06 Welt A 🌎🤍 Dienstag/Mittwoch

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Der Tag wird nicht besser, für die anderen zumindest. Mich betrifft es ja nur so halb. Ha haa...

Ich schiebe alles beiseite mit dem Gedanken, dass es nicht meine eigene Welt ist, die ich ins Chaos stürze und berate Kunden beim Klamottenkauf, als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes gemacht. Irgendwie wird schon alles gut, muss ja. Sich unnötig zu sorgen hat noch nie etwas gebracht und das hier ist das erste Mal, das ich es erfolgreich abstellen kann. Das muss ich mir irgendwie merken, wie ich es gemacht habe, die Sorgen an mir vorbeiziehen zu lassen. Wenn ich in meiner eigenen Welt auch einfach so tue, als wäre es nicht mein Leben, sondern es aus der Sicht eines Dritten betrachte und mir aus Rolle dieses Dritten selbst helfe? Das könnte klappen. Hier klappt es ja auch.

Für eine Weile zumindest. Yeontae meldet sich nämlich nicht und ich erreiche ihn nicht, wie also soll ich die Sache mit ihm klären? Frustriert muss ich ins Bett gehen und einen weiteren Tag am falschen Ort abwarten. Warten ist so schwer. Geduldig zu sein muss ich auch noch üben, auch wenn ich mich da im Vergleich zu früher deutlich gebessert habe. Tief durchatmen und abschalten. "Morgen wird alles besser", rede ich mir kurz vorm Einschlafen gut zu.

Zum Morgen hat sich nichts geändert. Es ist schon Mittwoch und ich bin immer noch hier. Yeontae hat sich nicht bei mir meldet und mich anscheinend überall geblockt, ebenso Jiahn, und unser lieber Doha, der keiner Fliege was zuleide tut, ist kurz davor, diesen Unsinn aus ihm herauszuprügeln. Hyunuk tut das alles sehr leid, als ich ihn noch vor dem Aufstehen darüber informiere, obwohl er am wenigsten dafür kann.

Einen anderen Anhaltspunkt, wie ich zurück in meine Welt komme, haben wir nicht, daher sehe ich es als meine persönliche Mission an, alles, was ich angestellt habe, wieder in Ordnung zu bringen. Das macht sich nur schwer, wenn Yeontae wie vom Erdboden verschluckt scheint und sich weigert mit mir zu reden und alle aus seiner Umgebung streicht, die es wagen, dieselbe Luft wie ich zu atmen. Sicher ist das etwas drastisch formuliert, aber es pisst mich eben tierisch an. So extrem habe ich sowas noch nie miterlebt, und dann ausgerechnet bei einem meiner engsten Freunde. Das ist so enttäuschend!

Die Stimmung am Esstisch mittags ist entsprechend miserabel, daran kann selbst unsere Frohnatur Isaac nichts ändern, zunächst zumindest. Als er quer durch den Raum nach Yeontae ruft, bricht ein Aufruhr aus und da alle durcheinander rennen, kann Besagter sich aus dem Staub machen.

Es kann doch nicht wahr sein, dass er so schwer zu fassen ist! Bei ihm daheim aufkreuzen bringt auch nichts, Licht ist aus und er macht die Tür nicht auf, auch nach fünf Minuten Klingeln nicht. So kann ich mich kaum in den Vorlesungen und auf Arbeit konzentrieren, und das, obwohl es wichtig wäre, für mein anderes Ich gut mitzuschreiben und ordentlich zu arbeiten, damit er nichts verpasst oder gefeuert wird. Ich ärgere mich darüber. So einen unzufriedenen Tag hatte ich lange nicht, und nicht einmal "mein" Freund oder überhaupt die Tatsache, dass "ich" einen habe, können mich für den Moment aufheitern.

Spätabends tauche ich bei ihm auf, weil ich nicht weiter weiß, und er läd mich bereitwillig auf sein Sofa ein, erzählt mir süße Geschichten über seinen Inho und ihre Beziehung. Sogar peinlich-niedliche Anekdoten teilt er mit mir, bei denen ich mir vorstellen könnte, dass es mir unangenehm wäre, wenn jemand so etwas über mich weiß. Aber "unter uns" zählt das nicht, meint Hyunuk. Er vertraut mir, so wie ich ihm auch von Anfang vertraut habe. Schon komisch. Ob wir wirklich sowas wie "füreinander bestimmt" sind?

"Hey, ähm... da gäb es noch ein etwas peinliches Thema", fällt mir mittendrin ein. Hyunuk hört aufmerksam zu. "Mein, also Inhos Bargeld ist fast alle." Ich hab nur die nötigsten Mahlzeiten davon bezahlt, aber langsam geht es zur Neige, und der Kühlschrank leert sich auch.

"Wenn du mit Karte einkaufen willst, versuch es mit meinem Geburtsdatum", schlägt er vor, aber ich will nicht an der Kasse ewig alle möglichen Kombinationen ausprobieren. Ich weiß ja nicht einmal, ob seine PIN vier oder vielleicht fünf oder sechs Stellen hat. Das wäre richtig unangenehm. "Dann kannst du es online herausfinden. Oder in einem seiner Ordner, Inho sortiert seine Dokumente noch ordentlicher als ich. Da ist bestimmt was von der Bank dabei."

"Na gut... danke. Auch wenn es komisch ist, in seinen Sachen zu wühlen."

"Ist ja nicht so, als ob du bei einem Wildfremden rumschnüffelst, oder ohne guten Grund. Solange du hier bist, bist du er und lebst von seinen Ressourcen. Er braucht dein Geld ja sicher auch für Essen und so." Da hat Hyunuk durchaus recht. Ich frag mich nur, warum er so in sich hineingrinst. "Falls du nicht weiterkommst, kann ich dir auch was leihen...", meint er vorsichtig und sieht mich gespannt an. Als ich mich artig bedanke, wird sein Grinsen noch breiter.

"Was??", hake ich nach.

"Inho gibt nicht gern unnötig Geld aus, aber wenn wir zusammen essen, ist er lieber derjenige, der mir was ausgibt, als andersrum. Es fühlt sich ein bisschen verboten an, aber es ist gerade sehr verlockend, dich einfach so zum Essen einzuladen. Ich fand es Montag schon toll, dass ich im Café bezahlen durfte."

"Hmm...", überlege ich laut. Dafür wäre ich zu haben. Ich will Inho - mir selbst - ja nicht auf der Nase herumtanzen, aber ihn ein bisschen zu "ärgern", wenn er das so engstirnig sieht... hätte ich kein Problem damit. Hyunuk schießt das Thema mit: "Na mal sehen" und einem schelmischen Lächeln.

Falls ich nie zurückkehren kann, würde ich-

Leicht schüttele ich den Kopf, um diesen Gedanken wieder loszuwerden. Ich will zurück. Ich kann nicht für immer in der falschen Welt bleiben, und auch der andere Inho möchte bestimmt zurück zu seinem Hyunuk. Den kann ich ihm nicht einfach wegnehmen und für mich beanspruchen. Abgesehen von leichtem Neid, den die beiden auslösen, machen sie mich echt neugierig auf meinen eigenen Hyunuk. Ob der auch so lieb ist? Hoffentlich.

Der Hyunuk hier erzählt ja nicht nur von den guten Sachen in ihrer Beziehung, sondern ist mir gegenüber sehr ehrlich über alles, über die großen Schwierigkeiten und über die kleinen Dinge, die sie gegenseitig aneinander nerven. Doch selbst dabei bleibt er lieb und respektvoll. So einen Freund würde man sich echt wünschen. Ich zumindest.

Kein einziges schlechtes Wort verliert er über Inho, auch wenn längst nicht alles rosig bei ihnen läuft. Aber er liebt ihn und ist bereit auf ihn einzugehen und sich gegenseitig immer zu unterstützen und bei Problemen aufeinander zuzugehen statt gegeneinander zu kämpfen. Es ist manchmal harte Arbeit, aber es ist schön so, findet er, und lächelt dabei so süß, dass ich fast vergessen könnte, dass er gar nicht meiner ist und er eigentlich eine andere Version von mir vermisst.

"Was?", fragt er verlegen lächelnd nach einer Weile, in der ich ihn nur ansehe und in mir das Bedürfnis aufkeimt, die Finger auszustrecken und eine Haarsträhne zu berühren.

Ich zucke die Schultern. Bei ihm ist es angenehm, auch mal zu schweigen. Das kann ich nicht bei jedem. Die Sehnsucht, die ich in seiner Gegenwart anfange zu spüren ist ganz seltsam, da es mit nichts vergleichbar ist, das in meiner gewohnten Realität möglich wäre.

"Dein Inho hat es bestimmt noch schwerer als ich", meine ich schließlich und Hyunuk zieht leicht die Augenbrauen hoch.

"Wieso das?"

"Weil... ich weiß nicht, ob ich dir das sagen sollte. Aber du bist ja... mein engster Verbündeter hier. Es ist so... ich muss irgendwie dagegen ankämpfen dich anzufassen, weil... Es wär irgendwie unangemessen, oder? Und wie muss es ihm da erst gehen, bei der anderen Version von dir, dem Menschen, den er schon so lange liebt..."

Hyunuks sanfter Blick streift über mein Gesicht. "Ähnlich wie mir mit dir, meinst du?", fragt er mit leichtem Schmunzeln und streckt die Hand aus, um mir sanft mit den Fingerspitzen über die Wange zu streichen. Es ist so warm, und zwar nicht nur die Berührung, sondern auch innerlich, was sich geborgen, aber auch irgendwie falsch anfühlt, als würde ich davon ein schlechtes Gewissen bekommen.

"Oh Gott, das tut mir leid. Mir fällt auf, daran, wie es dir mit mir geht, habe ich gerade gar nicht gedacht." Meine Gedanken drehen sich auch fast nur um Inho, zusammen mit Hyunuks Erzählungen. Ist das zu egozentrisch?

"Es ist okay, Inho", meint er leise und lässt die Hand sinken. Er klingt melancholischer als zuvor und mir fällt jetzt erst auf, wie heftig er Inho vermisst, obwohl wir schon die ganze Zeit über kaum jemand anderen reden. Die Stimmung kippt und jetzt wird mir die Stille unangenehm, doch derjenige, der sie bricht, ist Hyunuk. "Es wird spät..."

"Ich sollte gehen, oder?", stelle ich fest und er nickt sachte. Seine Augen glänzen verdächtig, doch er hält meine Hand auf, als ich sie hebe.

"Nicht", bittet er leise und schiebt sie sachte weg. Die Berührung dauert nur kurz.

"Aber du...", sage ich vage und deute in Richtung seiner verdächtig glänzenden Augen. "Ich kann doch jetzt nicht einfach gehen, wenn du weinst."

Er zuckt die Schultern und drückt den Ärmel seines Pullis mehrmals auf beiden Seiten in sein Gesicht, eh er mich mit der anderen Hand zur Tür winkt. "Passt schon. Mache ich jeden Abend seit du weg bist."

Mein Herz ist schwer, als ich mit ihm zusammen aufstehe. Im Flur verabschieden wir uns mit einer etwas innigeren Umarmung als erwartet. Er drückt mich so fest als würde es ihm schwerfallen mich gehen zu lassen und ich möchte eigentlich nicht zugeben, dass ich nur ungern Abstand nehme. Ich würd ja hierbleiben und ihn trösten, aber dafür bin ich der Falsche. Ich sollte mir auch nicht einbilden, den anderen Inho in irgendwas ersetzen zu können. Zwar bin ich er, aber eben ohne die Bindung, die ihn und seinen Hyunuk ausmacht.

Außerdem wäre es beiden gegenüber unfair ihm noch näherzukommen und sowieso hab ich ja einen eigenen tollen Hyunuk, den ich hoffentlich bald kennenlernen kann. Wenn ich seinem Inho so ähnlich bin, wie dieser Hyunuk sagt, ist der Hyunuk in meiner Welt vielleicht auch so wie er.

"Du bist ganz genauso, also würde es mich wundern, wenn er anders wäre als ich", versichert Hyunuk mir. "Du fühlst dich nur etwas fremd an, also verwechseln könnte ich euch nicht."

Bedächtig nicke ich und nestele an den Bändchen seiner Kapuze herum. Ich kann mich irgendwie noch nicht von ihm lösen. "Warum hast du mich dann geküsst?"

Diese Sache ist ihm sichtlich peinlich. "Da wusste ich es ja noch nicht", antwortet er leise. "Ich fand es komisch, aber hauptsächlich habe ich mir nur Sorgen gemacht, dass du mich nicht mehr liebst und deswegen so komisch bist... nicht darüber, dass du nicht mehr du bist."

Das leuchtet ein. "Nochmal geht aber nicht... oder?" Bedingt durch die Uhrzeit muss ich geistig umnachtet sein, sonst würde ich sowas nicht denken, geschweige denn aussprechen.

Behutsam schiebt Hyunuk meine Hände von sich und lehnt sich unmerklich weg, lässt aber noch nicht los. Doch da habe ich meine Antwort. Er muss es mir nicht mit Worten sagen. War ja schon vorher klar. Natürlich geht es nicht.

Betreten schaue ich nach unten, weil ich seinen Blick nicht mehr aushalte. Zum ersten und sicherlich zum letzten Mal streicheln meine Finger die Innenseiten seiner Hand. Schließlich lasse ich los. "Meinst du, dein Inho überzeugt meinen Hyunuk für mich?"

"Ganz bestimmt." Dass die beiden sich nicht gefunden haben könnten, steht für uns außer Frage. Es muss einfach so sein, alles andere hat sonst keinen Sinn und keine Bedeutung. Falls denn in so einer absurden Situation überhaupt etwas Sinn ergibt.

Wehmütig verlasse ich seine Wohnung und drehe mich lieber nicht um, auch wenn ich seinen Blick auf meinem Rücken spüre. Aber das könnte auch Einbildung oder Wunschdenken sein.

Draußen weht mir kühle Nachtluft um die Nase und lässt meinen müden Kopf etwas aufklaren. Zu viele Gedanken wirbeln darin herum.

Noch nie hab ich mich so fehl am Platz gefühlt und gleichzeitig wünschte ich, ich könnte für immer bleiben. Ich will doch auch nur jemanden, der mich liebt. So wie ich bin. Ich wurde nie von jemandem gewollt, weil ich allen zu laut und aufbrausend, schlicht gesagt zu anstrengend bin. Hyunuk liebt genau das an seinem Inho.

Und ich Idiot verliere einfach den Kopf bei ihm. An der Haltestelle schlage ich die Hände über selbigem zusammen und stöhne halblaut meinen Frust hinaus. Was für peinliche Sachen habe ich bitte gesagt... Was habe ich mir nur gedacht?? Warum konnte ich nicht einfach den Mund halten oder wieso habe ich überhaupt an sowas gedacht? Bin ich denn völlig bescheuert? So kann ich ihm nie wieder unter die Augen treten.

Morgen wird richtig unangenehm, da gehe ich jede Wette ein.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro