Kapitel 91.

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Die Schablonen brannten in ihrer Handfläche, als Noctana hinter Sophie und den anderen die Kellertreppe hinab lief.

Sie hielt das in den Händen, was ihr altes Leben zerstört hatte; das, was sie jetzt alle retten würde, nachdem sie es zerstört hatten.

Wyatt und Ariane trugen die Kanister; Noctana hatte gar nicht bemerkt, dass sie nach ihnen gegriffen hatten. Sie schienen einfach plötzlich dort gewesen zu sein.

„Noctana, wo ist der Aufstieg zum Dach?", fragte Ophelia angespannt. Noctanas Herz schlug schneller.

Oh, komm schon; bitte sag mir, dass du noch weißt, wo die verdammte Leiter war!

„Ich -", fing Noctana an.

NEIN! Du bist gerade dabei, die gesamte Mission zu zerstören, ist dir das eigentlich klar?!

Die anderen sahen sie gespannt an.

Noctana schluckte: „Ja."

Lügnerin.

„Nein."

Was?

„Nein. Ich bin keine Lügnerin.
Ich weiß, dass ich weiß, wo der Aufstieg ist.", sagte Noctana fest und lächelte, als die Stimme nicht mehr antwortete.

Die anderen sahen sie teilweise unschlüssig, teilweise so an, als wäre sie komplett verrückt geworden.

„Weiß sie, dass sie geredet hat, oder ist sie irgendwie ... Schlafrednerin?", flüsterte Wyatt an James und Ophelia gewandt.

„Lauf los, wir folgen dir.", meinte Ariane, als niemand anderes etwas sagte. Jetzt wandten sich die überraschten Blicke der anderen ihr zu. „Was ist?"

„Nichts. Ich habe nur vergessen, dass du sprechen kannst.", sagte James.

„Stimmt, normalerweise hätte Ophelia jetzt irgendetwas gesagt!", meinte Wyatt grinsend. Ophelia sah ihn genervt an: „Gehen wir weiter?!"

Und das taten sie.

Noctana wurde mit jedem Schritt klarer, dass sie keine Anführerin war. Sie hörte die Schritte der anderen hinter sich und wünschte sich, jemand würde sie überholen und ihr einfach den sicheren Weg zeigen.

Doch das passierte nicht, also biss sie die Zähne zusammen und drehte sich immer mal wieder nach hinten um, um sich zu vergewissern, dass ihr die anderen auch immer noch folgten.

Sie hatte nämlich keine Lust darauf, allein hier im Keller herumzuirren.

„Wir sind angekommen.", sagte Noctana schließlich erleichtert, als sie die Tür sah, durch die sie vor wenigen Tagen erst vom Dach entkommen war.

Das schien schon Monate in der Vergangenheit zu liegen, dabei war es erst vor wenigen Tagen geschehen.

„Kurze Frage: Wird das noch enger?", fragte James und musterte die schmale Kammer misstrauisch durch zusammengekniffene Augen.

„Nein. Ich glaube nicht.", antworte Noctana.

„Du glaubst? Noctana, du hast es doch gesehen. Wenn du die Antwort weißt, musst du nicht wieder zurückrudern! Sonst klauen andere dein Boot.", meinte Ophelia.

„Bin ich der einzige, der keine Ahnung hat, wovon sie gerade redet?", wisperte Wyatt Ariane und Noctana zu. Ariane zuckte mit den Schultern: „Klettern wir los?"

„Ich gehe voraus!", meinte Wyatt voller Energie und klatschte in die Hände, bevor er die erste Sprosse der Leiter erklomm.

Hinter ihm kletterte Ophelia, hinter ihr James, dann Noctana. Ariane bildete das Schlusslicht.

James schlug Noctana fast seinen Schuh ins Gesicht, als er seinen Fuß eine Sprosse höher setzte, sie wich erschrocken aus und verlor fast den halt.

Ihr Puls reagierte sofort auf die Aufregung und sendete ein Zittern durch ihren gesamten Körper.

Der Weg erschien ihr länger als er vor ein paar Tagen noch gewesen war und doch fühlte Noctana sich in gewisser Weise geborgen.

Sie kletterte mit Leuten, die sie kannte. Mit Leuten, denen sie vertrauen konnte.
Dann erst fiel ihr auf, dass sie zwischen Leuten kletterte, die sich möglicherweise in der Nacht in Werwölfe verwandelten und die Knochen anderer Leute mithilfe ihrer Zähne brachen.

„Gott sei Dank!", wisperte James plötzlich laut und Noctana sah von der Sprosse vor ihr auf, auf die sie ihre gesamte Aufmerksamkeit gerichtet hatte. Oben stieß Wyatt die Luke auf.

Sie waren auf dem Dach angekommen.

Alle nacheinander schoben sie sich aus der Luke, atmeten tief durch.

Noctana fröstelte.
Die Nacht war kalt. Weniger Wolken als sonst verdeckten den Himmel, was die Luft noch eisiger machte, obwohl das wirklich nicht nötig gewesen wäre.
Auch mit Wolkendecke wäre es Noctanas Meinung nach bei weitem kalt genug gewesen.

„Noctana, ihr habt mit den Geistern gesprochen: Wie ordnen wir die Karten an?", fragte Ophelia. Noctana zuckte zusammen: „Was?"

„Die Kartenanordnung?"

„Ach so. Ja ... sie meinten, wir sollen die Geschichte erzählen.", antwortete Noctana ausweichend.

„Hä?", machte James.

„Die Geschichte ...", murmelte Wyatt. „Logisch!"

„Hä?!", wiederholte James.

„Legt die Karten in die Mitte.", sagte Ophelia und das taten sie. Die Metallschablonen wurden klirrend aufeinander geworfen, bildeten einen bedrohlich glänzenden Haufen.

Es rumorte leise.

„Könnte es sein, dass ein Gewitter oder so etwas in der Art aufzieht?", fragte Ariane zögernd und betrachte den schwarzen Himmel forschend. Dunkle Wolken zogen ganz langsam auf, vereinten sich zu einer immer dichter werdenden Schicht aus Wasserdampf.

„Oder könnte es sein, dass einfach einer von uns Hunger hat, weil wir kein Abendessen hatten?", schlug Wyatt vor.

„Wir sollten unsere Konzentration vielleicht nicht dann verlieren, wenn wir gerade das wichtigste Ereignis der letzten Monate planen!", zischte Ophelia. „Also, die Geschichte.
Wo ist die Schablone des Amors?"

Sie knieten sich hin, wühlten alle vorsichtig in dem Haufen herum, bis James schließlich eine der Schablonen hervorzog.

Darauf abgebildet war ein ungefähr menschliches Wesen, das einen Pfeil mit einem spitz zulaufenden Herz am Ende in den schmalen Händen hielt.

James legte die Schablone auf eine freie Stelle auf dem dreckigen Dach: „Und jetzt? Wir können nicht die gesamte Geschichte abbilden, oder? Wir haben jede Spielerin und jeden Spieler nur einmal, aber die meisten agieren häufiger."

Ophelia dachte fieberhaft nach und massierte sich dann die Schläfen: „Die erste Nacht."

„Was?"

„Wir müssen nur die erst Nacht abbilden. Alle, die da nicht aufwachen, kommen danach erst. Wir gehen nicht nach den Rollen, wir gehen nach dem ersten Erwachen."

„Es ist Zeit, noch einmal „Hä" zu sagen.", schlug Wyatt James leise vor.

„Erin und Anne.", sagte Noctana plötzlich. „Sie wurden verliebt. Leg sie zusammen."

Ophelia nickte und griff wieder in den Haufen: „Also Hexe und Werwolf."

Sie legte die Karten nebeneinander unter die des Amors.

„Die habe ich noch gesehen.", meinte Noctana dumpf. „Also bin ich da aufgewacht. Rolle: Blinzelmädchen."

Es war Wyatt, der die passende Schablone als erstes fand und sie anlegte.

Die nächsten Rollen folgten, verdecktes Wissen wurde ausgetauscht.
Ophelia hatte das Gefühl, fast durchzudrehen, als sie nicht wussten, was als nächstes kam.
Sie wühlten in dem Schablonenhaufen, der viel zu langsam schrumpfte, zogen Stücke heraus, versuchten verzweifelt, eine Art Bild zu legen.

Doch die Teile des Puzzles hatten Lücken. Es gab zu viele Karten; zwar hatte die Spielleiterin ihnen allen unterschiedliche Informationen während ihrer Unterrichtsstunden gegeben, was sich jetzt als sehr nützlich bewies, aber niemand wusste immer genau, wie diese Rollen dann überhaupt wirklich dargestellt wurden. Es gab sechs verschiedene Gestaltungen der Werwolfkarten, und Ophelia gefiel die Tatsache, dass sie vieles nur durch grobes Raten anordneten, überhaupt nicht.

Aber das war leider aktuell ihre einzige wirkliche Möglichkeit.

Die Zeit verstrich, sie waren so vertieft in ihr Vorhaben, dass es eine Weile dauerte, bis sie den leichten Regen bemerkten, der eingesetzt hatte.

Noctana wollte etwas sagen, aber als sie die Gesichter der anderen sah, entschlossen dazu, den hindernden Regen zu ignorieren, hielt sie den Mund und betrachtete das mühsam von ihnen erschaffene Bild: „Das sieht ... gut aus."

„Es sieht absolut gruselig aus. Also denke ich mal, dass wir alles richtig gemacht haben.", beurteilte Wyatt und verschränkte die Arme. „Was kommst als nächstens?"

„Jetzt kippen wir die brennbare Substanz über den Karten aus.", sagte Ophelia.

„Juhu!", machte Wyatt und hob den ersten Kanister hoch.

Die Flüssigkeit, die herausfloss, erinnerte Noctana an durchsichtiges Öl. Der Geruch stach ihr unangenehm in der Nase, brachte sie fast zum Niesen.

Sie kippten alles, was in den Kanistern war über den Karten aus und trafen dabei ziemlich oft (angeblich versehentlich) das Dach.

Verglichen zu dem Zusammenlegen war dieser Teil innerhalb von Sekunden erledigt, so kam es Noctana zumindest vor.
Ihre Hände waren mittlerweile verklebt von der Flüssigkeit, sie wischte sie grob an ihrer dunkelgrauen Hose ab.

„So. Ich glaube, es ist Zeit.", sagte Wyatt und rieb sich vorfreudig die Hände.

„Für was?", fragte Ariane verwirrt und stellte den letzten Kanister ab.

„Einen weiteren kleinen Regelbruch.", sagte Wyatt und zog sich in einer einzigen fließenden Bewegung den schwarzen Pullover über den Kopf.

Darunter kam ein durchdringend zitronengelbes T-Shirt zum Vorschein.

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!Spoiler!
(Wer Spoiler verabscheut, einfach hier aufhören zu lesen; sonst einfach kurz scrollen)














Es passiert in Kapitel 94.


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