17. Kapitel

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Kurze Zeit später sind wir bereit zum Aufbruch. Alex in seiner altbekannten schmuddligen Uniform und ich wieder in meinen eigenen, ebenfalls dreckigen Klamotten. Pfui! Aber gut, wenn's der Sicherheit dient ...

Alex ist wieder perfekt vorbereitet und hat dieses Mal sogar zwei Trinkflaschen dabei – eine für ihn und eine für mich. Jetzt stehen wir an der Tür und verabschieden uns von den Kids.

„Keine Angst, wir sind bald wieder da", verspreche ich, werde aber von Alex unterbrochen, bevor ich noch mehr sagen kann.

„In der Küche sind Lebensmittel für mehrere Tage. Ich habe die Schränke extra aufgefüllt – nur für den Fall. Wasser könnt ihr aus dem Hahn nehmen. Aber bleibt im Haus, am besten im hinteren Teil bei den Rosen. Dort seid ihr in Sicherheit. Bleibt hier, selbst wenn wir länger weg sein sollten. Im Haus ist alles, was ihr braucht."

„Jetzt mach den Kids doch keine Angst!", zische ich ihm zu und Alex reagiert mal wieder anders als erwartet. Wütend funkelt er mich an.

„Vorsicht ist besser als Nachsicht!"

Ah ja. Breit grinsend antworte ich: „Wie tiefgründig. Wo hast du das denn her? Aus 'nem Glückskeks?"

Jetzt baut er sich vor mir auf und knurrt: „Das ist nicht witzig!" Bei seinem Gesichtsausdruck werde ich auch ganz schnell wieder ernst. „Ich mache mir Sorgen um die Kinder und das solltest du auch tun! Die Lage draußen lässt sich nicht einschätzen. Wir wissen nicht, was unterwegs passiert. Ich kenne zwar viele sichere Wege, aber wir wollen ja nicht einfach auf Patrouille gehen. Wir suchen ein Kind und werden ein Haus nach dem anderen durchkämmen. Das erregt Aufmerksamkeit. Also. Willst du, dass sie auf den Fall der Fälle vorbereitet sind oder nicht?"

Wieder einmal starrt er mich in Grund und Boden. Na toll. Plötzlich komme ich mir vor wie die Verantwortungslosigkeit in Person. Dabei sorgt sich niemand so sehr um diese Kids wie ich!

„Okay, okay", gebe ich also nach und wende mich wieder an Millie und Ty. „Hört auf Alex und bleibt im Haus. Hier seid ihr gut aufgehoben. Wenn's bei uns ein bisschen länger dauert, macht euch keine Sorgen. Alex ist Polizist. Er sorgt schon dafür, dass wir heil zurückkommen."

Ein letztes Mal lächle ich sie aufmunternd an, umarme die beiden und gebe jedem einen Kuss. Alex winkt zum Abschied. Dann geht's los. Ab in den Wald. Verdammt.

Wieder würde ich am liebsten flüchten, als mich die Baum-Riesen umschließen. Dieses flaue Gefühl im Magen macht mich noch verrückt! Heute schaffe ich es nicht mal, mich auf die Kids zu konzentrieren. Ich bin ganz allein mit meinen Gedanken, 'nem schweigsamen Begleiter und den Wald-Ungeheuern.

„Alles okay?", fragt Alex nach 'ner Weile, vermutlich hat mich mein unregelmäßiger Atem verraten. Trotzdem will ich vor ihm keine Schwäche zeigen. Nicht hier und jetzt.

„Klar", antworte ich so selbstbewusst wie möglich und könnte mir gleich darauf in den Hintern beißen. Meine Stimme klingt viel zu dünn! Als Polizist kapiert er doch sofort, dass ich gelogen habe.

Und bingo! „Red doch keinen Unsinn! Was ist los? Geht es immer noch darum, dass du nicht gerne im Wald bist?"

Das hat er sich gemerkt? Verwundert sehe ich zu Alex und vergesse für einen Moment, dass ich von riesigen Pflanzen umgeben bin, die mich ohne Probleme zu Tode quetschen könnten.

„Hier. Trink einen Schluck. Das wird dich beruhigen."

Na klar doch. Das wird sicher helfen.

Sarkasmus oder nicht, die Stimme in meinem Hirn hat mal wieder recht. Was soll ein Schluck Wasser schon bringen? Trotzdem nehme ich ihm die Flasche ab, die er mir reicht. Kann ja nicht schaden, oder? Vorsichtig nippe ich daran, bevor ich sie Alex zurückgebe. Dann laufen wir weiter.

Dummerweise geht's mir vom Trinken nicht besser – im Gegenteil. Mit jedem Meter, den wir zurücklegen, fühle ich mich schlechter. Mir ist übel und schwindlig und ich überlege ernsthaft, ob mir diese blöde Grippe wohl noch immer in den Knochen steckt oder mich nur die bescheuerte Angst vor den verdammten Bäumen lähmt. Dann stolpere ich über 'ne Wurzel und falle hin.

Da war doch 'ne Wurzel, oder?

Weil sich inzwischen alles dreht, schaff ich's beim besten Willen nicht, nachzusehen.

„Alex, hilf mir", lalle ich und kurze Zeit später wirft er mich auch schon über seine Schulter. Mmh ... Rosenduft. Wie damals, als wir uns kennengelernt haben.

Das war erst vor'n paar Tagen. Konzentrier dich! Hier stimmt was nicht. Wach auf, Tess! Mach die verdammten Augen auf!

Doch die Stimme verschwimmt ebenfalls, wird zu 'nem Hintergrundrauschen. Wie damals.

Dann ist da nichts mehr, nur Dunkelheit.

Wie damals.

***

Verdammt! Warum dröhnt mein Schädel so?

Um der Sache auf den Grund zu gehen, will ich meine Augen öffnen. Dummerweise klappt das nicht. Ich kann weder meine Lider noch irgendein anderes Teil von mir bewegen.

Also spüre ich in mich hinein. Werde ich etwa immer noch von Alex durch die Gegend getragen? Das fast gleichmäßige Schaukeln meines Körpers, der nach wie vor geknickt über irgendwas hängt, sprechen jedenfalls dafür.

Dann spitze ich die Ohren. Da war doch ein Geräusch. Und schon wieder! Was zur Heugabel ist das?!

Etwa 'ne Tür? Ja. Ich glaube, das war 'ne Automatiktür, die sich vor uns geöffnet und hinter uns geschlossen hat. Aber ... in der Nachbarschaft des Zentrums gibt's doch solche Türen gar nicht! Wo sind wir, verdammt?!

Wieder versuche ich, die Augen zu öffnen, bekomm's aber immer noch nicht hin. Was ist denn mit mir los? Warum kann ich mich nicht bewegen?

Und ... wo ist meine innere Stimme, wenn ich sie mal brauche?

Ach, vermisst du mich etwa? Hätte ich gar nicht gedacht. Schließlich hörst du nie auf das, was ich sage.

So ein Unsinn! Ich ignoriere dich nur, wenn du grundlos auf mir rumhackst oder für völlig unpassende Kerle schwärmst.

Wie für Alex? Ja, das war definitiv ein Fehler.

Warum? Er hat mich den ganzen Weg bis hierher getragen. Er gehört zu den Guten! Vielleicht hat er mich in ein Krankenhaus gebracht. Da gibt's diese automatischen Türen. Vielleicht hab ich mich ja geirrt und es existiert doch ein Widerstand. Vielleicht gibt es Ärzte, die heimlich Kranke und Verwundete heilen. Nach den Kämpfen zum Beispiel.

Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Hörst du dir eigentlich selber zu? Wie wahrscheinlich ist das bitte, hmm?

Nicht sehr wahrscheinlich ... Aber was andres will ich nicht glauben. Denn das würde bedeuten, dass mich Alex vorhin angelogen hat und nie nach weiteren Kids suchen wollte. Und das kann nicht sein. Warum sollte er das tun?

Tja. Ich schätze, das werden wir gleich erfahren.

Meinst du? Wie denn?

Und wie ich das meine. Es hat sicher 'nen Grund, dass wir in diesem Haus sind, oder?

Auch wieder wahr. Also weise ich mein Hirngespinst an, die Klappe zu halten, und lausche erneut auf meine Umgebung. Irgendwie muss sich doch rauskriegen lassen, wo wir sind und was hier los ist.

„Ah, der verlorene Sohn kehrt zurück. Na los, lasst ihn vorbei!" Die durchdringende Stimme klingt irgendwie ... spöttisch und gleichzeitig eiskalt. Diese Kombination gefällt mir gar nicht. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, höre ich ein seltsames Scheppern und Schritte, die sich entfernen. Dann herrscht Stille. Eine furchtbar laute Stille, die mir noch weniger gefällt. Zum Glück lässt sich der Kerl nicht allzu viel Zeit und spricht endlich weiter. „Und was hast du mir da mitgebracht?"

