Zwölf Jahre später

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Mit verschränkten Armen lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück und blickte aus dem Fenster während ich meinen Kaugummi kaute und den Rektor ignorierte der vor mir saß und auf meine Adoptiveltern einredete.
„Ich glaube das ihnen die Konsequenz dieser Lage nicht bewusst ist Mrs. Evans. Sie schwänzt die Schule und zeigt sowohl Verbal und Körperlich Aggressives Verhalten ihren Mitschülern gegenüber!" schimpfte er. Ich verdrehte nur die Augen und versuchte gar nicht erst ihm zu erklären das ich meine Mitschüler nur warnte sich von mir fern zu halten. Wenn sie mich dann doch anfassten oder zu nahekamen, mussten sie nun mal mit einem Blauen Auge rechnen.
„Haben sie doch etwas Verständnis Mr Anderson. Sie hatte keine leichte Kindheit" versuchte Emma mich zu verteidigen. Kurz sah ich zu ihr und versuchte zu begreifen warum sie das immer wieder tat. Das hier war nicht mein erstes Krisengespräch und womöglich auch nicht mein letztes. Alexander hingegen sagte gar nichts, er sah den Rektor nur ernst an.
„Mir ist Bewusst das es nicht leicht für sie ist, aber sie versucht sich nicht mal in die Klasse einzubringen"
„Wie soll sie sich den einbringen, wenn die Schulen hier ihr nie die Zeit geben die sie braucht. Ihr werft sie jedes Mal vorher raus" konterte Alexander nun und ich hörte die Wut in seinem Unterton, denn das hier war bereits die dritte Schule von der ich wegen meinem gestörtem Sozialverhalten wie sie es immer nannten rausflog.
„Normale Schulen sind nicht ausgelastet für schwer erziehbare Kinder" nun sah ich doch zum Rektor, denn Schwer erziehbar war ich sicher nicht. Ich hielt mich zu Hause immer an alle Regeln und außer der Auseinandersetzungen mit meinen Mitschülern hatte ich auch nie gegen die Hausordnung verstoßen.
„Grace ist nicht schwer erziehbar! Wie können sie es wagen so etwas zu behaupten!" schimpfte Emma nun.
„Sehen sie doch. Ihre Respektlose Haltung, der Kaugummi in ihrem Mund und ihre Schuluniform trägt sie nicht Ordnungsgemäß" stellte er seine Hypothese auf. Ich sah an mir herunter. Ein Kniestrumpf war etwas verrutscht und die Krawatte an meinem Hals saß locker, da sie mich sonst einengte und statt dem sperrigen Sakko trug ich eine schwarze Kapuzenjacke, die aber zum Rest des Outfits passte. Außer ihm hatte sich darüber auch nie jemand beschwert.
„Eure Uniform ist einfach unbequem. Kann ich doch nichts dafür, wenn die anderen nicht den schneit haben ihnen das ins Gesicht zu sagen" maulte ich.
„Grace! Bitte!" fuhr mich Alexander an und ich sah wieder aus dem Fenster hinaus.
„Sehen sie, das meinte ich. Ihre Umgangsform ist mehr als nur unzumutbar" stellte er fest und fing an in seiner Schublade herumzuwühlen.
„Hören sie, ich weiß das, dass nicht ihre erste Schule ist, aber ich werde ihnen entgegenkommen" fing er an und holte einen Flyer aus seinem Schreibtisch. Emma und Alexander tauschten fragende aber auch hoffnungsvolle Blicke.
„Die Winterville Akademie könnte das richtige für sie sein. Sie ist teuer, aber dort wird sie Disziplin und Anstand lernen. Außerdem bekommen Kinder aus schwierigen Verhältnissen sowohl eine Förderung als auch eine Psychologische Betreuung" zögerlich griff Emma nach dem Flyer und fing an ihn zu lesen. Alexander sah mich ratlos an, als würde er verzweifelt versuchen eine Reaktion von mir zu erhaschen. Doch mir war das egal. Das Einzige das mich interessierte war, warum sie sich überhaupt so sehr um mich bemühen, warum sie mich behalten und nicht wieder weggeben hatten. Sie waren hartnäckig und waren wie ich sah sogar dazu bereit eine viel zu teure Schule für mich zu bezahlen.

