Kapitel 76.

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Sie gingen nicht in die Küche: Stattdessen gingen sie in alle Zimmer, in denen Leute gestorben waren.

Doch während die anderen in der Gruppe immer wieder das Gesicht schmerzlich verzogen von den Sachen der verstorben abwandten, waren es für Noctana doch eigentlich einfach nur Zimmer.

Sie war enttäuscht gewesen, als sie herausfand, dass sie die letzte war, die vor dem Spielbeginn ankam. Dass alle anderen sich schon kannten, Freundschaften geschlossen hatten.

Aber jetzt war sie fast erleichtert.
Sie hatte mit Lena nur ein paar Sätze gewechselt und doch schmerzte ihr Tod.
Trotzdem hatte sie keine Schwester in ihr verloren, keine beste Freundin.

Eliza riss einen Schrank auf und wühlte in den Klamotten herum.
Etwas glänzte, dann hielt Eliza triumphierend grinsend drei Messer in der Hand.

„Wie viele haben denn bitte noch Waffen versteckt?", fragte Sophie mit zusammengekniffenen Augen und nahm eines der Messer entgegen.

Eliza gab Nolan das nächste, er nahm es ohne einen Kommentar entgegen.

Jetzt ging Eliza weiter zu Noctana. Das Messer hielt sie lose zwischen ihren Fingern.
Noctana streckte ihre Hand aus.

„Willkommen im Lacrim Waisenhaus.", sagte Eliza und drückte Noctana das Messer energisch in die Hand.

„Danke.", erwiderte Noctana und schluckte heftig. Ihr Hals war wie ausgetrocknet vor lauter Aufregung.

Die anderen warteten auf sie im Flur.

„Wo sind denn eure Messer? Ich dachte, ihr habt welche?!", fragte Eliza. 

Ophelia sah sie ausdruckslos an und zog ein Taschenmesser aus ihrer Hosentasche. Mit einem leisen Klicken ließ sie die scharfe Klinge ausschnappen.

„Ich dachte, es würde ein wenig gruselig aussehen, wenn wir alle mit Messern vor euch ständen.", sagte Ophelia dann.

„Wer geht jetzt eigentlich rein? Also in das Büro?", fragte Nolan, der von der angespannten Stimmung leichte Bauchschmerzen bekam.

„Zwei möglichst unschuldig wirkende Leute.", sagte Wyatt. „Also, Ausschlussverfahren ... Ich bin für Noctana und Andrew."

Andrew schüttelte den Kopf: „Wäre es nicht schlauer, wenn du selbst reingehst?!"

„Nein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Spielleiterin von meinem Talent Schlösser zu knacken, weiß. Außerdem wirkst du deutlich ungefährlicher als ich.", entgegnete Wyatt.

"Wieso das denn?!", frage Andrew und stemmte die Hände in die Hüften.

"Meine Freunde sind gefährlicher.", meinte Wyatt schulterzuckend.

„Gehen wir endlich los?", fragte Sophie ungeduldig. „Wir haben doch alles geklärt! Wenn etwas schief geht, gibt es Tote. Jemand noch Fragen?"

Ohne überhaupt erst auf die Antwort der anderen zu warten, ging Sophie voran, lief die Treppe hinunter und bog in den Versammlungssaal ein.

Ophelia griff Wyatt am Arm, während alle anderen an ihnen vorbei und hinter Sophie her liefen: „Wir haben etwas vergessen: Wir wissen nicht wo die Spielleiterin ist! Was, wenn sie in ihrem Büro ist?!"

„Manare ist noch nicht zurück, also ist die Spielleiterin vermutlich noch beschäftigt.", erwiderte Wyatt beruhigend.

„Hoffentlich.", meinte Ophelia und ließ Wyatt wieder los. Dann gingen auch sie hintereinander ins Erdgeschoss.

Der Versammlungssaal sah seltsam verlassen aus, obwohl Sophie bereits gegenüber von ihnen an der Tür stand.

„Noctana, Andrew, ihr kniet euch am besten so hin, dass ihr sofort loslaufen könnt. Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir haben.", sagte Ophelia.

Wyatt warf sein Messer hoch und fing es wieder auf.
„Hör auf damit!", zischte Eliza und beobachtete aus zusammengekniffenen Augen, wie die glänzende Klinge durch die Luft schwirrte.

„Meine Güte, Eliza. Wo bleibt denn dein Sinn für Humor?!", fragte Wyatt und ging näher zur Tür, kniete sich vor das Schloss hin und holte die Haarklammern von Manare heraus, die er noch immer in seiner Tasche hatte.

„Seid ihr alle bereit?", fragte Ophelia. 

Noctana hielt das Messer fest umklammert, ihr Kopf lehnte direkt an der Tür.
Wenn die Tür sich auch nur ein bisschen bewegte, würde sie sich dagegen werfen und in den Raum dahinter fallen.

Andrew kniete dicht neben ihr, den Blick konzentriert auf das Schloss gerichtet. Sie konnte die Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen.

„Drei ...", wisperte Wyatt. „Zwei ..."

Noctana umklammerte das Messer fester.
Sie würde gleich stechen. Zustechen wie eine psychopathische Mörderin auf ihr Opfer.
Sie erschauderte bei der Vorstellung und verbannte das ganze Blut entschlossen aus ihren Gedanken.

„Eins."

Messer um Messer bohrte sich in das Holz.
Lautes Hacken erfüllte den Versammlungssaal, Noctanas Kopf schlug unbeabsichtigt immer wieder unsanft gegen die Tür.

