(7/8) Nachtvogel

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[Der Song oben ist KEINE Untermalung für dieses Kapitelteil! Ich zeige ihn, weil er das hier lesbare Ende der Szene, die im vorletzten Teil begann, sehr inspiriert hat. Dank an Josh Groban!]


And the echoes of your melody will always live in these walls

And the lessons that you gave to me: Before you can fly, you must fall

It's the beautiful longing, embrace the unknown

that's the mystery of your gift.

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Magnus trat vom Fenster zurück. Einen Moment lang überlegte er, ob es nicht klüger war, das Thema zu wechseln. Valerio hatte gesagt, es sei kein Traum gewesen... Es war nicht möglich, dass er nur so tat, als wüsste er über den Inhalt Bescheid; mit seiner Anmerkung hatte er gezeigt, dass er genau wusste, worum es ging. Er schien alle Details zu kennen, auch die, die seine privaten Gefühle betrafen. Er war an der Situation also nicht nur tatsächlich unmittelbar beteiligt gewesen, sondern er musste währenddessen auch hier wieder seine Sensoren auf seine emotionale Ebenen ausgerichtet, ihn genau beobachtet haben. Wer konnte sagen, was als nächstes kam und welche Fragen dazu dann wieder ungeklärt stehen bleiben würden! Die Zeit war begrenzt. Er musste Fragen stellen.

"Was meinst du damit - Du wüsstest es nun? Was wolltest du über mich wissen?" Er trat vom Fenster weg, ging zum Feuer hinüber und setzte sich zu Valerio auf den Boden.

Valerio zog die Beine an, um ihm Platz zu machen. Es war das erste Mal, dass Magnus so dicht bei ihm saß. Er lehnte sich gegen seinen Sessel zurück. Ihre Themen wurden persönlicher - vielleicht wurde es Zeit, Distanzen aufzulösen, innere und äußere.

"Du weißt, was ich meine", seufzte Valerio. "Lass deinen falschen Glauben über die Dinge dieser Welt los und lerne das zu leben, was ist. Du warst fasziniert, eingefangen, es hat Gefühle in dir wachgerufen, die du so noch nicht... kanntest. Begehren, Bedürfnisse ganz unterschiedlicher Art."

Bei den letzten Worten hielt er seinen Blick fest. "Fürchte nicht deine inneren Welten, ignoriere sie nicht. Du solltest dein eigenes Feuer gut kennen. Du solltest wissen, was dich... entflammt. Du glaubst, du bist ein Meister über äußeres Feuer? Das innere, Magnus, ist weitaus gefährlicher. Es ist schwerer zu kontrollieren und zu löschen als äußeres Feuer je sein könnte."

Es ist schwer, die Flammen des Hasses und der Liebe zu löschen. Er erinnerte sich plötzlich, dass Valerio das zu ihm gesagt hatte. Am Tisch - an dem Abend, als er das erste Mal in seinem Haus gewesen war.

"Ich bin erwachsen. Und ich bin nicht naiv", verteidigte er sich. "Ich kenne mich gut genug. Aber das hier... das verstehe ich nicht. Es ist mir fremd. So kenne ich mich nicht!"

Der Schatten eines Lächelns huschte über Valerios Gesicht. Er schüttelte den Kopf. "Wir werden nicht geboren, um eine Fantasie über uns selbst und die Welt zu haben - und so zu tun, als wäre diese die Realität, die es zu leben gilt. Unsere Aufgabe besteht darin, die Dinge zu erkennen, wie sie wirklich sind. Auch und vor allem in uns selbst. Dein Leben ist so kurz. Glaubst du tatsächlich, Neugierde, Interesse, Leidenschaft, Begehren enden an den Schranken, die die moderne Gesellschaft oder deine Kultur dir gerade auferlegt? Geh zehn Schritte in der Zeit zurück, und deine Kultur vertritt andere Normen und Werte. Geh einen Schritt voraus, und sie spricht nicht mehr von dem, was sie dir heute als gültig verkauft. Ich habe gesehen, wie die Dinge sich wandeln."

