Kapitel 43 - Herkunft

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Kilians p.o.v.

Das konnte nicht sein. Derya musste falsch liegen. Es war einfach nicht möglich. Meine Eltern hätten mir das nicht verschweigen können. Sie hätten es mir erzählt. Und ich hätte es selbst bemerkt, wenn da Magie in mir wäre. Es war einfach nicht möglich. Die Prophezeiung irrte sich, Derya irrte sich. Vielleicht war ein anderes Pärchen gemeint, vielleicht...

"Das Werwolfsgen hat bei dir mehr durchgeschlagen", fuhr Derya sanft fort, mit diesem Mitgefühl in den Augen, das ich nicht sehen wollte. Denn ich war nicht zum Teil Hexer!

"Deine Mutter war die Hexe und dein Vater der Werwolf. Obwohl es zu ihrer Zeit noch keine Feindschaft zwischen Hexen und Werwölfen gab, war es dennoch nicht leicht. Denn Hexen und Werwölfe waren schon davor nicht mehr so gut miteinander, aus einer Reihe von Gründen, die nun nichts zur Sache tun. Jedenfalls schickte Luna mich zu ihnen, um ihnen zu helfen, das Band der Seelengefährten zwischen sich zu akzeptieren. Und das habe ich getan. Bis zu deiner Geburt bin ich bei euch geblieben, bevor man mich woanders gebraucht hat. Es ist keine Schande, aus einer solchen Verbindung zu kommen."

Doch. Für mich schon. Denn obwohl meine Mutter eine sanfte, einzigartige Frau gewesen war, soll sie zu einer solch bösen Art gehört haben? Die sie dann noch umgebracht haben?

"Ich glaub das nicht", flüsterte ich. Den Blick hatte ich über Deryas Schulter gerichtet, starrte in die Leere.
Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Dinge fielen mir auf. Dinge, die ich zuvor nie beachtet hatte.
Und Derya schien das zu wissen.

"Hast du je gesehen, wie sie sich verwandelt hat?"

Nein. Kein einziges Mal. Was zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich gewesen war, weil die Hexen Jagd auf uns machten. Wo wir Werwölfe uns zuvor als ganzes Rudel zusammen in jeder Vollmondnacht verwandelt hatten, gab es das nicht mehr. Es war zu riskant. Und so fiel es nie auf. Ich dachte immer, Mum würde sich verwandeln, wenn sie mit Dad wegging.
Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass sie sich nicht verwandeln konnte.

Und mir fiel noch etwas ein. 
In der Nacht, als wir angegriffen wurden, da hatte ich dem Rudel helfen wollen. Ich wäre lieber gestorben, als sie im Stich zu lassen. Mum hatte das gewusst. Und trotzdem hatte sie mich gebeten zu gehen. Und als ich ihrer Bitte nicht Folge leisten wollte, da hatte sie mich angesehen und ihre Augen hatten geleuchtet. Ich erinnerte mich daran, als wäre es gestern gewesen. Sie hatte mir gesagt, ich solle gehen. Und ich hatte nicht anders gekonnt, als genau das zu tun.
War es Magie gewesen?
Ich hatte gedacht, dass letztendlich doch meine Feigheit überwogen hatte, aber was, wenn es Magie gewesen war?
Meine Mutter, eine Hexe, hatte Magie gegen mich angewandt.
Was für eine Mutter tat so etwas?

"Kilian."
Sanft streichelte Xenia meinen Arm, aber ich reagierte nicht darauf. Konnte nicht darauf reagieren. Ja, Xenia war meine Mate und die eine Person, die ich am liebsten die ganze Zeit um mich hätte. Aber in diesem Moment...in diesem Moment konnte ich das einfach nicht. Konnte ihr Mitgefühl nicht ertragen, konnte nicht ertragen, dass sie sagte, es sei nicht schlimm. Ich konnte einfach nicht. Also machte ich das Einzige, was mir einfiel: ich stieß sie von mir.

"Du solltest jetzt gehen", sagte ich leise, aber bestimmt, während in mir noch immer ein Chaos an Fragen herrschte. Fragen, die wohl immer unbeantwortet bleiben würden.

"Was?"
Xenia klang überrascht und auch ...verletzt. Es tat mir in der Seele weh, dass ich der Grund dafür war. Aber ich konnte das im Moment einfach nicht. Ich wollte allein sein. Musste allein sein. Ich zwang mich dazu, ihr in die Augen zu sehen und für sie ein entschuldigendes Lächeln zu formen. Zwar fürchtete ich, dass es misslang, aber ich hatte es wenigstens versucht.

"Wir schreiben uns, ja? Aber ich muss jetzt einfach allein sein."
Vielleicht hätte ich sie gebeten, dazubleiben, wenn die Situation eine andere wäre. Wenn wir uns länger kannten, sie über meine Vergangenheit bescheid wusste. Aber so war es nunmal noch nicht. Ich hoffte, sie verstand das.

Sie schluckte zwar schwer, nickte aber.
"Klar." Ihre Stimme war so sanft wie der Blick aus ihren warmen braunen Augen.

