42 - Nathan - Von Präsidenten und Realityshows

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„Ich wünsche Ihnen schöne Ferien." Mit diesen Worten beendet Mr. Wayne seinen Unterricht, und ich springe fast vom Stuhl. Dieser wird meinen Arsch erst in zwei Wochen wieder berühren, so viel steht fest.

„Na du hast es aber eilig" schmunzelt Hunter, der sich lässig seinen Rucksack über die Schulter wirft. Nick hat sich schon vor Mathe verabschiedet, weil er sich Mr. Wayne nicht antun wollte. Was ich voll und ganz verstehe. Gemeinsam mit Hunter verlasse ich das Zimmer und laufe gelassen durch die Schulflure, die mit Schülern überflutet werden.

Die meisten holen hektisch ihre Sachen aus dem Spind, die sie über die Ferien brauchen werden, und verschwinden dann schleunigst aus diesem Horrorhaus. Ich jedoch halte es nicht für nötig, meine Sachen aus dem Spind zu holen, denn, wenn ich diese Ferien eins nicht tun werde, dann lernen. Ganz klar. Nur weil ich zwei Wochen nicht in der Schule bin, heisst das nicht, dass ich sie mir direkt nach Hause holen muss.

Lässig verlassen wir das Schulgebäude, und ich strahle mein Auto schon von weitem an. Hunter steigt mindestens so breit grinsend wie ich auf sein Motorrad, und mit einem Handschlag verabschieden wir uns voneinander. In meinem Auto drehe ich die Musik laut auf und überhole ohne auch nur den Anschein eines schlechten Gewissens zu haben, mehrere Autos viel zu schnell.

Doch nicht mal die Polizei könnte mir jetzt meine Laune zerstören, und das kommt nicht gerade oft vor. Um genau zu sein so ein bis zweimal pro Jahr, wenn man großzügig ist. Seit mein Vater im Gefängnis ist, und ich gerade mal knapp überlebt habe, besteht meine Stimmung eigentlich meistens aus genervt, neutral, erregt oder angespannt. Dass ich wirklich richtig glücklich bin kommt selten vor, und wenn, dann ist es nur von kurzer Dauer.

Fast schon die Lyrics mitsingend komme ich zu Hause an, wo ich direkt in mein Zimmer gehe, mir meine Gitarre schnappe und planlos anfange, zu spielen.

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Einige Stunden später liege ich quer über meinem Bett, während irgendeine Realityshow im Fernsehen läuft, die ich nur so halbwegs mitverfolge. Mom und Will sind nicht zu Hause, Hunter ist die nächste Woche auch nicht da, weil er mit Freunden wegfährt, und Nick geht natürlich auch mit. Also kurz gesagt: Mir bleiben Caine und Ray, da ich eher nicht davon ausgehe, dass Aleyna mich von meiner Persönlichkeit her als nett genug einstuft, um mit mir etwas zu unternehmen.

Seit unserem Frühstück in diesem Restaurant haben wir kaum noch miteinander gesprochen. Einerseits, weil wir beide viel zu tun hatten, und andererseits, weil ich nicht will, dass Aleyna plötzlich mehr in uns reininterpretieren könnte, als dass da wirklich ist. Ich werde nie dazu fähig sein, jemanden aufrichtig zu lieben, geschweige denn eine Beziehung zu führen, die nicht nach einigen Tagen zerbricht. Und ehrlich gesagt will ich mich selbst auch keinem Mädchen antun.

Sex ist schön und gut, aber alles darüber hinaus ist zu viel verlangt von mir. Es geht einfach nicht. Ich würde meinen Partner nur zerstören, was dann wiederum mich noch weiter zerstören würde, was darin enden würde, dass ich wieder kalt und desinteressiert bin, so wie vor der Beziehung. Der einzige Unterschied wäre, dass ich mir noch etwas mehr Vorwürfe mache, und mein Selbsthass noch etwas stärker geworden ist.

Mein Handy gibt ein Vibrieren von sich, und ächzend strecke ich mich, um es in meine Hand zu nehmen. Als ich es entsperre fallen mir fast die Augen aus dem Kopf, als ich sehe, dass Aleyna mir geschrieben hat.

Aleyna: Hey

Nathan: Hey?

Aleyna: Bist du beschäftigt?

Nathan: Wenn man komisch verrenkt auf dem Bett liegen und eine Realityshow halbwegs mitverfolgen eine ernsthafte Beschäftigung nennen kann, dann ja. Ansonsten nicht.

