100 ** Durststrecke ** Di. 14.1.2020

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Tief Luft holen und rein. Es hilft nichts, da musst Du jetzt durch, diese acht Kinder hier können überhaupt nichts für das Chaos im Hintergrund.

So betrete ich an meinem zweiten Tag meinen Klassenraum an der Helen-Keller-Schule und begrüße meine neuen Schüler. Zwei Sozialassistenten stehen mir zur Seite. Gestern haben wir ein paar Kennenlernspiele gemacht, bei denen wir uns auch ein bisschen bewegen mussten. Dabei konnte ich gleich gut sehen, was mir die eigentliche Klassenlehrerin über die Handycaps der einzelnen Kinder erzählt hatte.

Sie sind echt süß und total willig. Auch heute begrüßen sie mich mit viel Hallo und erzählen alle durcheinander, was sie gestern Nachmittag noch erlebt haben. Ich schnappe mir also einen kleinen Ball, den ich im Schrank finde, und mache ihn zum Quasselball – nur, wer den Ball hat, darf reden. Als der Vormittag rum ist, kann ich alle Namen, und die Kinder haben den Quasselball kapiert.

Eigentlich muss ich jetzt zum Beethoven durchstarten, aber Frau Luckovski bittet mich nochmal zu sich ins Büro. Und sie sieht aus, als wäre ihr peinlich, was sie mir zu sagen hat.

„Frau Süß, ich ... ich weiß, dass das unangenehm ist für Sie. Sie haben diese Doppelbelastung ganz sicher nicht gewollt. Aber ... ich brauche Sie am Freitag in Kunst, weil mir sonst wo anders eine Kraft fehlt. Und ..."

Ich kenne mich so nicht, aber jetzt reißt mir tatsächlich mal der Geduldsfaden.

„Frau Luckovski, es geht hier nicht darum, ob mir etwas unangenehm ist. Ich habe gesagt bekommen, ich möge mich für dieses Schuljahr umorientieren, das habe ich gemacht. Und ich wollte ganz für EINE Klasse da sein. Dr. Miegel hat mir mitgeteilt, falls ich die Q4 nicht weiter unterrichtete, würde er mich gar nicht weglassen. Das grenzt für mich an moderne Sklaverei. Sie beide haben sich auf 15 U-Stunden plus 5 Vorbereitungsstunden, Elterngespräche etcetera geeinigt. Das habe ich geschluckt. Das Argument war, dass man den Abiturienten so kurz vor Schluss keinen Wechsel zumuten kann. Wenn ich aber hier nicht 15 plus 5 sondern 18 plus 10 Stunden arbeite, weil ich auch noch in alle Konferenzen muss, in denen Themen besprochen werden wie der Anbau in fünf Jahren, der mich sowas von überhaupt nicht interessiert, dann steht das so in keinem Vertrag. Wenn ich dann auch noch am Beethoven nicht 8 Stunden plus Vorbereitung sondern 8 Stunden plus Vorbereitung plus Konferenzen plus Vertretungsstunden zu leisten habe, komme ich auf eine Sechzigstundenwoche ohne, dass ich meine eigentliche Arbeit irgendwie fundiert und schülergerecht gemacht hätte. DAS ist sämtlichen Kindern und deren Eltern nicht zumutbar. Ich wollte mich ganz auf diese Schule und diese Kinder einlassen. Aber ich soll offensichtlich nicht. Es ist absolut kontraproduktiv, dass ich meine Zeit im Kunstunterricht verplempern soll, statt diesen oder den anderen Schülern gerecht zu werden."
Luftholen nicht vergessen, Toni!
"Und ich betone: ich möchte gerne diesen UND den anderen Schülern gerecht werden. Hier muss ich mich in ein neues Arbeitsfeld einarbeiten und viel dazulernen. Dort bin ich weiterhin Tutorin, was bedeutet, dass sich dreizehn Abiturienten darauf verlassen, dass ich sie bis zum Abitur betreue und begleite. Sport-LK bedeutet, dass ich eine Prüfung mehr abnehmen muss als alle anderen Fachlehrer. Diese Jugendlichen haben mörderische Stundenpläne, haben jetzt an vier Tagen Nachmittagsunterricht wegen mir, und ab und zu brauchen sie eben auch mal Zeit für ein klärendes Gespräch mit mir. Ich kann natürlich für ein halbes Jahr meine persönlichen Hobbys und Interessen auf Eis legen, was ich schon nicht in Ordnung finde. Aber ich kann diese Jugendlichen nicht auf Eis legen!
Außerdem bitte ich schlicht nur um diese eine Stunde am Freitag, alles andere habe ich ja akzeptiert. Ich werde mich, statt eine spannende neue Berufserfahrung zu machen, ein halbes Jahr lang in Stücke reißen. Was ich angefangen habe, mache ich auch zu Ende. Aber das gilt dann für beide Schulen und für alle Schüler in den beiden Klassen. Und jetzt möchte ich bitte gehen können, denn ich werde in zehn Minuten am Beethoven Gymnasium erwartet, was sowieso nicht zu schaffen ist."

