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Ich klopfte an die Kabinentür mit der schwedischen Fahne und musste nur wenige Momente warten, bis meine Mutter mir die Tür öffnete. „Schön, dass du wieder da bist. Wie wir die Führung? Findest du dich hier jetzt zurecht?"

Ich nickte meiner Mutter zu. „Ich denke schon, die Arena ist ziemlich groß, aber eigentlich ist alles ausgeschrieben." Kritisch schaute meine Mutter mich an. Sie zweifelte daran, dass ich mich selbstständig zurecht fand und fürchtete wahrscheinlich, dass ich durch irgendeine Ablenkung nicht dort ankam, wo ich hin sollte, aber sie vergaß abermals, dass ich kein Kind mehr war, auf welches sie aufpassen musste. Ich war wirklich froh darüber, dass ich ohne meine Mutter unterwegs war, sobald ich in den Artistenbereich vor den Generalproben oder Auftritten ging.

„Mit welchen anderen Teilnehmern warst du bei der Führung?"

Meine Mutter entschied sich gegen einen Kommentar zu meiner Orientierung in der Arena und entschied sich ihre Neugier über die anderen Teilnehmer in der Vordergrund zu stellen.

„Mit Valentina aus Albanien, Milan aus Tschechien und ich glaube der dänische Teilnehmer. Henrik meine ich." Von meiner Mutter kam ein Nicken. „Ja Henrik ist richtig." Sie schien kurz zu überlegen, bevor sie fortsetzte. „Also um die beiden Teilnehmer aus Dänemark und Albanien brauchst du dir eigentlich keine Gedanken machen. Die sollten im Halbfinale definitiv hinter dir landen. Der junge Tscheche ist jedoch Mitfavorit, besonders vom Publikum. Also wenn du dich an jemanden von den dreien halten solltest, dann am besten an ihm. Es sollte dir nicht schaden, mit ihm gemeinsam in den Medien gesehen zu werden."

Innerlich schüttelte ich den Kopf. Sogar dabei, dachte meine Mutter nur daran, wie es nach außen hin aussah und was gut oder nicht so optimal für meinen Erfolg war. Ich war nicht hier um gut in den Medien zu stehen, sondern für die Erfahrungen und vielleicht für Freundschaften, die über Ländergrenzen hinweg entstehen konnten, unabhängig davon wie erfolgreich ein Land beim Songcontest abschnitt. Dieses Mal ließ ich es mir auch nicht nehmen, meine Mutter dies merken zu lassen. „Ich habe mich gut mit Valentina verstanden. Sie war wirklich sympathisch." Ein Lächeln auf meinen Lippen bekräftigte meine Aussage.

„Wie dem auch sei." Meine Mutter wandte ihren Blick von mir ab und ließ ihn durch den Raum schweifen. „Wir sollten jetzt mit dem Bus zurück in unser Hotel fahren, da können wir noch ein wenig Proben. Morgen ist ein wirklich wichtiger Tag."

Ich nickte und auch die vier Mädchen, die auf dem Sofa saßen und sich unterhielten, standen auf, um meiner Mutter aus der Kabine hinaus zu folgen.

Der Bereich, bei dem die kleinen Räume für die Nationen standen, war noch immer viel los. Ich erkannte Julia, die mit acht anderen hinter ihr Richtung Bistro lief. Das musste die nächste Gruppe der Arenaführung sein, aber ich war zu wenig informiert, um zu wissen, aus welchen Ländern sie waren. Lediglich den Rückschluss, dass es sich ziemlich sicher um mindestens eine Band handeln musste, konnte ich mir auf Grund der Gruppengröße herleiten.

Dann wendete ich den Blick von der Gruppe ab und drehte mich um, damit ich zu meiner Mutter schauen konnte. Sie ging hinter uns, da sie die Kabine abgeschlossen hatte.

„Als ich mit meiner Gruppe die Halle angeschaut haben, war gerade eine Band auf der Bühne. Eine Rockband mit so einem schwarzhaarigen Sänger. Welches Land ist das?" Ich schaute interessiert zu meiner Mutter und genoss einmal den Fakt, dass sie sich bestens informiert hatte und jeden Künstler zu jedem Land sicherlich kannte und erkennen konnte. Im Gegensatz zu mir.

„Ich schätze, dass waren die Teilnehmer aus Estland. Aber auch bei denen musst du dir keine Gedanken machen. Die Wettquoten sind durchschnittlich und bei der Musik wundert mich das auch nicht. Rock kann ja gut sein, aber ich finde das Lied furchtbar."

Während mich der erste Teil der Aussage meiner Mutter noch interessierte, so schaltete ich beim zweiten Teil ab. Es war logisch, dass meine Mutter sich erneut nur auf die Quoten berief und im Gegensatz zu ihr, war ich beeindruckt gewesen von dem Song und besonders von der Art, wie sie es auf der Bühne rübergebracht hatten. Ja, meine Mutter kommt aus der Musikbranche und kennt sich dort aus, aber genau so wusste ich, dass meine Mutter sehr wählerisch war, was ihre Musikauswahl anging.

Die restlichen Meter bis zum Bus tauchten die Bilder von dem schwarzhaarigen Sänger der Band wieder vor meinem inneren Auge auf und ich erinnerte mich an den kurzen Moment zurück, in dem er von der Bühne aus zu mir runter geschaut hatte. Ich glaubte zumindest, dass er mich angesehen hatte, aber sicher war ich mir nicht.

Noch immer in Gedanken schwelgend, stieg ich in den Bus ein und setzte mich auf den gleichen Sitz, wie auf dem Hinweg. Meine Mutter nahm den Doppelsitz direkt neben mir aus riss mich dann schließlich aus den Gedanken.

„Ich habe mir überlegt, dass es wichtig ist, dass du dich mit deinen Tänzerinnen gut verstehst. Außerdem hast du dann ja auch paar Mädels in deinem Alter um dich herum, wenn sie auch ein wenig jünger sind. Nach den Proben würde ich euch gemeinsam ein wenig Zeit lassen, damit ihr euch Zürich anschauen und dabei gegenseitig kennenlernen könnt. Also die Mädels und du jeweils, die vier kennen sich untereinander ja schon seit Jahren."

Ich nickte und war verblüfft von der anstehenden Freizeit heute Nachmittag. Wenn die Proben gut laufen, sollten wir damit schnell fertig sein und noch ein paar Stunden Zeit haben, die ich ohne meine Mutter verbringen konnte. „Das klingt gut, können wir gerne so machen."

Meine Mutter schien zufrieden. „Gut, ich dachte mir schon, dass du da wenig gegen einzuwenden hast. Aber bitte seid pünktlich zum Abendessen zurück und überanstrenge dich nicht. Du musst topfit sein, vergiss das nicht."

Erneut nickte ich. „Ich weiß."

Als wir im Hotel wieder ankamen, machten wir zuerst eine kurze Mittagspause inklusive Mittagsessen. Anschließend gingen die vier Tänzerinnen nochmal auf ihr Zimmer, jeweils zwei teilten sich ein Doppelzimmer auf unserer Ebene, während meine Mutter und ich in einen der Konferenzräume, die während unserer Zeit hier, zu einem Proben-Zimmer umfunktioniert wurden, damit man einen vernünftigen Klang hatte.

Erstaunlicherweise war meine Mutter relativ schnell mit meiner Stimme zufrieden. Wir machten ein paar aufwärmende Übungen, bevor ich eins zwei leichte Lieder sang und schließlich mit der Musik im Hintergrund mein Lied für den Songcontest performte. Das gleiche Lied, mit dem ich auch Melodifestivalen gewonnen hatte. Time.

Die erste Variante hatte nicht mal einen Namen und es war einer der ersten Lieder, die ich vollständig selber geschrieben und anschließend auch musikalisch umgesetzt hatte. Ich war siebzehn, als sich nach drei Jahren mein erster Freund von mir getrennt hat und das Einzige, was mir geholfen hatte, war dieses Lied zu schrieben und wieder und wieder zu singen, bis ich schließlich zufrieden war. Es war mein Wunsch, dieses Lied zu nutzen, wenn ich mich für einen Musikwettbewerb anmelde und meine Mutter war einverstanden, jedoch haben wir es ein wenig abgeändert. Angepasst, da mein siebzehn Jahre altes Ich mit gebrochenen Herzen noch nicht die gleichen Schreibfähigkeiten hatte, wie ich nun fünf Jahre weiter in der Zukunft habe.

„Okay, sehr gut. Ich bin sehr zufrieden mit dir heute. Morgen bei der Generalprobe muss das ganz genauso ablaufen. Lass dich von der großen Bühne nicht erschrecken, die ist gar nicht so viel größer, als beim Melodifestivalen." Ich nicke meiner Mutter zu. „Ich gehe jetzt kurz die Mädels holen und dann können wir den Tanz nochmal durchgehen." Erneut bewege ich meinen Kopf nickend und beobachte meine Mutter, die die Tür des Raumes öffnet, hinaustritt und die Tür hinter ihr wieder zu geht.

Es mag vielleicht stimmen, dass die Halle und die Bühne nicht viel größer ist, aber irgendwie ist das Gefühl doch ein ganz anderes. Die Menschen aus den anderen Nationen drumherum. Das Wissen, dass in der Nähe dutzende Reporter sitzen, die Millionen Menschen mit Informationen füttern, die gespannt sind, wie dein Song sich live auf der Bühne des Eurovision Songcontest anhören.

Glücklicherweise kamen dann aber nur wenige Momente später die Tänzerinnen mit meiner Mutter wieder in den Raum, bevor ich mir weiter den Kopf über morgen und die bevorstehenden Tage grübeln konnte. Meine Mutter war tatsächlich auf dem besten Weg es doch zu schaffen, dass ich mir einige Gedanken zu meiner Leistung mache und irgendwo auch unter Druck setze. Ich will sie nicht enttäuschen. Ich will mich nicht enttäuschen. Und irgendwo will ich auch die Leute da draußen nicht enttäuschen, die mein Lied vielleicht wirklich mögen und darauf hoffen, dass ich ein gutes Ergebnis liefere. Dabei wollte ich diese zwei Wochen doch als Urlaub ansehen.

„Okay, dann wärmt euch bitte ein wenig auf. Wenn sich jemand verletzt, wäre das wirklich schlecht." Meine Mutter warf einen ernsten Blick in den Raum und wir fünf nickten einheitlich, ehe wir anfingen ein paar Hampelmänner zu machen und uns zu dehnen. Ich machte gerne Sport, war immer wieder auch im Fitnessstudio, aber tänzerisch war ich nicht mit Talent gesegnet. Während ich also beim Aufwärmen und Dehnen noch ansatzweise mit den Tänzerinnen mithalten konnte, war ich froh, dass mein Hauptfokus weiterhin auf dem Singen lag und ich nur die eine andere Pose mitmachte. Besonders in den Strophen, war das Lied auch eigentlich zu langsam, um wirklich darauf tanzen zu können und eigentlich waren es nur einzelne Bewegungen, die in der Choreografie vorhanden waren. In der Zeit jedoch, wo ich den Refrain singe, können die vier Mädchen hinter mir wirklich ihre Tanzmoves benutzen. Das Video, das meine Mutter beim letzten Durchgang aufnahm, stellte nicht nur sie, sondern auch die Mädchen und mich zufrieden. Wenn wir das ansatzweise so auf die Bühne gestellt bekommen, dann wäre ich sehr zufrieden.

„Dann würde ich sagen, sind wir für heute fertig. Ich könnt euch ja umziehen und dann die Stadt mal näher anschauen gehen?" Meine Mutter ließ ihren Blick durch die Runde schweifen und wartete darauf, dass wir alle einverstanden nickten. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht nur mir ihren Plan erzählt hatte, sondern den Tänzerinnen auch schon. Wahrscheinlich als ich noch auf der Führung durch die Arena war.

Da keiner einen Einwand fand, verabredeten wir uns in einer Viertel Stunde in der Eingangshalle des Hotels. Ich nutzte die fünfzehn Minuten, um kurzerhand nochmal auf mein Hotelzimmer zu gehen und mich wieder um zu ziehen. Für die Proben nach dem Essen, hatte ich die Jeans durch eine Jogginghose und die Bluse mit einem T-Shirt ersetzt. Nun für die Stadt zog ich aber wieder meine Sachen von vorhin an.