Aleyna: Wie ich sehe, hat dich dein Humor nicht verlassen. Hast du Zeit?

Nathan: Du willst doch nicht etwa was mit mir unternehmen?

Aleyna: Vielleicht...

Nathan: Bist du krank?

Aleyna: Nein, nur alleine. Ethan ist weg. Hast du jetzt Zeit oder nicht?

Nathan: Alle Zeit der Welt. Aber ich bin langweilig, das weißt du, oder?

Aleyna: Ansichtssache. Kann ich rüberkommen?

Nathan: Komm ruhig. Bin auch alleine. Willst du was essen?

Aleyna: Gerne, aber ich übernehme das. Ihr habt sicher etwas im Haus, womit man kochen kann, oder?

Nathan: Ich hoffe es.

Aleyna: Gut, dann bis gleich

Immer noch überrascht lege ich mein Handy weg, als Aleyna offline geht. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie freiwillig nochmal was mit mir unternehmen würde. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und teile die nächsten ungefähr fünfzehn Minuten so auf, dass ich ja keinen Stress bekomme. Schließlich ist das hier der erste Abend meiner Ferien, und den will ich voll und ganz genießen.

Zwar weiss ich nicht, wie das klappen soll, da Aleyna und ich uns gefühlt alle fünf Minuten in die Haare kriegen, wenn wir nicht gerade anderwärtig beschäftigt sind, aber ich hoffe einfach darauf, dass sie genauso wenig Lust wie ich darauf hat, zu diskutieren.

Seufzend erhebe ich mich und widme die ersten fünf Minuten meinem Zimmer, welches wirklich wie ein Saustall in seinen schlimmsten Tagen aussieht. Zwar ist es mir eigentlich egal, wie mein Zimmer aussieht, doch ich will Aleyna nicht direkt verschrecken. Immerhin macht sie sich schon die Mühe und kommt her, mit dem Wissen, dass ein kleiner Funken zwischen uns den ganzen Abend zerstören könnte.

Oder verschönern könnte, kommt ganz drauf an, was für ein Funke es ist.

Zuerst überlege ich mir bei einem Blick in den Spiegel, mich vielleicht umzuziehen, doch dann schüttle ich nur den Kopf. Es ist Aleyna, nicht der Präsident, der vorbeikommt. Obwohl ich für Trump wohl noch nicht mal mein Zimmer aufgeräumt hätte. Ehrlich gesagt wäre ich wohl einfach faul auf dem Bett liegen geblieben und hätte weiterhin diese Show geschaut, die ich einfach nicht verstehe.

Ich schalte den Fernseher aus und mache mich auf den Weg nach unten, um nachzusehen, was wir alles an Essen dahaben. Als ich den Kühlschrank öffne springt mir vor allem erstmal eine Ladung Gemüse entgegen, die mich wieder daran erinnert, dass meine Mutter gerade eine dieser komischen Diäten macht. Fast angewidert schiebe ich das Grünzeug beiseite und stöbere weiter, bis ich frustriert den Kühlschrank wieder schliesse.

Vielleicht haben wir ja noch Teigwaren oder so.

Es klingelt, und ich laufe fast erfreut darüber, dass Aleyna jetzt da ist, zur Haustüre. Als ich sie öffne stürmt Aleyna sofort herein, und als ich sie mustere, verstehe ich auch wieso. Anscheinend gewittert es draußen ziemlich, und Aleyna ist mit dem Motorrad hier. „Es ist kalt" klappert Aleyna anstelle einer Begrüßung hervor, und schält sich sofort aus ihrer Jacke. „Arschkalt" hängt sie noch dran, und ich schmunzle nur, während ich die Türe schliesse.

„Willkommen im Zeitalter des schlechten Wetters" sage ich nur, und deute Aleyna an, mir zu folgen. In meinem Zimmer reiche ich ihr wortlos einen Pulli von mir, und von meiner Mutter stibitze ich mir eine Leggings, die Aleyna eigentlich passen sollte. Dankbar verschwindet diese im Badezimmer, und kommt kurz darauf wieder raus. Mein Pulli reicht ihr bis zu den Knien, und ihre dünnen Beinchen schauen fast wie Zahnstocher aus dem Pulli Kleid hervor.

„Süss" schmunzle ich, und Aleyna verdreht nur die Augen, ehe sie sich auf den Weg in die Küche macht. Unterwegs knurrt ihr Magen laut und deutlich, was Aleyna aber gekonnt ignoriert. Wie ich vor einigen Minuten öffnet sie den Kühlschrank, begutachtet das Gemüse mindestens so angewidert wie ich, stöbert dann nach etwas Anderem und schließt das Teil schlussendlich frustriert wieder.

„Wir haben Pasta" sage ich bloss, und Aleyna's Miene hellt sich wieder auf. „Ich liebe Pasta!" Ohne ein weiteres Wort zu verlieren hole ich eine Packung Penne hervor, eine Pfanne, Salz und Pesto. Aleyna sieht das Essen dabei an, als würde sie es auch roh sofort verschlingen, und eigentlich fehlt nur noch der Sabberfaden aus ihrem Mund.

„Willst du helfen?" Aleyna nickt begeistert und nimmt mir die Pfanne ab. Während sie diese mit Wasser füllt, hole ich schon mal Besteck und Teller hervor und stelle sie dann auf die Bar, welche an unsere Küche anschließt. Während wir darauf warten, dass das Wasser endlich kocht, fängt Aleyna an, Musik abzuspielen, und mir fällt auf, dass sie eigentlich einen ganz akzeptablen Musikgeschmack hat.

Sie ist nicht so ein Mädchen, welches die aktuellen Charts rauf und runter rattert, als gäbe es kein Morgen, und total auf Shawn Mendes oder Ed Sheeran abfährt. Und ich bin froh darum. Nichts gegen diese Sänger, aber das trifft meinen Musikgeschmack nun mal überhaupt nicht. „Pasta her!" Schnell reiche ich Aleyna die Packung Penne, und sie mustert diese kurz, ehe sie einfach alles in die Pfanne schüttet.

Ich lache leise und nehme die leere Packung wieder entgegen, während Aleyna zufrieden in der Pfanne herumrührt. Ich weiss nicht wieso, aber der Fakt, dass sie genauso wenig von Wägen und Messen beim Kochen hält wie ich, macht sie mir etwas sympathischer. Und ihr Musikgeschmack hat da ganz bestimmt auch noch seine Finger im Spiel.

„Ich hätte das hier nie für möglich gehalten" sagt Aleyna irgendwann, während sie höchst konzentriert den Teigwaren dabei zusieht, wie sie langsam vor sich hin köcheln. „Meinst du uns beide ohne Streit in einem Raum?" Aleyna nickt, und ein kleines Schmunzeln umspielt ihre Lippen. „Ich auch nicht" sage ich nur, und muss tatsächlich ebenfalls etwas schmunzeln.

In den nächsten zehn Minuten unterhalten wir uns ein klein wenig, immer darauf bedacht, den anderen auf keinen Fall zu provozieren. Anscheinend hat Aleyna wirklich auch gar keine Lust auf Streit. Als die Penne endlich fertig sind, schnappt Aleyna sich die schwere Pfanne, welche ihr aus der Hand rutscht, und somit ein ganz schön grosser Schluck kochendes Wasser überschwappt – direkt auf ihre Hand.

„Au! Ach du heilige Mutter Maria, auaaaa" schreit Aleyna mindestens zwei Oktaven zu hoch, und ich schnappe mir wortlos ihre Hand, drehe das kalte Wasser voll auf und halte Aleyna's Hand dann unter den Strahl. Danach schalte ich den Herd aus, schütte das Wasser der Teigwaren ab, und stelle die Pfanne dann wieder auf den Herd. „Ich bin gleich zurück" sage ich schnell, und verschwinde dann in unserem Badezimmer, wo wir eine kleine Notfallapotheke haben.

In ihr drin suche ich hektisch nach einer Salbe, die bei Verbrennungen hilft, und als ich sie endlich finde, sprinte ich wieder in die Küche zurück. Wortlos hebe ich Aleyna auf die Theke und nehme ihre Hand dann vorsichtig in meine. Bei dieser kleinen Berührung durchzuckt mich plötzlich irgendwas, und ich schlucke kurz. Was war das? Langsam schaue ich zu Aleyna, die mich fast gebannt anstarrt, und ich sehe in ihren Augen, dass nicht nur mich etwas durchzuckt hat. Wir haben es beide gespürt.

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Uuuhhh... unsere beiden Schätze kochen... ;)

Was haltet ihr von dem Kapitel?

- Xo, Zebisthoughts

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