070 ** in der Weihnachtsbäckerei ** Mi. 27.11.2019

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Direkt nach dem Sportunterricht sausen wir gemeinsam zu mir nach Hause. Max hat gestern zum ersten Mal von sich aus für heute die Nachhilfe abgesagt. Dafür hat er am Nachmittag in einem kleinen Teeladen hier in Rüttenscheid lauter Probentütchen für jeweils eine Kanne Tee mit verschiedenen normalen und winterlichen Geschmäckern gekauft. Die Vorräte waren danach alle, weil wir ja fünf Adventskalender machen wollen. Moritz hat sich auf die weihnachtlichen Sondertische beim REWE auf der Rü gestürzt. Und ich hab Zutaten für verschiedene Kekssorten gekauft. Bei mir zu Hause machen wir erstmal Kassensturz und rechnen um, wer von uns wieviel von den Gesamtkosten tragen wird.

Dann packen wir alle unsere Rezepte aus und machen die verschiedenen Teige. Die kleine Mehlschlacht nebenbei ignorieren wir jetzt mal ... Unsere Küche ist ein einziges Schlachtfeld, und der Ofen glüht. Aber nach fast vier Stunden liegen vor uns Berge von Keksen. Noch eine Stunde weiter sind einige davon mit Marmelade oder Nutella gefüllt oder mit Zuckerguss und bunten Streuseln verziert.

„Boah, ich klebe am ganzen Leib, is das eklig!"
„Tja, Max. Wenn du vorhin schneller gewesen wärst, hättest du jetzt nicht dieses leckere Mehl-Zucker-Klebskram-Gemisch an dir dran. Eigentlich ... könnten wir dich gleich auch noch backen. Sind ja alle Zutaten da."
Mit einem Aufschrei stürzt Max sich auf Lasse, der wiederum mit einem erschrockenen Quieken in unsere Besenkammer hüpft und verzweifelt versucht, irgendwie die Tür von innen zuzuhalten. Dass das nicht funktioniert, hat in einem Haushalt mit vier Kindern durchaus Methode, ist für Lasse aber eher unpraktisch. Als Max mit ihm fertig ist, klebt er genauso dolle und wurde außerdem nach Strich und Faden durchgekitzelt.

Moritz packt die Zelophantütchen aus. Zum Glück hat er sich in der Größe vertan, denn die Tee-KANNEN-Proben-Tüten sind natürlich größer als die normalen Tassen-Beutel. Im Akkord packen wir jeder für unsere Familie/Freundin/Stiefmutter die Tütchen mit Teeportion und der entsprechenden Menge Keksen. Max musste ja sowieso zwischendurch nach Hause, um den ganzen Tee zu holen, und hat zu seiner Freude bereits das Paket mit den Büchern vorgefunden. Aber der Knaller sind die drei schönen Präsentkörbe, die er bei Tanja Frey in der Gärtnerei bekommen hat. Lasse und ich nehmen stattdessen große Schuhkartons und bebasteln sie schön bunt. Für zu Hause reicht das völlig aus.

Die Henkel der Körbe werden mit buntem Band umwickelt und Strohsternen verziert – für jede Person im Haushalt einen. Nur Max macht nichts dran, er will am Freitag auf den Weihnachtsmarkt und da vielleicht was erjagen zu diesem Zweck. Dann legen wir drei anderen die schon vorbereiteten Briefe in die Bücher und packen die weihnachtlich ein. Noch ein paar Zweige dran – und schon sehen die Körbe und Kartons richtig toll aus. Wir dagegen sind schlagskaputt von der ganzen Wichtelei.
„Jungs, ich mach mich. Auch ohne Nachhilfe hab ich heute noch ein paaaaaar Hausaufgaben zu machen."

Zum Glück kommt Papa grade nach Hause, als Max, Moritz und Lasse verzweifelt versuchen, die Präsente irgendwie an ihren Rädern unterzubringen. Und bei Max sind es ja sogar zwei! Kurz entschlossen schnappt sich Papa die drei Körbe und den Karton und fährt sie zu den anderen nach Hause. Ich habe meinen Karton sofort versteckt, damit meine Geschwister den nicht schon vorher entdecken und plündern.


