Kapitel 9 - Bruder und Schwester wieder vereint

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Hey, ich hoffe es geht euch allen gut. Ja, ihr werdet euch wahrscheinlich gerade ziemlich wundern.
Ein neues Kapitel? Ein Update? Kann das wirklich wahr sein?
Um es kurz zu machen: Jap.
Sorry für die lange lange Abwesenheit meinerseits. Für die, die es nicht mitbekommen haben: ich bin dabei, diese Geschichte weiter zu schreiben. In welchen Intervallen die Updates kommen werden, keine Ahnung. Aber ich habe die Intention, die Story zu beenden. Wird auch endlich Zeit, hab euch viel zu lange in der Luft hängen lassen und die Geschichte an sich auch.
Ich hoffe, ich kann die Geschichte einigermaßen flüssig fortführen und dass mein Schreibstil und generell die Story euch nicht enttäuschen.
Aber genug gelabert! Viel Spaß beim Lesen euch allen!❤️
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Aramis' p.o.v.

Nachdem ihn Ryan durch ein Wirrwarr an Zelten aus Gras geführt hatte, erblickte Aramis sie plötzlich. Offensichtlich erschöpft lehnte sie mit geschlossenen Augen an einer großen Fichte. Bei ihrem Anblick konnte er einfach nicht anders und beschleunigte seine Schritte, bis er joggte.

"Xenia! Gott, geht es dir gut?", rief er ihr zu, während er sie besorgt musterte. Es gefiel ihm nicht, sie so völlig in sich zusammengesunken dort sitzen zu sehen. So fertig mit sich und der Welt. Eigentlich hatte Aramis vorgehabt, sie nicht zu überrumpeln, sondern vorsichtig auf sie zuzugehen und die Lage zu checken, wie sie nun zueinander standen. Aber die Sorge um sie hatte ihn völlig im Griff und ließ seinen brüderlichen Beschützerinstinkt auf Hochtouren laufen.

Derweil hatte sie die Augen geöffnet und starrte ihn nun überrascht an. Obwohl er sonst alles in ihrem Gesicht ablesen konnte, gelang es ihm diesmal nicht, herauszufinden, ob sie sich über seine Ankunft freute.

Doch er beschäftigte sich auch gar nicht wirklich damit, sondern untersuchte mit den Augen ihren Körper nach Verletzungen. Schmerzhaft stand ihm die Erinnerung vor Augen, wie sie von diesen entsetzlichen Blitzen getroffen wurde. Wie sie unter der Wucht und tödlichen Elektrizität unkontrolliert zuckte. Das Grauen, das er dabei empfunden hatte, würde er niemals vergessen. Genauso wenig wie den Anblick selbst, oder dass er nichts dagegen getan hatte, sondern vor Schock und Entsetzen nur unbeweglich da gestanden hatte.

Diese quälenden Bilder vor Augen kniete Aramis sich vor sie hin, sobald er bei ihr angekommen war und umfasste sanft ihre Hände. Seine zitterten leicht, doch das war ihm egal. Und obwohl er sich die Worte zurechtgelegt hatte, war das jetzt alles vergessen. Während er sie so ansah, so lebendig, wo sie vor ein paar Tagen noch gefoltert worden war, etwas, das ihr, seiner kleinen Schwester, nie hätte passieren dürfen...da gab es nur vier Worte, die in seinem Kopf, in seinem Herzen existierten. Nur vier Worte, die mit der Macht eines Donnerschlags in ihm hallten und nach außen dringen wollten.

"Es tut mir leid", schluchzte Aramis. Er schluchzte. Erst jetzt bemerkte er die warmen Tränen, die ihm übers Gesicht rannen.
"Er hat dich...er hat dich gefoltert und ich...ich war so geschockt, ich konnte nichts tun. Ich hab dich im Stich gelassen. Dabei bin ich doch dein großer Bruder..."

Er unterbrach sich, als sie seine Hände beruhigend drückte, eine solche Sanftheit ins Gesicht geschrieben, die er gar nicht verdiente.
"Oh Rami", seufzte sie. "mir tut es leid. Ich hätte dir schon von Anfang an die Wahrheit erzählen sollen, aber ich hatte solche Angst...was dort auf der Lichtung passiert ist, ist nicht deine Schuld. Wenn ich..."

