21. Kapitel

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Bis Ty richtig zu sich kommt, dauert es 'ne ganze Weile. Doch für mich zählt nur, dass er überhaupt noch lebt.

Als sie ihn vorhin achtlos in den Käfig geworfen haben, war ich sofort bei ihm und hab den Jungen auf meinen Schoß gezogen. Sein Herzschlag war stark und sein flacher Atem gleichmäßig. Das hat mich beruhigt.

Bei Millie sah's anders aus. Verzweifelt hat sie sich an uns geklammert und gar nicht mehr aufgehört zu weinen. Immer wieder habe ich ihren Kopf gestreichelt und mit beruhigenden Worten auf sie eingeredet. Und endlich – vor etwa fünf Minuten – hat das Zittern und Schluchzen aufgehört.

Alex' Brüder sind gleich nach ihrer Ankunft in einer der anderen Etagen verschwunden. Er selbst steht vor dem Käfig und starrt die Kids mit leerem Blick an. Ich hatte nicht mal die Kraft, ihn anzuschreien oder wegzuschicken. Und ... irgendwie sieht er auch so schon aus, als würde er sich Vorwürfe machen. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber irgendwas beschäftigt ihn sicher.

„Bist du jetzt glücklich?", kann ich mir 'ne Spitze dann doch nicht verkneifen. „Alle drei Seelen sind abgeliefert und bereit, geopfert zu werden."

Das reißt ihn aus seiner Trance. „Und du meinst, das will ich?" Wieder mal durchbohrt mich sein Blick.

„Natürlich! War doch dein Auftrag, oder?" Er soll bloß nicht so tun, als wär's anders.

„Ja. Aber hast du dich mal gefragt, warum ich euch nicht gleich alle hergeschleppt habe, nachdem ich die Kleinen entlarvt hatte?"

„Entlarvt?", mischt sich Ty nun ein. Seine Stimme klingt heiser und kraftlos, ist genauso mitgenommen wie er. Und doch bin ich unglaublich froh, sie zu hören.

„Ach, zum Teufel! Ich habe euch eh schon zu viel verraten. Warum jetzt damit aufhören?!" Kopfschüttelnd streicht er sein Haar zurück, zerzaust es dabei allerdings noch mehr. „Wir können die Essenz von reinen Seelen riechen. Weil Kinder in ihrer Entwicklung jedoch so vielen verschiedenen Einflüssen ausgesetzt sind, gehören sie noch nicht endgültig der guten Seite an. Deshalb ist ihre Essenz auch viel schlechter wahrnehmbar. Dazu kommt, dass ich überhaupt nicht mit Kindern gerechnet habe! Wir hatten nur die Information, dass du regelmäßig mit den anderen beiden Seelen in Kontakt bist. Also habe ich an Familie, Freunde, Lover oder Arbeitskollegen gedacht – nicht an Kinder, die du betreust. In so jungen Jahren gelten sie meist als unschuldige Seelen, auf die noch keine Seite Anspruch erhoben hat. Es ist extrem selten, dass Kinder schon derart festgelegt sind."

„Aha. Also ist jeder gute Mensch 'ne reine Seele?" Dann kann man sie doch auch so nennen – gute Menschen. Was soll denn dieser Seelen-Quatsch?!

Alex seufzt und rauft sich schon wieder die Haare. „So einfach ist das nicht. Zur reinen Seele wird man nur we–"

„Alexor!" Die durchdringende Stimme lässt ihn erstarren. „Was zum Teufel tust du da?!"

Ich kapier's nicht. Warum verfluchen die dauernd 'nen Teufel, den's gar nicht gibt? Ist das so 'ne Art Running Gag unter Dämonen?

„Nichts, Vater. Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass Zekesch keinen bleibenden Schaden am Körper des Jungen hinterlassen hat."

„Ach, ist das so? Und dafür gibst du Wissen über reine Seelen preis?!" Jetzt ist sein Tonfall noch schärfer. Shit! Der Kerl hat uns belauscht.

„Ja, Vater. Ich wollte ..." Alex tritt an den Oberdämon heran und flüstert ihm den Rest ins Ohr. Keine Ahnung, ob er ihn damit nur besänftigen will oder schon wieder irgendwas ausheckt, das uns schaden soll. Ist mir inzwischen auch egal. Wir stecken ja schon in diesem beschissenen Käfig, während die 'ne Zeremonie planen, um uns zu opfern. Schlimmer kann's wohl kaum werden.

Der Daddy-Dämon runzelt die Stirn, dann nickt er. „Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit sagst. Du bist nicht so wertvoll, wie du vielleicht denkst. Ich kann jederzeit eine neue Sterbliche schwängern. Oder besser noch eine Dämonin! Ich hätte schon damals auf den Rat hören sollen. Du bist jämmerlich! Kein Wunder, dass sie die Fortpflanzung mit dieser minderwertigen Spezies verboten haben. Völlig zu Recht, wie ich nun weiß – das schwächt nur unsere Art." Damit dreht er sich um und verschwindet. Wow. Das nenne ich Vaterliebe.

Aber ... Moment mal. Hat er gerade gesagt, dass gar kein Halbdämon existieren dürfte? Ist Alex etwa der einzige, den's gibt? Kein Wunder, dass ihn hier alle so abfällig behandeln!

„Tess?", fragt plötzlich eine piepsige Stimme.

„Ja, Millie-Maus?" Wieder streichle ich der Kleinen beruhigend über den Kopf. Die Worte müssen sie aufgeregt haben.

„Warum ist der Mann so gemein zu Alex?"

Gute Frage. Ich könnte jetzt antworten, dass Dämonen nun mal so sind. Aber ich schätze, das ist nicht alles. Dieser Rabenvater ist auch ein richtiges Arschloch! Doch das kann ich schlecht sagen ...

„Millie?" Huch. Da ist sie ja wieder, Alex' sanfte Art. Und das sogar hier vor seinen Dämonen-Freunden. „Dein Vater war doch sehr böse zu dir, oder?" Ganz langsam geht er vor ihr in die Hocke. Die Kleine starrt ihn mit weit aufgerissenen Augen an, nickt dann aber eingeschüchtert. „Das eben war mein Vater. Ihm kann ich auch nichts recht machen ..."

„Oh, das tut mir leid." In Millies Blick liegt plötzlich so viel Mitgefühl, dass meine Brust richtig eng wird. Sie hat das alles durchgemacht und dieser Möchtegern-Freund-und-Helfer, der uns verraten hat, tut ihr leid? Ich kann's kaum glauben.

Und das ist noch nicht alles! Die Kleine streckt doch tatsächlich ihre Hand durchs Gitter und legt sie an Alex' Wange. „Vielleicht kannst du auch bei mir im Heim wohnen. Da ist es sicher."

Unfassbar! Es ist das erste Mal, dass Millie freiwillig 'nen Mann berührt. Und dann auch noch Alex, der sie in diesen Käfig gesteckt hat! Ist ihr das denn nicht klar?!

Okay, jetzt reicht's!, fährt mein Hirngespinst streng dazwischen. Ich wollte mich zurückhalten, weil du mit den Kids zusammen bist, aber ... Merkst du's nicht?! Alex ist hier bei euch, legt sich sogar mit seinem Vater an und antwortet auf eure Fragen! Er ist ehrlich, einfühlsam ... Und warum?

Weil er ein schlechtes Gewissen hat?

Das vermutlich auch. Aber hast du dir mal Gedanken gemacht, wieso er eins hat? Hmm?

Äh. Nein?

Tja, dann solltest du das schleunigst nachholen!

Warum sagt mir die Stimme nicht einfach, worauf sie hinauswill! Ich hab jetzt echt keinen Nerv dafür, Rätsel zu raten.

Vergiss es, Dumpfbacke. Darauf musst du schon alleine kommen. Aber keine Angst! Denken ist nicht halb so schmerzhaft, wie du glaubst.

Das ... Argh! Diese verdammte Stimme! Irgend'nen Grund wird er schon haben, sich immer noch hier rumzutreiben, statt mit seiner tollen Familie unsere Hinrichtung zu planen. Muss ich jetzt ernsthaft darüber nachdenken?!

Mein Blick schweift zu Alex. Okay, vielleicht hat mein Hirngespinst recht und bei ihm ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. Im Moment sieht er gar nicht dämonenhaft aus. Im Gegenteil!

Mit irgend'ner dummen Geschichte zaubert er Millie gerade ein Lächeln ins Gesicht und sogar Ty muss lachen. Ich lehne mich zurück und beobachte die drei. Es könnte so schön sein ... wenn wir nicht im Käfig sitzen würden und Alex davor.

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