08 Welt A 🌏🤍 Donnerstag

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Beim Aufwachen fühlt sich irgendwas anders an.

Eilig stürze ich aus dem Bett und schaue mich um. Fehlalarm. Ich bin noch hier, in der falschen Welt, und sobald die Erinnerung an dem vorigen Abend zurückkehrt, ist die Euphorie verflogen und ich sacke wie erschlagen zurück auf die Matratze.

Ich hab recht gut geschlafen, daran liegt es wohl, dass ich so erfrischt aufgewacht bin. Davon abgesehen ist aber alles beim Alten. Mich graut es ein wenig vor meinen heutigen Aufgaben, da mir die Ideen ausgehen, wie und wo ich Yeontae finden könnte. Nicht einmal Doha erreicht ihn mehr.

Da ich laut Stundenplan donnerstags erst spät zur Uni muss - was übrigens lustig ist, da es in meiner eigenen Welt genauso ist und sich sogar die Inhalte des Studiums irgendwie ähneln - jetzt habe ich den Faden verloren. Irgendwas wollte ich gerade machen, etwas Dringendes, aber es ist mir plötzlich entfallen, also gehe ich zuerst aufs Klo. Das ist auch dringend.

Kaum schaue ich auf mein Handy und bemerke ungelesene Nachrichten von Hyunuk, fällt es mir wieder ein. Geld. Ich wollte Inhos Sachen durchwühlen, damit ich mir mein Essen selbst kaufen kann und er später Hyunuk nichts schuldet. Die Nachrichten lese ich später, das ist mir aktuell zu peinlich. So früh am Morgen will ich nicht gekorbt werden und einen anderen Grund für seine Kontaktaufnahme kann ich mir nach den gestrigen Ereignissen nicht vorstellen.

Inho ist tatsächlich sehr ordentlich, aber das wundert mich nicht. Er ist schließlich ich. Sämtliche Schreiben seiner Bank seit seiner Kontoeröffnung hat er aufgehoben und neben dem Dokument mit der Karten-PIN finde ich auch noch den Online-Banking-Zugang. Na dann. Schau ich gleich mal rein. Seine Kennnummer ist etwas anders als meine, weswegen ich mich dreimal vertippe. Bei der Zugangs-PIN muss ich auch erst raten, die habe ich aber auf Anhieb richtig. Es ist Hyunuks Geburtstag. Das sollte mich auch nicht wundern.

Der Anblick seines Kontos haut mich aber aus den Latschen. Ich kneife erstmal die Augen zusammen, dann schaue ich mir angestrengt die Zahl an. Warum ist das so wenig, sogar noch weniger als nichts????

Reich bin ich ja nicht, aber Geldsorgen hatte ich bisher nicht, nicht so große zumindest. Aber dass da ein Minus steht, schockt mich. Das hatte ich noch nie und ich finde es furchtbar. So kaufe ich mir ganz sicher nichts von Inhos Geld, da frage ich tausendmal lieber seinen Freund, es sei denn, der ist auch-

Halblaut fluche ich und checke nun doch den Chat mit Hyunuk. Es sind freundliche Guten-Morgen-Nachrichten, in denen er sich erkundigt, wie es mir geht. Definitiv nicht das, was ich erwartet hätte. Ich falle gleich mit der Tür ins Haus, und erwidere erst danach, dass ich ihm auch einen guten Morgen wünsche.

"Ja mein Konto ist im Plus wieso", schreibt er gleich zurück. Na bloß gut. Dann fühle ich mich nicht ganz so schlecht bei ihm zu schnorren. Mache ich nicht gern, aber hab ja gar keine andere Wahl. Muss ich ihm jetzt beichten, dass Inhos Konto bedenklich aussieht? Weiß er das gar nicht? Ich sehe erstmal im Kontoverlauf nach, wo mich der nächste Schock erwartet.

Bei mir ist da immer ziemlich viel aufgelistet, ein Snack hier, ein Online-Einkauf da, abgesehen von den laufenden Kosten wie Wocheneinkauf und Versicherungen. Hier hingegen sieht es es recht übersichtlich aus. Miete, Internet, Versicherungen, eine Bargeld-Auszahlung an jedem Monatsanfang und ein paar wenige Supermarkt-Einkäufe, dazu allersings ein monatlicher beachtlicher Posten, den ich nicht zuordnen kann. Ich will wissen, was das ist, aber das Internet hilft mir nicht weiter. Unter dem Namen, an den Inho da überweist, finde ich nichts Relevantes.

Hyunuk kann mir auch nicht sagen, wer Su Hanse ist, er wundert sich nur, warum ich das wissen will und was los ist. Er erklärt sich dazu bereit mir zu helfen und macht sich auf den Weg zu mir. Ich sichte inzwischen die restlichen Dokumente und versuche, sämtliche Kontoauszüge aufzutreiben. Als Hyunuk hier ankommt, habe ich alle möglichen Papiere auf dem Boden ausgebreitet.

Ich fühle mich wie ein Detektiv, der einen wichtigen Fall untersucht. Hyunuk ist sichtlich erschüttert, dass Inho finanziell so knapp dasteht und seit anderthalb Jahren irgendwas bei diesem Su Hanse abstottert. Kurz davor gab es noch eine Zahlung an ein Unternehmen namens "Foundation Cre.", etwa dreimal so hoch wie alle folgenden. Ob das eine Art Anzahlung für etwas war?

Er hat seinem Freund nie davon erzählt. Angestrengt versucht der sich zu erinnern, ob Inho je etwas erwähnt hat, das hier hilfreich sein könnte. Ich recherchiere nebenbei dieses Foundation Dings, was gar nicht so einfach ist. "Es könnte eine Kosmetikfirma sein", stelle ich nach einer Weile fest. Kosmetika klingt zumindest mehr nach mir als irgendwelche Immobilienfirmen.

Das bringt Hyunuk zum aufhorchen, aber nicht auf positive Weise. Sein Gesicht sieht sehr ernst aus und ich sehe seinen Kiefer mahlen. Wortlos steht er auf und geht ins Bad, wo er den langen, schmalen Schrank durchsucht, aber offenbar nicht fündig wird. Dann geht er in den Flur, zieht seine Schuhe an und fragt nach dem Kellerschlüssel. Ich begleite ihn.

"Mir ist, als würde ich mich an etwas erinnern, aber ich komme nicht ganz drauf, und ich hoffe irgendwie, meine dunkle Vorahnung bestätigt sich nicht", meint er unterwegs. Ich helfe ihm einfach, Kisten umzustapeln und darin herumzuwühlen, bis er offenbar fündig wird und eine schwarz-grüne Schachtel hochhält. Hat er gerade wirklich "Scheiße" gemurmelt oder hab ich mich verhört? Klang auf jeden Fall nicht gut.

Auf der Schachtel prangt ein großes diamantförmiges Logo, darunter ist eine Cremedose abgebildet. Die Schachtel selbst ist leer, aber hinten steht unter den Anpreisungen und der Zutatenliste in winzigen Buchstaben "Foundation Crems und Co." sowie ein Name und eine Adresse. Das ist aber nicht dieser Su Hanse.

"Ich glaub, Inho ist auf ein Schneeballsystem reingefallen", verkündet Hyunuk mit unterdrücktem Seufzen und zückt sein Handy. Offenbar kann er besser recherchieren als ich, er findet gleich auf Anhieb einen alten Zeitungsartikel über einen gewissen Lee Kangdo und seinen Gesichtscreme-Direktvertrieb, der wegen Betrugsverdacht festgenommen wurde.

Nun bin ich an der Reihe, Scheiße zu sagen. Berechtigt, wie ich finde. Lee Kangdo ist der Name auf der Schachtel. Kein netter Name, wer will schon "dieser Dieb" heißen? Nach ein paar weiteren Klicks gelangt Hyunuk zu dessen altem Unternehmensprofil auf Facelook. Von dort aus dauert es etwas länger, aber er findet tatsächlich eine Verbindung zu unserem gesuchten Mann. "Wir gehen damit zur Polizei."

"Hä? Meinst du das bringt was?"

"Es kann doch nicht sein, dass du diesem Typ jahrelang Haufen Geld überweisen musst, wenn dessen Kumpel wegen Betrug einsitzt. Ich klär das, keine Sorge", verspricht er und fängt an, die Kisten zurückzuräumen, wobei er murmelt: "Wenn er jeden Monat Geld kriegt, muss er irgendwie auffindbar sein..."

"Was willst du dann machen?" Mir ist ein wenig mulmig bei der Sache. Inho hat also irgendwelche illegalen Machenschaften im Nacken sitzen. Die Typen dahinter bedeuten bestimmt großen Ärger. Ich kann verstehen, warum er versucht, das allein heimlich abzustottern.

"Schau bitte, ob du noch was findest. Briefe oder Belege oder irgendwas, kann mir nicht vorstellen, dass er das einfach so macht", bittet er mich und überlegt laut weiter, ob diese Leute Inho mit irgendwas erpressen oder unter Druck setzen. Könnte ich mir durchaus vorstellen.

Es ist bald Mittag und wir müssen los zur Uni, daher lasse ich die Dokumente auf dem Boden verstreut liegen. Das räume ich Nachmittag auf, ich hab heute keine Schicht und genug Zeit dafür.

Unterwegs schaue ich in der Mail-App nach. Inho hat da mehrere Konten drin, und wie das immer so ist, finde ich erst im letzten, bei dem ich nachschaue, einen Hinweis. Versteckt in den Entwürfen hat Inho ein Dokument hinterlegt, das "FCr." heißt, was nicht unbedingt vielsagend ist, doch als ich es öffne, wird mir direkt schlecht und Wut kocht in mir hoch. Hyunuk liest neben mir mit und zeigt ähnliche Emotionen in seinem Gesicht.

