(16/1) Schatten (+ Brief an die LeserInnen)

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Ein Ruck ging durch seinen Körper, katapultierte ihn aus unendlicher Tiefe empor - hinauf auf eine dünne innere Ebene, knapp unterhalb eines wachen Bewusstseins. Er wollte zurück fallen... Er träumte. Die Wälder... Wie gigantische Wellen lagen sie tief unter ihm in nachtschwarzer Dunkelheit. Die Sterne wisperten ihr Silber in die Nacht, es flüsterte Geheimnisse, für deren Entschlüsselung er seine Seele geben wollte... Das Sternensilber rieselte über die wolkigen Wipfel der Bäume, drang hindurch und fiel... fiel... und legte eine schimmernde Spur auf die schattigen Wege dort unten. Die Sterne wussten die ganze Wahrheit, immer schon. Aber die silberne Botschaft verglomm und erlosch in der Schwärze des Waldes, bevor er sie aufsammeln konnte. Nebel stieg aus der Schlucht auf... Mi dispiace, gioia mia. Non ce la faccio... Es tut mir so leid... Ich schaffe es nicht...

Noch kam er nicht auf den Gedanken die Augen zu öffnen, ließ alles wie es war, verharrte in seinem Schwebezustand. Nicht bewegen, nicht denken... Er musste durch den Nebel dringen, die silbernen Pfade verfolgen, ihr ersterbendes Licht einfangen... Es war gut, nicht wach zu werden. Woher es auch kam, es warnte ihn. Aber der Wald spuckte ihn aus, er wollte ihn nicht mehr.

Er stieg auf in der Schwärze der Nacht, höher und höher, reckte die Arme über seinen Kopf, da war etwas... ein eigenartiges Gefühl, taub und doch schmerzvoll... Bilder bewegten sich in seinem Kopf, drängten sich auf, alarmierten ihn, ließen ihn klarer denken. Aus Dunkel wurde Grau. Seine Hände! Etwas war mit seinen Händen geschehen, den Fingern. Er konnte sie nicht bewegen... Er musste doch Laute spielen! Man durfte sie nicht... Groß und starr, hart wie alte Brotlaibe waren sie. Und das Zittern in den Armen... Er konnte sie nicht halten, sie waren so schwer... Etwas Kantiges schnitt erbarmungslos in seine Handgelenke und staute das Blut in den Händen... Die Arme. Er musste sie oben halten, höher, er durfte sich nicht hängen lassen, er musste...

Der zweite Schwall traf ihn von unten ins Gesicht, drang in die Nasenlöcher, schoss ihm durch den Mund wieder hinaus. Er verschluckte sich, kam gerade noch rechtzeitig zu sich, das Wasser hatte ihn beim Einatmen erwischt. Sofort war er wach, hustete, keuchte es heraus. Sein erster Gedanke war, dass es hoffentlich nicht mit Fäkalien verunreinigt oder auf andere Weise verdorben war, denn das gab eine Lungenentzündung... Viele Gefangene starben nicht an der Quälerei selbst, die man sich für sie ausdachte, sondern an den Nebeneffekten. Hustend, nach Luft ringend, hob er den Kopf, bemühte sich, seine Lage zu erfassen.

Die unbequeme Haltung, in der man ihn sitzend in eine Nische der Wand gekettet hatte, ließ seinen Mut mit dem ersten freien Atemzug ins Nichts fallen. Man hatte ihm die Kleidung weggenommen. Er fror nicht so leicht, das war einer der Vorteile, die seine Entwicklung mit sich brachte, aber jetzt zitterte er am ganzen Körper. Im Rücken und unter ihm rauer nasser Stein...

Seine Kleidung. Sofort schoss ihm ins Bewusstsein, wie gut es war, dass er grundsätzlich in historisch authentischer Kleidung reiste. Bis hinunter zur Unterwäsche gab es nichts, was auffallen und ihm zusätzliche Schwierigkeiten bringen konnte. Aber die gab es offenbar genug, dachte Valerio, als er das Wasser aus Haaren und Gesicht schüttelte. Sein Problem mit Kleidung war in diesem Augenblick, dass er keine hatte.

Erst jetzt bemerkte er die Höhe, in der er saß; unter seinen Füßen gab es keinen Boden. Er kniff die Augen zusammen. Zwischen den tropfenden Haaren hindurch konnte er außer dieser einen, rußenden Fackel einige Meter vor sich nichts entdecken. Der Raum war so dunkel, dass er seine Hände nicht erkennen konnte, als er den Blick nach oben richtete.

Es gab zwei Paar Eisenringe über seinem Kopf. Alle vier spürte er. Seine Handgelenke hatte man in den oberen beiden Ringen festgemacht. Die unteren, die leer blieben, drückten tief in seine Unterarme und behinderten den Blutfluss zu den Händen. Die oberen Fesseln wären weit genug gewesen, um den Handgelenken zumindest ein wenig Spielraum zu geben; aber sie waren so hoch in der Wand eingelassen, dass man seine Arme wohl mit Gewalt nach oben gezogen haben musste, um sie dort hinein zu bekommen. Der Schlag gegen den Kopf... Er erinnerte sich. Er hatte ihm das Bewusstsein genommen. Er hatte verpasst, wohin man ihn gebracht hatte. Wie lange ließ man ihn so bereits in der Nische hängen? Es ruinierte die Durchblutung und Nerven seiner Hände.

Während er den Blick durch die Kammer schweifen ließ, versuchte er sich aufzurichten, den Rücken zu strecken. Es gelang ihm die Handgelenke in den Eisen ein wenig höher zu schieben. Da war kein Gefühl in seinen Händen. Es war, als hätte er keine. Als ein breiter Schatten vor den Lichtschein der Fackel trat, überlegte er nicht, er brüllte ihm seine Wut entgegen. Wie heiser und wild seine Stimme klang... Der Mann blieb stehen, hinter ihm loderte die Fackel in der Zugluft auf, was den groben Schatten noch dunkler werden ließ. Wenn Valerios Reaktion ihn überraschte, ließ er es sich nicht anmerken. Seine Worte klangen ruhig und gefasst, als er zu ihm hinauf sprach.