Mit einer bedrückten Stimmung verließen wir das Büro des Rektors und liefen zum Auto.
„Das kann so nicht weiter gehen Grace. Auf irgendeine Schule musst du gehen" kam es von Alexander sobald wir im Auto saßen.
„Vielleicht sollten wir uns das mit der Winterville Akademie überlegen Schatz" überlegte Emma ohne auf eine Reaktion von mir zu warten. Ich saß nur auf der Rückbank und starrte aus dem Fenster.
„Auf diese Schule gehen Kinder von hoch Angesehenen Leuten und es ist ein Internat. Sie müsste sich dort mit einem Mitschüler ein Zimmer teilen und sie kann nicht mal mit anderen in einer Klasse sitzen!" schimpfte Alexander. Eigentlich war ich beleidigt, aber ich kannte ihn schon gut genug um zu wissen das er im Grunde nur auf die örtlichen Schulen sauer war und nicht auf mich. Dennoch löste es ein Schuldgefühl in mir aus das ich tief in meinem inneren verstecken wollte.
„Aber was ist, wenn das genau das ist was sie braucht?" flehte Emma.
„Diese Schule ist teuer und es ist nicht einfach dort einen Platz zu bekommen" konterte Alexander genervt.
„Deine Firma läuft gut. Wir können uns diese Schule leisten und der Rektor hat uns versichert, das Grace noch so lange hier zur Schule gehen kann, bis sie dort einen Platz bekommt" argumentierte sie wieder und erneut fragte ich mich, warum sie sich überhaupt so viel mühe gab. Die Erfahrung zeigte das ich es nie lange in einer Schule ausgehalten hatte.
Warum sollte es dieses Mal anders sein?
Nach dieser Diskussion an der ich eher weniger beteiligt war, fuhren wir schweigend nach Hause.

Kaum hielt das Auto vor der Eingangstür, stieg ich gleich aus um in mein Zimmer zu laufen. Emma und Alexander folgten mir.
„Wo willst du hin!?" rief er mir nach, ich ignorierte ihn und lief weiter.
„Lass uns darüber reden! Bitte Grace!" flehte Emma, doch ich lief einfach weiter.

Ich stürmte in mein Zimmer und schmiss die Tür hinter mir zu. Aus dem Rosa Prinzessinnen Zimmer wurde mit den Jahren ein Grau-Weißer Raum dessen Wände mit Postern von Rockbands und Schallplatten vollgehängt war. Das erste was ich tat, war diese ungemütliche Uniform auszuziehen und mir ein T-Shirt einer Rockband, ein kariertes Hemd und eine zerrissene Jeans anzuziehen. Mit meinen Kopfhörern schmiss ich mich auf mein schwarzes Metall-Bett und drehte sie Musik ganz laut, so dass ich von außen nichts mehr wahrnehmen konnte.
Ich hörte auch das Klopfen an meiner Tür nicht und erschrak, als ich das Hausmädchen in meiner Tür stehen sah. Ruckartig riss ich mir die Kopfhörer von meinem Kopf und setzte mich im Bett auf.
„Was machst du hier Emily?" fragte ich sie erschrocken. Sie verbeugte sich.
„Ich wollte sie nicht erschrecken. Ihre Eltern warten im Esszimmer auf sie" mit den Worten machte sie kehrt und ging. Auch wenn ich mit ihr aufgewachsen war, war es mir unangenehm das so mit mir sprach. Genervt legte ich meine Kopfhörer auf die Seite und machte mich auf den Weg in den großen Speisesaal.

Bis auf den Kronleuchter der über dem Tisch von der Decke hing, war der Raum eher modern eingerichtet. Schweigend setzte ich mich auf dem Schwarz gepolsterten Stuhl etwas entfernt von meinen Adoptiveltern und fing an zu essen. Emma stocherte nachdenklich in ihrem Essen herum während Alexander nachdenklich durch den Flyer der Akademie blätterte.
„Du wirst auf diese Schule gehen" fing er an zu sprechen und schob den Flyer zu mir rüber.
„Das ist deine letzte Chance Grace. Wenn du von dieser Schule auch fliegst, bist du für deine berufliche Zukunft selbst verantwortlich. Hast du das verstanden?" fügte er streng hinzu. Ich schluckte und griff nach dem Flyer.
„Ja, habe ich" sagte ich nur.
„Gut, jetzt iss und mach deine Hausaufgaben" befahl er und begann selbst zu essen. Auch ich aß weiter ohne nochmal zu den beiden rüber zu sehen. Mein Leben war geprägt von dem hass gegen Menschen und die Schuldgefühle die ich gegenüber meinen Adoptiveltern jeden Tag hatte. Die beiden hatten sich nichts sehnlicher als ein Kind gewünscht und das einzige das sie bekommen hatten, war ich. Einen Sozial völlig inkompetenten Teenager der mit niemandem zurechtkam.

Schweigend und geplagt von meinen Schuldgefühlen ging ich zurück in mein Zimmer um mich mit meinen Kopfhörern an meinen Schreibtisch zu setzen und meine Hausaufgaben zu erledigen. Ich wollte nicht das Alexander noch wütender auf mich wurde.
Als ich nach zwei Stunden endlich damit fertig war, lehnte ich mich zurück und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Ich besaß nicht viel da es für mich schon reichte, dass Emma und Alexander mir erlaubten hier zu leben, da wollte ich ihnen nicht noch mit extra Wünsche auf der Tasche sitzen, auch wenn ich wusste das Emma mir alles gekauft hätte was ich mir wünschte. Da sie mich an Geburtstag und Weihnachten aber immer mit Geschenken auf die Nerven ging, ließ ich mich dazu überreden mir meine Schallplattensammlung von ihr erweitern zu lassen, da sie teuer waren und ich mein Taschengeld eher dazu brauchte um mir Essen in der Schule oder die Utensilien für meine Kamera zu kaufen. Mein Blick blieb auf besagter Kamera stehen die auf einer Kommode im hintern Teil des Zimmers stand. Ich stand auf um sie zu holen, dann kontrollierte ich ihre Funktion und wollte mit ihr nach draußen gehen. An der Haustür wurde ich jedoch von unserem Hausmädchen aufgehalten.
„Wo gehen sie hin Madam?" irritiert sah ich sie an.
„Ich habe meine Hausaufgaben erledigt und möchte jetzt nach draußen gehen" sagte ich ehrlich, da ich nicht noch mehr ärger verursachen wollte.
„Sie wissen das ihr Vater immer informiert werden will, wenn sie das Gelände verlassen" tadelte sie mich. Ich verdrehte die Augen.
„Du weißt doch jetzt Bescheid, kannst du ihm nicht einfach sagen das ich weg bin?" sie nickte
„Natürlich Madam. Aber seihen sie vor Sonnenuntergang wieder zurück" ohne ein weiteres Wort ging ich raus in den Wald um nach interessanten Orten für Fotos zu suchen.