Hey! Hat der uns gerade als ‚was' bezeichnet?!

Äh, ja. Das ist mir auch aufgefallen. Aber viel verwirrender finde ich dieses Der-verlorene-Sohn-Gerede. Hat Alex nicht erzählt, sein Vater hätte seine Mutter getötet? Dann kann die tiefe Männerstimme gar nicht ihm gehören, oder? Der Mörder wäre doch im Knast und nicht in einem ... Krankenhaus?

Ach, Tess. Meinst du nicht, dass die Dämonen alle Straftäter befreit haben? Die waren ihnen sicher 'ne große Hilfe dabei, Chaos, Gewalt und andere Sünden zu verbreiten.

Shit. Meine innere Stimme hat wie immer recht. Aber wenn Alex' Vater ein Mörder ist ... warum bringt er mich dann zu ihm?

Tja. Das ist die Frage. Verheißt jedenfalls nichts Gutes ...

Nein, ganz sicher nicht.

Ein Ruck geht durch den Körper, der mich trägt, dann knallen meine Arme und Beine auf den Boden. Was zur ...?! Hat er jetzt ernsthaft 'nen Kniefall vor seinem Erzeuger gemacht?!

So kleinlaut wie Alex' Stimme nun klingt, ist das gar nicht mal abwegig. „Vater. Ich bringe dir die reine Seele, die du verlangt hast."

Moment. Reine Seele? Was soll das denn schon wieder sein?!

„Ich habe drei Seelen verlangt, Alexor! Die drei reinen Seelen, von denen die Späher berichtet haben. Ich hätte wohl doch deine Brüder schicken sollen. Die hätten mir alle gebracht, nicht nur eine – und zwar in kürzester Zeit!"

„Aber die Seelen wurden in meinem Bezirk gemeldet! Es ist meine Verantwortung, sie aufzuspüren! Obwohl Andras diese Regel natürlich mal wieder nicht respektiert hat ..."

„Was soll das heißen? Ist etwa Andras schuld, dass du nach einer Woche noch immer nicht geliefert hast?"

Oh, oh. Jetzt klingt er noch wütender. Dabei ist seine Stimme ganz ruhig, viel zu ruhig. In den leisen Worten liegt so viel Schärfe, dass mir Alex – oder Alexor, wie auch immer – fast ein bisschen leid tut.

Warum?! Er hat di–

„Wenn er nicht wie ein Höllenhund durch die Straßen geschlichen wäre und auf dem Boden rumgeschnüffelt hätte, wären meine Chancen garantiert besser gewesen. Damit hat er doch jede halbwegs intelligente Seele verscheucht!"

Hat er gerade das H-Wort gesagt?! Wenn ich könnte, würde ich vor Schreck meine Augen aufreißen. Wir müssen hier weg und zwar schnell!

Mein Atem stockt und ich gerate regelrecht in Panik. Die wird sogar noch schlimmer, als mir einfällt, dass ich ja gar nicht fliehen kann. Was soll ich jetzt nur tun?! Kein einziger Muskel reagiert auf meine Befehle. Und Alex? Der macht nicht mal Anstalten, unsere Hintern aus der Schusslinie zu schaffen! Was stimmt denn nicht mit ihm?! Er hat doch sonst immer ein Riesendrama veranstaltet, wenn ...

Hey, konzentrier dich! Ohne ihn kommen wir hier eh nicht weg, also atme und pass auf! Wir müssen umbedingt rauskriegen, was los ist!

Ja, stimmt. Gut, dass ich mein Hirngespinst habe. Ohne dieses Machtwort wär ich wohl völlig durchgedreht ... Stattdessen konzentriere ich mich jetzt aufs Atmen und meine Umgebung. Gerade noch rechtzeitig, um mitzukriegen, wie das Gespräch weitergeht.

„Hmm." Die Pause nach dem kurzen Laut ist so spannungsgeladen wie bei 'nem Stromschlag. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und mein Atem stockt schon wieder. Verdammt, wie macht der Kerl das? „Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen und Andras gegebenenfalls zur Rechenschaft ziehen." Nun klingt seine Stimme nicht mehr halb so eisig wie bei unserer ‚Begrüßung'. „Geh jetzt und steck die reine Seele in ihren Käfig. Wir warten noch auf die restlichen beiden, bevor die Zeremonie beginnt."

„Keine Sorge, Vater. Ich gehe gleich los und suche weiter. Ich finde sie garantiert!"

„Nein, das wirst du nicht."

„Was?" In Alex' Stimme schwingt plötzlich ein Hauch Panik mit. Oder bilde ich mir das bloß ein? „Sie sind doch noch da draußen!"

„Das ist nicht mehr dein Problem, Alexor. Bewach deine Beute und lass die anderen Seelen meine Sorge sein. Ich habe schon deine Brüder darauf angesetzt."

Fast augenblicklich verkrampft sich Alex. „Wen genau?", will er wissen und klingt noch beunruhigter.

„Alle."

„Alle?! Aber warum? Das hast du noch nie gemacht!"

„Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen!", donnert sein Vater los und sofort tut mir Alex wieder leid. Es war bestimmt furchtbar, mit so 'nem aufbrausenden und kontrollsüchtigen Elternteil aufzuwachsen. Ich glaube sofort, dass der bei einem seiner Tobsuchtsanfälle zum Mörder geworden ist!

Nimm Alex nicht in Schutz! Hast du nicht gehört, dass er uns in 'nen Käfig stecken soll?!

Ups. Das war mir tatsächlich entgangen ...

Typisch. Einfach nur typisch, meint meine innere Stimme und seufzt theatralisch. Womit hab ich das nur verdient?

Das frage ich mich auch.

Was soll das denn je–

„Tut mir leid, Vater", gibt Alex reumütig zurück. „Dürfte ich trotzdem erfahren, warum du alle vier losgeschickt hast, um zwei reine Seelen zu suchen? Ich würde deine Entscheidung natürlich nie infrage stellen. Aber vielleicht kann ich etwas lernen, wenn ich sie verstehe."

Schleimer! Ist das zu fassen? Warum kriecht er dem Scheißkerl nicht noch tiefer in seinen Mörder-Arsch?!

Ja, das wüsste ich auch gern. Warum hat er mich nur verraten? Denn so ist es, sonst wär ich jetzt nicht hier.

„Die Zeit drängt. Das Fenster schließt sich bald. Noch können die reinen Seelen uns schaden. Die 666 Stunden sind fast vorüber, das solltest du wissen! Erst wenn sie vollendet sind, ist die Welt für immer verloren. Ich werde nicht zulassen, dass jetzt noch was schiefgeht!"

Die 666 Stunden? Ist der etwa Satanist?! Würde zumindest einiges erklären. Aber Alex? Was hat er damit zu tun? Warum zur Heugabel hat er mich hergebracht?!

„Das ... hatte ich vergessen. Tut mir leid, Vater."

„Muss an deiner Mutter liegen. Die schwache Frau hat dir offenbar ihre schwachen Gene vererbt. Ich hätte sie schon viel früher töten sollen!"

Ich spüre, wie sich jeder Muskel in Alex' Körper verkrampft. Warum lässt er denn zu, dass sein Vater sowas sagt?!

„Das ging aber nicht, weil du unbedingt einen Sohn mit ihr haben wolltest, nicht wahr?" Huch, wird er jetzt etwa aufmüpfig?

Auch Alex' Vater scheint den Stimmungsumschwung bemerkt zu haben. „Stimmt genau. Du warst bisher sehr nützlich, ruinier es nicht. Ich brauche alle meine Söhne für das Pentagramm. Es wäre ein Jammer, dich vor der Zeremonie töten zu müssen."

Das hat er nicht wirklich gesagt, oder?! Schockiert will ich die Augen aufreißen, scheitere aber wieder daran. Der Typ hat gerade seinem eigenen Sohn angedroht, ihn zu töten, wenn er nicht gehorcht. Das ... Mir fehlen die Worte! Tut Alex deshalb, was sein Vater will?

Tess. Es ist noch komplizierter, das hast du doch gehört. Oder ist dir nicht aufgefallen, was hier abgeht? Das si–

„Tut mir leid, Vater. Kommt nicht wieder vor." Mit diesen Worten steht er auf und dreht sich um. „Wenn du mich jetzt entschuldigst ... Ich bringe meine Beute in den Käfig."

Und diese Beute bin ich. Shit!

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