Magnus beobachtete den Wein in seinem Glas. Er schwenkte ihn hin und her. Er hielt den Blick gesenkt, als er sagte: "Die Dinge haben schon auch ihren Sinn, ihre Ordnung. Es macht Sinn, anderen Leuten nicht an den Hals zu gehen, ihr Blut nicht zu trinken, ihnen keinen Schaden zuzufügen.... Ich wundere mich über mich selbst! Es hat mich völlig überrascht."

Valerios Stimme wurde tief, er sprach nun sehr leise und er war sich sicher, er tat dies wegen der Wirkung, die es auf ihn haben würde. "Du hattest also nicht den Eindruck, dass sie es genossen hat, als ich ihr - wie sagst du - an den Hals ging?"

Die Bilder in seinem Kopf waren auf einmal so deutlich, sie drängten sich auf. Valerio, wie er sich über sie beugte, wie er ihren Hals küsste, seine Zunge, die hier und da zwischen den Lippen hervor kam... er war verunsichert. Valerio hatte Recht. Zumindest, was ihren Hals betraf. Aber er wollte darauf bestehen, dass seine Einwände doch wenigstens an irgendeiner Stelle anzubringen waren. "Doch, sicher", gab er nach. "Aber... was ist mit dem Blut?"

Valerio lachte leise. "Magnus ... sie hatte mich gebeten. Sie wollte es. Hast du sie nicht angesehen? Du verstehst das falsch. Ich war eingeladen."

"Aber du... du hast ihr Handgelenk..."

"...über mein Glas gehalten. Ich habe ihr kostbares Blut aufgefangen und mein Glas gefüllt, so wie  es mir erlaubt war. Denkst du, dies war für sie das erste Mal? Wir haben unsere Rituale, sie kennt mich. Sie liebt mich. Sie weiß, dass ich es brauche. Und ich vertraue ihr, so wie sie mir vertraut. Ich achte darauf, dass ihr nichts geschieht. Und du darfst sicher sein, ich gebe ihr im Gegenzug, was sie von mir begehrt. Nur muss dies warten, denn beides zugleich wäre nicht gut. Es würde damit enden, dass ich die Kontrolle verliere und sie töte."

Valerio schien nach einer Reaktion, einem Verstehen in seinen Augen zu suchen. "Das ist ein freiwilliges Verhältnis", erklärte er. "Mit Nutzen und Gewinn für beide Seiten. Wir respektieren einander. Aus solchen Verhältnissen ernähre ich mich."

Magnus geriet in Schwierigkeiten. Er fühlte die unsichtbare Wand in seinem Rücken. Er wusste, dass er sich selbst zu verraten begann. Ein Teil seines Kopfes wollte sich weiter auf seine Empörung und Kritik konzentrieren - der andere, dunklere Teil in ihm wogte erregt im Hintergrund und hatte begonnen Bilder zu produzieren, die seiner Vorstellung von sich selbst nicht schmeichelten. Und doch... Valerio fütterte seine Fantasie mit jedem Wort, das er sprach. Er setzte ihn unter Strom mit wenigen, wohlgewählten Worten, mit seiner Stimme, seiner puren Anwesenheit. Und auch er selbst wusste es längst: Es war Valerio, der ihn derart nervös gemacht hatte. Es ging um das, was er getan hatte. Und wie er es getan hatte. Wie er die Frau angesehen, wie er ihn angesehen hatte. Seine Hände, seine Augen. Sein Mund. Seine Kraft, sein Verlangen... und das, was es in ihm ausgelöst hatte, das alles zu sehen, dabei zu sein, es zu spüren.

Einige Sekunden lang war er verwirrt und wusste buchstäblich nichts zu sagen; dann jedoch fiel ihm wieder ein, wohin seine Argumentation gehen sollte. "Aber du hattest doch ihr Blut bereits in dem Glas - und du hast aber ihr Handgelenk nicht losgelassen, du hast es gegen ihren Willen ... sie musste sich wehren! Erst dann hast du von ihr abgelassen!"