Do. 28.11.2019

Ich hab heute zwar lange Schule und nachher noch Lerngruppe bei Moritz, aber erstmal schleiche ich mich nach der Schule rüber in mein altes Zuhause. Papa kommt noch lange nicht von der Arbeit nach Hause, und was ich vorhabe, dauert auch nicht lange. Zum Glück ist die Küchentür auf Papas Seite nicht abgeschlossen, so muss ich nicht außenrum.

Ich schleiche, obwohl das ja eigentlich Quatsch ist. Und ich schaue auch nicht rechts und nicht links. Ich will gar nicht wissen, wie es hier jetzt aussieht. Ich gehe auf dem kürzesten Weg in den Keller und hole ganz hinten die Kisten mit Weihnachtsschmuck raus. Denn Tanja hat immer einen Leuchtstern ins Küchenfenster gehängt und einen Strauß mit selbstgebastelten Fröbelsternen ins Wohnzimmer gestellt in der Adventszeit.

Ich muss nicht lange suchen – der Leuchtstern und die Fröbelsterne sind hier geblieben, weil Tanja im Oktober über sowas natürlich nicht nachgedacht hat. Aber sie soll doch einen schönen Advent haben, wie sie ihn gewohnt ist. Ich zähle 24 Fröbelsterne ab. Den großen Rest lasse ich für Papa da.
Vielleicht schafft er es ja, ein bisschen zu schmücken ...
Mit der Tüte voller Sterne und der Schachtel mit dem Leuchtstern husche ich zurück auf die Seitz-Seite des Hauses und schließe alle Türen sorgfältig wieder, damit Papa nicht kapiert, dass ich da war.

Die Fröbelsterne fädele ich auf einen dünnen Zwirn, und den wickele ich um den Griff von Tanjas Adventskalender-Präsentkorb. Sie kann ja selbst entscheiden, ob sie die da dranlassen oder abmachen und in einen Strauß hängen will. Ich decke diesen Korb mit einem Tuch ab und stelle ihn zusammen mit dem Leuchtstern hinter meinen Schreibtisch. Kurz darauf wandert auch das verpackte Buch mit einem Brief an Tanja in den Korb. Annis Kalender kann ich noch nicht fertig machen. Ich hoffe auf schöne Beute morgen oder Samstag auf dem Weihnachtsmarkt.

Und dann starre ich eine geschlagene Stunde lang ein weißes Blatt Papier an, weil ich einfach nicht weiß, wie ich den Brief an Anni schreiben soll.
Gut gemacht, Maximilian Gersten. Das ist der netteste, reuigste und adventlichste Brief, der je geschrieben wurde ... Maaaaaaann, ich hab Deutsch-LK. Das darf doch nicht wahr sein!
Irgendwann gebe ich für heute auf und mache mich an die Hausaufgaben. Auch mit Mathe muss ich ja heute alleine klar kommen. Aber das geht erstaunlich gut. Trotzdem ist es ziemlich spät, als ich endlich totmüde ins Bett falle.

Fr. 29.11.2019

Ich fühle mich kribbelig, als säße ich in einem Ameisenhaufen, als ich unseren Nachhilferaum ansteuere. Vor lauter Aufregung fange ich mitten auf dem Flur an zu tanzen.
„Morgen, Max. Soll ich wieder mein Handy zücken?"
Erschrocken fahre ich herum und sehe direkt in Annis Augen.
Mist. Grün. Schön. Beherrsch dich!
„Äh ... nönö, ich hab mir bloß die Zeit vertrieben."
„Wenn das 'bloß Zeitvertreib' war – wie sieht das dann erst auf der Bühne aus?"
Ich grinse sie an, während sie die Tür für uns öffnet und mich reinlässt.
„Besser?"
„NOCH besser?"
Sie zwinkert mir zu, und mein Herz hat einen Aussetzer.
„DAS haben SIE gesagt."

