Kapitel 2 - Aramis

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Aramis' p.o.v.

Sie waren im Haus eines Mitglieds der Hexen in der Gegend hier und saßen am Tisch bzw. standen um ihn herum, da er nicht groß genug für sie alle war. Anton hatte es sich natürlich am Kopfende bequem gemacht und machte einen auf Anführer. Erzählte ihnen mit strenger und kalter Miene, wie schändlich diese Werwölfe und diese Mischlingswesen waren und dass sie sie vernichten mussten. Und noch viel mehr Scheiße, aber Aramis hörte gar nicht zu.

Vor seinem inneren Auge spielte sich immer wieder dieselbe Szene im Kopf ab: wie Xenia sich auf diesen Werwolf stürzte. Direkt in die Schusslinie. Wie Anton nicht sofort das Feuer einstellte, sondern es ihm egal war. Und zu Aramis' großer Schande war er völlig erstarrt gewesen. Hatte nicht glauben können, was er da sah. Seine kleine, liebevolle Schwester, gefoltert von ihrer eigenen Art. Er hatte kaum mitbekommen, wie Mom sich wie eine wütende Löwin auf Anton gestürzt hatte. Hatte kaum irgendetwas mitbekommen, völlig gefangen im Schock und Entsetzen.

Denn Anton hatte schwarze Magie angewandt, und zwar nicht irgendwelche. Diese roten Blitze?
Das war keine Magie zum Töten.
Das war Magie zum Foltern. Nicht ohne Grund war sie so schwer auszuüben. Dabei wurde Hexern schon von Beginn ihrer Ausbildung an eingetrichtert, die Werwölfe gleich zu töten. Schnell und schmerzlos. Um sich selber nicht noch weiter zu gefährden. Aber auch, weil sie keine Monster wie diese Werwölfe waren. Hexen erfreuten sich nicht am Töten und Schmerz anderer. Sie töteten diese Bestien, um die Menschheit vor ihnen zu schützen.
Zumindest hatte Aramis das immer geglaubt.

Aber Anton hatte ihm mehr als deutlich gezeigt, dass er sich nicht an die Regeln hielt. Dass er keine Skrupel besaß. Aramis ging es einfach nicht aus dem Kopf, wie er nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, als Xenia sich in die Schusslinie geworfen hatte. Kalt und grausam hatte er die Blitze statt in den Werwolf in sie einschlagen lassen. Mit der lächerlichen Begründung, sie hätte ihre Seite gewählt und verdiente somit diese Behandlung.

Diese ganze Szene hatte sich unwiederbringlich in Aramis' Gedächtnis gebrannt. Genauso wie der Schmerz. Zum Glück schien Xenia noch zu leben. Das war seine einzige Hoffnung. Dennoch...was ihr angetan wurde…. unbeschreibliche Wut stieg in ihm auf, aber er ließ keine seiner Emotionen auf seinem Gesicht erscheinen. Starrte nur ausdruckslos ins Leere.

Anton hatte Recht. Xenia hatte ihre Seite gewählt. Die Seite der Werwölfe. Er konnte sich denken, warum sie Mom, Dad und ihm nichts davon erzählt hatte. Wahrscheinlich aus Angst vor ihrer Reaktion. Kein Wunder. Die Werwölfe waren ihre Feinde. Blutrünstige Monster, die es zu vernichten galt. Er hatte nie weiter darüber nachgedacht. Hatte es nicht hinterfragt. Bis jetzt.

Er kannte Xenia besser als jeden anderen. Sie war seine Schwester. Und die empathischste und herzlichste Person, die er kannte. Niemals hätte sie sich mit einem blutrünstigen Monster eingelassen. So sehr, dass sie für dieses Monster beinahe ihr Leben gab. Das wusste er mit unumstößlicher Sicherheit. Was nur einen einzigen Schluss zuließ.
Alles, was ihnen über die Werwölfe erzählt wurde, ...das alles war nichts weiter als eine Lüge.

