45 | T O M

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»Die da hinten guckt schon die ganze Zeit hier rüber«, schreit Samuel über die laute Musik hinweg.

Mein Blick wandert von meinem Glas zur Tanzfläche. Eine junge Frau mit langen platinblonden Haaren, die wahrscheinlich genauso unecht sind wie ihre Brüste, wackelt aufreizend mit ihrem Hinterteil. Als unsere Blicke sich treffen, zwinkert sie mir zu. Wobei es eher aussieht, als hätte sie einen Schlaganfall.

Schnell drehe ich mich zurück zu Samuel. »Ist nicht mein Typ.«

Er lacht. »Seit wann das denn? Genau so eine hast du sonst immer sofort besprungen, wenn sie nicht bei drei auf dem Baum war.«

Sehr witzig! Ich lache dann später!

Augenverdrehend widme ich mich wieder meiner Cola. Der Bass dröhnt inzwischen nicht nur in meinen Ohren, sondern auch in meinen Eingeweiden. Obwohl der Raum groß ist, steht die Luft hier drin. Es riecht nach Alkohol und abgestandenem Schweiß. Wieso habe ich mich gleich noch mal von ihm bequatschen lassen in diesen neuen Club zu gehen?

Ach. Ja. Richtig. Ablenkung war das Ziel, was ich wohl knapp verfehlt habe. Bisher habe ich hier drin jedenfalls keine gefunden, mit der ich mir was vorstellen könnte. Nicht mal einen Quicke auf der Toilette.

Ich seufze. Ich könnte mir immer noch eine reinhauen. Wieso habe ich diese Frau dermaßen nah an mich rangelassen, dass es nun unmöglich ist, den nötigen Abstand zu gewinnen? Dabei habe ich Emma seit Wochen nicht gesehen. Und trotzdem spukt sie nonstop in meinem Kopf herum.

Das ist doch nicht mehr normal.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieser widerliche Drecksack sie nicht verdient hat, aber sie braucht auch keinen emotional verkrüppelten Idioten, für den eine Beziehung ungefähr so attraktiv wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung ist. Diese Frau verdient jemanden, für den sie die Nummer eins ist und nicht bloß zweite Wahl. Jemanden, der mit ihr gemeinsam in die Zukunft schaut und neue schöne Erinnerungen schafft, anstatt an den alten langsam kaputt zu gehen.

Ich mag Emma. Mehr als das. Aber all das kann ich ihr einfach nicht bieten. Deshalb ist es besser, wenn ich mich auch in Zukunft von ihr fernhalte, obwohl diese Hochzeit nach wie vor ein riesengroßer Fehler ist.

Ein Schlag gegen den Oberarm holt mich aus meinen Gedanken. »Mann, dich hat's ja echt ganz schön übel erwischt.« Mitleidig sieht Samuel mich an und entfacht damit meinen Kampfgeist.

In einem Zug trinke ich meine Cola leer. »Du hast recht. Genau mein Typ.« Entschlossen stelle ich das Glas auf die Theke, die wie der Rest hier in ultraviolettes Licht gekleidet ist, und erhebe mich vom Barhocker.

Wäre doch gelacht, wenn ich diese Frau nicht wieder aus dem Kopf bekommen würde. Es gab ein Leben vor Emma – also muss es auch eins nach ihr geben. Zielstrebig laufe ich auf die Tanzfläche zu und ignoriere dabei das komische Gefühl in meiner Magengegend. Mit Sicherheit sträubt er sich gegen den Bass, der im Zentrum des Clubs noch extremer auf mich einhämmert. Ich gehe gern unter Leute, aber das hier ist eindeutig nichts für mich. Zumal ich Musik allgemein nach wie vor verabscheue, wenn man das hier überhaupt so bezeichnen kann.

Doch um mir das zu holen, was ich so dringend brauche, muss ich da durch. Immer wieder halte ich Ausschau nach Plastik Barbie und stoße dabei hier und da mit anderen zusammen.

»Sorry, Alter«, lallt ein blonder Typ, den ich gerade mal auf Anfang zwanzig schätze. Er scheint so breit zu sein, dass er nicht mal gerade stehen geschweige denn tanzen kann.

Ich scanne die Umgebung ab und erblicke schließlich das Objekt meiner Begierde in einer der hinteren Ecken. Auch sie sieht höchstens wie Mitte zwanzig aus und wirkt von Nahem noch unattraktiver auf mich.

Dennoch bin ich kurz darauf neben ihr und versuche mich zu diesem komischen Rhythmus einigermaßen elegant zu bewegen. Es scheint ihr zu gefallen. Ihre gebleachten Zähne springen mir in dem Schwarzlicht förmlich entgegen, ehe sie sich zu mir beugt.

»Hallo, mein Hübscher.«

Ich widerstehe dem Drang, zurückzuweichen, und frage sie, ob sie Lust hat sich in eine ruhigere Ecke zu verziehen. Insofern das in dem Laden überhaupt möglich ist. Plastik Barbie kennt sich offenbar besser aus. Wie diese komische Grinsekatze bei Alice im Wunderland sieht sie aus, als sie nach oben zu einer Art Tribüne deutet, die mir vorher nicht aufgefallen ist.

Die Sofas sind genauso weiß wie die Barhocker, während die kleinen Tische aus Glas ebenfalls Violett leuchten. Jetzt weiß ich, warum der Besitzer diesen Laden Reflection getauft hat. Jemand mit Epilepsie hätte hier drin seine helle Freude. Sogar mir dröhnt inzwischen der Schädel, obwohl die Musik oben zum Glück etwas gedämpft ist.

Von hier hat man einen kompletten Überblick über das Schauspiel unten, in dem Samuel inzwischen fleißig mitmischt, und seine ›Moves‹ – wie er sie gerne nennt – zum Besten gibt. Die Frauen scheinen es zu lieben, sodass unser Patrick Swayze für Arme schnell alle Blicke auf sich zieht. Sie stehen nun mal drauf, wenn Mann sich bewegen kann. Das hat sie mir damals schon gesagt.

Innerlich seufze ich. Hervorragend. Wenn ich nicht gerade an Emma denken muss, schleicht sie sich in meine Gedanken. Hört das denn nie auf?

Eine ebenfalls weiß und noch dazu relativ knapp bekleidete Kellnerin kommt auf uns zu und fragt, was wir trinken wollen. Plastik Barbie bestellt sich mit einem lasziven Blick in meine Richtung einen Sex on the Beach und ich ordere eine Cola.

Leider hat die Tatsache, dass es hier oben bedeutend ruhiger ist, auch einen entschiedenen Nachteil. Denn keine fünf Minuten fängt die Frau, die mir inzwischen so sehr auf die Pelle rückt, dass ich versucht bin, sie zu fragen, ob sie nicht gleich auf meinem Schoß Platz nehmen will, an mich zuzutexten. Ihre unnatürlich hohe Stimme ist dabei mindestens genauso nervtötend wie das, was aus ihren Schlauchbootlippen kommt.

»Ich bin übrigens Pamela, aber du darfst mich Pam nennen«, säuselt sie und nippt erneut an ihrem Cocktail. »Und du?«

Passt zu ihr, denke ich weiterhin darum bemüht, nicht mit den Augen zu rollen.

»Tom.«

Sie kichert und hört sich dabei an wie eine paarungsbereite Henne. »Pam und Tom. Das ist ja ein witziger Zufall.« Sie quatscht noch irgendwas von jeweils drei Buchstaben und das sich das prima shippen lassen würde. Was auch immer sie damit meint.

Es interessiert mich sowieso nicht besonders.

»Ich bin nämlich Influenza«, betont sie und ich weiche automatisch von ihr. Das Letzte, was ich gerade gebrauchen kann, sind ansteckende Krankheiten.

Als ich sie frage, was sie dann in einem Club macht, anstatt zuhause im Bett zu liegen, kichert sie erneut, sodass ich kurz davor bin, mir die Ohren zuzuhalten. »Aber nein, du Dummerchen. Das ist mein Job.« Sie grinst übertrieben breit und präsentiert mir wieder ihre Kauleiste. »Ich mache Werbung und bekomme dafür einen Haufen Geld.«

Ah ja?! So wie sie aussieht wahrscheinlich für Botox und Schönheits-OPs.

Ich verkneife mir einen Kommentar dazu und nicke, während mein Blick am Ausgang klebt. Doch obwohl mir irgendwas sagt, dass ich schleunigst das Weite suchen sollte, bleibe ich sitzen.

»Und du?«

»Hmm?« Überrascht sehe ich zu ihr. Denn spätestens, als sie was von Instagram, Hashtags und Likes gelabert hat, bin ich irgendwo in der Mitte ausgestiegen und habe mich gefragt, was zum Teufel mich geritten hat, als ich sie angequatscht habe.

»Womit du deine Brötchen verdienst, hab ich gefragt«, wiederholt sie und streicht mir über den Oberarm.

Ehe ich ihr auf diese Frage eine Antwort geben kann, höre ich ihre nervtötende Stimme erneut. »Du bist bestimmt Model. Lass mich raten ... BOSS, Calvin Klein oder GQ? Nein warte! Ich hab's!« Sie deutet mit dem Zeigefinger auf mich und kichert schon wieder so dämlich. »Tommy Hilfiger«, sagt sie und klingt dabei, als hätte sie die Erleuchtung des Jahrhunderts gehabt. Dabei ist es in ihrem Oberstübchen wahrscheinlich so dunkel, dass nicht mal eine 20.000 Watt Glühbirne, daran etwas ändern könnte.

Nun verdrehe ich doch die Augen. »LAFD.«

»Hä?! Kenn ich nicht. Ist das so ein neues Indie Label. Also, die sprießen ja zur Zeit aus dem Boden, dass man kaum noch hinterher kommt.« Sie kichert erneut und macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ich sage dir, die ...«

»Los Angeles Fire Department«, unterbreche ich sie zwischen zusammengebissenen Zähnen zurück, ehe ich zu meiner Cola greife.

»Die haben Models? Okay. Die Kalender sind ja wirklich heiß und so, aber ...«

Ich geb's auf ...

Ich bin echt kurz davor, mir die Hand gegen die Stirn zu klatschen und ganz langsam nach unten gleiten zu lassen. Plastik Barbie hat mehr wie nicht mehr alle Latten am Zaun. Der fehlt sogar der Pöller!

Ich muss schleunigst hier weg, bevor ich mich vergesse!

Schnell leere ich mein Glas und sage ihr, dass ich noch etwas Dringendes zu erledigen hätte. Meinen nicht vorhandenen Goldfisch vor dem Ertrinken retten oder so. Egal was, Hauptsache ich muss sie nicht mehr ertragen.

Ihre Lippen, die sie zu einer Schnute verzieht, sehen aus, als würden sie jeden Moment platzen. »Ohhhh ... das ist aber schade«, meint sie und betatscht mich erneut. »Jetzt, wo wir gerade so viel Spaß hatten.«

Ja. Sie vielleicht!

Sie kramt in ihrer kleinen mit Glitzersteinen besetzten Tasche, die eher als Portemonnaie durchgehen könnte, um mir kurz darauf ein Stück pinke Pappe in die Hand zu drücken. »Meine Nummer. Falls du es dir doch noch anders überlegst, mein Hübscher.«

Bestimmt nicht! Lieber gehe ich stundenlang eiskalt duschen, anstatt dieser Frau auch nur eine Sekunde lang weiter zuzuhören. Denn ehrlich gesagt gehe ich nicht davon aus, dass sie beim Sex ihre Klappe halten wird. Zumal mir ihre Berührungen ohnehin schon unangenehm sind. Da will ich mir gar nicht ausmalen, wie es ist, wenn es richtig zur Sache geht.

Ich rümpfe die Nase, weil sich der Gestank von diesem Nuttendiesel, worin sie offenbar gebadet hat, auch auf ihrer Karte befindet.

»Gefällt dir der Duft?« Auch diesmal scheint sie meine Reaktion nicht zu checken. Vielleicht ignoriert sie es auch gekonnt, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. »Ist meine eigene Kreation«, erklärt sie stolz, »California Dream. Habe ich zusammen mit Loui Vito entwickelt.«

Wer auch immer dieser Loui ist, entweder hat der Typ keine Ahnung oder seine Nase ist verstopft. Das Zeug ist ein Albtraum. Nicht mal Insektenschutzmittel stinkt so! Ich werde Stunden unter der Dusche brauchen, um diesen Gestank wieder loszuwerden und meine Klamotten, die sollte ich am besten gleich verbrennen. »Ich sollte jetzt wirklich gehen«, unternehme ich einen neuen Anlauf, um zu flüchten. »War nett mit dir, aber mein Kater wartet schon mit dem Essen auf mich.«

Die Frau, dessen Name ich schon wieder vergessen habe, kichert erneut. »Hach ... ich mag es, wenn Männer Humor haben.«

Komisch. Mir ist gerade alles andere als zum Lachen zumute. Sollte ich jemals wieder auf so eine hirnrissige Idee kommen, hoffe ich, dass mein Vorstand oder sonst wer, mir vorzeitig in die Eier tritt.

Das ertrage ich auf jeden Fall kein zweites Mal mehr.

Draußen angekommen atme ich tief durch und sehe in den Himmel. Die Nacht ist heute besonders klar, sodass die Sterne noch mehr leuchten. So als hätte man eine überdimensionale Lichterkette aufgespannt. Seufzend greife ich zu meinen Zigaretten und zünde mir sofort eine an, um den Rauch mit einem langen Atemzug auszustoßen. Von drinnen hämmert mir immer noch der Bass entgegen. Gerade wenn mal wieder jemand die Tür öffnet, malträtiert er meine Ohren und mein Gemüt aufs Neue.

Da hilft selbst Nikotin nicht.

Erst jetzt merke ich, dass ich noch die komische Karte in der Hand halte. Ohne zu zögern pfeffere ich sie in den nächsten Mülleimer und mache mich auf den Weg zu meinem Wagen. Soll Samuel doch gucken, wie er nach Hause kommt. Schließlich gibt es Busse und Taxis. Zumal der wahrscheinlich sowieso noch in Action ist. Wie auch immer man das definiert. Gesehen habe ich ihn beim Rausgehen jedenfalls nicht mehr.

Da die Straßen mindestens genauso voll sind wie dieser Club, muss ich einige Zeit laufen, um zu meinem Auto zu kommen. Mir soll es recht sein. Dann habe ich wenigstens eine kleine Chance, dass die frische Abendluft diesen Gestank aus meinen Klamotten weht. Und wer weiß, vielleicht hilft sie mir ja sogar dabei, endlich wieder einen kühlen Kopf zu bekommen.

Während ich vorbei an Leuchtreklamen und irgendwelchen zugedröhnten Jugendlichen gehe, vibriert mein Handy. Ich stöhne. Das ist bestimmt Samuel, der fragt, wo ich abgeblieben bin. Doch ich habe jetzt keinen Nerv, um ihm zurückzuschreiben. Außerdem bin ich nicht sein Kindermädchen.

Als das Gezeter in meiner Hosentasche nicht aufhört, bleibe ich kurz stehen und fische mein Handy heraus. Ich weiß nicht wieso, aber die Tatsache, dass mich um diese Uhrzeit jemand anruft, der dazu ziemlich penetrant zu sein scheint, hinterlässt ein eigenartiges Gefühl in mir.

Eines, das sich bestätigt, als mir die vier Buchstaben auf dem Display nahezu entgegenspringen. Sofort nehme ich den Anruf an. »Emma? Wieso ...«

Ich verstumme. Sie atmet irgendwie schwer, was meine Alarmglocken noch lauter schrillen lässt. »Emma! Jetzt sag was, verdammt!«, schreie ich inzwischen so laut durch den Hörer, vernehme jedoch nur wieder ihre hektischen Atemzüge.

»Fuck!«, fluche ich, woraufhin einige Leute sich zu mir umdrehen und mit dem Kopf schütteln.

Einer ist sogar so freundlich, mir den Weg zum nächsten Bordell zu weisen, wenn ich es so nötig hätte. Doch ich reagiere nicht darauf und konzentriere mich stattdessen auf die beängstigen Laute, die weiterhin an mein Ohr dringen.

»Rede mit mir! Was ist passiert?« Meine Schritte beschleunigen sich automatisch, als ich außer einem heiseren Schluchzer wieder keine Antwort bekomme. Nach einem kurzen Sprint erblicke ich endlich meinen Wagen. Mit zittrigen Händen öffne ich die Zentralverriegelung, um hinters Lenkrad zu springen.

»Ich bin unterwegs, hörst du?«, versuche ich erneut zu ihr durchzudringen, während ich den Schlüssel ins Schloss stecke.

Erst jetzt fällt mir ein, dass ich ja gar nicht weiß, wo ich sie finde. Verfluchte Scheiße! Sie kann überall sein! Ich fahre mir durch die Haare, versuche noch einmal etwas aus dieser Frau rauszubekommen, die klingt, als hätte sie gerade Todesangst.

Wir haben öfters Einsätze, bei denen die Opfer sich in genau dieser Verfassung befinden. Trotz der inneren Anspannung krame ich in meinem Hirn fieberhaft nach Methoden, um Emma die dringend benötigte Information zu entlocken. Ich kenne diese Taktiken und doch kommt es mir gerade vor, als hätte ich alles, was ich während meiner Zeit bei der Feuerwehr gelernt habe, auf einen Schlag vergessen.

Ausgerechnet jetzt.

»Emma?«, spreche ich sie erneut an, obwohl ich keine Reaktion erwarte. »Sag mir, wo du bist. Sonst kann ich dir nicht helfen.« Ich könnte schreien, bemühe mich aber, meine Stimme ruhig und bestimmt klingen zu lassen. »Bitte, Emma!«

Leider bringt auch das nicht den gewünschten Erfolg.

Das darf doch nicht wahrsein?! Inzwischen sind meine Haare so strubbelig, dass meine Finger sich darin verheddern. Ich werde wahnsinnig. Wie soll ich dieser Frau denn helfen, wenn sie mir nicht mal einen klitzekleinen Anhaltspunkt gibt?

»Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Meine Hände umklammern das Lenkrad, obwohl ich am liebsten darauf einschlagen würde.

Vor allem, nachdem ich wieder keine Reaktion von ihr bekomme.

Klar. Ich könnte nach Beverly Hills fahren, aber was ist, wenn sie nicht dort ist? Dann vergeude ich wertvolle Zeit und ... Ich weiß ja nicht mal, was vorgefallen ist.

Ich weiß absolut nichts!

Okay. Tief durchatmen. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen und konzentriere mich auf jedes noch so kleine Geräusch, das mir einen Anhaltspunkt geben könnte. Doch bis auf ihren Atem höre ich nichts.

Obwohl ich nach wie vor durch den Hörer springen will, um endlich bei ihr sein zu können, lasse ich die Luft langsam und kontrolliert aus meinen Lungen entweichen. Es bringt nichts, wenn ich auch noch durchdrehe. Und am allerwenigsten hilft es Emma. Es geht ihr zwar nicht sonderlich gut gerade, doch sie atmet. Flach, aber nicht mehr so extrem wie zu Beginn unseres Gesprächs. Das heißt, sie nimmt vielleicht doch etwas von dem, was ich sage, wahr.

Das ist gut. Oder zumindest ein guter Anfang.

»Ich bin bei dir, hörst du? Ich hole dich da raus«, versuche ich ihr erneut klarzumachen und habe dabei ein Déjà-vu. Denn genau das habe ich zu ihr gesagt, als sie in dieser Nacht vor fast vierzehn Monaten mit einem Knall in mein Leben geplatzt ist und alles auf den Kopf gestellt hat.

Diese Nacht, die ...

Ich schüttele mit dem Kopf, als diese Gefühle wieder in mir hochkommen. Dabei muss ich unbedingt die Nerven behalten. Ich darf das nicht zulassen. Nicht jetzt!

Erst recht nicht, als ich eine Stimme im Hintergrund vernehme, die ich nur einmal gehört habe und trotzdem unter tausenden wiedererkennen würde.

»Jetzt mach endlich die verdammte Tür auf, du Schlampe! Sonst trete ich sie ein!«


E N D E Band 1

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