-•- Prolog I -•-

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„Eingesperrt und eingepfercht, verraten und vertrieben haben sie auf Erden gelebt. Doch nun werden sie in den Schatten ihrer Vergangenheit wieder geboren und durch die undurchdringlichen Pfade dieses kühlen Moores wandeln. Jene, die dort kämpften und das Schilf mit unserem Blut tränkten, werden sie jagen, hetzen, versenken und bis zum bitteren Tode treiben. Doch jene, die das Moor bewohnen und dort die geheimen Schätze der Geschichte wahren, werden sie beschützen und hüten, leiten und führen. Schreckliches werden sie vollbringen, und dennoch ihrem Volk das Leben schenken. Sie werden da sein. Sie werden weiterleben!", zitierte Kometenregen die letzten Worte ihrer früheren Clangründerin Rabenstern, als sie sich ihrer Freundin in den Weg stellte und ihr die Weiterreise verweigerte.

Der bereits aufgehende Mond bahnte sich seinen Weg am dunklen Himmel empor.

„Komm mir jetzt nicht so! Ich weiß, was ich tue und ich werde meine Meinung nicht mehr ändern! Die Zeit ist reif, ich muss gehen!", zischte Seefarn ihr zu und versuchte, sich mühsam an ihr vorbei zu kämpfen. Doch ihr kugelrunder, schwerer Bauch machte dies unmöglich. Und so ließ die Kriegerin nicht locker: „Wieso nur? Wieso läufst du davon und lässt uns alle im Stich?"

Erbost fauchte die trächtige Kätzin: „Ich kann nicht anders! Und das weißt du! Diese Art zu leben macht mich krank! Die vielen Ammenmärchen hier benebeln meinen Verstand! Bald werden meine Jungen zur Welt kommen und ich möchte sie in einem richtigen Clan großziehen, wo sie keine albernen Geschichten erfinden, die keinesfalls der Wahrheit entsprechen!"

„Ammenmärchen? Alberne Geschichten? Die Legende ist wahr! Wenn du in die Richtung der Sterne fliehst, wirst du durch unser Moor müssen", fügte sie ein wenig ruhiger hinzu, aber Seefarn entgegnete mit fester Stimme: „Das macht mir nichts aus. Ich glaube nicht an die vielen Mythen. Im Moor existiert nichts weiter, als die unheimlichen Züge der Sträucher und des dunklen Wassers!"

„Einst lebte Rabenstern, eine große Kriegerin und bald schon eine für die Welt unbedeutende Anführerin. Die anderen Clans verhöhnten und verspotteten sie, doch niemand wagte es, die Wahrheit hinter ihrem pechschwarzen Körper zu entdecken und so verbannten die Sterne sie in das düstere Moor. Nur ein einzelner Schatten folgte ihr, verborgen in den Schemen der knorrigen Bäume. Unter heimlicher Beobachtung zog die erschöpfte Kätzin durch das gefährliche Terrain. Als sie sich irgendwann verirrt hatte, ließ sie sich leiten von der weißen Schwanzspitze des Erlkönigs und fand sich schließlich im Herzen des Moores wieder", begann die Kriegerin die Legende zu erzählen.

Seefarn miaute genervt: „Ja, ich kenne die Geschichte. Dann half er ihr und entpuppte sich als Erlenflüstern, ein netter Kater. Sie bekamen gemeinsam vier Junge, die sie allerdings nicht aus dem Moor ließen, weil sie Angst hatten, dass dort die anderen Clans warten würden."

„Eines Abends jedoch wurde der Familie aufgelauert und alle außer Rabenstern verloren in dieser schicksalhaften Nacht ihr Leben. Am Boden zerstört schwor sie der Welt Rache und verfluchte in ihrem letzten Atemzug das Moor, welches sie vor dem Schrecken der Clans bewahrt hatte. Nur ihren eigenen Clan verschonte sie. Schließlich verwandelte sie sich in einen pechschwarzen Raben und gefangen im Morast schwirrt sie noch immer durch die dunklen Engen und beobachtet die Bewohner des Moores", erläuterte Kometenregen weiterhin ruhig.

„Hör auf damit! Du machst es nur noch schlimmer! Ich werde nicht mehr umkehren!", entgegnete die baldige Mutter scharf. Doch ihre Clangefährtin gab nicht einfach auf. Weiter und weiter schritt sie in der Legende: „Durch den Fluch wandelt Rabensterns Familie durch das Moor. Als türkis-blaue, grelle Irrlichter führen sie die Mitglieder unseres Clans auf sicheren Pfaden durch den Morast und bringen sie zu guten Beutequellen. Fremde aber werden von ihnen auf falsche Wege geleitet, fern ab des Herzens im Moor und in den sicheren Tod. Niemand kann sie schreien hören, wenn sie an der Schwelle stehen und um Gnade winseln. Keiner kann die japsenden Atemzüge sehen, mit denen sie vergeblich versuchen, sich zu retten, während sie in den Tiefen versinken."

„Möchtest du mir etwa Angst machen, Kometenregen?", erkundigte sich Seefarn spitz, „Denn das wirkt bei mir nicht, ich glaube nicht an die Geschichte!" „Du wirst es noch. Und dann wirst du es bereuen, von hier geflohen zu sein!"

Schnell schloss die Kätzin ihre Erzählung von der Legende ab: „Bis heute wandeln Erlenflüstern, die Erlenkinder und alle Verstorbenen aus unserem Clan durch das Moor und erscheinen uns als leitende Irrlichter in der Dunkelheit. In ständiger Begleitung von Raben kann unser Clan das Moor betreten, ohne sich Sorgen machen zu müssen, denn unsere Ahnen werden uns führen."

„Jaja! Das viele Gerede von dieser falschen Legende kann ich nicht mehr ertragen! Ich muss weiter!", bedeutete die trächtige Katze ihrer Clangefährtin mit einem knappen Ohrenzucken und ging an ihr vorbei. „Aber lass dir noch eines sagen, Seefarn: Du wirst meine Freundin bleiben und hier immer willkommen sein! Rabenstern wird dich leiten, genau wie alle anderen!"

„Wann verstehst du es endlich? Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, Kometenregen. Das einzige, was wir tun können, ist, uns ihrem Lauf zu beugen. Sie ist tot! Sie wird weder dich noch mich führen! Aber im Gegensatz zu dir möchte ich weitergehen, eine schöne Zukunft haben und mich nicht auf tote Legenden stützen. Lebe wohl, meine alte Freundin."

Mit diesen Worten wandte sich die Katze von ihr ab und rannte zielstrebig auf das in der Ferne bedrohlich wirkende Moor zu. „Nein. Auf Wiedersehen, Seefarn", hauchte die Kriegerin ihr wehmütig hinterher und sah ihr noch eine Weile nach, bis sie in einer großen Senkung verschwand. Dann machte sie sich auf den Heimweg zurück in den RabenClan, ihr Zuhause.

Wütend auf ihr bald ehemaliges Clanmitglied rannte Seefarn immer weiter auf das Moor zu und hielt nicht mehr an. Ihr Bauch wurde mit der Zeit schwerer und schwerer, doch sie würde nicht aufgeben! Diese Schauermärchen würden sie ganz bestimmt nicht von ihrem Plan, einen anderen Clan aufzusuchen, abhalten!

Nach einer Weile erreichte sie den ersten Morast. Gespenstisch lauerten die bleichen Sträucher und Schemen in der Dunkelheit, als sich die trächtige Kätzin schnurstracks auf den Weg durch ihre frühere Heimat machte.

Mit der Wanderung des sichelförmigen Mondes, der in den düsteren Schatten der toten Bäume klebte, schritt auch die Königin immer tiefer in das Moor. Alles sah so gleich aus! Es war wie ausgewechselt, sie erkannte die Pfade nicht mehr wieder. Ihre Gedanken überschlugen sich wild in ihrem Kopf.
Mit der Zeit musste sie verzweifelt feststellen, dass sie sich hoffnungslos verlaufen hatte.

Panisch hastete sie ein paar Schritte in die eine Richtung und schließlich in die andere. Immer schneller wirbelte sie nach einer Sackgasse wieder herum und versuchte sich durch einen anderen Weg zu kämpfen. Ihre rennenden Atemzüge wurden dünner und flacher, bis sie von dem Gefühl geplagt wurde, kaum noch Luft zu bekommen.

Die Schatten wirkten viel bedrohlicher als früher und schienen immer näher zu rücken. Beengt und verdrängt fühlte sie sich nun in ihrer eigenen Heimat, als gehöre sie nicht mehr dazu. Schaurig waberte der dichte Nebel über die Pflanzen am Boden. Langsam versank Seefarn in ihrem Frust und der unendlichen Angst, nicht mehr lebend aus dem Moor zu kommen. All ihre Hoffnung starb wie eine trauernde Rose, wochenlang ohne Wasser, die mit der Zeit verwelkte.

Bis ein Stück weiter vor ihr plötzlich eine klitzekleine türkis-blaue Flamme über dem Grund schwebte. Ein wenig auf und ab taumelte das winzige Licht, das nach ihr zu rufen schien. Die Kätzin traute ihren Augen nicht. War die Legende etwa wirklich wahr? All die Jahre hatte sie sie für ein Märchen und eine gruselige Geschichte gehalten, die fremde Katzen vertreiben sollte.

Aber wieso tauchte dieses Irrlicht gerade jetzt auf? Und wollte es sie leiten, oder doch nur ins Verderben stürzen? Andererseits hatte sie kaum eine Wahl und nun auch nichts mehr zu verlieren. Immerhin würde sie ohne Hilfe und Orientierung nicht mehr lange überleben. Jeder einzelne Schritt, den sie gehen würde, könnte sie in Lebensgefahr bringen oder gar ihr Letzter sein.

Nicht ganz schlüssig, ob dies nun die richtige Entscheidung gewesen war, setzte sie sich in Bewegung und folgte dem grellen Schein in der Dunkelheit, zu dem sich schon bald noch mehr Flammen in einer seltsamen Reihe gesellten.


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Dies ist die Kurzgeschichte für den Wettbewerb von  Donnerwolke1 .
Ich habe sie der Form halber Prolog 1 genannt.

Bitte nicht wundern: die verzögerte Abgabe war aufgrund meiner Abwesenheit abgesprochen.

Wie findet ihr mein erstes Geschreibsel von der Geschichte?
(Erste Kapitel folgen, sobald ich Löwenjunges' Fluch beendet habe)

Viel Spaß noch beim Lesen! :)

~Löwi~

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