Eine ganze Weile lief ich durch den kleinen Waldteil der Grafschaft Devon entlang. Die Grafschaft lag im Südwesten Englands und war für seine pittoresken Küstenstädte bekannt. Wir lebten auf einem Anwesen in der Nähe der Hauptstadt Exeter. Dieser malerische Ort lag weit von der Industriestadt Manchester entfernt aus der ich ursprünglich stammte. Ich fand ein paar Pflanzen und kleinere Tiere die ich mit meiner Kamera fotografierte. Es lenkte ab und war gefühlt das einzige an dem ich Freude empfinden konnte.
Gerade als die Sonne begann unter zu gehen, lief ich aus dem Wald raus und entdeckte eine Gruppe Rehe auf den Feldern. Vorsichtig näherte ich mich ihnen, da ich mit der Kamera nicht Zoomen konnte. Da alle Felder von Steinzäunen und Büschen umringt waren, konnte ich mich dort sehr gut verstecken um ein Foto von ihnen machen zu können. Zu meinem Glück entdeckten mich die Rehe erst als ich den Auslöser schon gedrückt hatte ehe sie wegrannten. Aus der Kamera kam ein Bild heraus auf dem die Rehe genau in die Kamera blickten. Zufrieden mit meinen Fotos lief ich nach Hause wo ich ankam kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwand.

Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, da kam Emma schon freudig auf mich zu gerannt. Ich musste nicht fragen, durch Emily wusste wahrscheinlich auch sie, dass ich draußen beim Fotografieren war und sie liebte es sich die Fotos anzusehen die ich gemacht hatte. Eine Wand im Wohnzimmer war voll mit den Fotos die am schönsten fand und da sie alle Schwarz-Weiß waren passten sie sowohl zueinander als auch zu der Einrichtung.
„Du bist wieder da! Lass mal sehen was du Fotografiert hast Grace" stumm reichte ich ihr die Fotos und sie sah sie sich mit strahlenden Augen an. Ich wusste nicht so recht was ich davon halten sollte.
„Die sind wieder fantastisch. Und diese Rehe erst. Du hast so ein unfassbares Talent dafür" freute sie sich.
„Behalte sie" sagte ich kühl.
„Willst du sie nicht bei dir aufhängen?" fragte sie dann, sie meinte meine Pinnwand über dem Schreibtisch an die ich meine gelungensten Bilder aufhing. Das Foto von den Rehen hätte einen Platz an dieser Wand verdient gehabt, aber Emma hatte keinen guten Tag und ich war kein Unmensch. Ich wollte meine Taten wieder gut machen ohne zu viele Gefühle offenbaren zu müssen.
„Ist schon gut. Behalte sie ruhig" mit den Worten ging ich und machte mich Bettfertig.

Ein paar Wochen in denen ich aufgebrachte Telefonate von Alexander mitanhörte in denen er versuchte einen Platz für mich in dieser Akademie zu bekommen vergingen. In dieser Zeit war ich gezwungen weiter in meine alte Schule zu gehen und meine Mitschüler machten es mir nicht gerade leicht mich in dieser Zeit nicht unangebracht zu verhalten. Ich versuchte mich aus Konflikten herauszuhalten und verbrachte die Pausen alleine. Je weniger ich mit anderen Menschen sprechen musste um so geringer war das Risiko das ich ausflippte um meine grenzen klarzustellen.
Als ich mich nach einem menschlich sehr anstrengenden Tag ließ ich mich auf den Stuhl im Esszimmer fallen. Ich war so müde, das ich nicht wusste wie ich Energie zum Essen aufbringen konnte.
„Es freut mich das du dich in den letzten Wochen nicht in Schwierigkeiten gebracht hast" lobt mich Emma, ich nickte nur und begann zu essen.
„Mich auch, es wäre nur schön, wenn du dich angestrengt hättest bevor du von der Schule geflogen bist" kommentierte Alexander das Ganze und das schlechte Gewissen ließ mich wieder innehalten. Dann hörte ich nur wie Emma ihm gegen das Schienbein trat um ihn zum schweigen zu bringen.
„Aua... wie dem auch sei. Wir haben eine gute Nachricht für dich" neugierig blickte ich auf und ignorierte meine Müdigkeit dabei. Emma war so aufgeregt das sie Alexander mit der Verkündung zuvor kam.
"Du wurdest in der Winterville Akademie aufgenommen!"...

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