Ohne darauf zu achten, wohin sie überhaupt stach, schlug sie ihr Messer genau wie die anderen in die Tür. Sie hörte irgendjemanden wütend aufschreien.
Dann ein Klirren, als einem von ihnen das Messer aus der Hand fiel

„Los.", zischte Wyatt schließlich und Noctana stolperte in das Büro der Spielleiterin, das Messer rutschte ihr aus der Hand.

Sie sah zurück zu der durchlöcherten Tür.

„Komm schon!", sagte Andrew neben ihr und zog sie weiter in das Büro hinein. „Wir müssen die Schablonen finden! Jetzt!"

Noctana nickte, rappelte sich eilig auf und rannte hinter den Schreibtisch.

So viele Kästchen und alle waren verschlossen.
Hektisch rüttelte sie an den verschiedenen Haken, aber nichts bewegte sich.

„Die sind alle verschlossen!", rief sie Andrew panisch zu.
Ihr Atem ging schneller, ihre Hände wurden schwitzig.
Wieso war Wyatt nur nicht rein gekommen?! Er war der einzige, der die blöden Schlösser knacken konnte!
So würden sie überhaupt nichts erreichen - dann erinnerte sie sich an das Messer, das sie eben an der Tür hatte fallen lassen.

Schnell lief sie ein paar Schritte zurück, hob es auf und ging zurück zu dem Schreibtisch.

Welche der Schubladen sah am vielversprechendsten aus?! In welcher lagen die Schablonen?

„Hast du etwas gefunden?", fragte Noctana Andrew.

„Nein.", kam es von Andrew, der systematisch eine Ecke durchsuchte.

Noctana atmete tief durch. Es half doch nichts: Sie musste irgendetwas tun!

Also kniete sie sich vor die ersten Schubladen und stieß ihr Messer gegen das Holz. Das Messer prallte ab.

Mehr Kraft, wenn ich bitten darf! sagte die Stimme in Noctanas Kopf.

„Geht nicht!", wisperte Noctana. „Mehr-"

Doch.

„Nein."

Mach einfach. Mehr Kraft.

„Ich kann nicht-"

Mach. Einfach!
Glaubst du wirklich, du kannst irgendetwas erreichen, wenn du dir selbst Grenzen setzt, die absolut dumm und von außen beeinflusst sind?!
Also atme kurz ein und dann mach einfach!
JETZT!

Und Noctana stieß das Messer wieder nach vorne. Es blieb im Holz stecken.
Sie zog es mithilfe beider Hände wieder hinaus.

Dann stach sie ein zweites mal, ein drittes mal zu.
Ein viertes mal.

Noctana hörte auf zu zählen und spähte durch den schmalen Schlitz im Holz.

Die Schublade war leer.

Enttäuscht ließ sie das Messer sinken, ihre Arme taten weh und einige Haarsträhnen klebten ihr auf der verschwitzten Stirn.

„Ich hab sie!", rief Andrew in dem Moment aufgeregt. „Komm schon, Noctana!"

Noctana rappelte sich auf und lief eilig zu Andrew. Vor ihm auf dem Boden lagen wirklich die Schablonen.

Noctana trat einen Schritt zurück, als sie die oberste von ihnen erkannte.

Das war ihre Karte! Das Mädchen, um sie herum der Werwolfkopf und-

„Wir müssen sie rausbringen!", sagte Andrew und griff nach zehn Schablonen gleichzeitig. Noctana sammelte die nächsten zehn ein, packte sie in ihre Hosentasche und die vordere Tasche ihres Pullovers.

Vor der Tür schrie jemand auf. Das dumpfe Aufschlagen der Messer an der Tür verstummte langsam.

„Wir müssen raus!", zischte Andrew, nahm die nächsten Schablonen und stand auf, rannte gemeinsam mit Noctana zur Tür.

Es klirrte leise, als er eine der Schablonen fallen ließ. Noctana drehte sich um: „Du hast-"

„Wir müssen raus! Jetzt!", rief Andrew.

„Aber-"

„Noctana, bitte! Du weißt vielleicht noch nicht wie das hier läuft, aber wenn die Spielleiterin uns hier drin sieht bringt sie uns wirklich um!"

„Wir brauchen die letzte Schablone!", widersprach Noctana heftig.

„Noc-"

Aber Noctana drehte sich um, hob die Schablone so schnell wie möglich auf und drehte sich wieder um. Sie war diejenige die Recht hatte, und nur weil Andrew der Junge von ihnen war -

„Noctana Shirin Taylor.", sagte die Spielleiterin so scharf wie selten zuvor. Noctana spürte, wie sich Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper ausbreitete.
Sie fing heftig an zu zittern, dabei war ihr nicht wirklich kalt. Die Schablone versteckte sie hinter ihrem Rücken und hoffte bloß, dass sie sie nicht fallen lassen würde.

„Ja?", fragte Noctana leise, ängstlich. Andrew sah sie vorwurfsvoll an.

„Wir sprechen uns nach dem Abendessen.", sagte die Spielleiterin und drehte sich dann zu den anderen um, die an der Tür standen und das nicht wirklich existierende Gespräch mindestens genauso nervös wie Noctana selbst verfolgten.

„Ophelia? Ich würde dir gerne etwas zeigen. Komm bitte mit.
Mit euch anderen rede ich noch später, also guckt nicht so enttäuscht. Ich will schließlich wissen, wer außer Noctana noch in meinem Büro war."



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