(12/12) Rote Flammen

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Sie kniete sich vor die Truhe, stellte die Kerze beiseite und hob den Deckel. Ganz oben fand sie ein Bündel mit losen Pergamentbögen, Noten waren darauf geschrieben. Sie nahm das oberste Blatt, hielt es in den Schein der Flamme. Valerios Handschrift war unverkennbar, es gab sorgfältig geschriebene Textblöcke unterhalb der Notenlinien... Ja, das war seine Schrift! Die Notenzeichen waren ein wenig unsauber und unregelmäßig angeordnet, beinahe so, als hätte er sie schnell herunter geschrieben. Es gab winzige Zahlenfolgen an einigen der Noten, sie tauchten in regelmäßigen Abständen auf. Auch über die überall verteilten langen und kurzen Striche wunderte sie sich, und manche Abschnitte waren eingekreist oder mit Unterstrichen gekennzeichnet...

"Kannst du... das lesen?" Er klang schläfrig und leise.

Sie wandte sich zu ihm um. "Das hier?", fragte sie und hob die Partituren in der Hand hoch. "Ja... und nein! Ich kann Noten lesen... aber diese anderen Zeichen hier, die kenne ich nicht. Und die Zahlenreihen... Warum stehen sie da?"

"Das sind... Zupfmuster. Für Laute. Meine Art, sie zu notieren, wenn ein Stück... entsteht. Manches ändere ich später noch. Aber wenn... ich es nicht aufschreibe... geht so vieles verloren..."

Staunend wanderte ihr Blick über die Notenreihen, Zahlen und Zeichen. Auf dem nächsten Blatt setzten sie sich fort. "Du schreibst eigene Musik?"

Er antwortete nicht. Caterina sah von den Noten auf. Seine Augen waren geschlossen. Leise legte sie die Blätter aus der Hand. Dann wandte sie sich wieder der Truhe zu, griff hinein und schob die Kleidung zur Seite. Am rechten Rand, hatte er gesagt... Und richtig, da gab es mehrere zusammen gerollte Bündel aus grauem Leinen! Die Rollen waren fest und groß, die Breite war genau das, was sie suchte. Als sie eines der Bündel ein Stück weit entrollte, erkannte sie im Licht der Kerze Nähte aus feinem Garn. Die einzelnen Abschnitte waren mit feinen Stichen aneinander genäht worden. Das war eine gute Arbeit - wer verwandte so viel Sorgfalt auf diese Verbände?

Zufrieden, dass sie hier etwas sehr Brauchbares gefunden hatte, erhob sie sich, nahm vier der Ballen heraus und legte sie an der Bettkante zurecht.

Sein Gesicht war entspannt... Einen langen Augenblick betrachtete sie seine ebenmäßigen Züge. Er hatte schöne Augenlider. Sie waren wirklich wunderschön. Die feinen schattigen Linien darüber betonten die längliche, beinahe mandelförmige Form seiner Augen. So etwas hatte sie noch bei keinem Mann gesehen. Und wenn er diese dunklen Augen öffnete, und die Brauen darüber mitsprachen, was er sagen wollte... Und oft verrieten sie auch, was er nicht aussprach... Diese Schatten, die unterhalb seiner Wangenknochen begannen und auf Höhe der Mundwinkel ausliefen... Sie wollte die Hand ausstrecken, eine gewellte Haarsträhne aus seinem Gesicht streichen.

Im letzten Augenblick fand sie ihre Beherrschung wieder. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte! Leise seufzend wandte sie sich wieder der Truhe zu. Mit wenigen Griffen brachte sie die Kleidung darin wieder in Ordnung. Als sie die rote Tunika mit beiden Händen glatt strich, glitt etwas darunter hervor...

Es war ein flaches, in Leinen eingeschlagenes Bündel, ungefähr so lang wie ihr Unterarm. Sie wandte sich zu Valerio um. Er schien fest eingeschlafen zu sein. Einen Moment lang war sie versucht einen Blick in das lose geschnürte Bündel zu werfen - der Inhalt fühlte sich schwer und fest und zugleich aber auch geschmeidig und biegsam an. Was wohl darin sein mochte?