Schließlich hatten sie sich auch nie die Mühe gemacht, mit den Werwölfen und Gespräch zu kommen. Der Gedanke, er könnte sein Leben lang Unschuldige getötet haben, entsetzte ihn tief im Inneren. Er zerstörte etwas in ihm. Aber er verdrängte es. Er musste all die Ereignisse beiseite schieben und sich auf das konzentrieren, was jetzt wichtig war.
Als hätte ihn Mitte Natur selbst daran erinnern wollen, ertönte Antons misstrauische Stimme:

"Hörst du zu, Aramis? Oder haben dich die Ereignisse auch so aus dem Konzept gebracht, dass du dich lieber zu deinen Eltern gesellen möchtest? Du weißt, niemand würde es dir übel nehmen."

Seine Stimme nahm einen beinahe freundlichen Klang an. Alles Heuchelei. Das wahre Wesen Antons hatte sich Aramis dort auf der Lichtung offenbart. Und somit war klar, dass in ihm nichts Gutes war, erst Recht keine Freundlichkeit. In ihm gab es nur Hass und Grausamkeit.

Er bot Aramis also nur aus Misstrauen an, zu seinen Eltern zu gehen, die im Gästezimmer hier im Haus alles zu verarbeiten versuchten. Oder besser gesagt, sie weinten zusammen um ihre Tochter. Wie gern wäre er jetzt bei ihnen? Wie gern würde er über alles reden? Aber er konnte nicht. Er musste alle Gefühle beiseite schieben und das hier tun, denn seine Eltern waren nicht in der Lage dazu. Nun, er konnte es ihnen nicht verdenken, ihm selbst gelang es kaum.

Doch jetzt ließ Aramis ein gequältes Lächeln auf seinen Lippen erscheinen und schüttelte den Kopf, während er Anton in diese eiskalten blauen Augen blickte.

"Danke, aber das wird nicht nötig sein. Zwar geht mir Xenias Verrat immer noch nahe, aber deswegen werde ich nicht meine Pflicht vernachlässigen."

Fest sah er Anton an, ließ ihn die Entschlossenheit in seinen braunen Augen sehen. Die Lüge ging ihm leicht von den Lippen. Die besten waren eben die, in denen ein Stück Wahrheit steckte. Nichtsdestotrotz schien Anton nicht gleich überzeugt, sondern starrte ihn prüfend an. Er hatte eine einschüchternde Ausstrahlung, die bestimmt den ein oder anderen nervös machte und zusammenklappen ließ. Er hatte es zwar nie gedacht, aber in diesem Moment war Aramis seinem Professor an der Uni sehr dankbar, dass er ihn mit seiner Strenge und seinem kalten Starren gewissermaßen abgestumpft hat. Ohne das kleinste Zeichen hielt Aramis Antons prüfendem Blick stand, bis er schließlich nickte.

Aramis wusste, damit war es noch nicht getan. Anton traute ihm nicht und er tat gut daran. Das hier würde ein ganzes Stück Arbeit werden. Aber das war ihm egal. Hier ging es um Xenia. Um seine Schwester. Und für sie würde er alles tun. Und wenn er damit seine eigene Art verriet. Blut war nunmal dicker als Wasser.

"Nun, dann solltest du dich jetzt zusammenreißen und gut zuhören", meinte Anton und sah auch wieder zu den anderen.
"Wir müssen sie ausschalten. Bevor sie dasselbe mit uns tun. Doch dafür müssen wir sie erst finden. Ich will, dass jeder hier einen Suchzauber ausübt. Mehrere. Wenn dieser nicht klappt, was ich befürchte, dann werden wir nach ihnen suchen müssen. In Zweierteams. Derweil werden wir unser Training verstärken. Wir haben es jetzt nämlich nicht einfach nur mit Werwölfen zu tun, sondern auch mit Mischlingswesen. Wir…"

"Aber wie ist das möglich?", fragte eine kleine, schwarzhaarige Hexe verwirrt.
"Warum sollte sich einer von uns mit jemandem von denen einlassen?"

Anton seufzte tief und lächelte sie begütigend an. Schauspielern konnte er auf jeden Fall. Offensichtlich hatte er seine Berufung verfehlt, dachte Aramis bitter.

"Ach, meine Liebe, Sie denken viel zu gut von diesen Monstern. Natürlich würde sich niemand freiwillig mit diesen Bestien einlassen. Offensichtlich haben sie aus Bosheit manche von uns vergewaltigt, um mit diesen Mischlingen besser und stärker zu werden und uns mehr entgegenzusetzen haben. Noch ein Grund mehr, ihnen den Garaus zu machen. Sie schrecken vor wirklich gar nichts mehr zurück."

