzige Geräusch, das zu vernehmen war, waren ihre eigenen und Blaubeerfluss' tribbelnde Pfoten.

Herbstbrise erschauderte. Und was war mit Rabenschein? Wenn sie noch am Leben war, dann müsste man sie doch bestimmt hören. Wenigstens wittern.

Doch außer dem alten Gestein gemischt mit ein wenig Dreck war rein gar nichts zu riechen. Erst recht keine Katze.

Beunruhigt lief Herbstbrise schneller. Immer weiter und weiter in die Felshöhle hinein. Irgendwann kam es ihr so vor,

als hätte sie sich in einem endlosen Nichts aus schwarzer Kälte und Stille verloren. Wie würde sie je wieder einen Weg aus der Höhle hinaus finden?

Wutschnaubend fauchte sie über die Schulter: "Wo ist verdammt nochmal Rabenschein versteckt??? Mondstrahl wird sie doch wohl nicht

bis ins Herz dieser Dunkelheit verschleppt haben?" Keine Antwort. Nervös drehte sich Herbstbrise im Kreis. Sie hatte völlig die Orientierung verloren.

"Blaubeerfluss!? Das ist nicht lustig! Bitte antworte!" Stille. Herbstbrise erzitterte. Hatte sie ihre Tochter etwa verloren? Wie sollte sie sie jemals wieder finden,

wo sie doch rein gar nichts sehen konnte? Auf wackeligen Knien drehte sie sich in die Richtung, aus der sie meinte, gekommen zu sein und lief von dort aus weiter.

Rums! Ihre Schnauze stieß gegen etwas hartes, kaltes. Instinktiv sprang Herbstbrise rückwärts und leckte sich verärgert die schmerzende Nase.

Das ist wohl der falsche Weg. Sie war kurz davor, vor Wut loszubrüllen. Wenn es nicht da lang geht, wohin dann?

Vorsichtig streckte sie eine Pfote aus, bog nach links ab und tastete sich langsam vorwärts.

Diesmal hatte sie Glück und prallte nicht gegen die Wand. Sie musste wohl einen längeren Pfad gewählt haben.

Doch wohin er sie führte, konnte nicht einmal ihre Fantasie erahnen. Also ließ Herbstbrise ihren Zielort einfach auf sich zukommen.

Sie konnte ohnehin nicht mehr tun als laufen und hoffen, dass sie die richtigen Strecken wählte. Doch dafür brauchte sie enorm viel Glück.

"Was machst du hier, Fremde?", erklang plötzlich eine leise Stimme direkt an ihrem Ohr.

Herbstbrise schreckte schwankend zurück und fiel auf einen weichen Körper. Langes Fell kitzelte an ihrer Nase und verursachte ein Niesen.

Doch an dem noch so flauschigen Fell hing ein unverkennbarer Geruch. Dämmerclan. Erschrocken rappelte Herbstbrise sich auf und taumelte nach hinten.

Doch als sie gerade davonpreschen wollte, bohrten sich Krallen in ihre Haut und hielten sie fest.

"Moment mal. Nicht so eilig! Ich kenne dich doch! Du bist Herbstbrise, nicht wahr?"

Überrascht hielt Herbstbrise inne und nahm erneut Witterung auf. Diesmal intensiver. Leider jedoch konnte sie die vielen Dämmerclan Gerüche,

welche ihr wie ein Bienenschwarm um die Schnauze gefegt waren, nicht voneinander unterscheiden.

Sie benötigte also Licht, um die andere Katze zu erkennen. Aber ihre Stimme verriet schon mal, dass sie eine Kätzin war.

Ihr Miauen klang hoch und ruhig.
Mit zusammengekniffenen Augen legte Herbstbrise den Kopf schief.

Zu gerne würde sie wissen, wer sie war. Vorerst ließ sich aber nichts weiteres machen, als ihre Frage zu bejahen.

"Das stimmt." Ein Schnauben ließ die Luft erzittern. Herbstbrise hörte, wie die Fremde die Zähne fletschte.