Wir setzen uns und packen den aktuellen Mathekram aus.
„Es sind noch acht Unterrichtswochen bis zu den Abi-Vorklausuren. Da ich die noch mache, kann ich Sie gut drauf vorbereiten. Aber insgesamt sind Sie jetzt in Mathe so gut in der Reihe, dass ich vorschlage, dass wir in den Weihnachtsferien pausieren und dann hinterher nur noch zwei Termine pro Woche brauchen. Dann haben Sie im Endspurt etwas mehr Zeit für sich oder die anderen Fächer. Und sollten Sie die Abi-Prüfung in Mathe machen müssen, sind Sie allemal fit fürs Zentral-Abi. Aber das wollen wir ja nicht hoffen. Keine Verletzungen bitte, ich will Ihre gemeinsam Performance im Praktischen sehen!"
Jei, ich muss mich echt beherrschen.
Nur noch zwei Termine pro Woche – ich vermisse es jetzt schon, obwohl doch noch alles beim Alten ist.
"Ich hab nicht vor, mich vorher zu verletzen. Das wäre wirklich zieeeeemlich unpraktisch."

Seit ich kapiert habe, wie sehr ich Anni Unrecht getan habe, sehne ich mich zurück nach den alten, spritzig-frechen Zeiten. Aber so, wie es Anni grade geht, ist sie wahrscheinlich gar nicht zu Scherzen aufgelegt. Wobei ... das Geplänkel vorhin auf dem Flur, das war ja eigentlich schon ein ganz guter Auftakt. Ich muss einfach genau auf die jeweilige Stimmung achten. Wenn sie Lust hat – warum sollten wir nicht wieder unseren Spaß haben?
Vielleicht hilft es ihr sogar, wer weiß ...

Nach Deutsch in der siebten und achten Stunde fahre ich sofort nach Hause und erledige ein paar Aufgaben. Dann starten Lasse und ich durch, weil wir ein erstes Mal auf den Weihnachtsmarkt wollen, bevor das Training anfängt. In der Innenstadt ist natürlich der Teufel los. Aber mit den Rädern kommen wir ganz gut durch. Wir laufen einfach einmal die Kettwiger rauf und runter, um uns zu orientieren.

Lasse kauft gleich was. Denn in der Familie Seitz gibt es eine wunderschöne Porzellanhäuschen-Stadt, die immer auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer auf gebaut wird. Und jedes Jahr kommen ein Haus und ein paar kleine Figuren dazu. Lasse findet eine Gruppe mit Kindern, die eine Schneeballschlacht machen. Ich entdecke einen Stand mit traditionellem Christbaumschmuck und handgearbeiteten Papiersternen, den ich mir für Morgen merke. Dann flitzen wir schnell zurück nach Rüttenscheid und zum Freitagstraining.

Nach dem Training piepe ich Tanja an, ob sie am Sonntag-Nachmittag Lust auf kurzen Adventsbesuch hat. Hat sie.
Sehr gut!
Und ich piepe die Tucher an, wie wir denn die Übergabe machen können, damit der Korb am Sonntag Morgen bei denen vor der Tür steht. Es dauert eine Weile, bis sie antwortet.
„Bin von SA auf SO nicht zu Hause, komme aber schon am Vormittag wieder. Soll ich das Ding bei Dir abholen?"
„Wär klasse, passt seeeeehr schlecht aufs Fahrrad ..."
„Aha? Bin neugierig. Ich behaupte dann, dass das im Treppenhaus vor unserer Wohnungstür gestanden hat."
„O.K. - cool! Danke!"
Schnell schicke ich ihr meine Adresse. Damit sind die Übergaben auch geregelt.

Lasse steckt seinen Kopf bei mir zur Tür rein.
„Ich wollte gute Nacht sagen."
Dann fängt er an zu grinsen.
„Ist dir bei den Familienkalendern eigentlich was aufgefallen?"
„Nö, wieso?"
„Ich hab in allen 24 Teetüten ... 6 Kekse drin. Und weil du zu unsrer Familie gehörst, musst du dann beim Vorlesen auch dabei sein!"
„Jei, ich krieg' die Geschichte auch zu hören. Da hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Wenn ich alles wegschenke, weiß ich ja selbst nicht, was drin steht."

Lasse grinst und will schon gehen. Da fällt mir noch was ein.
„Du, sag mal, ..."
„Mal."
„Kopp dicht! Habt ihr eigentlich für Lotta und Ole auch die ganzen normalen Petterssons und Findusse?"
„Klar. Möchte sich da jemand bilden?"
Lasse wackelt mit den Augenbrauen und fängt dann lässig das Kissen auf, das ich ihm gerne an den Kopf geworfen hätte.

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24.11.2020

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