Das Ende vom Ende

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Es war ein Dienstagmorgen, als der Erde der Kragen platzte. Jedenfalls glaubte sie, dass es Dienstag war. So genau könnte selbst sie es nicht sagen. Die Zeit hatte für die Menschen längst an Bedeutung verloren. Einzig und allein das Überleben spielte noch eine Rolle.

An diesem Morgen zerbrach jedoch auch diese letzte Hoffnung buchstäblich in tausend Stücke. Niemand konnte erklären, wie es vom einen auf den anderen Schlag so hatte kommen können. Allerdings tat dies jetzt auch nichts mehr zur Sache.

Schon die ganze Nacht über hatte ein mysteriöses Grummeln die Menschheit, oder das, was davon übrig geblieben war, in Atem gehalten. Jetzt schreckte ein ohrenbetäubendes Krachen die Bevölkerung aus ihrem unruhigen Schlaf. Vielleicht waren sie alle sich darüber bewusst, dass dies der letzte Sonnenaufgang sein würde, den die Erde erlebte, als sie gebannt dem Horizont entgegen starrten, der sich langsam rosa färbte. Minutenlang standen sie alle so da; den Blick nach Osten gerichtet, und beobachteten, wie der orangefarben leuchtende Ball sich Stück für Stück nach oben schob. Wieder ertönte ein Knallen, diesmal von weither, aber zu laut, als dass man es hätte ignorieren können.

Und dann war der Moment gekommen, in dem die Menschen erkannten, was sie getan hatten. Erst in den Schatten, welche die aufgehende Sonne auf den Boden malte, sahen sie ihre Fehler. Einige schauten nach vorne, dorthin wo sich die eingefallenen und heruntergebrannten Ruinen einst riesiger Städte und luxuriöser Villenviertel befanden. Andere hatten den Blick auf die schwarzen Schemen vor ihnen gerichtet: auf die Überbleibsel der schwarzen, rußbedeckten Bäume, die ihre verkrüppelten Finger aus dem Boden streckten; auf die Knochen längst verstorbener Tiere und auf die Leichname ihrer Kinder, denen sie all das Leid ihrer Gewissenlosigkeit wegen angetan hatten.

Panik und Tränen glänzten in den Augen der Menschen.

Angst erfüllte die Luft, als der Boden zwischen ihnen aufriss. Riesige Spalten taten sich auf, die kein Zement mehr würde füllen können.

Schreie mischte sich unter das Krachen, mir dem die Erde nach und nach entzweibrach. Die Machtlosigkeit; das Wissen, nichts tun zu können, machte die Menschen verrückt. Hatten sie sich bisher noch für allmächtig und die Erde für ihr Eigentum gehalten, so wurde ihnen nun die nackte Wahrheit vor Augen geführt. Sie waren nur winzige Flöhe. Parasiten, welche die Erde bevölkerten und die der Planet mit Leichtigkeit abschütteln und ins Jenseits befördern konnte.

Nur sie blieb stumm, wie die toten Fische, die auf dem Fluss zu ihrer rechten trieben. Die Worte waren ihr ausgegangen. Musste sie denn wirklich noch all das beschreiben, was folgen würde? Sie hatte es sich einst zur Aufgabe gemacht, die blutige Realität zu beschreiben, doch jene holte nun auch sie ein. Sie schmeckte Blut. Obgleich sie nicht verwundet war. Ihr verstrahlter Körper meldete sich zu Wort.

Vielleicht musste sie es also gar nicht beschreiben. Vielleicht war jedem bereits klar, was in nur wenigen Stunden geschehen sein würde. Dass die Risse immer größer würden, sich nach und nach mit Wasser füllten. Dass die reißenden Wasserfälle Menschen mit sich in die Tiefe zogen. Dass Feuer jedes verbliebene sichere Land versengte und Tornados das Chaos zusammenfegten, das die Menschen hinterlassen hatten.

Vielleicht wusste schon jeder, dass die fragile Erde zerbrechen würde. In all ihre Einzelteile, die niemand mehr würde zusammenkleben können. Das Schicksal der Menschen war besiegelt.

Kurz bevor die Erde in Flammen aufging und das Gestein endgültig zerbrach, schlug sie die letzte Seite ihres schwarzen Buchs auf und notierte einen letzten Satz:

Und die Erde zerfiel zu einem Haufen Scherben.

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