"Verschwinde von hier! Das meine ich ernst. Ich zähle jetzt bis zehn und wenn ich dich dann noch erwische,..."

"Moment mal", unterbrach sie Herbstbrise eilig. Sie wusste zwar, wie absurd die folgende Frage klingen würde, vor allem bei einer feindlichen Katze, trotzdem hatte sie keine Wahl.

Also holte sie tief Luft und fuhr fort: "Eine Sache möchte ich noch wissen: Hast du ein kleines schwarzes Junges hier drinnen gesehen?"

Ihre Stimme klang verzweifelt, schon beinahe flehend. Das Knurren der Fremden wurde lauter.

"Und ob ich sie gesehen habe. Rühr sie ja nicht an oder ich zieh dir den Pelz ab! Deine Tochter hat schon genug mit ihr angestellt!"

"Nein, ich will ihr nichts antun", beeilte sich Herbstbrise zu sagen, "um genau zu sein möchte ich sie retten! Sie wird sonst hier drinnen verhungern!"

Die feindseligen Geräusche der Kätzin verebbten. "Und wieso sollte ich dir glauben?", fragte sie scharf.

"Du willst mich doch bestimmt nur hintergehen. Außerdem braucht Rabenschein deine Hilfe nicht.

Sie ist in besten Pfoten. Nämlich in denen ihrer Mutter. Ich sorge gut für sie und sie macht einen gesunden Eindruck."

Herbstbrise stieß hörbar laut die Luft aus. "DU BIST NACHTSPRITZER?", keuchte sie ungläubig.

"Aber das kann nicht sein! Nachspritzer wollte Rabenschein TÖTEN!!!"
Ein trauriges Schniefen unterbrach die darauffolgende Stille.

"Ach sicher?", knurrte Nachspritzer verächtlich, "und du stellst dir nie die Frage, WARUM ich sie umbringen wollte? Denkst du mir macht das Spaß?"

Ihr Miauen war schrill vor Empörung. "WAS GIBT ES SCHLIMMERES FÜR EINE MUTTER, ALS GEZWUNGEN ZU SEIN, DAS EIGENE KIND ZU TÖTEN????"

Herbstbrise schrak vor ihr zurück. Die unermessliche Wut in ihrer Stimme machte ihr Angst.

"Ich... Ich.." Sie schluckte. Wer hätte gedacht, dass ihr das Sprechen einmal so schwer fallen würde, wie jetzt?

"Ich hab ja keine Ahnung, was genau vorgefallen ist", versuchte sie es erneut. Diesmal ungewöhnlich ruhig.

"Ich kenne nur Rabenscheins Worte und die haben... alles.. andere als ähm... positives über dich behauptet.

Außerdem machst du auf mich auch nicht gerade einen... netten... Eindruck", fügte sie zögerlich hinzu.

Nachtspritzer zischte zornig auf. "Herbstbrise, denk von mir, was du willst", brummte sie. Ihr Ton war kalt und abfällig.

"Aber merk dir eins: KEINE Katze der Welt ist von Geburt an böse. Die Bosheit ist wie ein Fluch. Sie kommt und man wird sie nicht mehr los.

Sie entsteht entweder bei Katzen, die eine schlechte Vergangenheit hatten, oder aus Angst. Purer Angst, die einem schier den Verstand raubt und zu jemandem macht, der man nie sein will."

Betroffen ließ Herbstbrise den Kopf hängen. Es gab nun nichts mehr zu sagen. Die Luft knisterte zwischen den beiden Kätzinnen.

Nachtspritzer atmete hörbar laut und schluchzte dabei mehrmals. Herbstbrise zwang sich, wieder den Blick zu heben.

"Wie hast du Rabenschein gefunden?", fragte sie schließlich mit bebender Stimme. Ein Fauchen.

"Das geht dich nichts an!" Herbstbrise schüttelte stur den Kopf. "Und ob mich das etwas angeht! Denn ich habe tagelang für sie gesorgt,

sie vor dem Tode bewahrt! Ob du mir glaubst oder nicht: ICH war diejenige, die Rabenschein aus dem Fluss gerettet hat."

Herbstbrise spürte einen feindseligen Blick auf sich niederbrennen. "Du hast recht. Ich kaufe dir das nicht ab! Warum solltest du dich um meine Tochter scheren?"

"Wusste ich dass sie deine Tochter ist?", gab Herbstbrise zurück. Nachtspritzer zischelte wütend.

"Dann fragen wir Rabenschein eben persönlich, ob deine Behauptung stimmt!" Sie klang, als kostete sie dieser Satz größte Überwindung.

Herbstbrise nickte. "Gut", miaute sie herausfordernd, "Dann lass uns mal sehen, was dein wunderbares Junges zu sagen hat."

Schon im nächsten Moment schlang sich ein weicher Schwanz um ihren Rücken und schob sie vorwärts.

Herbstbrise ließ sich von Nachtspritzer ohne zu Zögern durch die Dunkelheit führen.

Nach einer Weile laufen konnte sie endlich einen winzigen Lichtschimmer in der Ferne erkennen, auf den Nachtspritzer geradewegs zutrottete.

Mit jedem Herzschlag wurde es heller. Herbstbrise konnte endlich die Höhle erkennen, Nachtspritzer ebenso.

Sie war zugegebener Maßen eine hübsche Kätzin mit dichtem schwarzen Fell, welches mit weißen Flecken betupft war.

Ihr Schwanz war ungewöhnlich buschig und ihre Augen hatten einen tiefgrünen Ton.

In der Scheune war sie nicht ansatzweise so schön gewesen. Ihr Fell war damals stumpf und verdreckt gewesen,

ihr Gesicht wütend verzogen und ihre Augen zu kleinen, leeren Schlitzen verengt.

Nun fühlte sich Herbstbrise in ihrer Anwesenheit um einiges wohler. Nachtspritzer führte sie entschlossen zu einem gut ausgepolsterten Nest,

in dem sich ein winziges Junges zusammengerollt hatte. Liebevoll schnurrend schleckte sie ihm über das Ohr und weckte es somit.

Rabenschein zuckte zusammen und starrte ihre Mutter mit weit aufgerissenen Augen an.

"Geh weg!", wimmerte sie, "ich will nicht sterben! Bitte töte mich nicht!!! Ich bin nicht schwach!!!"

Nachtspritzer schüttelte traurig den Kopf. "Nein nein", wehrte sie ab, "ich möchte dich doch nicht töten! Du hast Besuch, Kleines."

Langsam rollte Rabenschein die angstgeweiteten Augen zu Herbstbrise. Als sie sie erkannte, drang ein leises Schnurren aus ihrer Kehle.

Sie rappelte sich sofort auf und rannte ihr entgegen, um sich lächelnd an das rote Bein zu schmiegen.

"Oh Herbstbrise, du hast mir so sehr gefehlt. Seit Tagen suche ich schon nach dir und Mondstrahl!

Sie hat mich einfach hier ausgesetzt und ist dann nicht mehr zurückgekommen. Ist ihr etwas passiert?"

Herbstbrise schluckte schwer. Sie wollte Rabenschein noch nicht von Mondstrahls kaputtem Auge erzählen, deshalb schüttelte sie schwer den Kopf.

"Uns geht es jetzt gut. Wir wurden eine Zeit lang gejagt, weshalb wir dich hier lassen mussten, aber nun sind wir in Sicherheit."

Nachtspritzer lenkte durch einen Seufzer die Aufmerksamkeit der beiden Kätzinnen wieder auf sich.

"Herbstbrise, ich sehe schon, dass du Rabenschein nahe stehst. Du musst mir keine weiteren Beweise für deine Worte bringen.

Nun, wo fange ich an? Schwalbenstern hat mir wenige Stunden bevor du Rabenschein gerettet hast befohlen,

sie im Fluss zu ertränken. Ich war natürlich dagegen doch dann tötete sie meinen Bruder vor meinen eigenen Augen."

Ihre Stimme war schrill vor Entsetzen. "Sie drohte mir, noch meine restliche Familie umzubringen, wenn ich Rabenschein nicht ertränken würde.