Bei seinen Worten richtete Valerio sich auf. Er schien verärgert. Seine Brust hob sich, er atmete schnell. Die Stimme war so tief und voll, Magnus fuhr zusammen, als er laut wurde.

"Verdammt, bist du so naiv? Was denkst du, was das ist? Es ist ein gewaltiger Drang, ein Trieb! Es lässt sich nicht genau dosieren, nicht kontrollieren! Nicht vollständig, nicht wenn das Blut offen fließt, nicht, wenn ich es sehen und riechen kann, wenn ich den Puls spüre, nicht, wenn es in Verbindung mit Haut steht, mit Leben, mit... Sex oder auch nur einem Hauch von... Was glaubst du denn, warum ich es aus dem Glas trinke, inmitten der Öffentlichkeit, hinter angelehnten Türen - anstatt sie an Orte mitzunehmen, an denen ich sie aufreiße, sie leer trinke und wie Abfall liegen lasse, weil es keine Zeugen gibt!"

"Das würdest du tatsächlich tun, wenn du wüsstest, dass es keine Zeugen gibt?" Magnus war fassungslos. So hatte er ihn noch nicht reden gehört.

"Ja! Das würde ich!" Valerios Gesicht war wild und erschütternd schön. "Ja, ich würde sie in Stücke reißen. Alle." Er hatte das Kinn angehoben, seine Augen glühten dunkel unter den Wimpern hervor, als er seinem Blick standhielt. Er war pure Provokation.

Magnus  war sprachlos. "Aber...", begann er und wusste nicht, ob es überhaupt etwas gab, was man hier entgegnen konnte. "Du hast also keinen Funken Moral, keine Ethik in dir, die dir sagt, dass das nicht... nicht möglich ist? Dass es so etwas einfach nicht geben darf?"

"Du verstehst es nicht", brauste Valerio auf. "Ja! Ich würde es tun! Immer und immer wieder! Mit Grausen würde ich mir dabei zusehen und mich aber nicht aufhalten können! Es würde mich vereinnahmen, mich mitreißen und beherrschen, mich gnadenlos überwältigen - und ich würde nichts und niemanden auf der Welt so hassen und verachten wie mich und mein Tun. Und das habe ich getan! Ich war das Tier, das seinen primitiven Instinkten folgt." Tränen funkelten in seinen Augen, als er weitersprach. "Und... ich war der Mensch, der dem Tier dabei zusehen musste. Und der das Blut der Opfer von sich selbst herunter waschen musste, wenn das Tier in ihm... fertig war."

Valerio atmete schwer, die Augen waren groß und dunkel. Er sprach nun leise, resigniert. Die Bitterkeit seiner Worte versetzte Magnus einen tiefen Stich.

"Du glaubst also - König der Kontrolle über feurige Dinge - dieses Raubtier in mir sei als Beleg für die Abwesenheit von Moral, Liebe und Mitgefühl zu werten? Weil ich doch nicht ein solches Raubtier wäre, wenn ich Moral, Mitgefühl und Liebe in mir hätte? Oh nein, du verstehst nichts! Gar nichts!" Seine Stimme zitterte. "Ich bin ein Medicus! Ich heile Menschen! Seit meiner Jugend wollte ich nichts anderes als Musik - und die Kraft und Fähigkeit, Menschen Leid zu nehmen! Kannst du dir nicht vorstellen, wie sehr ich...?"

Ihm versagte die Stimme. Er schluckte, atmete tief ein und wischte sich eine Tränenspur von der Wange. "Ich sagte dir doch, ich zeigte dir, wie ich es mache! Das ist es, was ich mir hart errungen habe - gegen die Lust und den Drang des Raubtieres! Ich jage keine Opfer. Ich töte nicht. Nicht mehr. Ich habe Verhältnisse mit Spendern."

Valerio fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Das Erschrecken in Magnus' Gesicht, seine Reaktion auf seinen Ausbruch hatte ihn offensichtlich sehr bewegt.