Aramis fand es erstaunlich, wie sehr die anderen diesem grausamen Mann Glauben schenkten. Sie hinterfragten seine Worte nicht, zweifelten sie nicht an. Andererseits...wer konnte es ihnen schon verdenken? Erstens war Anton ein wirklich exzellenter Lügner und Schauspieler. Dazu ziemlich gerissen und schlau. Seine Argumente klangen logisch, vor allem für jemanden, der Werwölfe als das Böse betrachtete. Schändlicherweise musste Aramis sich eingestehen, dass er unter anderen Umständen ebenfalls zu denjenigen gehört hätte, die Anton Glauben schenkten. Wenn er Xenia nicht so vollends vertrauen würde, hätte er Anton nichts entgegenzusetzen.

Bald schon beendete Anton seine Ansprache und schickte allesamt an, Suchzauber zu wirken. Aramis täuschte nichts vor. Er würde sein Bestes versuchen, um Xenia aufzuspüren. Er musste einfach wissen, wie es ihr ging. Musste sie sehen. Mit ihr reden. Er verstand, warum sie ihm nichts von sich und diesem Werwolf erzählt hatte. Wenigstens hatte sie ihm ja überhaupt davon erzählt, dass sie jemanden getroffen hatte, auch wenn sie ihm dabei dieses kleine Detail verschwiegen hatte. Aber er konnte nicht richtig wütend auf sie sein, hatte es noch nie lange gekonnt. Nein, er hatte ihr längst verziehen, konnte er ihre Gründe doch sehr gut nachvollziehen. Auch wenn es ihn dennoch ein wenig kränkte, dass sie es ihm nicht anvertraut hatte. Aber das tat hier nichts zur Sache.

Stark konzentrierte er sich auf Xenia, murmelte die Worte und wartete ab, bis der Suchzauber seine Wirkung entfaltete. Was aber nicht geschah. Mit gerunzelter Stirn versuchte er es immer weiter, blendete alles um sich herum aus. Doch nichts passierte. Er konnte Xenia nicht aufspüren. Schließlich öffnete er wieder die Augen. Ein paar andere versuchten es noch immer, wieder andere hatten wie er die Augen geöffnet und sahen finster und grimmig drein.
Schließlich seufzte Anton tief.

"Das hatte ich mir schon gedacht. Nun denn. Dann müssen wir eben auf die gute alte Taktik zurückgreifen. Zweiertrupps im Wald."

Und so teilte er sie ein. Aramis teilte er einen seiner besten Freunde zu. Beinahe hätte er bitter geschnaubt. Natürlich. Anton würde es ihm nicht leicht machen, nicht bevor er keinen Zweifel mehr an seiner Aufrichtigkeit hatte.

Bevor Aramis allerdings mit seinem Suchpartner das Haus verlassen konnte, nahm Anton ihn beinahe schon väterlich besorgt beiseite.
"Aramis, du weißt hoffentlich, dass du das nicht tun musst."

Ernst sah er ihn an. Aber Aramis durchschaute ihn. Hoffentlich beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit. Denn er konnte es sich nicht leisten, seinerseits durchschaut zu werden. Also erwiderte er nur mit kalter Entschlossenheit Antons Blick und erwiderte fest:

"Danke für deine Sorge, Anton, aber ich muss das hier tun. Ich sehe es als meine Pflicht an, diese Bestien aufzuspüren, besonders nach Xenias Verrat. Natürlich tue ich das nicht völlig uneigennützig. Wenn wir Xenia finden, würde ich sehr gerne mit ihr sprechen. Ich will wissen, ob bei ihr noch Hoffnung besteht."

Am Ende des letzten Satzes ließ er einen gequälten Ausdruck in seinen Augen auftauchen, indem er an den Moment dachte, als Xenia von Antons schwarzer Magie gefoltert wurde.
Wieder betrachtete ihn Anton prüfend, bevor er schließlich nickte.
"Natürlich, das kannst du auch. Wir hoffen alle, dass Xenia nicht völlig anzuschreiben ist."

Aramis nickte und dann wurde er auch schon mit einem aufmunternden Schulterdruck vonseiten Anton zur Suche fortgeschickt. Vor der Berührung von diesem Monster, das gnadenlos seine Schwester gefoltert hatte, wäre er beinahe zurückgewichen, konnte sich aber gerade noch daran hindern. Dann ging er hinter dem kalt dreinblickenden blonden Freund Antons her und gemeinsam auf die Suche nach Xenia und den anderen.

Sie suchten tagelang, hatten aber keinen Erfolg, kein einziger von ihnen. Aber Aramis ließ diese Tage dennoch nicht untätig vorübergehen. Nein, er nutzte diese Zeit, um alle Zweifel über seine Loyalität zu beseitigen. Dazu gehörte, mit einem grimmigen Gesichtsausdruck herumzulaufen, Bemerkungen darüber zu verlieren, wie sehr Xenias Verrat schmerzte, bittere Entschlossenheit zu zeigen und sich lautstark mit seinen Eltern zu streiten.
Dieser letzte Punkt schmerzte am meisten. Seinen Eltern glauben zu machen, er sähe Xenia nun ebenfalls als Feind, war alles andere als einfach. Aber er hatte keine andere Wahl. Es musste authentisch sein, damit Anton nichts bemerkte. Und das konnte es nur sein, wenn seine Eltern nichts von seinem wirklichen Plan wussten. Dennoch änderte dieses Wissen nichts daran, dass die Enttäuschung und der Verrat in ihren Mienen Aramis mitten ins Herz traf.

Für Xenia, sagte er sich immer wieder, ich kann das alles ertragen. Ich mache das hier für sie.
Er hoffte nur, dass es klappte. Und entweder war Mutter Natur auf seiner Seite oder er hatte das Glück, dass Anton doch nicht so schlau war, wie er sich hielt, denn er wurde nachlässiger. Beobachtete Aramis nicht mehr so oft mit diesem misstrauisch prüfenden Blick. Ließ ihn nicht ständig unauffällig von einem seiner Freunde bewachen. Bis Aramis es schließlich eines Abends wagte, einen Vorschlag zu machen, als sie über ihr weiteres Vorgehen sprachen.

"Was, wenn ich den Köder spiele?", sann er laut nach.
Alle sahen zu ihm, mit fragenden Gesichtern. Also erklärte er sich:

"Na ja, ich bin Xenias Bruder. Ich könnte so tun, als wäre ich auf ihrer Seite. Als würde ich meine verräterische Schwester meiner Art vorziehen."

Er blickte Anton an, wartete auf seine Meinung. Der betrachtete ihn nachdenklich.
"Das ist nicht ganz ungefährlich. Sie könnten die Fälle riechen."

Aramis ließ seine Entschlossenheit durchscheinen.
"All die Jahre, die ich schon der Eliminierung dieser Biester widme, sind nicht ungefährlich. Jedes Mal habe ich dem Tod ins Auge gesehen. Das hier ist nicht viel anders."

Anton rieb sein glatt rasiertes Kinn, während er ihn weiterhin betrachtete.
"Zugegeben, wenn sie darauf hereinfallen, könnte es die Sache erleichtern. Aber wenn nicht….wir können dir im Ernstfall nicht zur Hilfe kommen."

Aramis schluckte schwer, sah aber nicht weg.
"Dieses Risiko müssen wir wohl eingehen", meinte er mit schwerer Stimme. Und nach einigen Diskussionen war es entschieden. Er hatte Antons Segen. Jetzt musste er es nur noch seinen Eltern sagen. Bei der Vorstellung graute ihm. Zu Recht.
Dieses Gespräch war nicht einfach. Sie schrien ihn an, versuchten, ihn davon abzuhalten und mehr als einmal hätte er ihnen nur zu gern die Wahrheit erzählt. Aber er konnte nicht. Er konnte einfach nicht.

Denn das würde seinen Plan gefährden. Und er durfte nicht zulassen, dass Anton hinter seine wahren Beweggründe kam.
Und so erduldete er das Entsetzen, die Wut, und Enttäuschung seiner Eltern mit entschlossener Miene, obwohl es ihm innerlich das Herz zerriss.

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