Doch er schüttelte bereits den Kopf.
"Nein, ich hätte etwas tun müssen", beharrte er.
„Ich hätte Anton aufhalten müssen."
Aramis biss die Zähne zusammen.
„Aber ich habe es nicht getan", sagte er, die Stimme schwer vor Schuldgefühlen.

"Ich bin froh, dass du nichts versucht hast", sagte Xenia mit eindringlicher Stimme.
„Er hätte dich nur auch noch verletzt. Damit wäre nichts gewonnen gewesen". fügte sie mit schwerer, bitterer Stimme hinzu.

Aramis biss die Zähne zusammen.
„Wir werden uns an ihm rächen."

Und wenn es ihn alles kosten würde. Er würde Anton diese Sache auf der Lichtung nicht durchgehen lassen. Er würde es büßen, Xenia weh getan zu haben. Sie gefoltert zu haben. Wie Aramis das anstellen sollte, wusste er noch nicht, aber er würde einen Weg finden. Die Entschlossenheit in ihm war so fest wie Titan.

„Das werden wir", sagte Xenia, die Entschlossenheit in ihrem Gesicht ein Zwilling der seinen.
Doch dann schlichen sich wieder Unsicherheit und Erschöpfung in ihre Miene, wie durch Risse in einem Stein. Sie seufzte schwer.
„Aber das wird nicht so einfach."

Aramis wollte schon antworten, wollte sie aufmuntern, da schaltete sich Ryan hinter ihm ein. Er hatte sich so auf Xenia konzentriert, dass er ihn beinahe vergessen hatte. Beinahe. Denn es schien, als könnte er ihn nicht wirklich ganz vergessen, als würde ein Teil von ihm ihn immer registrieren, ganz so als wäre er auf ihn ausgerichtet.

„Das wird es nicht, nein", sagte Ryan, seine Stimme ruhig. Wie ein Fels in der Brandung. Diesmal war kein Necken oder dergleichen in seiner Stimme zu hören, sondern lediglich Ernst.
„Aber wir sind nicht allein."

Er kam hinter Aramis hervor und kniete sich neben ihn vor Xenia und schenkte ihr ein typisches Ryan-Grinsen.
„Und wenn diese Hexen denken, sie können es mit Werwölfe, Mischlingen und anderen ihrer Art aufnehmen, dann werden sie ihr blaues Wunder erleben. Ich freue mich schon auf ihre Gesichter. Halte eine Kamera bereit, ja?"

Sein Versuch, sie aufzumuntern, war vielleicht nicht vollkommen und doch erntete er ein kleines Lächeln von Xenia. Und Aramis...der erwischte sich dabei, wie er Ryan anstarrte, sein Profil musterte und sich fragte, was hinter diesem besonderen jungen Mann steckte. Etwas in ihm war begierig darauf, es herauszufinden. Er schüttelte über sich selbst den Kopf und sah wieder zu Xenia. Er war endlich bei ihr, und wer weiß wie lange er noch Zeit hatte, bevor er wieder zurück musste. Er sollte die Zeit nutzen, anstatt sich Gedanken über Ryan hinzugeben.
Also stellte er endlich Fragen, die ihm seit diesem Tag auf der Lichtung im Herzen brannten:
„Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du einen Werwolf liebst?"

Verdammt. Er wollte ihr keine Vorwürfe deswegen machen, konnte aber nicht umhin, festzustellen, dass man seiner Stimme einen verletzen Ton anhörte.
Xenia blickte schuldbewusst drein und senkte seufzend den Kopf, die Hände um ihre angezogenen Knie geschlungen.

„Es ist kompliziert. Ich habe es ja selbst nicht verstanden. Relativ früh hab ich bemerkt, dass der Neue in der Schule, Kilian - so heißt er - ein Werwolf ist. Ich wollte es euch sagen, aber irgendwie konnte ich es nicht. Es war wie verhext. Ich dachte, er hätte einen Bann oder so über mich gelegt. Also bin ich ihn suchen gegangen und naja...er hat mich über diese Seelengefährtensache aufgeklärt. Nachdem ich einige Zeit drüber nachgedacht habe, hab ich mich entschieden, es mit ihm zu versuchen. Ich hab euch nichts gesagt, weil ich mir dachte, dass ihr es nicht gut heißen würdet. Aber mit der Zeit hab ich erkannt, dass alles, was wir von Werwölfen denken, oder zumindest vieles - nicht stimmt. Ich konnte ihn nicht verraten."

Traurig und um Verständnis bittend blickte sie Aramis wieder in die Augen.
„Auch wenn das bedeutete, euch und euer Vertrauen zu verraten."

Er konnte sie verstehen. Wahrscheinlich hätte er an ihrer Stelle nicht anders gehandelt. Ihnen beiden war von Anfang an eingetrichtert worden, dass Werwölfe blutrünstig, gewalttätig, ja, das Böse personifiziert waren. Natürlich hatte sie nichts gesagt. Egal, wie sehr man jemandem vertraute, wenn dieser eine Wahrheit aussprach, die allem widersprach, was man bisher für richtig gehalten hatte...dann war es unglaublich schwer, dem Glauben zu schenken.

Doch obwohl er all das nur zu gut wusste, obwohl er ihre Beweggründe nachvollziehen konnte, tat es dennoch nichts gegen den scharfen Stich der Enttäuschung in seinem Herzen. Denn sie hatte sich ihm nicht anvertraut. Dabei hatten sie sich immer alles erzählt. Jede Kleinigkeit. Ausgerechnet bei der wichtigsten Sache hatte sie eine Ausnahme gemacht. Es schmerzte ihn zu wissen, dass sie nicht genügend Vertrauen in ihm gehabt hatte. Er wollte nicht so fühlen, wusste er doch, dass Xenia es nicht so gemeint hatte. Dennoch änderte es nichts an seinen Gefühlen.

Aber er ließ sie nichts davon sehen. Sie würde sich nur noch schuldiger fühlen und das brauchte sie nicht. Er nahm ihr ihre Entscheidung nicht übel - nicht wirklich. Sein Verstand sagte ihm, dass das nicht gerecht war. Jetzt mussten es nur noch seine Gefühle verstehen.
Er zwang ein verständnisvolles Lächeln auf sein Gesicht, zeigte nicht den Stich des Verrats in seiner Mimik und erklärte sanft:
„Du brauchst dich nicht rechtfertigen. Ich verstehe es. Wirklich. Ich verzeihe dir, dass du uns nichts gesagt hast. Am Ende hätte ich es wahrscheinlich nur schlimmer gemacht, aus dem Versuch heraus dich zu beschützen."

Er hatte sie immer beschützen wollen. Sie war seine kleine Schwester. Er hatte sie vor pöbelnden älteren Jungs beschützt, vor misslungenen Zaubersprüchen, vor ihrer eigenen Unsicherheit. Aber genau dann, als es am wichtigsten war, hatte er versagt. Der Gedanke schnitt ihm tief ins Herz. Einen langen Moment lang konnte er nicht sprechen. Ein Felsblock an Gewicht drückte sich schwer auf seine Brust. Aber er musste weiter sprechen. Seine Stimme klang heiser als er sagte:
„Ich wünschte, ich hätte dich auf der Lichtung beschützen können. Ich wünschte, ich..."

Sie drückte seine Hände und unterbrach ihn sanft:
„Wir können nicht ändern, was passiert ist. Es ist die Vergangenheit und wir haben keinen Einfluss mehr auf sie. Aber was wir beeinflussen können, Rami, das ist die Gegenwart. Wir können ändern, wie wir mit der Vergangenheit umgehen. Ich bereue nicht, was ich getan habe. Ich gebe dir nicht die Schuld daran. Also solltest du es auch nicht tun."

Sie war zu gütig für diese Welt. Besonders für die Kriegszeiten, in denen sie nun lebten. Sie hatte etwas besseres verdient. Was ihn zu einem anderen Gedanken brachte. Aufmerksam studierte er ihr Gesicht, als er vorsichtig fragte:
„Dieser Wolf, für den du dich geopfert hast...ist er es wert?"

Als er den Wolf erwähnte, spannte sie sich unwillkürlich an. Aramis betrachtete sie so genau, dass ihm nichts entging. Nicht, wie sie schwer schluckte. Nicht, wie sie die Lippen leicht zusammen presste. Und auch nicht, wie ein trauriger Schatten ihre Augen heimsuchte.

Etwas dunkles, wütendes erhob sich in ihm bei dem Anblick. Ein Gefühl, das ihm nur zu bekannt war.
Es tauchte immer dann auf, wenn seine Liebsten verletzt wurden. Und Xenia...sie hatte sich für diesen Werwolf foltern lassen. Hatte für ihn alles riskiert. Er hatte sich schon davor glücklich schätzen können, sie zu haben, aber nach dieser Aktion?

Wenn er nicht erkannte, dass sie das Beste in seinem Leben darstellte, dann hatte er sie nicht verdient.
Aramis erhob sich abrupt. Seine Hände glitten aus Xenias und ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten.

„Wo ist er?", verlangte er zu wissen. Er würde diesem Wolf die Meinung sagen. Und zwar gehörig. Sein Körper begann, leicht zu zittern, so wütend war ich. Es kostete ihn immense Kraft, sich zurück zu halten und nicht wie ein Stier auf der Lichtung herum zu wüten, auf der Suche nach dem Wolf.
Aramis war niemand, der zu Gewalt neigte, hatte es immer gehasst, Werwölfe zu töten, obwohl er damals noch dachte, sie seien Monster.

Aber Xenia hatte für ihre Liebe zu diesem Wolf alles geopfert: ihre Familie, ihren Zirkel, ihr Zuhause. Sie hatte Schmerzen erlitten. Sie war gefoltert worden, verdammt noch mal! Und ihr Wolf schätzte es offensichtlich nicht wert.
Aramis konnte nicht garantieren, sich diesmal zurückzuhalten und ihm nicht einen deftigen Kinnhaken zu verpassen.
Xenias Augen wurden groß, als sie ihn so sah. Schnell rappelte sie sich auf.

„Rami, bitte..."

Er wusste, sie würde ihn gleich bitten, nichts voreiliges zu tun. Er sah es ihr genau an. Aber die Worte kamen nicht über ihre Lippen. Plötzlich wanderte ihr Blick hinter ihn. Ihre Augen weiteten sich noch ein Stück mehr. Und dann schoss ihr Blick besorgt zu ihm, bevor er wieder zurück hinter ihn wanderte. Das verriet sie.

Er wirbelte herum. Und da sah er ihn.
Ahnungslos aber entschlossen humpelte der Wolf von der Lichtung mit schmerzverzerrtem Gesicht auf sie zu. Sein Blick auf Xenia fokussiert.
Aramis würde nicht zulassen, dass er sie noch mehr verletzte als ohnehin schon.

Wütend machte er einen Schritt auf ihn zu, ein einziges Ziel in seinem Kopf. Rote Wut blitzte in seinem Inneren umher. Seine Atmung wurde schwerer, so hart war es, sich zusammen zu reißen.
Der Wolf war nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt, als Aramis es nicht mehr aushielt.

„Stopp."
Sein Blick schoss zu ihm. Ahnungslos nahm er Aramis' angespannte Haltung in sich auf, die zu Fäusten geballten Hände an seinen Seiten. Seine Schritte wurden langsamer. Sein Blick wachsam wie das eines Raubtiers gegenüber einem ebenbürtigen Feind.

„Wir müssen reden", verkündete Aramis. Die Wut ließ seine Worte scharf und drohend klingen.
Der Wolf betrachtete ihn abwägend, doch sein Blick wurde von Xenia hinter ihm angezogen. Er schien nicht zu erkennen, in was für einer Situation er steckte. Oder vielleicht war es ihm auch egal. Jedenfalls sagte er genau die falschen Worte, beachtete Aramis kaum, sein Blick auf Aramis' Schwester hinter diesem  fokussiert.

„Kann das warten? Ich muss erst mit dir reden, Xenia."

Bevor sie etwas erwidern konnte, machte Aramis einen drohenden Schritt auf ihn zu. Das bisschen Selbstbeherrschung, das er noch gehabt hatte, riss entzwei. Er meinte fast einen Knall zu hören.
Kilians Blick zuckte zu ihm zurück. Mit einem Mal schien er zu erkennen, was für einen Fehler er gemacht hatte.

Aber jetzt war es zu spät.

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