Schließlich siegte die Vernunft über ihre Neugierde. Valerio lag dort hinter ihr und schlief, seine Wunden waren nicht versorgt und er wurde zu kalt, wenn er noch länger ohne Decke lag. Sie musste sich um ihn kümmern und sie wollte die Situation nicht ausnutzen. Er vertraute ihr! Wenn sie mehr über ihn erfahren wollte, konnte sie ihn offen fragen; sie sollte nicht in seinen Sachen stöbern! Auch war es so viel reizvoller, sich mit ihm zu beschäftigen, als ausgerechnet jetzt die Dinge in einer alten Truhe zu erforschen. Sie hob die rote Tunika ein wenig an und schob das Bündel wieder dorthin zurück, wo es heraus gerutscht war; dann schloss sie den Deckel behutsam.

Er hatte seine rechte Hand unter das Gesicht geschoben, sein Oberarm war jetzt gut erreichbar. sie nutzte die Gelegenheit; ohne ihn zu wecken trug sie einen Rest von dem Kräuterbrei auf die klaffende Wunde auf und griff dann unter seinen Oberarm, um den Anfang der breiten Binde hindurch zu ziehen. Ihr Handrücken strich über seine warme, feste Brust.

Wie schön und ebenmäßig seine Haut war! Vorhin hatten Blut und Dreck eine raue Kruste darauf gebildet; jetzt konnte sie fühlen, wie kräftig und zugleich weich sich sein großer Brustmuskel in entspanntem Zustand anfühlte. Und dieser schwere, schön geformte Oberarm, um den sich ihre Handfläche wölbte! Oh, sie konnte ihn nicht berühren oder auch nur ansehen, ohne völlig zu vergessen, was jetzt wichtig war!

Vorsichtig zog sie ihre Hand, die das Ende der Binde hielt, zwischen Brust und Oberarm heraus, wand den Stoff um die Rundung des Armmuskels, zog ihn ein wenig fester und steckte den aufgerollten Verband ein weiteres Mal zwischen Brust und Arm hindurch - diesmal vermied sie ihre Hand ganz mit hinein zu schieben. Damit sie auf andere Gedanken kam. Was nicht half - aber sie konnte zumindest so tun, als sei sie ganz bei der Sache.

"Ich will, dass du... hier bleibst."

Erschrocken hielt Caterina mitten in der Bewegung inne und starrte ihn an. Seine Lider waren geschlossen, wie im Schlaf hatte er gemurmelt. Und sie hatte jedes Wort verstanden.

"Du musst antworten... gioia mia. Ich merke, wenn du... nicht antwortest."

"Valerio, ich kann doch nicht..."

"Warum nicht?"

"Warum nicht?", wiederholte sie erstaunt. "Weil mir das Schwierigkeiten einbringt! Ich kann doch unmöglich..."

Er klang jetzt wesentlich wacher. "Warum... tust du nicht einfach, ...was du willst? Niemanden interessiert heute Nacht, wo du schläfst. Oder wer... bei dir liegt." Ein Lächeln lag in seinen Worten, als er anfügte: "Oder bei mir."

 Seufzend blickte Caterina auf seine geschlossenen Augen. In wesentlich sanfterem Ton erklärte sie: "Ich würde nicht schlafen. Ich würde kein Auge zutun, wenn ich hier bei dir... Ich könnte nicht. Das weißt du."

"Dann schlaf nicht. Bleib hier."

"Das geht nicht! Ich muss..."

Wieder unterbrach er sie. "Ich kann dich zwingen." Er hob eine Augenbraue und sein Tonfall enthielt plötzlich einen Hauch dunkler Verführung. "Oder überreden. Du verlierst auf jeden Fall, wenn ich es... darauf anlege, gioia mia." Und weiterhin behielt er die Augen geschlossen.

Sie lachte laut auf, schüttelte den Kopf bei so viel Dreistigkeit und Überredungskunst. In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft. Er war so groß und warm und sanft und verlockend, und sie fror und fühlte sich einsam und wollte nicht allein zurück in den großen Raum... Das Polster war so breit und lang, ihr fehlte dort die Begrenzung und Enge, die ihr Geborgenheit geben konnte. Der Art, wie sie sie heute brauchte. Hier vor ihren Augen lag die Lösung für alles, was ihr fehlte, er lockte sie und lud sie ein. Er machte es ihr so schwer! Wenn er nun noch seine Augen öffnen und sie ansehen würde, sie wäre verloren.

"Ich denke darüber nach. Lass mir ... Zeit, bis ich das hier fertig habe."

Sie hatte Distanz geschaffen. Es war ihr gelungen, kühl und reserviert zu wirken. Sie wickelte die Binde noch einige weitere Male fest um seinen Oberarm - sehr fest, denn er sollte ihre Berührungen nicht genießen, damit er aufhörte sie zu verführen... aber Valerio lächelte nur über ihre Sturheit. Er ärgerte sie damit, dass er den Muskel anspannte. Ihre Versuche die Binde darum fester zu ziehen wurden zu einem hilflosen Witz. Mit harmloser Miene sah er nun zu ihr auf, beobachtete ihr Gesicht, während sie sich mit seinem Arm abmühte. Er wusste, sie kämpfte gegen etwas an, das in ihrem Herzen schon in dem Moment entschieden gewesen war, als er sie fragte. Aber sie gab ihren Widerstand nicht auf.

"Komm hoch." Sie packte seinen Ellenbogen und zog daran. "Komm. Hilf mir."

So gut es ihr möglich war, hielt sie die durchtränkten Leinenstreifen auf seinem Rücken fest. Langsam kam er vom Bett hoch, schob die Beine über die Kante hinaus und richtete sich zum Sitzen auf. Caterina ignorierte das dunkle Tuch, das sich von seiner Hüfte gelöst hatte; es lag lose über seinen Oberschenkeln und bedeckte das Nötigste. Sie hatte nun an seiner rechten Seite einen freien Blick auf die Stelle zwischen Oberschenkel und Hüfte, dorthin, wo seine Beinbehaarung aufhörte und die Haut glatt und haarlos war. Energisch zog sie ihm das Tuch über die freie Stelle.

Er lachte leise. "Meinst du, das... wird helfen?"

Wogegen, dachte sie grimmig, sprach es aber nicht laut aus. Stur ignorierte sie seine provokante Frage und verfluchte das Tuch. "Die Arme hoch", befahl sie, und er gehorchte.

Sie setzte das Ende des Leinenverbandes am oberen Rücken an. Dann zog sie das aufgerollte Paket unter seinem Arm hindurch, um den Brustkorb herum und wieder nach hinten. Ob es so halten würde? Er saß da, seine langen, kräftigen Arme ausgebreitet haltend, und er lächelte. Er machte sich über sie lustig! Er wusste genau, wie sehr ihre Gedanken arbeiteten - wegen des Anblicks, den er bot, wegen seiner Worte... und seiner Frechheiten! Sie beschloss ihn weiter zu ignorieren. Es war das Beste, was sie tun konnte - denn jede direkte Konfrontation gewannen er, seine Intelligenz und sein Charme.

Einige Umrundungen mehr, und sie war unterhalb seiner Rippen angekommen. Sie liebte seinen glatten Bauch, der so fest und zugleich so weich wirkte. Sie spürte die Wärme, die er abstrahlte, an Händen und Gesicht, wenn sie sich so weit über ihn beugen musste. Langam bemerkte sie, dass es immer umständlicher wurde, sich an seinen Armen vorbei oder darüber hinweg zu winden, wenn sie von hinten nach vorne und wieder nach hinten wechseln musste. Dabei durfte sie am Rücken die Leinenstreifen mit dem Kräuterbrei nicht verlieren.

Im Stehen konnte sie nun die Wicklung des Verbandes auf Bauchhöhe nicht mehr ordentlich bewerkstelligen.  Alles wurde schief und viel zu locker, weil sie sich von oben herab blickend verschätzte, und sie musste die letzten beiden Umrundungen wieder auflösen. Sie bemühte sich eine gebeugtere Position zu finden, diese wurde aber schnell anstrengend für Arme und Rücken.

Ohne ein Wort öffnete Valerio die Beine weit. Das Tuch, das locker über seiner Mitte lag, verrutschte und ließ schon wieder seine rechte Seite unbedeckt - diesmal noch mehr als zuvor. Der Schalk in seinen Augen blitzte auf, als sie zu verstehen begann, was das sollte. Da er so groß war und Schultern und Arme verhinderten, dass sie nahe genug an ihn heran kam, war es die beste Lösung, sich zwischen seine Beine zu knien, um von dort aus die letzten Meter der Binde um Bauch und unteren Rücken zu wickeln. Sie wusste, die Kräuterumschläge endeten hinten sehr tief am Rücken, genau genommen unmittelbar über den Pobacken. Um sie ausreichend abzudecken und zu halten, musste sie also bis unterhalb des Tuches wickeln.

Er grinste breit. Er wartete.

"A diabhal ort...! Gun sgath am fear mór thu", stieß sie wütend aus, rückte das Tuch mit festem Griff ein weiteres Mal zurecht und kniete sich zwischen seine Beine.

Im ersten Augenblick sah er sie überrascht an, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte laut.

Es war ansteckend, wie er lachte. Und schön war sein Lachen. Sie sah nicht hin. Mit zusammen gekniffenen Lippen begann sie die Stoffbahn um ihn herum zu wickeln. Sie musste ihre Wange ganz an seine Brust legen, wenn sie um ihn herum griff, um die Kräuter auf seinem Rücken zu fixieren.... Aber sie hätte sich lieber beide Hände abgehackt als zuzugeben, dass ihre Bemühungen so, wie sie nun vor ihm kniete, zu wesentlich besseren Ergebnissen führten und dass es jetzt auch ordentlicher aussah als zuvor. Oh, wie hatte sie das hier vermeiden wollen!

Valerio hörte auf zu lachen. "Was war das eben?" Immer noch hielt er beide Arme von sich gestreckt, als würde man an ihm Maß nehmen für eine neue Tunika.

Sie ignorierte seine Frage und arbeitete verbissen weiter.

Er ließ nicht locker. "Hey... Was hast du eben gesagt? Das klang ziemlich... wüst." Er nahm seine Hand und hob ihr Kinn an, damit sie ihn ansehen musste. Sie schüttelte seine Finger ab und konzentrierte sich darauf, das Ende des Verbandsstreifens unter den gewickelten Lagen über seinem Bauchnabel fest zu stecken.

Schließlich wagte sie einen schnellen Blick in seine Augen, die sie noch immer in Erwartung einer Antwort fixierten. "Etwas, das man selbst in meiner Sprache nur selten in den Mund nimmt", erklärte sie knapp und blieb ihm die Übersetzung schuldig. "Worte, die... eine Frau nicht sagt."

"Oh", stieß er überrascht aus. "Das hätte ich jetzt sehr gerne in meiner Sprache gehört."

Caterina spürte, wie sie errötete. "Das denkst du dir", brachte sie murmelnd hervor, erschrocken, dass er es tatsächlich so genau wissen wollte. Aber er schien mit ihrer abweisenden Antwort nicht zufrieden. Er schenkte ihr einen so sanften und offenen Blick aus seinen Augen, dass sie dahin schmolz wie Honigwachs in der Mittagssonne. Sie bemühte sich inständig ihm auszuweichen.

"Kannst du es noch einmal sagen", bat er arglos, "wenigstens in deiner Sprache? Ich weiß nicht... es liegt etwas darin, das macht mich irgendwie..."

Caterina stöhnte auf und schloss die Augen. Ganz gleich, was sie sagte oder tat - ob sie abweisend zu ihm war oder sogar fluchte wie ein betrunkenes Fischweib: er hörte einfach nicht auf seinen Charme einzusetzen, im Gegenteil! Alles, was sie versuchte, machte es nur noch schlimmer. Das Beste, was sie tun konnte, war, es nicht noch mehr anzufachen. "Den Arm her", knurrte sie in hartem Ton. "Hier hinüber, ins Licht."

"Hmm", brummte Valerio weich, "da ist jemand böse auf mich."

Oh, sie war nicht böse auf ihn! Sie war überfordert. Sie hätte ihn küssen mögen, damit er endlich still war, sie musste nachdenken, den Kopf klar bekommen. Er wollte, dass sie blieb. Wenn er sich so benahm, konnte sie keine Entscheidung treffen.

Als sie den kalten Rest der grünen Masse auf seinen Unterarm verstrich, wurde er still. Sie verteilte den Kräuterbrei so vorsichtig, wie es gelingen konnte; Valerio zuckte mehrmals zusammen, sein Kiefer spannte sich an und er wandte das Gesicht ab. Es musste sehr weh tun, aber sie konnte es nicht ändern.

Sie wollte fertig werden. Sie war den Tränen nahe. Wenn er nur seinen Charme bei sich lassen würde, wenn er nur diesen schelmischen Mund hielt und seine Augen endlich von ihr weg nahm! Dieser Mann weichte alle ihre guten Vorsätze auf, schneller, als die ölige Masse auf seinem Arm sich durch den Verband saugte. Sie wollte die Grenzen zwischen ihnen beiden klar festlegen, es musste sein. Und wenn er sich in seinem Zustand so unvernünftig gebärdete, musste sie umso vernünftiger handeln.  Aber alles, was ihm einfiel, alles, was aus seinem verführerischen Mund kam, verschob ihre gerade frisch gemauerte Grenze von seiner Zimmertür bis in die Mitte seines Bettes. Wo sie zu Staub zerfiel.

Er schwieg jetzt. Nachdenklich und still sah er zu, wie sie den Verband befestigte. Auch wenn sie vermied ihn anzusehen - sie spürte, wie sein versonnener Blick immer wieder zwischen ihren Händen und ihrem Gesicht hin und her ging. Er schien ihre Nähe sehr zu genießen.

Gerade wollte sie von den Knien hochkommen, da fasste er sie bei ihren Handgelenken. Behutsam zog er sie ganz nahe zu sich her. Seine Lippen streiften ihr Ohr. Sie tauchte in seinen Duft ein und hielt ganz still. "Danke, gioia mia", flüsterte er. "Dass du zu mir gekommen bist, das war... ich hätte das allein nicht geschafft."

Er küsste sie, langsam und sanft. Ihre Wut, die im Grunde nur Wut auf ihre Unsicherheit und ihre verzweifelte Situation war, schmolz unter seinen warmen Lippen zu einem Nichts. Und sie kamen wieder dort an, wo sie zuletzt gewesen waren: Bei seinem Angebot.

Er legte die Stirn gegen ihre, in seinen Augen glomm das Licht der Kerze, die hinter ihr auf der Truhe stand.
"Hast du... nachgedacht? Bleibst du hier?" Als sie nicht gleich antwortete, flüsterte er: " Ich verspreche dir, ich werde nicht..."

Mit einem Ruck löste sie sich von ihm und kam vom Boden hoch. Sie umging sein Knie, beugte sich an der Bettkante hinunter und hob seine Decke auf. "Leg dich hin", sagte sie knapp über das Knäuel auf ihrem Arm hinweg. Ergeben tat er, was sie sagte und schob sich auf sein Bett.

"Nicht da. Rück hier herüber."

Verwundert bewegte er sich von der Mitte weg und mehr an die Kante, wo er auch zuvor gelegen hatte. Er hielt sich das Tuch um die Hüften zu, stopfte die Enden seitlich ineinander, damit sie hielten. Caterina breitete die Decke über ihm aus. Sie versah ihn mit einem letzten ernsten Blick, dann pustete sie die Kerze aus.

Im Dunkeln tastete sie sich bis zum Bettende hinüber. Wahrscheinlich dachte er, sie würde nun gehen - sie konnte sich seine Überraschung vorstellen, als sie nicht den Raum verließ, sondern auf die freie Bettseite hinüber kam und hinauf kletterte. Er war jetzt ganz still. Er sagte nichts, aber sie spürte seine gespannte Aufmerksamkeit. Er lauschte auf ihre Bewegungen, wollte wissen, was sie tat. Als sie nach dem Saum der Decke tasten wollte, bemerkte sie, dass er die Decke für sie bereits anhob. Sie brauchte nur darunter zu schlüpfen.

"Komm her," raunte er. Seine Stimme vibrierte weich in der Dunkelheit. Als er sie zu sich heran zog, ließ er ein zärtliches Seufzen hören. Er war so warm und er roch so gut... Sie hatte sich überlegt, hinter seinem Rücken zu schlafen - mit einigem Abstand wegen der Verbände, und auch, um ihn nicht zu provozieren. Aber als er bemerkte, dass sie zu ihm ins Bett kam, hatte er sich zu ihr herum gedreht. So lagen sie also zueinander gewandt und ihr Herz klopfte wild über ihren Mut, aber auch über die Waghalsigkeit der Situation.

Aber wie konnte es sein, dass er eine solche Wärme ausstrahlte! Die Decke lag gerade erst über ihnen und schon umhüllte sie die lebendige, wohlige Wärme seines Körpers. Sie wandte sich ganz zu ihm herüber und zog die Arme vor die Brust, da sie sie auf keinen Fall nach unten und in Richtung des Tuchs ausstrecken wollte. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell er einen Arm unter ihren Nacken geschoben hatte. Den anderen legte er nun fest um ihre kalten Schultern. So nahe wie möglich rückte sie an seine weiche Brust heran und spürte dabei, wie er sie noch mehr an sich zog. Ihre eiskalten Füße nahm er zwischen seine warmen Waden.

Seine Wärme durchströmte sie nun von Kopf bis Fuß. Sie schloss die Augen, atmete den Duft der Kräuter ein, der ihn umgab und spürte ihn überall um sich herum. Plötzlich fühlte sie sich sehr klein;  aber zugleich sagte ihr etwas tief in ihrem Innern, dass sie wuchs. Sie wuchs zu neuer Kraft und Stärke, hier in dieser dunklen Sicherheit. Wie ein Samenkorn, das gepflanzt und umsorgt war.

Irgendetwas wollte sie noch sagen... Es tat ihr weh, dass sie in ihrer Unsicherheit und Müdigkeit so kalt und abweisend zu ihm gewesen war. Sie wollte etwas sagen, etwas Liebevolles! Aber sie war so überwältigt von seiner Nähe, ihre Gedanken waren leer. "Schlaf gut", murmelte sie darum nur an seinem Hals und wusste im selben Moment, dass er so viel mehr und anderes verdient hatte als diese alltäglichen und einfachen Worte.

Trotz des unzulänglichen Gefühls, das ihre Entspannung störte, genoss sie das Tiefe und Warme in seiner Stimme, als er leise lachte.

"Ich werde nicht schlafen können, gioia mia." Seine Lippen strichen sanft über ihre Stirn. "Aber du schläfst jetzt. Ignoriere mich einfach! Und wenn plötzlich rote Flammen aus mir heraus schlagen, dann roll mich vom Bett herunter und gieß einen Eimer kaltes Wasser über mir aus." Er nahm seinen Arm von ihren Schultern, ergriff ihre Hand und zog sie hinauf an seine Lippen. Er küsste sie. "Lass deine süßen Finger von mir, dann werde ich die Nacht irgendwie überleben." Die letzten Worte hatte er geflüstert.

Dann war es still und die Zeit hielt für sie beide an. Sie wusste nicht, ob sie ihm noch geantwortet hatte. Da waren Worte in ihrem Kopf, die sie zu ihm herüber schickte, müde und schläfrig...  Schwüre, Versprechen und Liebesworte waren dabei... die sie für ihn aufbewahrte, bis es an der Zeit war, sie ihm laut zu sagen. Seine Wärme hüllte sie ein, flutete durch sie hindurch. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so geborgen gefühlt.

Ende Teil 106


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