22. Kapitel

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Schmutzpfote war wütend. So wütend und voller Gedanken, dass sie nicht schlafen konnte. Es war dunkel und im Moor zirpten die Grillen in einem sonst beruhigend wirkenden Rhythmus, doch heute konnten sie die Tigerkätzin nicht besänftigen. Flügelstrom, dieses Fuchsherz!

Wer verließ seine Gefährtin, während sie so verletzlich war und die Unterstützung dringend brauchte? Allein der Gedanke, dass sie mit dem roten Kater in Zukunft den Bau teilen musste, verursachte ihr leichte Übelkeit. Wer so voll von sich selbst war, hatte in einem Clan nichts zu suchen!

Neben ihr war Himmelspfote erst vor kurzem eingeschlafen, zuckte jedoch herum und verzog das Gesicht zu einer finsteren Miene. Keine schönen Träume für irgendeine der Schwestern.

Schmutzpfote seufzte und presste die Augen zu. Sie war müde und wollte schlafen, aber ohne die Mohnsamen aus dem Heilerbau hatte sie es schon lange nicht mehr geschafft. Und im Heilerbau war Schwanenpfote mit spitzen Krallen und Worten auf sie. Wenn Schmutzpfote so darüber nachdachte, wollte sie gar nicht, dass ihre Schwester mit Flügelstrom zusammen war. Sie waren zwar keine Freunde, aber sie verdiente besseres. Jemanden, der sie wirklich schätzte und liebte.

Wir sind doch alle noch viel zu jung für einen Gefährten. Schwanenpfote war damals schon zu jung und ist es jetzt auch noch. Flügelstrom hat sie nur manipuliert, damit er sie vorzeigen kann, dachte die getigerte Kätzin düster. Es war einfach ungerecht.

Selbst wenn Schmutzpfote schon Kriegerin wäre, würde sie nicht sofort nach einem Gefährten suchen, das würde viel zu schnell gehen. Sie wusste zwar schon seit sie ziemlich jung gewesen war, dass sie eine eigene Familie gründen wollte, aber das hatte doch Zeit. Außerdem interessierte sie sich für niemanden im Clan, zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.

Aber Schmutzpfote wusste, dass Schwanenpfote ihren Gedankengang nicht verstehen würde. Sie war wütend und verletzt und wahrscheinlich das letzte Gesicht, dass sie momentan sehen, geschweige denn sprechen hören wollte.

Es war Mondhoch, die halbe Nacht war schon um und Schmutzpfote hatte kein Auge zugetan. Draußen war es fast ganz still bis auf die Grillen...und das leise Tappen von Pfoten?

Die Tigerkätzin hob den Kopf und lugte durch den Ausgang, wo sie Ottersee auf samtweichen Pfoten heranschleichen sah. Schmutzpfotes Ohren schossen auf einmal angespannt nach oben. War etwas mit Schwanenpfote?

"Oh gut, du bist wach", flüsterte Ottersee, bedacht, niemanden sonst zu wecken.

"Was ist los?", fragte Schmutzpfote leise. Wieso sollte die Heilerin ausgerechnet zu ihr wollen?

"Es geht um Muschelklang. Sie fragt nach dir."

"Wieso? Was ist mit ihr?" Die Schülerin sortierte ihre Pfoten und erhob sich aus ihrem Nest. Sorge keimte in ihr auf.

"Sie hat Wehen, aber es wird noch dauern, bis die Jungen kommen. Sie braucht jemanden, der sie ein bisschen ablenkt. Muschelklang wollte ihre Schwester nicht aufwecken, weil sie noch so erschöpft von der Geburt ist, deswegen wollte sie, dass ich dich hole", wisperte die kleine, braune Kätzin und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, aus dem Bau zu kommen.

Schmutzpfote war sofort hellwach und folgte der Heilerin über die dunkle Lichtung. Sie spürte, wie ihr Aufregung in der Brust kribbelte...oder war es mehr Nervosität? Was wenn etwas schief ging? Nein, so durfte sie gar nicht denken! Alles würde gut werden und der Clan würde wundervolle, kleine, starke, neue Mitglieder bekommen.

"Geht es Muschelklang gut?", wollte die Schülerin leise wissen, während sie geduckt neben der Heilerin herschlich.

"Wie gesagt, sie hat Wehen, aber bis jetzt verläuft alles so, wie es soll. Aber es dauert eben noch. Sie braucht jemanden, der sich mit ihr unterhält, sonst malt sie sich in ihrem Kopf nur schlimme Dinge aus, die sie in Panik versetzen", erklärte Ottersee. "Sie ist mit Bauchschmerzen zu mir gekommen und ich habe ihr vorerst mein Nest im Heilerbau gegeben, damit sie Leopardenschweif und die Jungen nicht weckt, aber seid bitte trotzdem leise. Schwanenpfote muss sich ausruhen und Rabenpfote schläft auch noch. Ich werde ihn wecken, wenn die Jungen kommen."

