Nachdenklich musterte Hermione Ginny von der Seite. Ihre Worte schienen sie noch mehr zu bedrücken, als Hermione gewollt hatte. Mitleidig runzelte sie die Stirn. „Ginny…ich merke doch das du das nicht so meinst wie du es gerade sagst…“, setzte Hermione an. Vorsichtig legte sie eine Hand auf Ginny’s Rücken.
„Ginny…wenn es dir hilft dich zu entspannen dann bleibe ich da.
Ich möchte das du dich erstmal beruhigst. Du wirkst ja noch angespannter als ich. Ich bleibe da. Kein Stress.“, sprach sie sanft. Natürlich würde sie auch gerne Zeit mit Ron verbringen, vielleicht auch mal alleine mit ihm…
Nachdenklich steckte sie sich eine Gabel Kuchen in den Mund. Der Kuchhen schmeckte wirklich vorzüglich, doch sie entschied für sich das es genug war.
"Danke", flüsterte Ginny. Auf einmal war die einfach nur noch unglaublich müde und schlapp. Ihre Energie, die kurz zuvor noch geradezu aus ihr herausgeschossen zu sein schien, war nun mit einem mal weg. "Lass uns hochgehen!", murmelte sie und stand auf. Dann griff sie nach der Tüte mit dem Gebäck für Harry und sah Hermione abwartend an.
„Da ist doch nichts zu danken Ginny! Du bist wie eine kleine Schwester! Es ist das mindeste was ich für dich tun kann.“, sprach sie sanft, und faltete kurz ihre Hände.
Auf Ginny’s Worte nickte sie rasch. „Dann nehme ich auch den Kuchen für Ron mit ja? Ich habe schließlich nur zwei Gabeln gegessen. Das wäre schlimme Lebensmittelversghwendung wenn ich den jetzt so liegen lasse. Er schmeckt nämlich göttlich.“, rasch packte Hermilne den Kuchen ein.
Schnell stand sie auf und folgte Ginny in das Zimmer. Lächelnd kam Ron auf die beiden zu.
"Hey", murmelte Ginny nur matt und ging dann schnurstracks zum Bett hinüber. Sie legte sich hin, schloss die Augen und zog die Beine an die Brust. Sie sah nicht den merkwürdigen Blick, den ihr Bruder ihr zuwarf, doch sie hörte seine Worte, als er ein paar Sekunden später zu sprechen begann: "Harry musste schnell los, eigentlich wollte er noch warten, bis ihr wieder da seid, aber Kingsley hat ihn gedrängt."
„Das ist schade…vielleicht findet er ja nochmal kurz Zeit nachher wenn er fertig ist. Aber ansonsten können wir ja hier bleiben.“, sprach Hermione und sah Ron kurz fragend an. Dieser nickte aufmunternd.
Vorsichtig legte er einen Arm um sie, und geleitete sie zu den beiden Stühlen.
Dort setzten sie sich.
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war Ginny auch schon eingeschlafen. Sie glitt hinüber in eine Welt, in der all ihre Probleme in Luft aufgelöst waren. Eine Welt in der sie friedlich vor sich hin leben konnte.
Sie bekam nicht mit, wie Ron und Hermione sich leise unterhielten und auch nicht, wie ihr Bruder nach einem Bett für Hermione fragte.
Eine Weile hatte sich Hermione noch mit Ron unterhalten, bis sie schließlich auf dem Stuhl, an ihn gelehnt, eingeschlafen war. Ihre Atmung war ruhig, doch Verspannungen und andere Beschwerden am nächsten Morgen wären absehbar, wenn sie so blieb.
Vorsichtig trug Ron sie in das Nebenzimmer, wo ihm gesagt wurde Hermione könne in diesem Schlafen.
Dann kehrte er zurück zu den Stühlen, und passte etwas auf Ginny auf. Blätterte gelangweilt durch Zeitschriften, oder döste einfach etwas.
Ginny schlief den Abend und die Nacht durch. Nicht ein einziges Mal wachte sie auf, so erschöpft war ihr Körper. Erst am nächsten Morgen, als die Sonne schon längst aufgegangen war, begann sie sich zu regen. Erst hielt sie die Augen geschlossen, wollte nicht aus dieser friedlichen Welt gerissen werden, doch dann schlug sie sie schließlich doch auf. Ihr Blick fiel auf ihren Bruder, der auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß und schlief.
Immer wieder war ein leiser brummelnder Laut von Ron zu vernehmen. Er schnarchte leise. Doch das hatte er eigentlich schon immer im Schlaf. Sein Kinn war an seine Brust gedrückt, und die Arme verschränkt. Dann blinzelte er verschlafen.
Müde gähnte er. „Guten Morgen…“, murmelte er leise, und lächelte Ginny leicht an.
"Morgen", antwortete sie. Ihre Stimme war noch ganz kratzig vom Schlaf und ihre Augen ganz verquollen. "Wie lange sitzt du da schon?", fragte sie liebevoll. "Seit...Ich weiß nicht...", Ron runzelte die Stirn, "Seit du eingeschlafen bist, glaube ich."
Mit nachdenklicher Miene zuckte er schließlich nur die Schultern, und streckte sich einmal ausgiebig. Schon jetzt war das Gemecker seines Körpers für die unangenehme Nacht deutlich zu spüren. „Ugh. Blöd das ich so ein Gentleman bin.“, lachte er scherzhaft bezüglich des Stuhls.
"Danke Ron!", sagte Ginny und sie meinte es auch wirklich so. Allein der Gedanke, dass ihr Bruder die ganze Nacht lang über sie gewacht hatte, sorgte dafür, dass es ihr gleich ein wenig besser ging.
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Zimmers und Hermione steckte den Kopf herein. Als sie sah, dass die beiden anderen bereits wach waren, schlüpfte sie in den Raum.
Rasch huschte sie in den Raum und lächelte die beiden an. „Guten Morgen ihr zwei!“
Dann sah sie zu Ron. Zärtlich, und auch etwas zögerlich, gab sie ihm einen Kuss auf die Lippen. „Das warst du oder? Du hast mich rüber in das Bett gebracht?“, fragte sie ihn. Kurz errötete er dann doch tatsächlich bevor er nickte. Es war wirklich nicht schwierig für Hermione Ron erröten zu lassen, was sie zu einem leichten Schmunzeln brachte. „Ich danke dir!“
Lächelnd beobachtete Ginny, wie die beiden sich begrüßten. Was sie gestern gesagt hatte, war wahr. Ron würde auf Hermione warten, er würde ihr alle Zeit der Welt geben, so sehr liebte er sie.
"Kann man hier irgendwo frühstücken?", fragte Ron schließlich und sah die beiden Fraurn fragend an.
„In der Cafeteria. Aber…“, grinsend holte sie etwas hinter ihrem Rücken hervor. Es war ein Teller mit jeweils einem belegten Brot, so wie einem Joghurtbecher. „Ich dachte ich bringe euch das lieber mal mit.“
Nun lag es an Ron breit zu grinsen. Vorsichtig nahm er es ihr aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Dann umarmte er sie, und hob sie kurz hoch, was Hermione zum Lachen brachte. „Du bist die Beste!“
„Nur vorausdenkend.“, schmunzelte Hermione.
"Oh, super, danke!", rief Ginny begeistert. Ihr Magen hatte sich bereits gemeldet und so war sie mehr als dankbar, dass Sie nicht erst noch irgendwo hin musste.
Breit grinsend nahm sie den Teller entgegen, den Hermione ihr reichte und begann zufrieden mit dem essen.
Schmunzelnd beobachtete Hermione Ginny, bevor sie sich auf die Fensterbank setzte, und einfach aus dem Fenster blickte. Sie war ehrlicherweise ziemlich gespannt was der Tag noch so bringen würde. „Was wirst du heute so tun Ron? Hat Harry sich schon gemeldet?“, fragte sie.
"Nicht, dass ich wüsste.", sagte Ron und schob sich einen Löffel voll Joghurt in den Mund. "Ich bleibe bei euch, was auch immer ih machen wollt, ich bin dabei.", fügte er dann hinzu. "Ich denke mal, die Heiler werden mich noch eins, zwei Tage hier behalten. Wie wäre es, wenn ihr mir ein Buch von zuhause holt und euch dann einen schönen Tag macht?", schlug Ginny vor.
Überlegend runzelte Hermione die Stirn. „Bist du sicher Ginny? Ich möchte nicht das du dich benachteiligt fühlst…“, fragte Hermione sie fürsorglich. Auch Ron erschien kurz besorgt um seine Schwester.
Als diese allerdings nickte, lächelte er dann allerdings. „Pass aber ja gut auf meine/n Neffen und meine Nichte/n auf!“, mahnte er Ginny. „Ich gehe schnell die Bücher holen!“, dann verschwand er aus dem Zimmer.
Nervös knetete Hermione ihre Hände. Über was sollte sie denn mit ihm reden? Was wenn sie etwas Falsches sagen würde? Sie fühlte sich wie ein liebestrunkener Teenager auf seinem ersten Date.
"Ach Mione... das wird schon!", versicherte Ginny aufmunternd, "Ihr liebt euch und es ist ja nicht so, als hättet ihr euch gerade erst kennengelernt! Genieß einfach den Tag!"
Sie stand auf und ging hinüber zum Fenster. Unten auf der Straße sah man all die Mittel vorbei eilen, die nichts von diesem Krankenhaus wussten.
Ein wenig freute sie sich sicher auf den freien Tag hier. Sie war sicher und sie würde Zeit zum nachdenken haben.
„Es fühlt sich aber so an…ich weiß manchmal ja nichtmal was ich sagen kann. Ich habe einfach keine Ahnung was sich in der vergangenen Zeit noch alles abgespielt hat. Das mit der Aurorenausbildung zum Beispiel…ich wollte ihn damit nicht verletzen! Wirklich!“ erklärte sie Ginny und lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe. „Er ist gutmütig, das weiß ich…doch ich möchte ihn dennoch nicht verletzen. Worte können manchmal mehr weh tun als physischer Schmerz…“
"Ich weiß, es ist schwer!", sagte Ginny, "Als der Krieg damals vorbei war, ging es mir mit Harry ähnlich. Ich hatte keine Ahnung, was ihr alles erlebt hattet, ich war mir nicht sicher, wie er für mich fühlte..."
Sie umarmte Hermione einmal fest, wie als wolle sie ihr Kraft geben, dann zwinkerte sie ihr zu und schob sie in Richtung der Tür, wo Ron gerade mit zwei Büchern in der Hand aufgetaucht war. "Ich hoffe, die gefallen dir.", sagte er und winkte ihr dann zum Abschied zu.