"Ich rate dir, dich zu beherrschen. Du bekommst Besuch. Mitten in der Nacht! Das wird hier nicht jedem zuteil. Die meisten schmoren erst einmal zwei Tage und Nächte in der Wand, bis sie..."

Spar dir das. Gib mir meine Kleidung!"

Alle guten Vorsätze, die Valerio gefasst hatte, die Beherrschung und Geduld, zu der er sich ermahnt hatte und die ihm in seiner Lage helfen sollten, waren in diesem Moment vergessen. Erst als die vertrauten Blitze vor seinen Augen zuckten und er plötzlich fühlte, ja in grellen Bildern sah, wie sein hämmernder, aggressiver Puls in seine toten Hände vorzudringen versuchte, wie sein Blut das im Gewebe angestaute Wasser wieder aufnehmen und die Nerven in den Fingern wiederbeleben wollte, tat er, wie der Wächter ihm sagte. Es war vernünftig. Seine Wut förderte Prozesse, die er aufhalten musste. Und sie verbrauchte die Wirkung des wenigen Weines, den er hatte bekommen können...

Langsam nickte er zu dem Schatten hinüber, fixierte die Schwärze dort, wo die Augen sein mussten. Weil sein Herzschlag sich beruhigte und seine Sinne zurück kamen, gelang ihm sogar ein schnelles Eindringen in das Bewusstsein des Mannes. Es dauerte nur zwei Sekunden. Aber was er fand, ließ Valerio spontan vor ihm ausspucken. Er verstand. Die Demütigung gehörte zum Programm. Er würde seine Kleidung jetzt nicht wieder bekommen. Umso weniger, je wütender er sie verlangte. Denn dass er wütend wurde und daran seine Hilflosigkeit und Ohnmacht zu spüren bekam, war Absicht.

Sein Ausbruch bewies nur, dass Wirkung zeigte, was man provozieren wollte. Also schwieg er. Unterdrückte jede Emotion... und verlor den Kampf gegen die Verzweiflung, die sich in ihm breit machte. Er war hier offensichtlich so weit weg von jedem weiteren Schluck Wein wie man nur sein konnte. Sein Zustand schwankte bedrohlich, ebenso seine Fähigkeiten. Er war nicht sicher, ob der spontan gelungene Einblick in das Wesen des Wächters eben der erwachenden Bestie oder den wenigen Schlucken Wein zuzuschreiben war. Nichts war sicher, gar nichts - Weder die Situation in ihm selbst, noch was das äußere Geschehen betraf.

"Du hast mich verstanden", grunzte der Schatten und trat zurück. "Wenn du dich nicht fügst, kann ich dich die ganze Nacht da drinnen lassen." Seine Stimme prallte gegen die fleckig feuchten Wände. "Und die Klappen schließen", fügte er an. "Da kannst du in der Dunkelheit schmoren, bis du einsichtig bist."

Er meinte die Türen, die zu beiden Seiten angebracht sein mussten. Valerio konnte sie nicht sehen, aber er hatte bereits bemerkt, dass es für die Beine eine Aussparung in der massiven Mauer gab. Die enge Nische konnte vollständig geschlossen werden. Das brauchte er wirklich nicht... Aber immerhin hatte der Wächter ihm verraten, dass es wohl mitten in der Nacht war. Es dürften zwei oder drei Stunden vergangen sein, seit man ihn  hier herunter gebracht hatte. Es gab kein Tageslicht, keinen Mond oder Himmel, die ihm die Zeit zählen konnten. Zeit war alles, denn sie entschied über sein Schicksal.

Als der Wächter die Fackel aus der Wandhalterung nahm und zu ihm heran kam, um ihn neugierig zu betrachten, ließ Valerio den Kopf sinken. Er spürte die Unzufriedenheit des Mannes, da er ihm sein Gesicht nicht zeigte. Der Nachteil war, dass auch er selbst so nicht sehen konnte, mit wem er es zu tun hatte; aber das Bild, das der Wächter eben abgegeben hatte, war wie gewohnt aufschlussreich genug. Und auch in diesem Moment, als er vor ihm stand, zögernd, ob er ihm befehlen sollte, das Gesicht zu heben, um es dann doch nicht zu tun, verriet er Valerio, was er wissen wollte: Ob es irgendeinen weichen Punkt an diesem Mann gab, eine menschliche Ebene, einen Fehler in dem automatisch greifenden Zahnrad, zu dem der Kardinal ihn gemacht hatte. Und ja, da war etwas... Und immer noch stand er da vor ihm mit der Fackel. Langsam hob Valerio das Gesicht, bis ihre Blicke einander trafen. Eine Narbe ging ihm quer über Stirn und Wangenknochen, mittendrin ein zerstörtes, unter Feuernarben verwachsenes Auge. Er hatte Leid und Gewalt erfahren. Sein Interesse an den Gefangenen hatte mit ihm selbst zu tun... Das konnte gefährlich oder hilfreich sein.

Der Augenblick war jäh zuende, als hinten in der Wand die Tür ging. "Ist er soweit", fragte eine mürrische Stimme.

"Er ist wach."

Mehr sagte der Wächter nicht. Im Abwenden warf er Valerio einen letzten Blick zu, dann steckte er die Fackel in die Halterung zurück und verschwand durch die Tür. Er ließ sie offen. Im Durchgang loderte Feuer an der Wand, der andere Wächter musste sich draußen aufgestellt haben. Valerio zitterte unter der kalten Luft, die herein wehte. Gespannt horchte er durch die Stille des Raumes nach draußen... bis er vom Gang her gleichmäßige Schritte nahen hörte.