Schmutzpfote atmete tief durch und zwang ihre Sorgen dazu, sich ganz klein in die letzte Ecke ihres Bewusstseins zu zwängen. Muschelklang brauchte sie jetzt, sie durfte nicht ängstlich wirken.

"In Ordnung...ich hoffe es geht alles gut", murmelte Schmutzpfote, kurz bevor sie den Heilerbau betrat. Es war so dunkel, dass die Schülerin nur die schwarzen Umrisse ihrer Mentorin im vordersten Nest erkennen konnte. Als sie näher trat, blitzten Muschelklangs grüne Augen auf.

"Schmutzpfote! Danke, dass du gekommen bist...ich wusste nicht, wenn ich sonst holen sollte", wisperte die Kätzin gedämpft und mit zittriger Stimme. Ihre Flanken bebten in unregelmäßigen Abständen und die graue Kätzin atmete schwer, begleitet von einem stetigen Pfeifen.

"Natürlich bin ich gekommen", gab die Tigerkätzin zurück und berührte vorsichtig Muschelklangs Schnauze mit der Nase. "Wie geht es dir?"

Die Pupillen der Königin waren stark geweitet, und das bestimmt nicht nur wegen der Dunkelheit. Schmutzpfote sah, wie sich Angst und Schmerz einen bitteren Kampf in ihrem Blick lieferten.

"Ich...es tut jetzt schon so weh und Ottersee hat gesagt...sie hat gesagt das ist erst der Anfang", miaute Muschelklang und schnappte auf einmal nach Luft, als ihre Seite sich plötzlich zusammenzog.

"Nicht die Luft anhalten Muschelklang", wies Ottersee sie an und strich mit dem Schweif beruhigend über das Fell der Königin. "Langsam weiteratmen, tief in die Brust hinein."

Die Heilerin atmete geräuschvoll tief ein und aus und Schmutzpfote stieg mit ein. Es war dasselbe, was Regentropfen und Himmelspfote für sie getan hatten, als sie diese Panikattacke bekommen hatte und es hatte ihr geholfen, einen guten Rhythmus zu finden. Zunächst hielt Muschelklang die Luft noch an, doch dann nickte sie knapp und ließ sie langsam entweichen. Für ein paar Momente atmeten die drei Kätzinnen im Einklang, bis die Wehe vorübergezogen war.

"Gut so", lobte die braune Kätzin. "Du brauchst keine Angst zu haben."

"Ich wünschte wirklich, ich könnte die Angst abschalten, aber das kann ich nicht", erwiderte Muschelklang. Sie zitterte. Vorsichtig legte Schmutzpfote sich neben sie und leckte ihr über das Brustfell. "Ach Schmutzpfote, ich weiß doch gar nicht, wie das richtig geht, mit dem Mutter-sein."

Die Schülerin schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

"Keine Mutter weiß das bei ihrem ersten Wurf, Muschelklang. Ich glaube, jede Königin hat Angst vor der Geburt, egal wie viele Jungen sie schon auf die Welt gebracht hat."

"Das stimmt", gab Ottersee ihr Recht. "Ich habe noch keine Königin getroffen, die sich nicht gefürchtet hat. Vor allem bei ihrem ersten Wurf. Du hättest deine Mutter sehen sollen, als du und Leopardenschweif auf die Welt gekommen seid."

"Wirklich?", fragte Muschelklang. Ihre grünen Augen wurden kurz von einem traurigen Schleier betrübt. "Aber sie war eine tolle Mutter."

Verlegen stellte Schmutzpfote fest, dass sie gar nicht wusste, wer Muchelklangs Eltern waren...was bedeuten musste, dass sie schon länger tot waren. Wenn man in Betracht zog, wie jung die Königin noch war, musste sie beide schon früh verloren haben.

"Wie hat sie geheißen?", fragte Schmutzpfote behutsam.

"Abendwolke. Sie war Ameisensterns Wurfgefährtin",erzählte die graue Kätzin mit einem wehmütigen Ausdruck im Gesicht. "Sie war braun gefleckt, ähnlich wie Leopardenschweif, aber ihre Flecken waren viel wilder. Sie war immer so fröhlich. Hat es geliebt, mit uns zu spielen und zu toben." Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen, während die schönen Erinnerungen sich vor ihren Augen wiederholten.

"Abendwolke war wirklich eine tolle Katze", fügte Ottersee hinzu. "So liebenswert und freundlich. Es ist eine Schande, dass sie so früh von uns gegangen ist.

Schmutzpfote legte den Kopf schief und grübelte, ob das Thema in die richtige, stressfreie Richtung ging, die sie sich erhofft hatte, aber Muschelklang schien es nicht zu stören.

"Ja...wir waren erst drei Monde alt...", miaute die graue Kätzin und fing wieder an, tief zu atmen, als eine Wehe über sie hinwegrollte.

"Nur drei Monde? Ihr habt sie als Junge schon verloren?", fragte Schmutzpfote leise, aber entsetzt.

"Ja. Es war nicht einfach für uns beide", gab die Königin zurück, nachdem sich ihr Körper beruhigt hatte. "Abendwolke hat sich am Auge verletzt, als sie mit uns verstecken gespielt hat und die Wunde hat sich schwer entzündet. Damals haben wir beide noch nicht verstanden, was Tod bedeutet und dass wir sie nie wieder sehen werden."

"Das tut mir so leid", hauchte Schmutzpfote und drängte die Tränen zurück. Soe vermochte es gar nicht, sich vorzustellen, wie sie sich fühlen würde, wenn Regentropfen etwas zustoßen würde.

"Ist schon gut, Schmutzpfote", miaute Muschelklang und leckte ihr über die Wange. Sie schnurrte sogar ganz leise. "Ich liebe es, an die schönen Erinnerungen mit ihr zu denken. Und wir hatten unseren Vater. Nachdem Abendwolke gestorben ist, ist Schattenteich in die Kinderstube gezogen und hat für uns gesorgt. Wir waren nie alleine. Er hat uns geholfen, es zu begreifen und es zu überwinden."

"Ist Schattenteich nicht Schwarzfrosts Bruder? Er ist doch auch gestorben." Schmutzpfote wusste gar nicht, woher sie diese Information hatte, aber irgendjemand musste ihr von Schattenteich erzählt haben.

"Ja, das stimmt. Er hat sich das Genick gebrochen, als er von einem Baum gestürzt ist", mischte sich Ottersee wieder ein. "Armer Schattenteich. Er hatte besseres verdient. Das muss etwa in der Mitte eurer Schülerzeit gewesen sein, oder Muschelklang?"

"Ja genau. Ich wünschte er hätte unsere Zeremonie noch erleben dürfen. Er wäre so stolz gewesen", murmelte Muschelklang, nun blinzelte sie doch ein paar Tränen weg.

"Er ist stolz, Muschelklang. Ich bin mir sicher, er hat eure Namen gerufen, genau wie wir", versicherte die Heilerin ihr. Sie hatte sich neben das Nest gesetzt und betastete behutsam Muschelklangs rundlichen Bauch. "Du machst Fortschritte. Es wird nicht mehr lange dauern", versprach sie.

"Die beiden sind so jung gestorben. Es tut mir leid, dass du sie nur so kurz in deinem Leben hattest", flüsterte Schmutzpfote. Als Muschelklang in ihrem Alter gewesen war, hatte sie schon beide Elternteile verloren gehabt, das war schrecklich.

"Es war nicht einfach, das stimmt. Ich...Ich habe sogar überlegt, ob ich meine Jungen nach ihnen benenne, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie ihre eigenen Namen haben sollten. Was meint ihr?", wollte die graue Königin wissen. Kurz darauf krampften sich ihre Flanken erneut zusammen und die beiden Kätzinnen warteten geduldig, bis die Wehe verklang.

"Also um ehrlich zu sein bin ich kein großer Freund von sowas", gab Ottersee zu. "Junge nach jemandem zu benennen, der verstorben ist, legt ihnen eine Last auf, die sie sich nicht ausgesucht haben. Sie werden geboren und sofort mit Erwartungen konfrontiert, wie diese Katze zu sein, deren Namen sie bekommen haben."

"Leopardenschweif hat ihren Sohn nach Haferwolke benannt", gab Schmutzpfote zu Bedenken.

"Das stimmt. Aber Haferwolke ist nicht tot. Keiner wird sich an Haferjunges klammern, in dem verzweifelten Versuch, die Erinnerungen an eine Katze am Leben zu erhalten, die von uns gegangen ist. Leopardenschweif hat ihn Haferjunges genannt, um Haferwolkes mutige Tat zu ehren, aus Dankbarkeit und Freundschaft, nicht aus Trauer. Aber am Ende ist es immer noch deine Entscheidung, Muschelklang. Es sind deine Jungen."

Ja...ihre und Champions.

Auf einmal überkam es Schmutzpfote ganz kalt. Erst jetzt wurde ihr klar, dass, sobald die Jungen auf der Welt waren, es schwieriger werden würde, sie zu beschützen. Solange sie in Muschelklangs Bauch waren, waren sie sicher. Sie waren dort, wo Muschelklang war. Aber nun, wo sie bald geboren sein würden, konnten sie von ihrer Mutter getrennt werden.

Ruhig, Schmutzpfote, sprach sie sich selber zu. Der Clan wird nicht zulassen, dass ihnen etwas zustößt. Champion wird sie nicht in die Krallen bekommen.

Die Schülerin versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass selbst ein Hauskätzchen nicht dumm genug war, bei den Clans einzubrechen und Junge zu stehlen, aber da war diese kleine, leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr immer wieder Zweifel in die Gedanken flüsterte. Sie mussten vorsichtig sein. Champion machte schon den Fehler, den SumpfClan zu unterschätzen. Sie durften nicht dasselbe tun.

Diese Jungen werden in Sicherheit sein. Im SumpfClan.

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