"Aber denk dran: was du herausgefunden hast, ändert nichts."
Ich schenkte ihr noch ein gezwungenes Lächeln, verschwieg ihr, wie sehr sie sich täuschte. Denn es änderte sehr wohl etwas. Es änderte alles.
Sie schenkte mir noch ein mitfühlendes Lächeln, drückte aufmunternd meinen Arm und stand dann auf.
Auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch kurz um und winkte schüchtern, bevor sie dann die Tür öffnete und hinter sich zuzog. Ich wartete, folgte mit dem Gehör ihren Schritten, bis sie unten angekommen und ins Freie getreten war.

Dann drehte ich mich entschlossen zu Derya um.
"Ich will nichts hören. Erspare mir nur einmal deine Predigten, okay? Ich bin gerade echt nicht in der Stimmung."

Damit stand ich auf und wollte in mein Zimmer gehen, als sie leise sagte:
"Es ist in Ordnung zu trauern, vielleicht sogar wütend zu sein. Aber vergiss eines nicht, Kilian: deine Mutter hat dich geliebt. Ich weiß nicht, wieso sie es dir verschwiegen hat, aber die Entscheidung ist ihr bestimmt nicht leicht gefallen."

Ich wollte nichts sagen, wollte ihre Worte ignorieren, aber sie bohrten nur in der Wunde. Denn woher wollte sie wissen, ob meine Mutter mich wirklich geliebt hatte?
Ich biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste, aber dann konnte ich nicht anders als durch zusammengebissene Zähne zu pressen:
"Das kannst du nicht wissen."

"Doch." Ich hatte mich gerade wieder in Bewegung setzen wollen, doch bei ihrem Tonfall hielt ich inne.
Und dann schnaubte ich verächtlich, ohne mich umzudrehen.
"Stimmt, hab ich ja ganz vergessen. Die Mondgöttin hat es dir gesagt, oder?"

Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte mich nun ruckartig um und sah sie fest an.
"Aber weißt du, was? Das ist mir egal. Wenn meine Mutter mich wirklich geliebt hätte, hätte sie mir das nie verschwiegen. Aber offensichtlich hat sie das nicht."

Der Schmerz war so groß, dass ich mich abwenden musste, bevor sie die Tränen in meinen Augen sehen konnte. Ich dachte, ich hatte meine Mutter verloren, als sie gestorben war. Aber das stimmte nicht. Sie war noch immer bei mir gewesen, wenn auch in anderer Form als zuvor. Heute ...heute hatte ich sie wirklich verloren. Und das tat verdammt weh. Aber das musste Derya nicht sehen. Im Moment war mein Stolz das Einzige, was mir geblieben ist und das wollte ich nicht auch noch verlieren.

"Kilian", sagte Derya leise, sanft, aber ich schüttelte nur den Kopf und ging in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir.
Lehnte mich gegen sie, während mein Körper erzitterte vor stummen Schluchzern. Dann holte ich mein Handy aus der Hosentasche, machte die Musik laut an, damit Derya mich nicht hören konnte.

Und schließlich rutschte ich an der Tür herunter und ließ alles raus.
Das Gefühl von verraten sein. Ich hatte gedacht, es gäbe keine Geheimnisse in der Familie. Dass wir uns alles sagen würden. Ich hatte mich geirrt.

Aber da war auch Wut in mir, denn ich wusste - wusste - dass sie ihre Magie gegen mich eingesetzt hatte. Auf einmal ergab alles einen Sinn, alles erschien so klar. An jenem Tag hatte sie mir keine andere Wahl gelassen, als meine Familie im Stich zu lassen. Dabei hatte sie gewusst, was die Familie für Werwölfe bedeutete. Und doch hatte sie mich gezwungen, sie alle zurückzulassen.
Das könnte ich ihr nie verzeihen.

Und ihr Wunsch, ihr letzter Wille...dass ich meine Mate finden und Friede zwischen Hexen und Werwölfen schaffen sollte. Es war nie wegen der Werwölfe, damit sie wieder in Frieden leben können, wie ich dachte. Nein. Es war für ihre Art, erkannte ich jetzt. Sie hatte mich dafür benutzen wollen, dass die Hexen keine Mörder wurden, sich nicht mehr in solche Gefahr begaben. Ihre Loyalität hatte nie uns gegolten. Und für einen Werwolf war Loyalitätsbruch ein großer Verrat. Der normalerweise den Ausschluss aus dem Rudel zur Folge hatte.
Tja. Das konnte man bei Mum nicht mehr machen.

Ich biss die Zähne zusammen, während die Tränen salzige Pfade auf meinen Wangen hinterließen.
Vielleicht verhielt ich mich gerade ungerecht gegenüber Mum. Aber die Alternative wäre dieser unglaubliche Schmerz. Und den konnte ich einfach kaum ertragen. Da war mir die Wut lieber. Auch, wenn sie kaum etwas nutzte. Der Schmerz war einfach zu groß.

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