Ich stehe einfach auf und gehe raus. Es reicht.

ICH hab den Spagat nicht gewollt. Ich werde im Sommer gepflegt zusammenklappen nach dem Horror. Aber um einzelne Stunden schachern möchte ich nun nicht auch noch müssen.
Ich renne durchs Gebäude und auf den Parkplatz, springe in unseren Mini und fliege einen Stadtteil weiter. Ich muss ja erst in der Sechsten zu meinem Mathekurs. Aber ich will diese Stunden vorher nutzen können, um Unterricht vorzubereiten und mich auf das Abi meiner Leutchen hier einzustellen. Und nicht fruchtlose Diskussionen führen.

Heute allerdings rausche ich gleich auf den Flügeln meiner Empörung durch bis zu Dr. Miegel und verpasse dem gleich auch noch einen Einlauf.

Wenn schon denn schon ...

Ich bedanke mich brav, dass die Vertretung so gut geregelt ist, dann klatsche ich ihm genau die selbe Rede auch vor die Füße und setze schließlich noch einen drauf.
„Es geht mir hier nicht um mein Privatleben, Dr. Miegel. Das habe ich für dieses Halbjahr drangegeben. Es geht mir darum, dass ich sowohl acht körperbehinderten Kindern als auch 13 Jugendlichen kurz vorm Abitur gerecht werden muss und will. Das eine Feld ist für mich neu, an dem anderen hängen dreizehn Schulabschlüsse dran. Es war Ihr Wille, dass ich wechsele. Dass Sie Ihre Meinung geändert haben, haben Sie mir im Herbst nicht mitgeteilt, als ich Sie ausdrücklich gefragt und vorgewarnt habe. Dass ich diesen Spagat mache, war auch Ihr Wille. Und jetzt verlange ich, dass Sie dabei die Kirche im Dorf lassen. Ich werde hier keine Pausenaufsichten und keine Vertretungsstunden machen. Ich werde die Fachkonferenzen wahrnehmen und engen Draht zu den Kollegen meiner beiden Kurse halten. Und ich werde diese jungen Leute sicher und zuverlässig zum Abitur lotsen. Mehr nicht. Ich bekomme ja nichtmal die Zeit für die Fahrerei angerechnet oder gar bezahlt. Oder den Verschleiß an dem Auto, das gar nicht mir sondern Frau Tucher gehört.
Ich habe als erwachsener Mensch in einem Rechtsstaat das Recht, mich auf eine andere Stelle zu bewerben. Dass Sie das boykottiert haben, habe ich gefressen um meiner Sportler willen. Aber was Sie beide jetzt mit mir durchziehen, ist eigentlich ein Fall für den RP – und nicht für meine angegriffene Gesundheit."

Dr. Miegel fällt die Kinnlade runter. Ich warte zwei Minuten und versetze ihm dann den finalen „Todes"stoß.
„Da Sie damit offenbar nun einverstanden sind, begebe ich mich an meine Arbeit. Die Abi-Vorklausuren stehen demnächst an und wollen vorbereitet werden. Nachmittags komme ich ja Dank zweier Konferenztage nicht mehr dazu."

Ich stehe auf und rausche wieder raus.
So! DAS musste jetzt einfach mal sein. Sollen die Zwei doch nochmal miteinander in den Ring steigen. Aber zu mehr bin ich nicht bereit.

