Vertrauter Fremder

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Es tut so weh Menschen zu treffen, die so sind wie ich.

Es tut weh, weil ich plötzlich mir selbst gegenüber stehe. Und dieses Spiegelbild ist zerstört. Da ist nicht nur der leere Blick in den Augen, der dir fast das Herz aus dem Leib reißt.
Da sind nicht nur die Hände, die zittern und mit Blut beschmiert sind.
Da ist auch dieser schmerz verzogene Mund. Und du weißt genau, dass der Schmerz, der diesen Mund so krümmt, kein Gewöhnlicher ist. Du weißt, wie weh es tut und du weißt, dass du nicht weglaufen kannst, dieser Schmerz holt dich ein, findet dich überall.

Und du möchtest diese Person,
die so empfindet wie du,
einfach nur in den Arm nehmen,
deine Finger durch ihre Haare gleiten lassen
und deine Lippen an ihre Ohren legen.
Und so angeschmiegt, möchtest du flüstern: "Es wird alles wieder gut. Es geht vorbei. Du bist es wert. Gib nicht auf."

Aber du weißt es besser. Du kennst die Wahrheit. Es geht nicht vorbei. Es hört nie auf. Denn da draußen gibt es Monster und wo auch immer sie dir auflauern ... du kannst nicht vor ihnen davon rennen. Da draußen gibt es immer noch diese Menschen, denen du dein Herz geschenkt hast. Aber ... sie wollen es nicht. Sie werfen es dir wieder vor die Füße. Sie treten nach dir. Sie rammen dir Messer in der Form von Worten in die Brust.

Und diesen Schmerz, den können keine Worte von einer fremden Person lindern. Das weißt du. Und genau deswegen steht ihr euch nur gegenüber. Du berührst dein Gegenüber nicht, du legst deine Hände nicht schützend über seinen Kopf. Denn ihr seit nur zwei Fremde, die einander verstehen. 

Du nimmst ihm die Chance auf diese schützende Berührung. Du verschließt dich vor ihm, wie sich der Rest der Welt vor ihm verschlossen hast. Du schließt deine Fensterläden, wendest deinen Blick ab. Genau wie sich die Welt zuvor von dir abgewendet hat: langsam, aber unaufhaltsam.

Du blickst auf den nassen Bordstein. Gleich wird es wieder zu regnen beginnen.

Ihr seid gleich. Zwei verloren Seelen. Dazu verdammt einsam zu sein. Allein unter Hunderten. Allein, zusammen. Genau dann ist man am einsamsten.

Warum berührst du ihn nicht? Strecke deine Hand aus und rette ihn. Rette dich selbst!
Aber die Welt hat dich gelehrt, es nicht zu tun. Wenn du dich öffnest, lässt du es zu verletzt zu werden. Mehr als es ein Herz, ein Körper ertragen könnte.
Verdammt.
Und er weiß es auch. Er weiß, dass er gehen muss. Er muss dich alleine lassen.
Denn das hier, das ist dein Krieg. Und er muss seinen fortsetzen. Allein.

Er hebt seine Hand. Sie schwebt in der Luft, wie all die unausgesprochen Worte, die euch die Kehle zu schnüren. Seine Fingerspitzen wollen deine Wange berühren. Nur ganz leicht, wie der Hauch einer abendlichen Sommerbrise, nach einem heißen Tag - unerwartet aber so bitter nötig, fast vergessen, dass es auch anderes als unerträglich heiß geht.
Seine Augen flehen. Nach einer Pause. Einer kurzen Pause von diesem Schmerz. Er blickt zum Himmel. Seine Wimpern sind nass. Tränen.

Er ist am Ende. Und du weißt es. Weil du bist wie er. Und es tut so unendlich weh ihm gegenüberzustehen. Du weißt, um die Geheimnisse, die dich quälen. Du weißt, um die Hoffnung, die dich verhöhnt, dir etwas vormacht.
Du siehst ihn wieder an. Ganz langsam. Stellst dir vor, wie sich seine Haare anfühlen würden.

Das zerreißende Gefühl in deiner Brust, wenn du ihn an dich drückst und versuchen willst, ihm mit all deiner Kraft etwas von seinem Schmerz zu nehmen, kannst du dir gut vorstellen.