Es ist eine Art Erpresserbrief voll mit unterschwelligen, gespielt freundlich formulierten Drohungen, rechtliche Schritte einzuleiten und Inho das Leben zur Hölle machen, sollte er ihren Vetrag brechen, indem er nicht zahlt oder irgendjemandem etwas anvertraut. Rechtliche Schritte, das ich nicht lache. Dieser Hanse und sein Verbrecherkumpan wissen doch ganz genau, dass sie diejenigen sind, die eine gehörige Menge Dreck am Stecken haben.

Es klingt, als wäre das nicht ihr einziger Brief, aber der einzige, den Inho aufgeboben hat. Die müssen ihm ordentlich Druck gemacht haben. Bei dem Gesamtbetrag, den er abstottern muss, ist er noch jahrelang beschäftigt. Ich lasse Hyunuk das Dokument zukommen, der sich darum kümmern will. Er wirkt sehr aufgebracht. Wäre ich auch. Er regt sich ein wenig auf, ist bei mir aber an der falschen Adresse damit.

"Ich kann nicht einmal sauer auf dich sein, weil es ja gar nicht du warst, der da reingeraten ist", jammert er.

"Auf deinen Inho solltest du auch nicht sauer sein." Der ist der Geschädigte in dieser Sache.

"Ich weiß schon. Es wurmt mich nur so. Er ist doch nicht blöd. Und dann sagt er mir nicht einmal was, sondern gerät noch tiefer in diesen ganzen Mist, indem er versucht, alles allein zu stemmen. Das sieht ihm so ähnlich und das regt mich so auf!"

"Es ist eben echt unangenehm", verteidige ich mich bzw. ihn.

"Aber dafür hat er doch mich. Ich bin immer für ihn da. Wollte er das etwa sein halbes Leben heimlich abbezahlen?? Auf sowas reinzufallen, echt..."

"Das könnte jedem passieren! Du hast den Brief doch gelesen. Da waren Profis am Werk, da kann Inho doch nichts dafür!", rege ich mich nun auch auf.

Hyunuk schluckt, wohl seinen Ärger hinunter, denn er wirkt jetzt ruhiger. Eh ich mich in Rage reden kann, lenkt er ein: "Ja, schon gut. Du hast ja recht damit." Ich kann mir gut vorstellen, dass das in einen Streit ausgeartet wäre mit dem richtigen Inho, der ist sicher auch so aufbrausend wie ich und er ist ja der direkt Betroffene in der Sache, er hätte sicher noch mehr gekontert. Gut, dass ich hier bin.

Schweigend laufen wir nebeneinander her. Bei einem Deli macht Hyunuk Halt und kauft uns günstige Reisbällchen zum Mittag, damit wir uns den Mensabesuch sparen können, weil dafür nicht mehr genug Zeit ist. Er wirkt immer noch niedergeschlagen.

Ich nehme meine Portion entgegen und bedanke mich versöhnlich. "Bist du jetzt sauer, dass er darauf reingefallen ist, oder dass er dir nichts gesagt hat?"

"Ein bisschen von beidem. Sauer auf diese Typen, die ihm sein Geld abknöpfen. Traurig, dass er das vor mir verheimlicht, weil es ihm, verständlicherweise, unangenehm ist, aber ich hab ihm versprochen, immer für ihn da zu sein, egal was ist, und er bei mir genauso. Eigentlich... Hauptsächlich mache ich mir Sorgen darüber, wie es ihm geht. Mit dieser Sache. Und allgemein." Na klar macht er sich Sorgen um seinen Liebsten. Aber der hat ja auch einen Hyunuk, der ihm bestimmt hilft.

"Das wird wieder", versuche ich ihn aufzumuntern. "Immerhin können wir das jetzt für ihn klären."

"Das stimmt. Immerhin das", seufzt er, schenkt er mir aber ein kleines Lächeln. Ich nehme mir vor, mir das für meinen eigenen Hyunuk zu merken. Mich ihm anzuvertrauen, wenn ich Sorgen habe oder irgendwas schiefläuft. Mein anderes ich jammert wohl auch nicht gern rum und schlägt sich lieber selbst mit seinen Problemen herum. Aber wenn der Partner sich darauf verlässt, dass man sich auf ihn verlässt, ist das ja kein herumjammern, sondern eher sowas wie "geteiltes Leid ist halbes Leid" oder so. Das möchte ich mir gern zu Herzen nehmen für künftige Beziehungen, viel brauchbare Erfahrung habe ich da ja nicht. In dem Sinne ist es großartig, sozusagen von sich selbst lernen zu können.

Ob das wohl einfach meine nächste Etappe ist? Wenn das hinter uns liegt, sowie die Sache mit Yeontae, kann ich vielleicht endlich nach Hause. Einfach alle Schwierigkeiten aus Inhos Leben räumen, die er nicht alleine gestemmt kriegt und Erfahrung davon für uns beide gewinnen, dann kehre ich wie von selbst zurück. Oder so. Hoffentlich liege ich nicht komplett daneben damit.

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