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Pünktlich um halb zwei fuhr unser Bus Richtung Arena ab und mit jedem Meter, dem wir der Arena näher kamen, steigerte sich meine innere Nervosität. Die Probe stand an, sicherlich war das der hauptsächliche Grund dafür, aber irgendwie hatte sich in mir der Hoffnungsschimmer ausgebreitet, dass ich vielleicht nochmal Arvo begegnen könnte. Seine Band müsste gerade mit der Pressekonferenz fertig sein, sie würden doch wohl unmöglich direkt danach wieder aufs Hotel fahren, oder? Vielleicht nutzen sie aber auch die freie Zeit, um in die Stadt zu gehen und außerdem war die Halle so riesig, wie wahrscheinlich war es da, dass ausgerechnet wir uns wieder über den Weg liefen? Besonders weil ich ganz genau wusste, dass meine Mutter uns wahrscheinlich auf direktesten Weg zu unserer Kabine bringen würde. Sie hatte schon vorhin angedeutet, dass ich Interviews oder sowas möglichst erst nach der Probe annehmen und mich vorher auf das Eigentliche konzentrieren soll.

Die Busfahrt verging total schnell. Ich hatte gedankenverloren aus dem Fenster geschaut und nicht viel mitbekommen, bis die Tänzerinnen hinter mir anfingen aufzustehen. Ich ließ sie an meiner Sitzreihe vorbeigehen und folgte ihnen anschließend aus dem Bus. Meine Mutter ging wie gewohnt voran und wir folgten ihr zuerst durch die Kontrolle der Teilnehmerausweise und dann durch die Halle bis zu unserer Kabine hindurch. Ich schaute mich um während wir durch die Arena liefen, aber in dem viel bewegten Umfeld mit dutzenden von Menschen konnte ich die schwarzen Haare und eisblauen Augen des Esten nirgendwo ausmachen. Ein wenig enttäuscht war ich, aber ich versuchte dieses Gefühl in den Hintergrund zu schieben. Ich hätte sowieso nicht auf ihn zugehen können, wenn meine Mutter in der Nähe war, oder?

Irgendwie bezeifelte ich, dass meine Mutter begeistert gewesen wäre. Vielleicht nach der Probe, aber definitiv nicht vorher. Und selbst dann hätte sie mich wahrscheinlich lieber bei Alessia stehen gesehen, als bei der estnischen Band. Ganz davon abgesehen war Arvo vielleicht nochmal ganz anders, wenn seine Band dabei war. Vielleicht hätte er es auch gar nicht gut gefunden, wenn ich ihm im Beisein seiner Band angesprochen hätte.

„Ich muss noch etwas für die Pressekonferenz vorbereiten. Geht doch bitte schonmal in die Kabinen. Die Damen für eure Schminke und Haare sollten entweder schon da sein oder gleich kommen. Ich komme gleich hinterher." Meine Mutter schaute vor allem mich an, blickte aber auch kurz zu den Tänzerinnen, die mit einem knappen Nicken antworteten. Meine Mutter wartete bis ich die Tür zur Kabine hinunterdrückte, bevor sie sich auf den Weg in die Tiefen der Arena machte. Ich war mir unsicher, ob das ein weiterer Versuch war uns auf Abstand zu halten oder ob sie wirklich etwas zu erledigen hatte, aber mir war es ganz Recht, denn so hatte ich vor der Probe nochmal den einen oder anderen Augenblick für mich mehr.

Ich öffnete die Tür der Kabine und ging zuerst hinein, die Tänzerinnen folgten mir. Wir waren die ersten, die diesen Raum heute betraten. Die beiden Damen, die sich um unser Aussehen kümmern sollten, waren noch nicht da und alles stand ordentlich aufgeräumt, so wie wir es verlassen hatten. Mit einer Ausnahme.

Auf einem der kleinen Tische stand eine Vase mit einer einzelnen Rose. Sobald mein Blick auf sie fiel, fixierte ich sie und fiel ins Grübeln. Wie kam eine Rose hierher? Bekam jeder Teilnehmer vor seiner zweiten Probe eine Rose geschenkt? Als kleine Aufmerksamkeit oder so?