"Ich... ich habe mich über diese vielen Jahre sehr diszipliniert." Er schüttelte den Kopf. "Oh, du weißt nicht, wie sehr und was es gekostet hat. Zweimal wäre es beinahe zuende gewesen. Ich war ein unberechenbares Monster, eine gefährliche Bestie. Und niemand konnte mir helfen, ich war allein. Ich habe getötet, wahllos und immer wieder, ich war nirgends zuhause, hatte keine Familie, Freundschaften waren unmöglich. Ich konnte nirgends bleiben! Immer war ich unterwegs... Ich hatte über die Zeit so viele Namen, dass ich Angst hatte, meinen eigenen zu vergessen. Ich hätte meine Stimme, mein Herz, meine Fähigkeit zu lieben dafür gegeben, nur um noch ein einziges Mal eine menschliche Stimme zu hören, wie sie meinen Namen ausspricht und mich damit meint - mich, Valerio Colleone! Mich, wie ich gewesen war, bevor der Fluch mein Leben ruinierte. Ich wollte das nicht! Verstehst du?" Er legte die flache Hand auf seine Brust. "Ich war dabei zu vergessen, wer ich war, tief hier drinnen! Ich hatte mich verloren!"

Er sprach nicht weiter. Oder er konnte es nicht. Er suchte in Magnus' Gesicht. Verständnis, Vergebung erhoffte er sich wohl.

Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Alles, was ihm eingefallen wäre, hätte wahrscheinlich dumm und unpassend geklungen. Valerio saß vor ihm, seine Augen schimmerten im Schein des Feuers. Er wirkte jetzt sehr jung. Und furchtbar einsam. Er war erschrocken, was aus dem strahlenden und lebensfrohen jungen Mann geworden war, den er kletternd, lachend auf dem Dach des Klosters erlebt hatte.

Schließlich wagte er eine Frage. "Wann bist du... wann hat das angefangen? Und wie?" In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er ihn nun auch nach seinem Alter fragen konnte. Nach dem Alter, das er hatte - an dem Tag, an dem sein Altern aufhörte.

Valerio senkte den Kopf. Langsam tauchte er einen Finger in sein Glas und ließ den Wein abtropfen. "Ich war dreiundzwanzig. Es war im Frühling..." Er klang müde und unsagbar traurig.

"Im Herbst wärst du vierundzwanzig geworden."

Ein abwesendes, unglückliches Lächeln brachte die Grübchen neben seinen Mundwinkeln zum Vorschein. "Ja", sagte er. "Aber dann... bin ich es niemals geworden."

Einige Sekunden lang wirkte er weit weg, verloren. Dann schien er aus seinem Dunkel zurück zu kommen. "Wie es anfing?", wiederholte er. "Dazu fehlt uns noch ein Stück meiner Geschichte." Er zögerte. "Denn es fing damit an, dass Caterina starb." Er atmete zitternd ein. "Sie starb... und ich verlor meinen Glauben an das Gute, an das Leben. Und letztlich an mich selbst." Er schloss die Augen und eine Träne lief aus dem inneren Augenwinkel und bis an seine Oberlippe. Er wischte sie mit dem Handrücken weg.

Langsam begriff er, durch wie viele Jahre des Leidens Valerio gegangen sein musste. Dabei kannte er bisher nur einige Eckdaten seines unglaublichen Lebens, auch fehlten ihm sämtliche Erfahrungen, die Valerio hatte, das Wissen um die Details eines solchen Zustandes... Eines Zustandes, der ihn zwang, über Jahrhunderte Leid auf Leid zu häufen und nicht sterben zu können, sondern leben zu müssen - ausgestattet mit einem Geist, der nicht die Gnade des Vergessens anbot, sondern das Gegenteil: Sinne und Bewusstseinsebenen, die niemals Ruhe gaben, die alles auffingen und denen nichts entging.

Eine Weile sagte niemand ein Wort. Dann, ohne nachzudenken, sprach Magnus plötzlich in die Stille hinein. "Wie kann ich dir helfen?"