Die rote Seide, die über den Boden schleifte und die vogelähnliche Energie, die von dem Inquisitor ausging, hatten sich ihm bereits tief eingeprägt. Der Besuch kam eher als er erwartet hatte.

Ende Teil 144

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A N   A  L L E   L E S E R I N N E N :

Ihr habt Euch nun auf einer gewaltigen Strecke mit meinem Schreiben wunderbar unterhalten - Bitte nehmt Euch die Zeit, auch dies hier zu lesen ... vollständig!

Jeder Autor auf Wattpad liefert seine persönlichen 100% Herzblut und sein Schreibvermögen ab und opfert für eine umfangreichere Story Hunderte Stunden seiner Freizeit (beim Weltentanz sind es bisher mehr als 2400 Stunden), um Euch als "Unbekannte" gut zu unterhalten, Euch Träume, Inspiration und emotionale Erlebnisse zu schenken.

Hier konsequent Null % (oder alle paar Kilometer fallen gelassene vereinzelte Votes) an den Autor zurück zu geben, obwohl Euch Wattpad bequeme und kostenlose Mittel zur Förderung und Anerkennung unserer Werke an die Hand gibt, ist mehr als ignorant, soweit euch eine Geschichte gut unterhält oder sie euch sogar sehr gut gefällt. Wattpad verspricht Euch Gratisgeschichten - aber wir, die Autoren, liefern sie hier ab und füllen "Eure" Bibliothek mit Hunderttausenden Werken auf. Uns verspricht Wattpad dafür Euer Feedback. Dies ist ein Deal zwischen den Autoren und den Lesern, der auf Dauer nur funktionieren kann, wenn weit mehr als 5 oder 10% der Leser dieses Feedback auch in irgendeiner Form geben. Jeder Einzelne ist angesprochen zu überlegen, ob er den Part, den er innerhalb dieses Deals spielt, tatsächlich so bedienen will, wie er es gerade tut - oder ob sich etwas ändern sollte. Sterne für die Kapitel lassen sich jederzeit nachholen, eine solche Geste ist fair und mutig, sie zeigt sozialen Charakter und Entwicklungsfähigkeit, wo man zuvor nur konsumiert hat.

Die Autoren, die hier ihre Werke zeigen, haben - ebenso wie die Leser - ein starkes persönliches Anliegen, sie veröffentlichen nicht lediglich aus "caritativen" Gründen, sondern sie kämpfen mit ihren Werken im Meer Millionen anderer Werke darum, einigermaßen sichtbar und somit auffindbar zu sein und zu bleiben. Regelmäßig abgegebene Votes sind ein wichtiger Bestandteil des Wertungssystems, nach dem die "Wattpad-Maschinerie" unsere Werke im Rang sortiert. Es ist nicht lediglich "nett", bei Gefallen die Votes für die Kapitel zu vergeben, es lässt ein Werk mit der Zeit auf Wattpad übel aussehen, wenn zu viele Leser das nicht tun (90% tun es nicht oder nur sporadisch), da es die Wertung für einen Roman völlig verfälscht.
Was die automatische Wertungssortierung betrifft, ist ein privates, ausformuliertes Lob für den Autor kaum von Relevanz, die Votes sind es, die die Maschinerie registrieren kann: Bezüglich ihrer Anzahl, aber auch, was die tägliche Kontinuität betrifft. Die meisten Leser denken nicht darüber nach, wie viel gute Arbeit und Fleiß es kostet, ein Werk auf der weltgrößten Leser- und Autorenseite sichtbar zu machen und zu halten. Der Autor kann "nur" alles, was er hat, in sein Schreiben hinein geben; die Bewertungsmaschinerie bedienen müssten dann die Leser. Auch in ihrem Interesse düfte es ja sein, wenn herausragende Werke nicht immer nur durch Zufall gefunden werden. Die wenigen älteren Autoren auf Wattpad haben dazu die wesentlich kleinere Lobby unter den zumeist sehr jungen Lesern hier, denn diese lesen und bewerten weitaus mehr solche Werke, die ihre persönlichen Interessensthemen bedienen. Die Interessenten der Themengebiete jenseits von Pubertät stellen die wesentlich kleinere Gruppe unter den Wattpad-Lesern dar, umso wichtiger ist ihre Aktion für die Autoren.

In diesem Roman geht es eben darum: Um Zivilcourage, Empathie, Persönlichkeitsentwicklung, Eigenverantwortung und Bewusstheit. Valerio spricht hier nur scheinbar Magnus an. In Wirklichkeit geht es um uns alle.

Manche verstehen das vom ersten Kapitel an - andere glauben nach dem 144. Kapitelteil immer noch, sie befänden sich hier in einem Wattpad-Vampirabenteuer.

Ihr seid nicht passive Zuschauer einer imaginären Story, sondern Teil eines realen Dramas, das sich in unserer Gesellschaft abspielt. Dazu gehört auch, wie wir mit anderen Menschen und deren geschenkter Leistung, aber auch mit ihren und unseren Bedürfnissen, unserem Egoismus, unserem Konsumverhalten und letztlich mit uns selbst umgehen. Zu nehmen und nichts zurück zu geben - oder alles begeistert zu nehmen und einen Bruchteil zurück zu geben - verheizt unsere Resourcen extrem schnell; die der Menschen und der Welt. Und so, wie wir mit unseren und fremden Bedürfnissen, mit Konsum und Egoismus umgehen, sehen Welt und Gesellschaft auch aus. An diesem Punkt haben wir Verantwortung, jeder einzelne, egal, welchen Alters.

Auf Wattpad verheizen sich Autoren, wenn sie mit so geringer Unterstützung und Wertschätzung Tag für Tag (und Nachts!) Herzblutgeschichten für eine solche Masse fremder Leute schreiben - für Leser, die ihnen nie hilfreich zurück spiegeln, warum sie die Story überhaupt lesen, was dran ist, was ihnen gefällt oder auch nicht - und welche Altersgruppe etwas (und wenn, dann was) mit dem Roman anfangen kann. Autoren wollen gesehen und gelesen werden, aber die meisten Leser sehen nicht als ihre Aufgabe und Möglichkeit, beim Konsum einer Geschichte dafür zu sorgen, dass diese auch für weitere Leser auffindbar wird und bleibt. Das Prinzip von Wattpad ist aber so  gedacht und entwickelt, dass die Leser über die eigene Unterhaltung hinaus auch für den Erhalt der Geschichten auf Wattpad ihren Einsatz haben. 5-10% aktiv wertende Leser sind zu wenig, insbesondere, wenn die Art der Votevergabe nicht anähernd dem entspricht, wie der Leser ein Werk aber tatsächlich einschätzt. Votes sollen ein Spiegel für Gefallen oder Nichtgefallen sein. Wenn von 220 Kapiteln eines dreibändigen Werkes 5 oder 10 Kapitel mit einem Stern beglückt werden, können Story, Kreativität und Schreibvermögen nicht ernsthaft gefallen haben. Jede Wertung macht etwas mit unserem Herzenswerk und lässt es steigen oder wegfallen, sie zeigt die Relevanz der jeweiligen Story für die Leser.

Der Roman WELTENTANZ wird aus diesem Grund hier zum Lesen zur Verfügung gestellt: Weil ich die Signale, die Wertungen der Leser auswerten muss. Dazu bräuchte der Roman weitaus mehr und konkretere Stimmen als er erhält.
Die Masse der Leser auf Wattpad ignoriert die Votefunktion, die ihnen zur Förderung lesenswerter Werke  gegeben ist, aus Prinzip - und viele aus der kleinen Gruppe derer, die überhaupt voten,verteilen die Sterne nur sporadisch und dünn hier und da, wie zufällig fallen gelassene "Bonbons", die man dem Autor als pauschales "Dankeschön", nicht aber als verlässliche und tatsächliche Bewertung der kreativen und Schreibleistung gibt. Den meisten Werken fehlen regelmäßige Votes; mit "regelmäßig" meine ich nicht alle 10 Kapitel fallen gelassene Sterne - oder, wie man es hier gerne tut, einen einzigen Stern pro Großkapitel, das nicht selten 10-16 einzelne Kapitel enthält. Gerade beim WELTENTANZ spiegelt das in der Regel NICHT das große Gefallen wieder, das die Leser an diesem Roman haben - sie würden sich nicht durch ganze 182 gut geschriebene Kapitel ackern, wenn sie die Story so schlecht unterhalten würde, wie sie durch die Sternevergabe demonstrieren.

Die Votes und auch die Kommentare sind neben den reads, die ein Leser beim Lesen nebenher verursacht, absolut relevant für die Einsortierung der Story ins Ranking. Wer unter 25.000 Geschichten in einer Kategorie mit seinem Werk auf Rang 95 steht, wird von den dort suchenden Lesern kaum entdeckt. Wer aber nicht gesehen und gefunden wird, gewinnt nicht ausreichend viele neue und weitere Leser - unter denen dann wieder nur jeder 10te ab und zu votet und jeder 50ste vielleicht ein kleines Feedback abgibt. Es braucht oft Hunderte Leser, bis zumindest drei bis 5 darunter sind, die ein auf Stil, Szene, Story oder Charaktere  bezogenes Feedback geben würden. Feedback (und sei es in Form von Sternen) ist rar und hilfreiches, weil dem persönlichen Eindruck tatsächlich entsprechendes Feedback ist noch seltener. Wenn kaum oder gar nicht gevotet wird, obwohl eine schreiberische Leistung sehr gefällt, verringert sich die Chance des Autors, an hilfreiches und vielseitigeres Feedback zu kommen, also bis hin zum absoluten "Schweigen" am Text. Den meisten Lesern ist beim Lesen kaum bewusst, dass sämtliche Werke auf Wattpad an diesen Mechanismen hängen, zu denen sie selbst alle Hebel in der Hand haben.

Es gibt Tausende Werke, die hier nicht aus Hobbygründen geschrieben werden, sondern einen Testlauf an Euch Lesern absolvieren, damit der Autor den Verlagen und Agenturen z.B. die so wichtige konkrete Leser-Zielgruppe angeben kann. Aber wer liest diesen Roman überhaupt und warum? Und was nimmt wer daraus mit? Für den WELTENTANZ weiß ich es bis heute nicht. An Sternen könnte man es zumindest pauschal"spüren" - an den Kommentaren könnte man es Schwarz auf Weiß ablesen.

Wir alle gestalten die Welt, in der wir leben müssen, daher ist niemand von der Verantwortung für sein Handeln oder Nichthandeln ausgenommen. Valerio versucht Euch etwas zu sagen. Dieser Roman ist nicht aus Langeweile oder als reine "Unterhaltungslektüre" entstanden, er transportiert eine wichtige Botschaft. Ich schreibe mir dafür die Seele aus dem Leib, weil ich denke, Bücher wie dieses hier werden da draußen gebraucht.

Der Stern befindet sich an sämtlichen Wattpad-Werken immer unter jedem einzelnen Kapitel - für alle, die Brauchbares und Gutes auf Wattpad und in der Welt unterstützen möchten - Damit die Leute, die Brauchbares und Gutes in die Welt bringen, nicht müde werden, genau das weiter und weiter zu tun. Für die vielen anderen, die das nicht tun. Denn diese Welt hat nicht viele Menschen, die ihre Kraft und Lebenszeit geben, Mißstände zu ändern, Konflikte zu entschärfen und Menschen zum Nachdenken und Handeln zu inspirieren. Oder Menschen auch nur gute Unterhaltung, Trost, geistigen Input oder Seelenfutter zu liefern. Viele haben dazu kein eigenes Konzept, viele haben nicht den Mut oder die erforderlichen Fähigkeiten, viele verfügen nicht über die Sprache, solche Dinge in die Welt zu bringen. Und ganz viele sind einfach zu faul, zu egozentrisch und zu unmotiviert. Wir sollten mit unserem Verhalten dafür sorgen, dass die wenigen, die hier motiviert sind, ihre Motivation nicht verlieren.

Und nein, das hier ist kein "Betteln" und keine persönliche "Votegeilheit", das ist eine wichtige Anregung, gemeinsam gegen eine stumpfe und gleichgültige Gesellschaft zu arbeiten. Für Euch nur eine winzige Fingerübung, die auf Wattpad beginnt und sich draußen fortsetzen könnte. Aber dabei wandeln sich Welten - zu allererst Eure inneren - und diese sind die wichtigsten, denn: Was in Eurem Innern nicht klingt, wird draußen in der Welt kein Lied werden. Bewusstheit ist ein cooles Werkzeug, aber sie kommt immer in einem Paket mit Verantwortung. Wer mit Verantwortung bewusst umgeht, kann schlecht wegsehen. Wir brauchen Menschen, die nicht wegsehen, sich nicht weg ducken in der Masse und anderen nicht die alleinige Verantwortung überlassen! Ignoranz, Egoismus, einseitiger Konsum funktionieren nicht mehr ohne Weiteres, wenn jemand mehr Bewusstheit erlangt, aber: Dafür funktionieren dann wichtige und positive Dinge viel besser.

Wattpad ist eine "Community". Community heißt Gemeinschaft. Die Gemeinschaft hier besteht nicht zwischen den Lesern und den vielen aufwändig geschriebenen Geschichten, sondern: Zwischen den Lesern und den Autoren, die die Geschichten schreiben. Für das Funktionieren der Gemeinschaft und damit für das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen ist jeder einzelne Leser mit verantwortlich. Auf Wattpad und überall im Netz lernen Teenager und Jugendliche die Stimm-Enthaltung und das Wegducken, das Wegschieben von Verantwortung und den einseitigen Konsum ohne Wertschätzung des Gegenübers, das die gesamte Leistung  bringt. Diese jungen Leute werden unsere Erwachsenen von morgen sein - sie sind die Leute, die mich im Alter pflegen werden und die dann an allen Hebeln sitzen - und womöglich nicht gelernt haben, was Fairness und Empathie, Gerechtigkeit und Verantwortung sind, so im Alltag und im Detail. Ich möchte solchen Menschen nicht ausgeliefert sein. Und nein, ich glaube nicht daran, dass junge Leute, die anderswo all diese Fähigkeiten drauf haben und super anwenden, nach WP kommen und hier dann das exakte Gegenteil zeigen. Wer im Leben begreift, was eine Gemeinschaft ist und wie sie funktioniert, hat das verstanden und wird es überall anwenden können und auch wollen - auch auf dieser Plattform.

Ich wollte hier in den 1,5 Jahren, die ich nun an diesem Roman arbeite, bereits zweimal ernsthaft einpacken, weil es keine Freude macht, für graue Massen zu schreiben, die einem sagen: "Sei froh, dass man deinen Scheiß überhaupt liest, halt den Mund und schreib weiter... Oder hau doch ab hier, es gibt genug andere, deren Kram wir lesen können, Wattpad ist für die Leser gemacht", während man gleichzeitig mein 1000seitiges Manuskript verschlingt und fragt, wann der 2. Band kommt oder wann man das Buch kaufen kann. Das ist tatsächlich Original-Ton nicht weniger insbesondere junger Leserinnen, die WP vor allen Dingen einseitig als ihre persönliche Gratis-Bibiliothek verstehen und die Autoren nur als anonyme "Lieferanten" von Frischmaterial betrachten. Autoren, die ja nicht schreiben müssen, wenn sie nicht wollen. WENN sie aber schreiben, ist es ihre "Schuld" und sie haben nichts zu erwarten, so sei das nun einmal, sagen viele Leserinnen.

Wattpad verspricht den Lesern "Gratis-Geschichten" - die ich und andere Leute aber mit privatem Talent und unter persönlichem Einsatz von Kräften und Zeit schreiben. Viele LeserInnen übersetzen sich dieses "Gratis" tatsächlich mit "Ich darf die Werke fremder Schreiber auf meine Leselisten schaufeln, wie andere Leute Pilze sammeln, und: Ich muss mich nirgends bedanken und erst Recht kein Feedback geben, ob und wie es mir gefallen hat. "Gratis-Geschichte" ist für viele gleichbedeutend mit: "Auf Wattpad dürfen die Autoren ignoriert werden." Ich weiß das, weil ich über ein Dreivierteljahr zu diesem Thema unter Nur- Lesern sowie schreibenden Lesern eine Umfrage gemacht habe.

Wenn eine Konditorei einige Wochen oder sogar Monate lang gratis Pralinen verschenken würde: Wer würde da täglich mit zwei Tragetaschen hingehen, die Gratis-Pralinen gleich mit der Schaufel in seine Taschen befördern und dann wort- dank- und grußlos  den Laden verlassen.... um am nächsten Tag wieder zu kommen und seine nächste Ladung abzuholen; wieder ohne Gruß, Dank und freundlichen Kommentar? Und wenn der Konditor diese Person dann irgendwann ansprechen würde, ob sie nicht mal grüßen, Danke sagen möchte - und warum sie nicht wenigstens einmal Feedback gibt, ob die Pralinen denn schmecken, ob sie gut gemacht sind - dann würde er zu hören bekommen: "Du kannst mir hier gar nichts vorschreiben! Ich komme wegen der Gratispralinen! Der Konditor, der sie gemacht hat und sie mir schenkt, interessiert mich nicht. Und wenn Dir das nicht passt, dann schließ deinen Laden doch und geh woanders hin."

Das ist eine der meist gezeigten Reaktionen auf die Frage, warum man mit den Autoren, deren Geschichten man liest, auf Wattpad so umgeht.

Diese Haltung nimmt größeren Raum unter den Antworten zum Vote- und Feedbackverhalten ein, und zwar kommt sie ausschließlich (und das ist interessant) bei den Leserinnen vor, die selbst nicht schreiben. Die schreibenden Leserinnen sind hier wesentlich mehr sensibilisiert und denken auch an die Autoren. Aber nur ganz wenige der Nur-Leserinnen zeigen Respekt, Freude, Dank, Begeisterung und geben konstruktive Kritik in hohem Maß und auf so hilfreiche Art.

Ich bin bei weitem nicht die Einzige, die hier zum Nachdenken über dieses Thema anregt. Wer mehr dazu wissen möchte, dem empfehle ich z.B. @Ambi63 mit "Ambis Blog", in dem sich die Autorin dieses Themas und vieler anderer, die dran hängen, seit Langem annimmt. Die extreme Resonanz dort zeigt, wie sehr sich hier die Leser in ihren Haltungen gegenüber den Autoren spalten und wie groß der Bedarf der Autoren nach mehr Respekt und Fairness inzwischen geworden ist. Mit Eurem Verhalten gegenüber den Autoren entscheidet Ihr unmittelbar darüber, wen Ihr hier morgen noch zu lesen bekommt und wen nicht. In der Regel wissen die besseren Schreiber wesentlich klarer, was ihre Stories wert sind und was sie tatsächlich verdient hätten.... Mehr als Null Sterne unter Garantie. In der Schule wären 0 Punkte von möglichen 120 nämlich eine glatte 6.

Das dürfte auch schon 14jährigen Leserinnen einleuchten, welches Signal sie da mit jedem neuen Kapitel immer wieder an ihren "Lieblingsautor" senden. Ein nicht vergebener Stern ist ein Daumenrunter, keine neutrale Enthaltung. Null Sterne, obwohl ein Roman alle verdient hätte, bedeutet: Die Story kann ins Klo, und die Autorin gleich hinterher.

Das ist es, was hier die meisten Autoren für die meisten ihrer Stories ernten, kein Wunder also, wenn das Niveau hier nicht steigt, sondern viele Schreiber nach langen Bemühungen und viel Einsatz aufgeben, nur kurze Gastspiele geben - oder Leichen fabrizieren, die nie fertig geschrieben werden, obwohl die Geschichte gar nicht übel war. Gerade die jüngeren Autorinnen haben Schule, häusliches Theater, erste Liebe und Pubertät am Hacken, während sie hier versuchen, eine Story durchzuziehen. Wie sich da Euer Konsumverhalten ohne Dank, Vote und "Piep" in den Kommentaren auf die junge Autorin auswirkt, muss nicht erklärt werden. Für ihre "Leichen" sind diese Schreiberinnen bei Weitem nicht allein verantwortlich. Es braucht bereits enorme Power, Energie und Willen, während solcher Lebens- und Entwicklungsphasen überhaupt ein so zeit- und kraftaufwändiges Hobby zu pflegen. Ohne Unterstützung und Feedback von außen geht da auf Dauer nichts.

Hier ist immer noch und weiterhin, zuverlässig und mit allem, was ich geben kann, meine Fantasie, Zeit, Geduld, Kreativität und Schreibfähigkeit für Euch. Mein Part ist bereits erfüllt, bevor Ihr auch nur zu lesen beginnt. Der Rest unseres Verhältnisses liegt in Eurer Verantwortung, denn meine Seite ist gut erfüllt. Verantwortung, die man nicht annimmt, löst sich nicht in Nichts auf, sie bleibt bestehen, während die Nicht-Annahme Folgen hat, für einen selbst - und für die, die davon betroffen sind. Das ist Lebensgesetz und nicht zu ändern. Die Autoren und das Klima auf dieser Seite sind davon betroffen, wenn ein Großteil der Leser hier bei sich keinerlei Verantwortung sieht.

Ich bin noch hier - nicht wegen der grauen Massen, die anonym mitlesen, sondern allein wegen der kleinen Handvoll Leser, die ihre Begeisterung und Liebe für Story und Charaktere schüchtern oder auch kräftig zeigen: mit anerkennenden Sternen, super hilfreichen Kommentaren und Feedbacks oder auch wunderbaren PNS, die mich inspiriert weiter schreiben lassen, die mir Mut machen, mein Durchhaltevermögen wieder zu finden, wenn ich mal durchhänge (kommt nach 1,5 Jahren Nonstop-Schreiben vor), und die mir im Detail zeigen, wie eine schwierige Szene, ein Plottwist oder ein Charakter bei ihnen ankommt. Ich bin erstaunt, was diesen wenigen Lesern der Roman bedeutet. Von allen anderen weiß ich es bis heute buchstäblich nicht und ich spekuliere auch nicht mehr darüber, ich will inzwischen nicht mehr Gedanken für Leser aufwenden als diese Leser es für die Autoren auf dieser Seite tun.

"Leserausch" benennen einige als Grund für Null Sterne bei 144 Kapiteln und einer solchen Geschichte. Das lasse ich nicht gelten, das ist eine billige Ausrede. Denn wenn ich im Schreibrausch bin, vergesse ich auch nicht, Euch die neuen Kapitel IMMER SOFORT hochzuladen, bevor ich mich ins nächste werfe. Weil ich weiß, Ihr wartet darauf. Das ist eine Frage des Wollens und der Aufmerksamkeit für andere Menschen. Und Ihr dürft mir glauben: Eine so vielschichtige und "dichte" Story zu schreiben braucht 10 X mehr Konzentation und "Vertiefung" als sie nur zu lesen und seinen Spaß daran zu haben. Wer beim Lesen so sehr im "Rausch" ist, dass er zum Egozentriker und verschlingenden Konsumenten wird, sollte über sich und sein Ego nachdenken - und ob da im Bewusstsein auch noch andere Leute Platz finden könnten, tolle Story hin oder her. Wie kann man eine gute Geschichte begeistert verschlingen und nicht (!!) auf dem Zettel haben, dass das ja auch jemand geschrieben haben muss, der auf ein winziges Feedback wartet?

Gerade auf Wattpad sind die Autoren auf ihren Profilen und an ihren Romanen sehr spür- und sichtbar. Auch in den Komentaren tauchen sie auf, sie erklären Dinge, bedanken sich, gehen auf Fragen, Vorschläge, Anregungen ein und schreiben Newsletter an Leser bzw. Follower oder posten Nachrichten an die Leser auf ihr Autorenprofil. Die Autoren sind an ihren Werken täglich präsent. Sie bekommen mit, wer liest und wo gerade gelesen wird, wer kommentiert, Sterne vergibt oder sie irgendwo weiterempfiehlt. Auch stellt Wattpad den Autoren eine umfangreiche, neunteilige Statistik zu jedem ihrer Werke, diese beschreibt das Leserverhalten allgemein und an der Story etc. Die Leser sind also ebenso präsent und wahrnehmbar für den Autor wie der Autor für die Leser. Man muss als Leser schon willentlich und gezielt wegsehen, um den Autor an seinem Roman konsequent ignorieren zu können und an ihm vorbei die Story zu konsumieren. Ich glaube nicht daran, dass sowas bei 95% der Leser tatsächlich völlig versehentlich geschieht.

Wir alle wissen auch von anderen Seiten im Netz sehr genau, was ein Kommentarfeld ist und wozu ein "Daumenhoch"-Button unter einem Text installiert sein könnte. Ihn bei Geschichten, die man begeistert verschlingt, nicht zu benutzen, ist Willkür - oder mindestens Gleichgültigkeit. Das sehen und erleben sämtliche Autoren auf WP täglich - nicht als Ausnahme am Rand, sondern als Haupt-Leseverhalten. Das sind Schläge in die schreiberische Magengrube - und wenn es sich gerade mal wieder häuft, kann das bewirken, dass ein nächstes Kapitel zehn Tage später erst fertig wird - nicht, weil der Autor die Leser strafen oder erpressen will, sondern schlichtweg deshalb, weil es sich mit Selbstzweifeln, Traurigkeit und Depressionen nicht gut schreibt, das killt die Kreativität.

Autoren sollten darüber stehen und ein sehr dickes Fell haben, ich weiß; wir dürfen aber nicht vergessen, dass 1. die meisten Schreibenden sich im sensiblen Schaffensprozess erst gar nicht der Öffentlichkeit aussetzen und es daher mit dem dicken Fell wesentlich leichter haben, denn es wird selten ernsthaft gebraucht, wenn man still und heimlich zuhause schreibt - und dass 2. Autoren nicht nur "auch" Menschen sind, sondern dass die Sorte Leute, die kreativ schreibt, zu den handwerklich arbeitenden Künstlern zählt - und künstlerisch und kreativ veranlagte Menschen - und dabei ist es völlig egal, ob da jemand professionell oder als Hobby schreibt - sind zumeist sensibler als der Durchschnittstyp von nebenan. Wenn sie diese Sensibilität nicht hätten, würden sie nicht schreiben. Denn diese Empfindsamkeit und Nachdenklichkeit, dieser Spürsinn für Emotionales ist eines ihrer Werkzeuge beim Schreiben.

Dazu kommt: Wer Kunst macht und sie zeigt, entblößt sich und macht sich angreifbar. Und, liebe LeserInnen: Es braucht extem mehr Mut, eine selbstgeschriebene Geschichte auf Wattpad der Kritik und Wertung fremder Leute auszusetzen als... einen klitzekleinen Kommentar zu schreiben, der besagt, dass man die Story liebt oder dass die Szene gut gefällt oder dass da jemand schön schreiben kann. Versteckt Euch nicht hinter Eurer kleinen Unsicherheit und mutet darum dem Autor die ganz große Unsicherheit zu! Die Schreibenden sind hier auf dem Prüfstand, nicht Ihr. Und aus Autorensicht gilt: "Wenn keine Anerkennung, kein positives Wort, kein Stern kommt, dann mache ich etwas falsch - zumindest scheint meine Story / mein Schreibvermögen nicht ausreichend zu sein, um etwas Gutes darüber zu sagen."

182 Reads, 12 Sterne, ein Kommentar weisen viele Kapitel auf - in Werken, die herausragend kreativ und gut, zauberhaft und wunderbar geschrieben sind. Wie gut muss eine Geschichte sein, damit Ihr einen, zwei, zwanzig, achtzig Sterne vergebt und dafür eine Sekunde lang den Zeigefinger bemüht? Wisst Ihr, wie viele Stunden ständiger Fingerbewegungen nötig waren, um den Text zu tippen, den Ihr gerade gelesen habt? Wie viel besser als WELTENTANZ müsste eine solche Geschichte sein - oder wie viel besser als viele andere herausragende Stories und Autoren, die ich hier auf Wattpad sehe? Und was ist ein schöner und ernst gemeinter Versuch einer 16jährigen wert - die morgen besser schreiben wird als heute, vorausgesetzt sie gibt nicht vorzeitig auf, weil Ihr mit Eurem Nicht-Voten permanent negative Signale an sie sendet? Bringen wir da eventuell eine Schreiberin zum frühen Aufgeben, deren Geschichten in 5 Jahren im Buchhandel zu kaufen gewesen wären?

Ihr nehmt oft die Werke hier als "fertige Bücher" wahr und vergleicht dann das Lesen dieser mit dem Lesen von gekauften Büchern - bei denen es ja auch Eure Sache ist, wie Ihr damit umgeht. Fakt ist aber: Dies sind keine "Bücher" (Auf WP gibt es nicht ein einziges "Buch" zu lesen, Bücher sind Druckerzeugnisse, die Ihr in die Hand nehmen oder in die Badewanne fallen lassen könnt!) und Ihr habt hier auch nichts gekauft. Dies sind "Entwürfe in Arbeit", die uns Autoren allein gehören, die rechtlich gesehen unser geistiges Eigentum sind und die wir Euch hier aber zu Eurer Unterhaltung zur Verfügung stellen - und darum selbstverständlich wissen wollen, wie bei Euch überhaupt ankommt, was wir hier verzapfen. Sonst schreiben wir blind, denn die Leser sind "Testleser" unserer Manuskripte und somit die einzigen "Spiegel", in denen wir unser Schreiben im Entwicklungsprozess des Romans überhaupt einigermaßen objektiv wahrnehmen können. Objektiv sind wir Autoren in der Regel nicht, denn wir müssen eine tiefe Liebesbeziehung mit unserer Story eingehen, um so schreiben zu können. Wir KÖNNEN nicht wissen, wie und wo wir mit unserem Schreiben stehen und wie das in den Köpfen und Herzen von Lesern ankommt.

Ich habe diese gewaltige Geschichte auf WP vor 1,5 Jahren begonnen und man liest mit. Wenn ich meine Verantwortung den Lesern gegenüber nicht sehen und sie nicht mit jedem neuen Kapitel immer weiter annehmen würde, gäbe es den Roman hier längst nicht mehr vollständig zu lesen, und weitere Bände schon gar nicht. Über diese muss ich mir noch Gedanken machen, denn ich gehe nicht von dem Anspruch ab, dass auf WP BEIDE Seiten Freude und Genuss, Nutzen und Sinn finden müssen, damit sich das Engagement in einer Community überhaupt lohnt. Den Lesern allen Genuss, den Autoren alle Arbeit - das geht so nicht.

Ihr Lieben, das war nun etwas länger, aber hey, ich bin Autorin und das Thema ist wichtig. Ich weiß, dass für einige die Aspekte, die ich angesprochen habe, kalter Kaffee sind, entweder, weil sie sich nicht interessieren und durchaus bequem finden, wenn alles so bleibt, wie es ist (aber das wird es ja nicht, denn die ausgereifteren Autoren packen hier am schnellsten ein und empfehlen ihren Schreibkollegen diese Seite dann auch nicht weiter, im Gegenteil) - oder weil sie diese Punkte und die Problematik bereits kennen und sich selbst längst hier und da damit beschäftigen, wenn sie ihnen mal wieder vor die Nase kommt. Bisher spricht man damit den meisten Autoren aus dem Herzen; es gibt aber leider nur sehr wenige "Nur-LeserInnen", die sich in dieser Sache für die Situation der Autoren auf WP auch selbst engagieren und deren Anliegen unterstützen würden - und sei es auch nur, indem sie selbst ihre Haltung ändern und damit zum guten Beispiel und zur Motivation für andere werden - oder indem sie konsequent und von Herzen voten bzw. kommentieren, wenn ihnen eine Geschichte gefällt.

Ich entschuldige mich nicht für diesen "langen" Text, der vieles nur angerissen und viele wichtige Aspekte nicht einmal gestreift hat, denn da wäre noch mehr zu sagen... Und auch nicht für Wortwahl und Inhalt. Bei dem, was Autoren von Lesern täglich so einstecken müssen, ist meine Wortwahl völlig ok. Soweit also bis hier. Ich wünsche mir, zumindest die eine oder andere Leserin zum Nachdenken angeregt zu haben. Oft wird das Thema "voten" oder "kommentieren" von den Lesern gar nicht als überhaupt relevant empfunden, sondern vor allem als eine private und persönliche Angelegenheit betrachtet. Das ist eine einseitige Perspektive, die niemandem dient als dem Leser und der Rechtfertigung seiner Ignoranz, Trägheit und mangelnden Empathie. Unsensibles und gedankenloses Verhalten gegenüber Menschen, von deren Kunst und Kreativität man profitieren will, wird niemals "Privatangelegenheit" werden, das geht alle etwas an. Umso mehr, WEIL dies hier eine Gemeinschaft ist und das Konzept von WP darauf aufbaut.

Autoren kommen nicht nur in der Nebensache auch für "Feedback" nach WP und zeigen hier ihre Manuskripte, sondern viele sind hauptsächlich deswegen hier. Nicht aus "Eitelkeit", wie uns insbesondere die jüngeren Leserinnen oft unterstellen, sondern: Weil jede Kunst und jede kreative Arbeit eine Muse braucht, Publikum, Kritiker. Und weil Wattpad uns Autoren exakt dies verspricht, wenn wir herkommen und öffentlich zeigen, woran wir gerade arbeiten.

Ihr erhaltet unsere Seelengeschichten, unsere Werke, Babies und Lieblinge, so wie WP es Euch zusagt. Und wir wollen und brauchen im Gegenzug Euer Feedback, Eure Kritik, Eure Signale, denn das ist der Wattpad-Deal, UND: Wir haben uns das verdient. Ich bin überzeugt, dass die Wattpad-Organisatoren bei der Entwicklung dieser Seite nicht mit so wenig Engagement der Leser gerechnet hatten, als man die Idee auf die Beine stellte. Man hat sich etwas dabei gedacht, den Autoren die tolle Statistik für jedes Werk und die gut organisierte Schreibvorlage zu geben und den Lesern den Votebutton und die Kommentarfunktion. Diese Dinge sollen verwendet werden, zum Einsatz kommen.  Sie sind Teil des Systems, das "ohne" für die Autorenseite nicht gut funktioniert.

Ich kann mir vorstellen, hier in drei Jahren vielleicht ein verbessertes Klima auch für die Story-Produzenten zu finden; aber dafür müssen wir "gestern" anfangen die Dinge zu verändern. Und da seid Ihr gefragt.

Liebe Grüße!

Eure Bettina

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