Also befolgte ich schweren Herzens ihren Befehl. Was sollte ich denn anderes tun? Dank dir und Mondstrahl

gelang es mir nach eurer Flucht, mich vom Dämmerclan weg zu schleichen. Da Schwalbenstern verletzt war gerieten viele Katzen in Panik

und ein großes Chaos brach im Lager aus. Niemand bemerkte daher, wie ich heimlich verschwand.

Nun, das Schicksal hat mich und Rabenschein wieder vereint. Als ich eine Weile gerannt bin und mir einen Rastplatz suchen wollte,

wählte ich diese Höhle. Ich vernahm ein leises Maunzen und traf dann auf Rabenschein. Sie war in einem entsetzlichen Zustand. Also päppelte ich sie wieder auf."

Herbstbrise nickte langsam. "Verstehe." Ihre grünen Augen suchten Rabenscheins Blickkontakt.

"Stimmt das, was Nachtspritzer sagt", fragte sie eindringlich, "hat sie dich wirklich versorgt? Ja oder nein?"

Rabenschein legte die Ohren an und versteckte sich hinter ihrem Bein. "Ich ähm... ich meine... es sah danach aus", fiepste sie und fügte zaghaft hinzu:

"Trotzdem macht sie mir Angst." Nachtspritzer schniefte laut auf und lief unruhig auf und ab. "Herbstbrise, ich...

Ich glaube Rabenschein würde es bei dir besser ergehen als bei mir. Sie... sie hasst mich und hat Angst vor mir.

Doch das nehme ich ihr auch nicht übel. Sie hat Recht: Ich bin eine grausame, herzlose Katze, die ihr eigenes Kind kaltblütig in den Fluss wirft...."

"NEIN, das stimmt nicht!!!", fauchte Herbstbrise energisch, "du hattest keine Wahl!"
Wieder schüttelte Nachspritzer den Kopf.

"Du hast Recht. Leider spielt das aber keine Rolle. Ein so kleines Junges wie Rabenschein ist noch nicht in der Lage,

die Hintergründe meiner Tat zu verstehen. Doch das was sie erlebt hat, wird sie nie vergessen.

Die Erinnerung  hat sich wie eine  Zecke in ihrem Herz festgebissen. Sie wird sie nicht loswerden. Herbstbrise, was ich dir damit sagen will..."

Nachtspritzer machte eine Pause, in der sie stöhnend auf die Höhlendecke starrte. Man merkte, dass ihr alles zu viel wurde.

Erst nach einer Weile des Schweigens beendete sie ihren Satz.
"Rabenschein soll mit dir gehen!

Anders wird sie nicht glücklich werden. Ich für meinen Teil werde hier bleiben und in dieser Dunkelheit mein Leben ausklingen lassen.

Niemals werde ich mir verzeihen können, dass ich Rabenschein beinahe ermordet habe. Und sie wird mir auch nie vergeben, da bin ich mir sicher."

Herbstbrise konnte sie nur anstarren. Ihre Kiefer standen offen vor Fassungslosigkeit. "Natürlich nicht!", rief sie,

"ich lasse dich doch nicht einfach hier zurück! Was willst du machen, so ganz alleine? In dieser Höhle gibt es überhaupt keine Zukunft für dich!

Ich habe eine bessere Idee: Du begleitest mich und meine Reisegruppe zum Himmelclan. Dort kannst du zusammen mit Rabenschein ein friedliches Leben führen."

"Nein, das kann ich nicht", widersprach Nachtspritzer leise, "der Dämmerclan wird kommen. Und in seiner Anwesenheit gibt es keinen Frieden."

Herbstbrise zischte in sich hinein. "Aber beim Himmelclan gibt es garantiert mehr Glück als hier! Die Höhle an sich ist schon die Hölle!

Der Himmelclan muss erst vernichtet werden, bevor seine Katzen unglücklich werden."

Nachtspritzer stieß einen tiefen Seufzer aus. "Gut...gut...Ich gebe auf. Du hast gewonnen. Ich werde mit euch kommen, Herbstbrise."

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