„Ich bin dann jetzt mit den Mädels unterwegs." Meine Mutter musterte mich und nickte dann. „Möchtest du nicht noch eine Jacke mitnehmen. Du solltest dich nicht erkälten." Innerlich verdrehte ich die Augen, aber für meine Mutter war lediglich ein Kopfschütteln ersichtlich. „Es sind zweiundzwanzig Grad draußen, da ist selbst die Bluse schon recht warm." Der Blick, den sie dann erwiderte war nicht zufrieden, aber sie wusste auch, dass sie mich gezwungen bekam.

Ich verließ das Hotelzimmer und schloss die weiße Tür hinter mir, ohne ein weiteres Wort mit meiner Mutter zu wechseln. Ich war gespannt darauf die Mädchen kennenzulernen und hoffte, dass sie so nett waren, wie sie schienen. Zwei von ihnen warteten bereits am Eingang und unterhielten sich. Ich gesellte mich also dazu und hörte den beiden zu, wie sie sich über ein Training von vor zwei Wochen unterhielten. „Also ihr trainiert schon seid Jahren zusammen?" Beide nickten, bevor die blonde mir antwortete. „Ja, wir beide sind seit fünf Jahren im Verein. Eine von den beiden anderen kenne ich seit dem Kindergarten und die vierte ist noch relativ neu. Aber sie hat so viel Talent." Sie schwärmte und ihre Augen funkelten begeistert. Das andere Mädchen neben ihr nickte bestätigend. „Ich würde auch gerne so gut tanzen können wie ihr, aber das Tanztalent ist irgendwie an mir vorbei gegangen." Ich lachte vorsichtig und dieses Mal antwortete die andere der beiden. „Dafür kannst du total gut singen. Ich wünschte, ich könnte das ansatzweise so gut."

Mit Komplimenten umzugehen, war noch nie einer meiner Stärken, also schaute ich das Mädchen bloß an, lächelte und stammelte ein „Dankeschön." Ich wusste, dass sie Recht hatte und ich mit überdurchschnittlich viel Talent geboren war, was meine Singstimme betraf, aber es war ebenso viel Übung. Wobei das fürs Tanzen auch zutraf. Diese Mädels trafen sich zwei oder drei Mal in der Woche und tanzten.

Während wir auf die anderen beiden warteten, hielt ein großer Reisebus vor den Türen des Hotels und vier Jungs in meinem Alter stiegen aus. Im ersten Moment dachte ich an den dunkelhaarigen Sänger der estnischen Band, aber es war nicht dieselbe. Drei von den vier jungen Männern hatten hellblonde Haare und nur einer etwas dunklere, aber auch zu hellbraun um sie als schwarz auf einer Bühne zu missinterpretieren. Meine Mutter hätte sofort gewusst, von welchem Land die vier Teilnehmer waren, aber ich konnte es nicht zuordnen, bis ich hörte, auf welcher Sprache sie sich unterhielten. Zwar grüßten sie uns freundlich auf Englisch, wechselten danach ihr Gespräch direkt wieder zu einer Sprache, die für mich sehr nach finnisch klang. Zwar konnte ich finnisch nicht, aber da Finnland immerhin unser Nachbarland war und ich den einen oder anderen schonmal finnisch sprechen gehört habe, war ich mir fast sicher.

Der Bus fuhr ab, als die Jungs und zwei Männer hinter ihnen im Hotel waren und vor dem Aufzug warteten, um auf ihre Etage zu kommen.

Der Aufzug kam an und bevor die vermutlichen Finnen einstiegen, traten die anderen beiden Tänzerinnen heraus und kamen auf uns zu. „Sorry, wir sind ein paar Minuten zu spät, aber wir können jetzt los." Die kleinere von den beiden entschuldigte beide und hatte dabei ein vorsichtiges Lächeln auf den Lippen. „Na dann wollen wir uns mal Zürich anschauen gehen."

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