Es war ein langer Tag. Ein kurzes Leben bis zum heutigen Zeitpunkt, das einfach nur schwerfällig war. Ihr teilt eine ähnliche Geschichte. Eine gleiche - nur eben anders.

"Es tut mir leid."
"Mir auch."
'Alles', sagt ihr noch in Gedanken. Und meint es.

Der Schmerz, den ihr euch gegenseitig zufügt, ist nicht in Worte zu fassen. Seine leeren, flehenden Augen steifen deinen Blick. Er ist kaputt. Ein gesprungenes Spiegelbild und du versuchst mit verkrampftem Blick etwas wieder zu erkennen. Etwas aus längst vergangenen Zeiten. Aber da ist nichts mehr. Die Menschen haben alles genommen. Und was sie nicht genommen haben, das hat er weggeworfen. Das habt ihr weggeworfen.

Ihr konntet nichts behalten. Da ist nichts mehr für euch.
Der Meter, der euch trennt, scheint plötzlich einer Schlucht zu gleichen. Und dein anfänglicher Gedanke ihn zu berühren, ihn an dich zu schmiegen, deine weichen Lippen an sein Ohr zu legen, ist in weite Ferne gerückt. Zweifel und Ausreden sind an seine Stelle getreten.

Er muss jetzt gehen. Und du musst ihn gehen lassen. Du kannst ihm kein Gepäck abnehmen. Und ihm auch keins mitgeben.

Er ist nur ein Fremder, der dir durch Zufall auf der Straße begegnet ist. Und in dem du dich selbst wieder erkannt hast. Er hat sich in dir wiedererkannt. Deshalb ist er stehen geblieben. Deswegen konntet ihr diesen Moment teilen. Euren Schmerz in jemand anderem erkennen.

Keine Worte der Welt könnten eure Geschichten erzählen. Keine Melodie wäre traurig genug, um im Hintergrund zu spielen.

Er wendet sich ab. Die Hand die eben noch so verhängnisvoll in der Luft hing, steckt tief in seiner Jackentasche. Er zieht den Kopf zwischen die Schultern und seine Füße tragen ihn davon. Weg von dir. Weg von seinem Spiegelbild. Dem wahrscheinlich einzigen Menschen, der ihn je wirklich verstehen wird.

Du blickst ihm hinterher. Vor deinem inneren Auge hältst du ihn in deinen Armen und ihr weint. Gemeinsam. Vereint. Denn eigentlich habt ihr euer ganzes leeres Leben lang auf so einen Menschen gewartet. Jemanden, der euch versteht. Ohne Worte. Ohne Erklärungen.
Aber so einen Menschen kann man nicht behalten. Man kann ihn nicht halten. Denn es tut zu sehr weh. Ihr würdet euch zerstören. Endgültig.

Tote Augen können sich nicht lange ansehen. Sonst könnten sie erblinden.
Die kühle Luft füllt deine zitternden Lungen. Du weinst, hast es gar nicht bemerkt.

Er entfernt sich immer weiter von dir. Da geht er. Dein Seelenverwandter. Der einzige Mensch auf dieser gottverdammten Welt, der dich verstehen könnte. Der es eben gerade getan hat.
Und du hast ihn gehen lassen. Du musstest, aber trotzdem bleibt da dieser Vorwurf, den du jetzt dein ganzes Leben lang gegen dich verwenden wirst.
Seine Silhouette wird immer kleiner, seine Umrisse verschwimmen. In Tränen. Im Regen.
Denn die ersten Regentropfen beginnen zu fallen.


XXX

Ich hoffe wirklich sehr, dass ihr euch nebenbei den Song angehört habt! Er ist mehr als perfekt! Ich war so unglaublich emotional, als ich das geschrieben habe damn.

Aber was anderes! Ich möchte mich für 1k redas bedanken! Wirklich! Es freut mich, dass das hier Leute lesen - gerne lesen, vieles verstehen, nachvollziehen können. Danke. Seht dieses Kapitel also als ein "1K Special" denn es ist schon ein kleines Sahnehäubchen unter meinen Werken, möchte ich behaupten.

29.O9.2O19 

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