۞ 22. кαρiτєℓ - vσท αвƒαℓℓ υท∂ αвscнαυм

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Ein undefinierbarer Blick und ein genervtes Brummen. Dies war das erste, was Evelyn wahrnahm, als sie in die Nebenstraße einbog, wo ihr Team bereits auf sie wartete.

Sie blieb stehen, betrachtete kurz das, was vor ihr lag. "Das wird sicher", Evelyn dachte über das passende Wort nach, "interessant."

Der Mann mit dem unklaren Blick saß lässig und mit einem angewinkelten Bein auf einer großen Kiste am Straßenrand. Das andere ließ er hinabbaumeln. Neben seiner eindeutigen Körperhaltung besaß er gemischtes braunes Haar und kantige Gesichtszüge. Das markanteste an ihm war dennoch die seltsame, autoritäre Ausstrahlung, welche ihn umhüllte.

Evelyn erinnerte sich nur wage an den Namen dieses Mannes. Chap.

Carter hingegen stand an eine Wand gelehnt und maulte lauthals. "Na klasse", nörgelte er, "Wir werden sicher alle sterben. Und das nur wegen diesem trotteligen Team."

"Das erste Rätsel liegt noch vor uns", gab Chap von sich. Seine Stimme klang fest und besaß eine Spur von Mächtigkeit.

Carter gab einen primitiven Ton von sich, der nicht gerade höflich klang.

"Sagte der Beobachter, wo wir die erste Aufgabe finden?", fragte Evelyn und das eher an Chap gewandt.

Dieser zuckte mit den Schultern. "Möglicherweise in der Holorole."

"Schon nachgesehen", gab Evelyn kopfschüttelnd von sich, "Er sagt etwas von Kennenlernen. Sollten wir das tun, bevor wir uns der ersten Aufgabe stellen?"

Carter spuckte abfällig auf den Boden.

"Tun wir's einfach", meinte Chap und begann. "Mein Name ist Chap und ich wohne im dritten Haus der Haupstraße."

"Ein akzeptabler Anfang", sagte Evelyn strikt und verschränkte die Arme. "Ich heiße Evelyn und bewohne das siebenundzwanzigste Haus der selben Straße."

Chap nickte knapp. Nun sahen beide direkt zu Carter. "Carter", presste er mürrisch zwischen seinen Zähnen hervor, "Und bewohne- Wieso solltet ihr wissen wollen, wo genau ich wohne?"

"Tu's einfach", sagte Evelyn.

"Zweiunddreißigstes", meinte er kleinlaut.

Nun sagte niemand mehr etwas. Dies ging einige Zeit so, ehe Chap versuchte, einen Gesprächsfaden zu knüpfen. "Heute wieder zwei Leichen."

"Tatsächlich? Ich weiß nur von Marco", meinte Evelyn.

"George wurde ebenfalls gefunden", sagte Chap, "Er besaß Stichwunden des Mörder und Bissspuren von Wölfen."

"Verstehe", murmelte Evelyn und nickte, "Wie hieß seine Rolle?"

"Er war lediglich Dorfbewohner." Evelyn nickte, während Chap weiterhin mit verschränkten Armen da saß. Nach einer Weile wechselte sie schließlich das Thema. "Wir sollten möglicherweise nicht so oberflächlich sprechen. Also", begann sie und nahm mitten auf dem Boden Platz, "Was haltet ihr von diesem Spiel?"

Chap blickte zu Evelyn, während Carters Gesichtzüge sich verzogen. "Was wir davon halten?", rief er, "Das kann doch nicht dein Ernst sein."

"Nein, ganz im Ernst, Wie findest du es?" Nun sprach sie ganz explizit Carter an, der einen so klaren Blick wie ihren anscheinend nicht gewöhnt war. Kurz einen betrachtenden Blick auf sie werfen, drehte er sich anschließend um und kickte einen Stein.

"Nun gut", Chap schwang sich elegant von der Kiste, auf der er saß, und nahm neben Evelyn auf dem Boden Platz. Carter beäugte diese Entwicklung argwöhnisch. "Dieses Spiel entwickelt in mir ein dumpfes und unterschwelliges Gefühl. Ich empfinde einen Tod nicht mehr in dem Gefühlsmaß, wie es eigentlich hätte sein sollen."

Evelyn betrachtete den Mann. Das, was er ansprach, machte möglicherweise vielen zu schaffen.

Sie sah zu Carter. Er hatte seinen Blick zu einer der beiden Wände um sie gewendet, hörte jedoch aufmerksam zu. Als er ihren stechenden Blick bemerkte, sah er sie ebenfalls kurz an. Da auch jetzt ihr Blick nicht wich, knurrte er. Widerwillig setzte er sich zu den beiden und schloss mit seiner Anwesenheit den kleinen Kreis.

"Wunderbar", meinte Evelyn lächelnd.

"Ich verschwinde gleich wieder", drohte Carter und verschränkte die Arme.

"Du hast vorhin nicht auf die Frage geantwortet. Wie schätzt du dieses Spiel ein?" Evelyn betrachtete ihn aufmerksam.

Er murrte, antwortete allerdings trotzdem. "Es ist ein Stück Dreck."

Evelyn und Chap blieben weiterhin ruhig. "Am meisten geht mir der Beobachter auf die Nerven. Denkt, Er könnte mit uns machen, was er wöllte."

"Und dennoch", sprach Evelyn auf einmal, "Denke ich, dass du ein klein wenig Neugier in dir trägst."

"Wie jeder von uns", raunte er.

Sie betrachtete ihn eine Zeit lang nachenklich. Chap nickte nach Carters Worten und blicke schließlich zu Evelyn. "Nun, wie ist deine Ansicht dazu?"

Diese überlegte und sah in den Himmel. "Es ist ziemlich grausam", sagte sie, lächelte ironischer Weise trotzdem auf leichtem Wege, "Doch irgendwie möchte ich wissen, wer dieser Beobachter eigentlich ist."

"Du möchtest wissen, wer er ist?" Carter behielt seinen abwertenden Tonfall bei.

Evelyn nickte bekräftigend. "Du scheinst das Ganze ein Stück weit besser zu verkraften als die meisten anderen hier", meinte Chap mit verschränkten Armen und ruhigem und belehrendem Blick.

Sie zuckte mit den Schultern. Chap musterte sie ganz genau, sagte aber nichts. So verging erneut einige Zeit, ohne das jemand etwas sagte. Carters missgelaunten Laute einmal beiseite gelassen.

Irgendwann tat sich dann allerdings doch etwas. Eine dreiseitige Holorole erschien in der Mitte der drei.

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Herzlichen Glückwunsch zum Bestehen der ersten Aufgabe! Die zweite Aufgabe folgt nach der Lynchung.

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"Das war die erste Aufgabe?", meinte Chap und hob eine Augenbraue.

"Er deutete es so nebensächlich an", sagte Evelyn gedankenverloren.

"Ich verschwinde", sagte Carter unwirsch, stand auf und ging in gebückter Haltung und beiden Händen in den Taschen seines Weges.

Die übrig gebliebenen zwei Teamkameraden beschlossen sich nicht erst nach Hause zu verkrümmeln, sondern gleich den Weg zur Lynchung zu nehmen.

Auf dem Weg dahin behielt Chap seinen strammen Blick nach vorn bei. Evelyn tat es ihm gleich, auch wenn sie in Gedanken ziemlich viele Dinge zugleich überdachte. Das kleinste davon war die Überlegung über die bevorstehende Lynchung.

Auf dem Marktplatz warteten sie die Zeit bis zum öffentlichen Attentat ohne ein Wort zu wechseln. Auch wenn Evelyn es erstaunlicherweise nicht bemerkte, blickte Chap ein, zwei mal kritisch zu ihr hinüber. Worüber er sinnte, konnte man nur erahnen, doch die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass es mit Evelyns Verhalten zusammenhing. Sie war angeklagt und doch machte sie keinerlei Anstalten, ihr baldiges Ende zu bedauern. Tatsächlich gab sie nicht einmal die kleinste Reaktion auf das, was bevorstand. Kein Zittern, nicht eine Sekunde lang erlaubte sie sich einen ängstlichen Gesichtsausdruck. Kannte sie das Gefühl der Angst denn gar nicht?

Chaps kritischer Blick verließ Evelyn und nahm die Leute ins Auge, die sich mittlerweile auf dem Markplatz einfanden. Nach einiger Zeit waren alle beisammen und warteten mehr oder weniger gespannt, dass die Angeklagten auf die Bühne traten.

Der Beobachter musste mittlerweile nichts mehr sagen, denn alles verlief ganz von allein. Die blauen Täfelchen tauchten auf - noch ohne Zahlen.

Olivia hatte die Hände in den Nacken gelegt und ließ ihren Fuß vor und zurück schwenken. Mallow hingegen spielte aufgeregt mit seinen Händen herum. Er war nicht mehr so agressiv wie zuvor, nun holte ihn die Angst ein.

Evelyn stand als einzige da, ohne eine einzige Bewegung zu tätigen. Sie stand mit verschränkten Armen da. Zwar grübelte sie immer noch über die verschiedensten Themen nach, doch langsam rutschten die Gedanken über die Lynchung in den Vordergrund.

Sie hatte vieles unternommen, um einer möglichen Eliminierung entgegenzuwirken. Eine Gegenanklage, das Verzichten auf agressive und anstößig Worte, die auf eine negative Charakteränderung hinweisen würden und zu guter Letzt das Unterhalten mit vielen Dorfbewohnern beim gestrigen Fest.

Wenn sie nun hingerichtet werden würde, hatte sie zumindest alles mögliche getan. Das hatte sie doch, oder?

Evelyn kniff ihre Augen zusammen. War ihr eine Möglichkeit entgangen?

In diesem Moment tauchten plötzlich die Zahlen in den kleinen Feldern auf. Evelyn blickte auf eine blaue Sieben. Sieben Leute hatte sie nicht überzeugen können. Doch letztendlich kam es nicht darauf an, sondern auf das Verhältnis zu den anderen Stimmen.

Vorsichtig drehte sie ihren Kopf zu der Person rechts neben ihr. Olivia hatte vier Stimmen gegen sich. Und damit waren beide aus dem Schneider.

Mallow starrte auf die gläsern blaue elf vor ihm. Seine Augen zitterten so heftig, dass man Angst bekam, sie müssen jeden Moment herausspringen. Sein ganzer Körper erbebte als er langsam die Hand zu dem matten Hologramm hob.

"D-das kann nicht s-sein", stotterte er und lachte, "Unmöglich."

Die Dorfbewohner blieben allesamt still und sahen zu ihm hinauf. Es mischten sich wehleidige und kalte Blicke.

Mallow taumelte zurück, wollte weg, einfach nur weg von der unheilvollbringenden Holorole, blieb mit dem Schuh hängen und stolperte nach hinten. Sein Gesicht zeigte einen puren Schock und bloße Angst.

Als er auf dem Boden lag, versuchte er, weiterzukriechen und zu krabbeln, doch weit kam er damit nicht.

"Es gibt kein Entkommen", betonte der Beobachter. Eine ganz unterschwellige, höchst sadistische Art schwang mit seinen Worten mit, wie sie sie sonst noch nie gehört hatten.

Mallows Gesicht verfärbte sich von knallrot zu einem kreidebleichen Antlitz. "Bitte", schrie er flehend, "Ich tue alles, was Sie verlangen."

"Nun gut", er lachte amüsiert, "ich verlange, dass Sie sterben." Eine plötzlicher Rauch kam auf der Bühne auf. Wie ein kleiner Nebel schwebe er vor sich her, seltsamerweise in begrenztem Raum.

"N-nein, ich meinte nicht", stotterte Mallow verzweifelt, doch es war bereits zu spät.

Klirrend erschien aus der Wolke ein eine stählerne Eisenkette. Sich wie eine Schlange schlängelnd kam sie auf den zitternden Mallow zu. Seine Augen weiteten sich ins Unendliche, als sie ihn erreichte. Langsam fuhr sie seinen Körper ab und wickelte sich um ihm. Mallow kreischte und strampelte und versuchte sich zu wehren, doch dies hatte zur Folge, dass sie Kette nur noch enger wurde.

Allmählich quetschte sie sich etwas zu sehr an Mallows Körper. Einige seiner Körperteile waren seltsam verdreht, seine Laute waren verstummt und atmen konnte er sicher auch nicht mehr. Als gerade alle dachten, das müsse genügen, heulte Mallow ein letztes Mal auf. Aber es war kein Wolfsgeheul, sondern der quälende, letze Laut eines leidenden Menschens. Die Ketten kehrten zurück in ihren Nebel, der augenblicklich verschwand. Zurück blieb lediglich ein kleiner Haufen Fleisch, in dem erst kürzlich noch Leben gehaust hatte.

╭────────╯•╰────────╮
MALLOW
Rolle: G e f ä n g n i s w ä r t e r
Tod: L y n c h u n g
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Die Dorfbewohner starrten auf die Holorole. Das war unmöglich. Das musste ein Fehler sein.

"Wie ist das möglich", sagte Pitsch, einer derer, die die Sprache zurück gewonnen hatte.

"Wir haben uns getäuscht", wisperte Fairy.

Die Menschen starrten auf den Haufen und die funkelnd blaue Holorole darüber, welche im völligen Kontrast zu ihrer Umgebung stand.

"Nun lasst uns gehen", sagte Franklin allmählich, blickte kurz zu Boden und drehte sich zum Gehen. Die meisten Dorfbewohner taten es ihm gleich, doch auf halben Wege drängte eine aufploppende Holorole die meisten zum Stehen.

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Ihre zweite Aufgabe ist das Aufstellen einer These die Rollen und deren Inhaber betreffend. Bestanden gilt diese, wenn sie der Wahrheit entspricht. Teamübergreifende Arbeit ist verboten, alles was nur annähernd ans Zuhören einer anderen Gruppe grenzt, hat verloren. Viel Erfolg!
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Die letzten Worte wären doch eigentlich nicht nötig gewesen. Evelyn war sich sicher, dass der Beobachter sicher auch das Versagen einiger gutheißen würde.

"Evelyn." Chaps Stimme riss sie aus ihren kurzweiligen Gedanken. Als sie sich umdrehte, kam er geradewegs auf sie zugelaufen, Carter unwillig hinterher geschleppt.

"Voller Tatendrang, wie eh und je", sagte sie und legte den Kopf schief. Carter antwortete mit einem Murren und einer abfälligen Beleidigung.

"Es wäre wirklich vorbildlich, wenn du zumindest ein kleines bisschen zu unserer Aufgabe beitragen könntest."

Carter antwortete nicht sondern kickte einen kleinen Stein. "Evelyn hat Recht", pflichtete Chap ihr außergewöhnlicherweise bei.

Carter horchte auf und blickte Chap missmutig an. Irgendetwas tief in seinen Augen sagte etwas, doch es lag nicht an Evelyn, dies zu entschlüsseln. "In Ordnung", knurrte er leise, steckte die Hände in die Taschen und wartete darauf, dass die beiden anderen vorangingen.

Evelyn zog unmerklich eine Augenbraue in die Höhe. In den nächsten Sekunden zog sie es jedoch vor, sich lieber Gedanken um den Platz zu ihrer Besprechung zu machen. "Hat jemand eine Idee?"

Sie suchten einen ungestörten Ort, an den niemand anderes drang. Möglicherweise etwas Abgelegenes oder Verstecktes. Als keiner der beiden Anstalten machte, etwas vorzuschlagen, kam Evelyn ein Gedanke. Und doch hätte sie ihn am liebsten wieder zurückgeschoben.

Nein, dort konnten sie unmöglich hin. Ein privater, vertrauter Ort, von einem Liebsten gebaut.

Evelyn bemerkte ihren Drang zur Geheimhaltung. Und dieser beruhte auf einem Fundament aus Gefühlen zu dieser Person. Ihrem Vater. Das konnte sie unmöglich zulassen. Sich so von seinen Gefühlen leiten zu lassen war immer noch töricht.

"Wir gehen zu mir", sagte sie schlussendlich schweren Atems.

Carter wollte protestieren, da Chap jedoch ohne eine weitere Geste mitging, blieb es bei einer gemurmelten Beschimpfung.

Wenig später traten die drei durch die Tür in den Innengarten zwischen Evelyns und Pixies Anwesen. Die Pflanzen wucherten wieder in strahlenden Farben und großer Ausführung. Und zwischen alledem konnte man eckiges Holz erspähen.

"Da hoch?", murrte Carter, "Das ist do-"

"Beleidige es nicht." Evelyn hatte sich nicht zu ihm umgedreht. Sie sprach in Richtung des Baumhauses, doch ihr Ton war fest und bedrohlich geworden.

"Ist ja gut", murmelte Carter und verkniff sich seine Abfall-Bemerkung.

Als sie wenig später im Baumhaus saßen, alle natürlich auf unterschiedliche Weise, Evelyn auf den Knien, Chap im Schneidersitz mit verschränkten Armen und Carter mit angewinkelten Knien; wollte so recht niemand mit sprechen beginnen.

"Eine These", murrte Chap.

"Korrekt und dazu müssen wir erst einmal eine Sammlung an Verdächtigungen zusammenstellen", lächelte Evelyn, "Das gute hierbei ist selbstverständlich, dass niemand von uns lügen kann." Sie betonte ihre Worte vielsagend.

"Sonst würden wir alle mit hineingezogen, schon klar", meinte Chap und nickte.

Evelyns Augen leuchteten begierig. Ob die anderen ihr Informationen liefern konnten, die sie selbst nicht schon vermutete?

"Nun denn, Fairy ist die holde Maid", begann Chap.

"Ja", meinte Evelyn ruhig, "Doch ob etwas so offensichtliches als These durchgeht, ist fraglich. Ich würde lieber auf Nummer sich gehen."

"Eine These ist das nie", meinte Chap und sah an die Decke des Baumhauses.

"Das stimmt natürlich", sagte auch sie, "Nichtdestotrotz können wir beispielweise Pitschs Rolle erraten." Sie lächelte verschwörerisch.

Chap runzelte die Stirn. "Pitsch?", fragte er, "Auf ihn wäre ich im Moment nicht gekommen."

Evelyn sah zuerst zu Carter. Seine angewinkelten Beine machten ihn gerade eindeutig kleiner und irgendwie gebrechlicher als sonst und das trotz seines alltäglichen und nicht zu wechseln grimmigen Gesichtsausdrucks. Und sie konnte Carter nicht wirklich richtig einschätzen. Ob er nun gerade nachdachte oder mit seinen Gedanken in anderen Weiten seines Gehirns stöberte, blieb ein Geheimnis.

"Und was soll ich jetzt sagen?", murrte er, als er Evelyns Blick bemerkte. Eines verwunderte sie jedoch immer wieder auf's neue und das war die Aufmerksamkeit, welche er an den Tag legte und das sogar öfter, als er zumeist zugegeben hätte.

"Ich dachte vielleicht nur, dass du etwas beitragen möchtest", meinte sie schulterzuckend.

"Ich habe keine Ahnung, was Pitsch sein könnte", sagte er flau und legte den Kopf auf die Knie.

Evelyn fuhr stattdessen fort. "Nun, okay. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Chap es ebenfalls nicht weiß, also versuche ich euch nun gemeinsam darauf zu bringen", sie versuchte kurz die rechten Worte zu suchen, mit denen sie den beiden ihre Überlegungen deutlich und verständlich machen konnte, "Habt ihr Pitschs Bestürzung über den Tod einer gewissen Person mitbekommen?"

"Du meinst Elera", meinte Chap und nickte bei seinen Worten.

"Richtig. Solch eine Erschütterung kann fast nur durch seine Rolle ausgelöst werden, die ganz offensichtlich mit ihr in Verbindung stand. Und da Elera das Rotkäppchen war, müsstet ihr langsam wissen, worauf ich hinaus will." Evelyn behielt ihren vielsagenden Blick bei. Chap schien kurz zu überlegen und in Gedanken alle Rollen durchzugehen.

Das Baumhaus lag eine Weile in Stille. Niemand sagte etwas, während Evelyn wartete und Chap seinen Überlegungen beließ.

"Jäger", meinte Carter nach einer Ewigkeit, "Das du da nicht drauf gekommen bist."

"Ja", sagte Evelyn ruhig und nickte zufrieden, "Das ist meine Vermutung."

Carter zog seine Knie wieder an seinen Körper, schlang die Arme um diese und legte träge seinen Kopf darauf. Möglicherweise hatte er gar nichts sagen wollen und Chap hatte nur eine zu lange Zeit für die Antwort benötigt.

"Möglich, aber waghalsig", meinte Chap mit einer gewissen Skepsis in der Stimme, "Er könnte sie auch einfach vorher schon gemocht haben. Das muss nicht zwingend seine und ihre Rolle betreffen."

"Ja, natürlich", sagte Evelyn, "Doch habt ihr besseres?" Chap und Carter schüttelten widerwillig den Kopf. "Ich ebenfalls nicht. Also wäre unsere These hiermit beschlossen."
Dass Evelyn zu so drastischen Lügen sogar bei ihrem eigenen Team greifen musste, hatte zwei einfache Gründe. Zum einen vertraute sie den beiden nicht und zum anderen hätte sie in dieser vorläufigen Allianz niemals all ihre Vermutungen zur Sprache gebracht. Der einzige Grund, warum sie ihre Vermutung zu Pitsch aufgegriffen hatte, welche in erster Linie nicht wirklich schwer gewesen war, war, dass sie das Wissen als auch die Teamfähigkeit der beiden unter Beweis stellen wollte. Außerdem hatte sie eine These benötigt, mit der sie relativ sicher überlebten, einfach zu erklären war und dennoch nicht zu viel über ihre Taktiken, Fähigkeiten und Ziele verriet.

Allem in allem konnte sie stolz auf diesen Zug sein, welchen sie sich wegen überstürzter Teamaufteilung kurzfristig zurecht legen musste und ein voller Erfolg gewesen war.

Auch wenn sie dem Beobachter sicher keinen Triumph gönnen wollte und dieses Spiel eigentlich verabscheuen sollte, beschlich sie ein kleines Lächeln. Dieses Spiel. Es bereitete ihr tatsächlich Spaß.

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