4. Kapitel

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„Was zur Hö–"

–lle bildest du dir eigentlich ein?, vollendet meine innere Stimme und liegt damit ausnahmsweise mal richtig. Dieser arrogante, anmaßende, gut riechende Kerl mit seinen abartig schönen Schokoaugen hat verdammt noch mal nicht das Recht, mich erst zu küssen und dann zu behaupten, er hätte mir damit nur einen Gefallen getan! Ich hab ja wohl nicht darum gebettelt!

„Sag mal, hast du sie noch alle? Oder willst du einfach nur draufgehen?", fährt er mich nun auch noch an und presst schon wieder seine Hand auf meinen Mund. Was soll der Scheiß? Mit zusammengekniffenen Augen starre ich ihn wutschnaubend an. Was zur Hölle ist sein beschissenes Problem?!

Und weil ich die Schnauze voll habe, hole ich aus und ramme ihm mein Knie in die Kronjuwelen. Jetzt stöhnt er – gern geschehen!

Als der Kerl wie ein Klappmesser in der Mitte zusammenknickt, nutze ich die Gelegenheit und verschwinde aus seinem Radius. Ich hab echt keine Lust, schon wieder von seiner Riesenhand mundtot gemacht zu werden. Wie Mister Kopflos will ich allerdings auch nicht enden, also bleibe ich im Schutz der Mauer stehen und warte, bis sich der Möchtegern-Playboy vor mir erholt hat.

Erst da merke ich, dass er eine Polizeiuniform trägt. Mich irritiert nur ihr Zustand. Das Hemd wirkt eher grau als hellblau, so staubig ist es. Undefinierbare Flecken in allen möglichen Rot- und Brauntönen sind darauf verteilt – wie bei diesen abstrakten Bildern, die ich nicht verstehe. Seiner dunklen Hose geht's vermutlich nicht anders, der Dreck fällt nur weniger auf. Dafür ist sie an den Knien eindeutig abgewetzt und an einigen Stellen sogar eingerissen. Alles in allem haben seine Klamotten wohl schon bessere Tage gesehen.

Als mein Blick wieder nach oben wandert, bemerke ich den silbernen Stern auf seiner Schulter. Was das wohl bedeutet? Viel wichtiger ist jetzt aber die Frage, was er genau im richtigen Moment hier zu suchen hatte. Kommt er wegen der Leiche? Oder war er dem Hunde-Mann auf den Fersen? Und wo ist sein Partner? Die gibt's doch sonst nur im Doppelpack, oder?

„Bist du eigentlich völlig irre?", keucht er nun und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. Tut wohl noch weh, hmm? Geschieht ihm ganz recht! Warum quatscht er auch so einen Müll?

Er muss etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter größer sein als ich und es nervt mich gewaltig, dass ich jetzt zu ihm aufschauen muss. Also straffe ich die Schultern und stelle mich so gerade wie möglich hin. Dummerweise ändert das auch nicht viel – ich bin und bleibe kleiner als er.

„Hey, ich rede mit dir!", motzt er mich an und ich schnaube nur. Auf die Art erreicht er bei mir gar nichts.

Jetzt komm mal wieder runter, belehrt mich nun auch noch meine innere Stimme. Du wirst wohl kaum an Antworten kommen, wenn du hier die beleidigte Leberwurst spielst.

Auch wieder wahr. Also seufze ich tief und stelle die erste Frage, die mir in den Sinn kommt: „Was zur Hö–"

Zumindest versuche ich es. Blitzschnell hat er wieder seine Pranke auf meinen Mund gepresst und mich erneut unterbrochen. Die andre Hand landet kurz darauf in seinem Schritt, vermutlich als Schutz vor meinen Knien. Na wenigstens ist er lernfähig. Ich funkle ihn trotzdem wütend an. Wenn's sein muss, werde ich ihn schlagen, kratzen und beißen, damit er endlich seine beschissenen Pfoten bei sich behält! Daran ändert inzwischen nicht mal mehr sein Rosenduft was.

Er scheint – warum auch immer – genauso wütend zu sein wie ich. „Sag mal, bist du bescheuert?! Du hast den Kerl doch gesehen! Ich frage mich echt, wie du so lange überleben konntest, wenn du ständig das H-Wort benutzt ..." Kopfschüttelnd fährt er sich durchs Haar, bevor er mich wieder mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert.

Das H-Wort?! Ich runzle die Stirn.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", fragt er und sieht mich dabei ungläubig an. „Du hast keinen blassen Schimmer, was ich meine." Er nimmt die Hand weg und schüttelt schon wieder den Kopf. „Das erklärt einiges."

Wenn ich eins nicht leiden kann, dann diese gönnerhafte Masche, die mich als kleines, unwissendes Gör hinstellt, von dem man nicht viel erwarten kann. Soll er sich halt klar und deutlich ausdrücken, wenn er verstanden werden will! Scheinbar muss ich ihm das erst mal sagen: „Dann rede Klartext, verdammt! Woher zur Hö–"

„Das kann doch nicht wahr sein! Halt die Klappe!", schreit er mich an und verschließt schon wieder meinen Mund mit seiner Pranke. Das wievielte Mal jetzt?

Ist doch völlig egal! Kapierst du es nicht? H-Wort ... H wie ...? Was? Ach so, ja. H wie ... Ich überlege fieberhaft. H wie ... Dann macht es Klick. Hölle! H wie Hölle! Genau! Deshalb unterbricht er mich ständig! Ich soll das Wort ‚Hölle' nicht sagen. Du bist echt eine Blitzmerkerin. Meine innere Stimme seufzt theatralisch.

„Oh, du hast es kapiert, oder?", fragt Mister Ich-dufte-nach-Rosen-bin-aber-ein-Idiot und verdreht die Augen. „Wurde auch Zeit!"

Argh! Ich nehm all das Gute zurück, das ich vorhin noch über ihn gedacht habe. Er ist ein verdammtes Arschloch! Und ich fühl mich auch überhaupt nicht mehr wohl in seiner Nähe. Also mache ich direkt ein paar Schritte rückwärts, als er dieses Mal die Hand von meinem Mund nimmt. „Wag es ja nicht, mich noch mal mit deinen dreckigen Pfoten zu betatschen!", fauche ich ihn an.

„Vorhin hat es dir noch gefallen", antwortet er mit einem selbstgefälligen Grinsen und ich würde ihm am liebsten an die Gurgel gehen. Dieser Kerl ist echt unglaublich. Und das meine ich nicht positiv!

Doch bevor ich eine passende Antwort geben kann, wird er wieder ernst. Mit finsterer Miene starrt er mich in Grund und Boden und grollt dann: „Aber darum geht es jetzt nicht. Wenn du noch einmal das H-Wort in den Mund nimmst, werde ich ..."

Den Rest bekomme ich gar nicht mehr mit, weil meine innere Stimme mal wieder dazwischenquatscht. Während ich mir mit dem Kerl ein Blickduell liefere, amüsiert sie sich prächtig und übertönt ihn mit ihrem Gegacker. Also den mag ich! Endlich mal ein Kerl, der dir Paroli bietet. Nicht wie Anton, der Langweiler ...

„Lass Anton da raus!", knurre ich und ernte dafür einen verständnislosen Blick vom Rosen-Mann.

„Anton?", fragt er irritiert, aber ich winke nur ab. Ich werde ihm jetzt sicher nicht erklären, dass ich mit der Stimme in meinem Kopf gesprochen hab. Der hält mich doch für völlig verrückt! Na ja ... tut er vermutlich sowieso schon.

Ich seufze und starte einen neuen Versuch, um an Infos zu kommen. „Warum zum Teufel darf ich das H-Wort nicht sagen?"

Er schüttelt erneut den Kopf und brummt irgendwas in seinen Fünftagebart, der nebenbei bemerkt nicht sehr gepflegt aussieht. Ich finde ja, der Kerl sollte sich mal wieder rasieren. Aber was geht es mich an. Ich zucke die Schultern und konzentriere mich auf das, was er als Nächstes sagt – dieses Mal gut hörbar.

„Wenn du überleben willst, solltest du dein ach so geliebtes 'Was zur Hö–'", den Rest des Wortes malt er lautlos mit dem Mund, „aus deinem Wortschatz streichen. Erst recht, wenn ein Dämon in der Nähe ist! Das hat doch wirklich jedes Kind kapiert ..." Er seufzt demonstrativ.

„Ein Dämon?", frage ich verständnislos. Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Dämonen gibt es nicht.

Jetzt lacht er humorlos, während er mich förmlich mit seinem Blick durchbohrt. „Der hässliche, bullige Kerl vorhin?", meint er und klingt dabei schon wieder genervt. „Das war ein Dämon."

Ich breche in hysterisches Gelächter aus. Wieder mal. So ein Quatsch! Der Hunde-Mann war zwar irre, aber sicher kein Dämon. Ich schüttle energisch den Kopf. Wenn's Dämonen gäbe, wüsste ich doch davon!

Klar. Du hast ja nur einen Großangriff auf die Stadt verpennt. Es ist also völlig ausgeschlossen, dass du die Eilmeldung ‚Achtung: Dämonen auf der Erde' verpasst hast, ertönt es spöttisch in meinem Kopf. Und die rot glühenden Augen hast du dir auch nur eingebildet.

Shit. Da war ja was ...

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