Draußen grinst mich Frau Zimmermann breit an.
„Na, das wurde ja auch Zeit. Lassen Sie bloß nicht alles mit sich machen, Süße."
Meine Augen weiten sich.
„Haben Sie das etwa alles gehört, Steinchen?"
„Joah, das war auch durch die geschlossene Tür eine sehr deutliche Ansage. Und das war richtig so. Und: nein, sonst war niemand hier, nur ich habe es gehört."
Ich atme einmal tief durch.
„Gut. Dann möchte ich, dass freitags in der dritten und vierten Stunde weiter der Raum für Max Gerstens Nachhilfe reserviert bleibt. Und am Dienstag Mittag in der Mittagspause bis zur Konferenz brauche ich auch einen Raum, denn bei DEM Rumgehampel müssen wir die Nachhilfe ganz in die Schule verlagern. Wir verkürzen auf zwei Termine, aber weiter machen müssen wir."

Boah, geht mir die Pumpe ab.
Ich laufe erst noch dreimal um den Schulhof, weil ich mich sonst gar nicht mehr einkriegen würde. Als die zweite große Pause anfängt, gehe ich an meinen Arbeitsplatz hier und mache mich schlau über die Richtlinien für die Abi-Vorklausuren, damit ich wenigstens eine Ahnung habe, was und wieviel Stoff ich darin unterbringen muss. Und dann ist schon Zeit, zu meinen Großen zu gehen. Die sind heute Balsam für meine Seele. Sie sind mir dankbar, dass ich das für sie weitermache, und wild entschlossen, mir für die restlichen Monate das Leben leicht zu machen.
Echt süß, meine Großen!

Und jetzt ist endlich Zeit für Max! Man wird ja bescheiden mit der Zeit.
Wir greifen uns in der Mensa jeder im Vorbeigehen einen Pudding und gehen zu unserem Nachhilferaum. Ich hab mich nicht beschwert, als es hieß:"Für die Zeitschiene ist leider nur der kleine Raum im ersten Stock frei."

Ich stecke mein Schlüsselbund von drinnen ins Schloss. Wir packen Mathe und unsere mitgebrachten Stullen aus, stellen unsere Puddinge dazu und gönnen uns erstmal ein bisschen Zeit zum Essen. Dass wir dann für eine Nachhilfestunde ungewöhnlich oft Blickkontakt haben, uns zeitweilig an den Händen halten und eventuell nicht nur Ergebnisse sondern aus Versehen auch ein paar Küsse austauschen, kann man hier oben zum Glück von draußen nicht sehen ... Aber eigentlich war es nicht das, was wir wollten. Es wird so für Max schwerer, sich auf Mathe zu konzentrieren, und so richtig schön ist es für uns beide dadurch auch nicht. Und so liegt eine Schwere auf dieser Stunde.
Das kann doch nicht alles sein, was uns bleibt!
Am Schluss haben wir in Mathe doch noch gut was geschafft und nehmen uns noch einmal sehr fest und innig in die Arme. Dann schlappe ich zur nächsten blöden Konferenz, während Max zu seinen Hausaufgaben nach Hause radelt.

Mittwoch.
Donnerstag.
Freitag Morgen Nachhilfe in dem Raum im Erdgeschoss.
Wochenende ohne Max.
Dienstag! Diesmal tauschen wir außer Blicken und Küssen auch noch Zettel mit möglichen Ausflugszielen aus. Denn diese Durststrecke muss ein Ende haben.

Ich habe die Kletterhalle in der alten Kokserei in Dortmund gefunden, und Max kriegt allein bei den Bildern glänzende Augen.
Indoor-Ski und Trampolin lassen wir lieber, damit Max sich nicht verletzt. Außerdem zieht es mich grade aus naheliegenden Gründen nicht soooo sehr in den Schnee ...
Im Bergischen Land gibt es einen Baumwipfelpfad, der auch im Winter geöffnet ist.
Auch die Decherhöhle bei Iserlohn und das angrenzende Höhlenmuseum sind am Wochenende geöffnet.
Das Bergbaumuseum in Bochum fällt uns ein.
Mitte Februar ist in der Akademie Remscheid ein theaterpädagogischer Kurs mit dem witzigen Titel „Stell es hin. Sag's. Verschwinde." Da wollen wir uns mal erkundigen, ob noch Plätze frei sind. Denn dann hätten wir tatsächlich mal ein ganzes Wochenende für uns. Wir sind da ja von Leuten umgeben und haben ein Thema. Aber wir haben sicher nebenher auch viel Freizeit.

„Ach, Max – da fällt mir noch was ein. Warst du schon mal in Prag?"
„Hä? Nö. Warum? Die Stadt soll schön sein."
„Hmmm. Und ich möchte da schon ganz lange hin. Nun will es der Zufall, dass meine Eltern mir zu Weihnachten ein langes Wochenende für zwei Personen all inclusive in Prag geschenkt haben. An Himmelfahrt, wenn Abi und Aufnahmeprüfungen rum sind."
Max schaut mich mit großen Augen an.
„Und ... und du ... willst da mich mitnehmen? Nicht Frau Tucher?"
Ich rubbele ihm über den Kopf.
„Wen sollte ich sonst mitnehmen wollen, du wundervoller Freund und Lebensretter? Hm? Fällt dir jemand anderes ein? Jenny vergiss!"
Da endlich ist der Groschen gefallen. Seine Augen leuchten, und er nimmt mich ganz fest in die Arme.
„Au jaaaaaa. Vier Tage für uns, wenn der Stress rum ist."
„Genau. Und jetzt Mathe!"

Grinsend packt Max seine Mathesachen aus und konzentriert sich wieder. Ich bin so stolz auf ihn, dass er neben all dem viel zu vielen anderen auch noch innerhalb von einem halben Jahr diesen enormen Matherückstand aufgeholt hat. Er ist ja nicht doof. Ganz oft musste ich einfach nur eine Blockade lösen, und dann gings. Dass er davor zurückschreckt, im Falle eines Betrugsvorwurfes sozusagen stellvertretend für uns beide den Gegenbeweis antreten zu müssen, kann ich allerdings sehr gut verstehen. Dann würde unser beider Wohl und Wehe davon abhängen, wie gut er mit irgendwelchen Aufgaben klar kommt.

Viel zu schnell ist die Zeit schon wieder rum, und ich habe noch immer nicht gefragt, wie es seinem Vater geht. Also verabreden wir, dass wir heute Abend nach seinem Training nochmal miteinander telefonieren. Mit einem sehnsüchtigen Küsschen und dem Vorgeschmack auf mehr gehen wir wieder auseinander.

Am Abend am Telefon erzählt mir Max dann ganz viel von den Gesprächen mit seinem Vater. Max ist völlig hin und her gerissen. Auf der einen Seite ist sein Vater richtig auf dem Weg zu sich selbst, zu seinen Verdrängungsmechanismen, zu seinem Sohn, zu seiner ersten Frau. Und das ist toll. Auf der anderen Seite geht es ihm genau deswegen grade so richtig dreckig, er hat viel geweint und sich tausendmal entschuldigt und wohl teilweise echt mutlos geklungen. Darum fährt Max am Samstag nach Remscheid, um ganz nah bei seinem Vater zu sein. Sie wollen mit dem Bus nach Schloss Burg an der Wupper fahren und dort den Tag verbringen. Wandern, die Burg ansehen, Mittag essen. Also verabreden wir, dass ich auch nach Remscheid komme, wenn Max Vater zum Abendessen wieder in der Klinik sein muss. Und irgendwann abends setze ich Max dann in irgendein öffentliches Verkehrsmittel, das ihn wieder nach Essen bringt.

Endlich ein Lichtblick am Horizont!

Neben diesem doppelt vollgestopften Schulalltag tue ich inzwischen nicht mehr viel anderes. Die Klettergruppe mittwochs trainiert jetzt eine Freundin aus dem Verein, mein Fitness-Studio ist bis auf weiteres gestrichen. Einkäufe macht Jenny, putzen meistens auch. Wobei ich ja nicht mehr viel Dreck mache. Ich bin in einer der Schulen, auf der Straße oder an meinem Schreibtisch. Selbst essen passiert nur noch nebenbei, ich mache also nicht mal mehr Töpfe schmutzig. Nach jedem Tag an der Helen-Keller-Schule komme ich mit neuen Fragen nach Hause, zu denen ich dann erstmal was nachlese, damit ich dem einen oder anderen Kind dort besser gerecht werden kann. Bis auf ein zweiwöchiges Praktikum hatte ich vorher noch keine Sonderschule von innen gesehen, und da rächt sich jetzt mein Wagemut. Ich lese jedes einzelne Krankheitsbild nach, lese alle Schülerakten und Zeugnisse vom ersten Schuljahr durch, lerne alle Förderpläne mehr oder weniger auswendig, spreche nochmal alles mit der schwangeren Klassenlehrerin ab. Ich lerne wahnsinnig viel dabei und muss manchmal an meine Gymnasialkinder denken, denen solche Methoden wahrscheinlich auch ab und zu mal gut täten. Ich vereinbare mit allen Eltern kurze Kennenlerntermine, die ich dann noch irgendwo zusätzlich in meine Woche reinstopfe. Aber es ist jetzt schon absehbar, dass ich so mit meiner Kraft nichtmal bis zu den Osterferien kommen werde.