Seine Frage war beinahe zu leise gewesen. Schlicht war sie, simpel - und so selbstverständlich, dass er sich hinterher darüber wunderte. Das war eine komplizierte und obendrein absolut ungewöhnliche Situation; er wusste, er konnte hier gar nicht mit gutem Rat, mit einer Lösung für unlösbare Probleme dienen, denn ihm selbst fehlte jede Erfahrung, die man hier gebraucht hätte. Außerdem kannten sie einander gar nicht wirklich.

Valerio starrte einen Augenblick ins Leere. Er sagte nichts, er sah ihn nicht an. Dann stand er stumm auf und verließ den Raum.

"Valerio! Warte...! Ich weiß, du denkst wahrscheinlich, ich..." Aber er war bereits durch die Tür verschwunden. Er hörte ihn nicht mehr.

Ratlos und unsicher blieb Magnus am Feuer sitzen. Er fühlte sich furchtbar. Durch den Türspalt dort hinten zog es jetzt kalt herein. Er starrte auf die Schwärze hinter der Tür. Sollte er ihm Zeit lassen, wollte er allein sein? Oder war es besser, hinterher zu gehen und nach ihm zu sehen? In anderen Situationen musste man an diesem Punkt  überlegen, ob die Möglichkeit bestand, dass sich da jemand etwas antat... Aber das war ein lächerlicher Gedanke - wenn man bedachte, dass hier sogar der Versuch sich das Leben zu nehmen keine Änderung der Situation bringen würde.

Er wusste nicht, wie lange er dort allein auf dem Fußboden gesessen hatte. Es mochten zwei Minuten gewesen sein oder zehn. Das Zeitgefühl machte ihm in diesem Haus zu schaffen. Da hörte er aus der Stille des Ganges einen zarten, tiefen Ton. Einen, der ganz leise, wie in weiter Ferne begann und dann immer mehr anschwoll - bis er dunkel und schmelzend zu voller Kraft erblühte. Er zitterte und vibrierte, er klang kratzig und roh, dass es ihm auf der Haut und in seinem Herzen weh tat.

Der dunkle Ton hielt an - dann schwang er sich unerwartet über gebundene Noten bis in glasklare Höhen hinauf; der raue Schmerz breitete wie ein großer Vogel die Flügel aus und schwebte auf den hellen, ziehenden Klängen. Eine langsame, wiegende Melodie begann nun, ein Lied, das von Schmerz und Hoffnung, von Liebe und Einsamkeit erzählte, so sehr und so groß, dass es kein Mensch ertragen konnte.

Er kannte die Melodie nicht. Sie wirkte mittelalterlich. Sie war ihm vollkommen fremd. Was er darin jedoch erkannte, war Valerios Seele, sein Wesen. Er war es, der irgendwo in diesem dunklen Haus seinen Schmerz auf den Saiten einer Violine singen ließ.

Auf einmal musste er an Giulia denken. An seine Mutter, seinen Vater. An Lena. Und an Harald. Dies war seine kleine, menschliche Apokalypse. Ein Sturm in einem Wasserglas, inmitten bedrohlicher Wolken aus Preußischblau und umkreist von einer Handvoll winzig kleiner Haie. Und es machte ihm Angst, es ließ ihn verzweifeln und vor Einsamkeit beinahe sterben.

Er wischte sich die Augen, zog das Nasse in seiner Nase hoch. Wie immens größer musste Valerios Einsamkeit sein. Und wie viel größer mussten die Monster sein, gegen die er kämpfte. Auch wenn er jetzt dort draußen irgendwo im Dunkeln saß und seine Violine für sich weinen ließ: Magnus war sein Freund geworden. Er war nicht allein und wusste es vielleicht gar nicht! Hier saßen sie in diesem alten Haus, irgendwo außerhalb der Zeit, und weinten gemeinsam über unerfüllte Sehnsucht und Verlust. Er sollte aufstehen und ihn suchen. Bevor sein Lied zuende sein und die Stille ihn verschlucken würde.

Ende Teil 56


And the echoes of your melody will always live in these walls

And the lessons that you gave to me: Before you can fly you must fall.

So sing higher and higher, a thousand new voices ring through

If you sing out of the fire, the courage you need comes from you.


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