Ich ging zu dem Tisch und schaute sie genauer an. Sie war frisch, genau wie das Wasser in der Vase. Ihr hellrosafarbenen Blütenblätter waren geöffnet und blühten wunderschön. Ich griff nach der Rose und zog sie ein Stück aus der Vase heraus, um den wunderbar frischen, blumigen Geruch einzuatmen. Ich schloss meine Augen und nahm nur den Geruch der Rose war.

Als ich sie wieder öffnete, fiel mir ein kleiner weißer Zettel auf, der an einem durchsichtigen Band an einem der Dornen befestigt war. Ich setzte die Rose wieder ab und griff zu dem Zettel, auf dem lediglich zwei Wörter standen: ‚Begeistere alle.'

Da hinter stand ein A und erst als ich dieses entdeckte rechnete ich eins und eins zusammen, was dazu führte, dass sich mein Herzschlag drastisch erhöhte. Die Rose musste von Arvo gewesen sein. Aber wie war er hier rein gekommen? Ich fing an zu Lächeln und konnte es für einige Momente auch nicht mehr abschalten. Erneut schloss ich meine Augen und roch an der Rose, wobei dieses Mal mein Empfinden so viel stärker war. Arvo hat mir eine Rose geschenkt! War es bloß eine kleine Aufmerksamkeit, weil er von meiner Situation und der Probe wusste oder wollte er mit der Rose vielleicht sogar mehr aussagen? Es war immerhin eine Rose und nicht irgendeine beliebige Blume. Mein Puls war noch immer beschleunigt und das Lächeln auf meinen Lippen nicht zu unterdrücken.

Ich griff zu dem kleinen Zettel an der dünnen Schnur und zog ihn von der Rose ab. Der Gedanke daran, dass meine Mutter später irgendwann zurückkam und die Rose mit dem Zettel sah, bereitete mir ein wenig Sorge, aber wenn der Zettel nicht mehr dran war, dann war es für sie bloß eine anonyme Rose und da konnte sie nichts gegen sagen. Für mich war es ein riesiges Glück, dass sie scheinbar noch irgendetwas organisieren musste.

Den kleinen Zettel wollte ich aber natürlich nicht wegschmeißen, also überlegte ich, wo ich ihn sicher verstecken könnte. Wenn ich mich für eine Hose und nicht für einen Rock entschieden hätte, wäre eine Hosentasche eine gute Option gewesen. Meine Handyhülle war mir etwas zu auffällig, also blieb mir nur die Möglichkeit, dass ich den Zettel in meinen BH steckte. Den behielt ich später auf der Bühne sowieso an, er konnte dort nicht herausfallen und niemand außer mir würde ihn sehen.

Ich drehte mich so, dass ich mit dem Rücken zu den Mädchen stand und verstaute den kleinen Zettel dann sicher, ehe ich mich abermals der Rose zu wendete.

Dem Teil in meinem Herzen, der einen mittlerweile gar nicht mal so kleinen Schwarm auf ihn entwickelt hat, hilft das natürlich überhaupt nicht, dieses Gefühl für ihn wieder loszuwerden, aber trotzdem wusste ich, dass ich in diese Geste wahrscheinlich nicht so viel reindenken sollte, wie ich wollte.

Ich war noch immer dabei die Rose zu beobachten, als sich die Tür öffnete und die beiden Damen zum Schminken und Haare machen herein kamen. Sie unterhielten sich angeregt, bis sie sahen, dass wir schon da waren und unterbrachen ihr Gespräch dann, um uns zu begrüßen. Die Make-Up-Artistin begann damit die Tänzerinnen dezent zu schminken, während die Haarartistin auf mich zu kam. Ich setzte mich auf den Stuhl, der vor dem Tisch mit der Rose stand. Bevor die Dame anfing wieder die eine oder andere Welle in meine Haare zu zaubern, machte ich noch ein Foto von der Rose.

Ich wollte Arvo wissen lassen, dass ich die Rose bekommen habe und wie sehr mich das freute. Also öffnete ich sein Profil in den sozialen Medien und öffnete den leeren Chat. Während die Artistin mit meinen Haaren arbeitete, starrte ich auf den Chat und überlegte, was ich schreiben sollte. In mir kamen Zweifel auf, dass die Rose vielleicht doch nicht von ihm kam. Wie komisch würde es aussehen, wenn ich mich bei ihm für die Rose bedanke, obwohl er damit gar nichts zu tun hat? Ich glaube viel peinlicher ging es gar nicht, danach könnte ich ihm nicht mehr in die Augen schauen, was sehr schade wäre.

Also schloss ich den Chat wieder und lud das Foto in meiner Story hoch. Hier würde die Person, die mir die Rose geschickt hat, ziemlich sicher sehen. Kurz bevor ich das Bild tatsächlich hochlud durchfuhr mich ein Gedanke. Ich öffnete die Übersetzer-App auf meinem Handy und suchte nach der estnischen Übersetzung für Danke. Das gefundene Wort kopierte ich und fügte es als Schriftzug auf dem Bild ein. Ziemlich klein, unten in der Mitte stand nun ein ‚Aitäh' und wenn Arvo doch für die Rose verantwortlich war, dann würde er es verstehen. Für einen weiteren Moment zögerte ich, doch dann veröffentlichte ich das Bild, dass sich nun für die nächsten vierundzwanzig Stunden auf meinem Profil befinden würde. Sobald das Bild hochgeladen war, legte ich mein Handy weg. Nun war es Zeit sich auf die Probe vorzubereiten.

Kurz nachdem ich mein Handy aus der Hand gelegt hatte, waren meine Haare fertig gestylt und die Längen meiner hellblonden Haare waren leicht gewellt. Ich betrachtete mich im Spiegel und lächelte. „Danke." Die Haarartistin antwortete mit einem Lächeln und wechselte sich dann mit der Make-Up-Artistin an, die wieder dem gleichem Ablauf wie beim letzten Mal folgte. Zuerst Foundation und dann Concealer für die Highlights. Den natürlich geschminkten Look rundete sie dann wieder mit rosafarbenen Blush, Wimperntusche und Eyeliner ab.

Während ich geschminkt wurde, kam auch meine Mutter wieder in die Kabine und setzte sich auf die Couch im hinteren Bereich ohne viel zu sagen. Erst als ich fertig geschminkt war, ging ich auf sie zu und setzte mich neben sie. „Hat alles gut funktioniert?" Sie sah mich an und ich nickte. „Die beiden machen ihren Job wirklich gut." „Sehr gut." Dann schwiegen wir einander wieder für einige Momente an. Mich interessierte wirklich, was meine Mutter in den letzten anderthalb Stunden gemacht hatte, aber wenn sie nicht selber davon berichtete, dann würde sie es auch auf meine Nachfrage hin nicht tun. Also blieb ich einfach schweigend neben ihr sitzen und beobachtete wie eine Tänzerin nach der anderen die Haare zu einem ordentlichen hohen Zopf zusammengebunden bekam, die Längen zu den Spitzen hin dann ebenfalls leicht gewellt wurden und schließlich alles mit einer großen Menge Haarspray fixiert wurde, damit auch ja kein Babyhärchen bei der Probe zu sehen war.

„Fühlst du dich sicher für die Probe später? In anderthalb Stunde musst du auf der Bühne stehen, bis die Tänzerinnen fertig sind, könnten wir die Abläufe nochmal theoretisch durchgehen. Auch die Änderungen zur ersten Probe." Ich stimmte dem Vorschlag meiner Mutter nickend zu, woraufhin wir dann Schritt für Schritt den Auftritt durchsprachen. Dieses Mal war das Gespräch tatsächlich rein objektiv, was passiert wann, was mache ich wo und keinerlei Kritik hinsichtlich meiner Stimme oder meines Tanzes. Es half mir tatsächlich etwas mehr Sicherheit zu bekommen und ein wenig Nervosität ablegen zu können. Endlich ein Gespräch, wie ich es von einer Managerin erwartet hatte. Nach dem Gesrpäch fing ich an meine Stimme aufzuwärmen und zu meiner Beruhigung hatte der gestrige Tag meiner Stimme nicht geschadet.

Als ich fertig war, hatten bereits zwei der Tänzerinnen ihr Kleid an, was auch für mich bedeutet, dass ich mich langsam umziehen sollte. Ich ging also zu dem Kleiderschrank und zog das helle, hautenge Kleid mit den vielen winzig kleinen, glitzernden Sprenkeln.

Die letzte Stunde vor den Auftritten raste immer, so dass gar nicht mehr so viel Zeit blieb, nachdem ich das Kleid angezogen hatte. Fertig angezogen standen die Tänzerinnen und ich vor der Tür bereit und sprachen uns nochmal Mut zu. Meine Mutter stand von der Couch auf und kam auf uns zu. „Ihr wisst alle was ihr zu tun habt, wir haben viel geübt und jetzt zeigt was ihr könnt da draußen auf der Bühne. Denkt daran, im Anschluss wir ein dreißig Sekunden langer Ausschnitt veröffentlicht. Das ist das Erste was die Zuschauer wirklich von euch sehen werden." Die Tänzerinnen und ich nickten synchron, bevor wir die Tür öffneten und dann der Beschilderung zum Soundcheck folgten.

Dort wo der Gang zum Innenraum der Arena begann, stand wieder ein Mitarbeiter. „Schweden? Dann folgt mir bitte." Wir folgten dem hochgewachsenen Mann mit den dunkelbraunen Haaren den Weg entlang, den wir bereits bei der letzten Probe gegangen waren. Er führte uns zu dem kleinen Raum mit den Mikrofonen, wo ich von den anderen Mitarbeitern mit einem Mikrofon und den kleinen Kopfhörer ausgestattet wurde, während die Tänzerinnen sich warm hielten und nochmal dehnten.

Vor dem Soundcheck, wärmte ich meine Stimme nochmals mit zwei kleinen Übungen auf und nickte dann den Mitarbeitern zu. „Dann stell dich bitte hier in das Kästchen und dann darfst du einmal dein Lied singen. Wir prüfen nochmal die Funktion der Kopfhörer und des Mikrofons." Ich nickte und stellte mich in das Kästchen, welches mit gelben Klebeband auf dem Boden markiert war. Mit kräftiger Stimme, aber noch nicht voller Power sang ich mein Lied, sofern ich abschätzen konnte, klappte alles wie es sollte und auch die Mitarbeiter nickten zufrieden am Ende. „Sehr gut, dann kannst du auf die Bühne, viel Erfolg."

Ein weiterer Mitarbeiter deutete zum Bühnenaufgang hinauf und ich merkte, wie alleine das Bewusstsein, dass die Probe jetzt begann, dafür sorgte, dass mein Herzschlag sich beschleunigte. Ich versuchte tief auszuatmen, jedoch half dies nur bedingt.

Am Boden der Bühne waren die Markierungen und die mobile Bank, auf der ich meinen Auftritt begann, stand genau dort, wo sie stehen sollte. Ich setzte mich und wartete darauf, dass der Scheinwerfer auf mich gerichtet wurde und das Metronom in den Kopfhörern begann. Die Momente auf der Bühne, bevor der Auftritt beginnt, fühlen sich immer an wie Jahre, obwohl es nur wenige Sekunden sind.

Ich atmete erneut tief aus. Wie aus dem Nichts erinnerte ich mich an den kleinen Zettel, der in meinem BH lag. Die kleine Nachricht von Arvo, die ich mit der Rose zusammen in der Kabine gefunden hatte. Innerlich las ich die zwei Worte nochmal vor, dann richtete ich den Blick auf die leeren Sitze in der Arena. Ein kurzes Lächeln überkam mich und mein Herzschlag beruhigte sich. Das nächste Mal, wenn ich hier auftrat, war die Arena vollgefüllt, dutzende Menschen aus vielen verschiedenen Ländern schauten mir zu und ich durfte ihnen mein Lied präsentieren. Ich konnte sie dann mit meinem Auftritt begeistern.

In meinen Kopfhörern begann das Metronom und meine komplette Aufmerksamkeit lag auf den bevorstehenden drei Minuten, in denen ich mein Lied singen durfte. Der Scheinwerfer richtete sich auf mich, die Musik begann und ich setzte die ersten Töne an. Dieses Mal, war ich von Anfang an selbstbewusst genug, um sie mit voller Power zu singen. Es lag kein Zögern in meiner Stimme, ich zeigte mich selbstbewusst auf der Bühne und die Choreographie funktionierte, als hätte ich nie etwas anderes in meinem Leben gemacht. Als ich den letzten Vers gesungen hatte und die Musik verebbte, blieb ich mit einem Lächeln zurück, nur um wenige Momente später den gleichen Auftritt nochmal so gut zu absolvieren.

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