Darum steht heute Abend auch plötzlich eine energisch dreinschauende Jenny in meinem Türrahmen.
„Gibt es irgendwas, was du heute noch tun MUSST, weil sonst morgen die Welt untergeht?"
„Natürlich nicht. Ich wollte nur ..."
„... gar nichts mehr außer wie verabredet heute Abend mit Max telefonieren und vorher in aller Ruhe mit mir zu Abend essen. Es reicht. Komm!"
Seufzend speichere ich den angefangenen Artikel über „Multiple Sclerose im Kindesalter" ab und folge Jenny in die Küche.

Äh – nein. Ins Wohnzimmer. Jenny hat heute am Esstisch gedeckt, so richtig ordentlich mit Tischdecke, Servietten und Kerzen. Sie hat eine leichte Tomatensuppe gekocht. Danach stellt sie mir Pasta Spinaci vor die Nase – und am Schluss stellt sie auffordernd ein Tablett mit Eis und diversen Toppings mitten auf den Tisch. Wir haben die ganze Zeit geplaudert. Aber jetzt schaut sie mich auffordernd an.
„So, alter Mann. Und jetzt verrate mir doch mal, wie du DAS noch fünf Monate lang durchhalten willst."
Schwungvoll schiebt sie den Eispott zu mir und schaut vielsagend mein Schüsselchen an.

Völlig überraschend auch für mich selbst kommen mir die Tränen.
„Ehrlich? Keine Ahnung. Die beiden Schulleiter haben meine deutliche Ansage geschluckt, aber die beiden Konferenznachmittage fressen mir so viel wertvolle Zeit weg. Es ist zum Kotzen."
„Und wenn du dir dann nichtmal unbeobachtet mit Max Auszeiten gönnen kannst, hast du gar keine Oasen mehr."
Jenny schüttelt den Kopf.

„Pass auf. Ich kann dir das Lernen für die Sonderschule nicht abnehmen. Ich kann auch deine Klausuren nicht für dich korrigieren. Aber was ich machen kann, ist folgendes: Du wirst bis auf Weiteres keinen Handschlag mehr im Haushalt tun. Das ist ein Befehl! Investiere lieber das Geld, dass Herr Frey für die Nachhilfe zahlt, in eine Putzfrau für ein halbes Jahr. Dann haben wir beide nämlich Luft für anderes.
Ich werde ab jetzt immer etwas mehr kochen, als wir brauchen, damit Du jederzeit ein vorgekochtes, vernünftiges Essen im Kühlschrank vorfindest. Und du wirst hier an diesem Tisch essen. Ohne Schulbuch und ohne Laptop daneben. Auch das ist ein Befehl!
Du wirst einmal pro Woche mindestens einen halben Tag mit Max verbringen – scheißegal, was wir dafür aufstellen müssen, denn sonst verhungerst du mir emotional. Und du wirst jede Nacht mindestens sechs Stunden schlafen, wenn du nicht willst, dass ich dich eigenhändig um Mitternacht k.o. schlage."
Gleichzeitig lachend und weinend liegen wir uns in den Armen.
„Ach, Jenny. Du bist die Beste! Das hab ich wohl gebraucht. Danke, dass du für mich da bist."

Nach dem abschließenden Eisschlemmerfest habe ich plötzlich eine Idee für morgen Abend. Ich google ein bisschen und finde tatsächlich, was ich mir erhofft hatte. Schnell führe ich noch ein Telefonat und betreibe Kampfflirten, damit ich bekomme, was ich will. Dann fahre ich entschlossen und zufrieden meinen PC runter, lege mich auf mein Bett und telefoniere ausgiebig mit Max. Allerdings kann ich mich am nächsten Morgen weder an das Ende von dem Gespräch erinnern noch daran, wer mich wohl zugedeckt und mein Handy beiseite gelegt hat.

Umgezogen bin ich jedenfalls nicht ...

........................................................

24.12.2020

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro