Kapitel 28.

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Ophelia wachte kurz nach Mitternacht auf.

Es war nicht so wie in der vorherigen Nacht – sie schlug nicht einfach die Augen auf und war wach. Jemand tippte sie leicht an.

Verwirrt öffnete sie die Augen.

Es war Carla.

„Was ist los?", wisperte Ophelia. Noctana schien noch nicht wach zu sein, noch etwas, was sie irritierte.

„Du musst deine Karte mitnehmen.", sagte Carla und knetete nervös ihre Finger. Es knackte leise.

Ophelia sah sie misstrauisch an, öffnete aber ihr kleines silbernes Etui und nahm ihre Karte heraus.

Die Karte der Seherin.

Sie war, wie alle anderen Karten auch, quadratisch, in der Mitte prangte ein scheinbar gezeichnetes Auge.

Die Iris leuchtete dunkelgrau und violett, an den Seiten waren umherschwirrende Quadrate abgebildet.

Die Karten anderer Spieler.

Das Auge hatte die Möglichkeit, sie alle anzusehen. Aber nie alle gleichzeitig.

Es fiel immer nur eine in sein Sichtfeld.

Carla winkte Ophelia zu und beide verließen das Zimmer. Sie liefen über den Flur, blieben schließlich vor Raum null stehen.

„Viel Glück.", flüsterte Carla und lief in die Richtung des Jungsflurs. Ophelia sah ihr hinterher, bis sie ein leises Knacken hinter sich hörte. Erschrocken fuhr sie herum, doch sie sah nichts, nicht einmal einen Schatten. 

Stirnrunzelnd sah sie in die Dunkelheit. Was, wenn sie das erste Opfer der Nacht werden würde?

Ophelia atmete tief durch.

Wenn es so war, würde sie nichts daran ändern können. Es würde passieren.

„Ophelia."

Sie drehte sich wieder um und sah überrascht auf die zwei Personen, die vor ihr standen.

Die eine war wie erwartet Carla.

Die andere war James.

„Ihr ... ich ... wenn einer von euch stirbt, stirbt auch der andere, also ... ihr seid jetzt aneinander gebunden.", erklärte Carla leise und schnell.

James öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber Ophelia schüttelte den Kopf, damit er schwieg.

„Ihr müsst euch eure Karten zeigen.", meinte Carla.

Ophelia umklammerte die ihre fest, als sie sie so hob, dass James das Muster in dem schwachen Licht erkennen konnte.

„Du bist ... das Auge?", fragte er.

„Die Seherin. Ich ... kann mir die Karten der anderen ansehen.", meinte Ophelia und bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu verdecken.

Es war James Blick, der sie so unruhig machte. Er war nervös.

  Und das nicht im guten Sinne.

„Jetzt du.", sagte Carla.

James sagte nichts, aber seine Augen schienen voller Schmerz zu sein. Er sah Ophelia fest in die Augen, als wolle er ihr etwas sagen.

Schließlich hob er seine Karte.

Ophelia musste nicht nachfragen, was sie bedeutete.

Der Hintergrund der Karte war rot und schwarz, im Vordergrund prangte der Kopf eines Werwolfes.

Carla schnappte erschrocken nach Luft.

Das war das absolute Gegenteil von dem, was sie gewollt hatte. 

„Ich denke, ich muss dir nicht erklären, was das ... bedeutet.", meinte James nüchtern und senkte die Karte wieder.

Ophelia nickte.

Ihre Gedanken spielten verrückt. Carla war der Amor und hatte James und sie aneinander gebunden.

Wenn James getötet wurde, würde sie mit ihm sterben.

Sie ging ihre Möglichkeiten durch – aber die Erkentniss konnte sie nicht verdrängen.

Sie würde sterben.

Entweder würden die „Guten" gewinnen, dafür müssten alle Werwölfe getötet werden - James also auch.

Oder die Werwölfe würden gewinnen, dafür müssten alle anderen getötet werden - Sie also auch.

Ophelia hatte immer angenommen, dass sie ihren Tod gelernt hatte zu akzeptieren. Aber als ihr dann klar wurde, dass sie nicht mehr lange Leben würde, wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen.

Sie hatte so vieles durchmachen müssen.

So viele Monate voller Folter, voller Angst, voller Tränen.

Die Nähe zum Tod sollte nichts Neues für sie sein.

Aber sie war es.

„Wir ... ähm ... wir haben keine Zeit mehr. Ihr werdet gleich wieder einschlafen.", sagte Carla nervös.

Ophelia nickte, sie fühlte sich wie betäubt und spürte bereits, wie die Müdigkeit ihren Kopf wieder zum Pochen brachte.

„Wir -", fing James an, brach aber ab.

Ophelia sagte nichts, drehte sich um und lief zurück in ihr Zimmer.

Sie weinte nicht.

Nicht eine einzige Träne, ebenso wenig wie James es tat. Warum genau, wussten sie beide nicht.

Und dann legte sich der dunkle Schleier des Schlafes wieder über sie.

------------

Das ist eine der Szenen, die ich von Anfang an schreiben wollte! :-D

Außerdem wollte ich mich einmal kurz für die ganzen Votes, Reads und Kommentare hier bedanken, es freut mich wirklich, dass die Geschichte des Lacrim Waisenhauses so gut bei euch ankommt! :-)


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro