Kapitel 53 - Wolf

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Wenn ich euch einen gut gemeinten Rat geben darf: genießt dieses Kapitel noch so lange ihr könnt, das nächste wird nämlich nicht so Friede, Freude, Eierkuchen sein😅😁😉
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Xenias p.o.v.

Zu sagen, Kilians plötzliche Verwandlung in einen Wolf wäre überraschend gewesen, war noch untertrieben. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Plötzlich war da nicht mehr Kilian vor mir, sondern ein Wolf. Und doch war es ein- und dieselbe Person. Nur in einer anderen Gestalt. Ich war noch nie so nah an einem Wolf gewesen. Und doch hatte ich keine Angst. Als würde ein Teil von mir hinter das dichte schwarz-braune Fell sehen und den Jungen dahinter erkennen können. Als würde es keine Rolle spielen, welche Gestalt er hatte.

Doch zugegeben, diese Gestalt hier war genauso schön wie seine menschliche.
Sein Fell war braun-schwarz gescheckt, an der Schnauze vorne war es heller, und auch seine Beine waren von einem beige bis zu weiß. Seine Augen waren gleich geblieben und leuchteten in den Farben des Meeres.

Langsam ging ich auf ihn zu. Obwohl ich keine Angst hatte - ich spürte, dass er mir nichts antun würde - war ich nervös. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie er sich geweigert hatte, sich zu verwandeln, als ich ihn das erste Mal darum bat. Und nun...würde er zulassen, dass ich ihm näher kam?

Ich sprach keine Wolfssprache. Wusste nicht, was es bedeutete, dass seine Ohren aufgerichtet waren und er mich aufmerksam betrachtete. Aber er bleckte nicht die Zähne, was ich als gutes Zeichen wertete. Also ging ich langsam näher, bis ich schließlich direkt vor ihm stand. Nur wenige Zentimeter trennten uns. Ich ging in die Hocke. Mein Herz klopfte so laut in meiner Brust, dass ich sicher war, er musste es hören.

Langsam hielt ich ihm die Hand hin. Ich hatte keinen Hund als Haustier. Aber natürlich war ich schon welchen begegnet und bei ihnen hatte ich es auch immer so gemacht, damit sie mich erstmal beschnuppern und kennenlernen konnten. Doch ob das bei einem Werwolf der richtige Weg war? Besonders bei einem, der mich bereits kannte? Ich hatte keine Ahnung. Aber ich wollte, dass er den ersten Schritt tat.

Für einen Moment geschah nichts. Keiner von uns rührte sich. Wir sahen uns lediglich in die Augen. Seine blauen Tiefen schienen mich gänzlich zu ihm zu ziehen. Ich könnte Tage, nein, Jahre, damit verbringen, ihn so anzusehen. Alles andere spielte keine Rolle mehr, nicht der Kampf zwischen unseren Arten, nicht unsere Umgebung. Da waren nur wir.

In Momenten wie diesen erfüllte allein er meine Gedanken und meine Sinne, ja, sogar mein Herz und meine Seele. Ich konnte es nicht länger verleugnen. Wir mochten uns nicht lange kennen, viel zu kurz für die warmen Gefühle, die ich in Bezug auf ihn verspürte. Und doch war es so. Und doch existierten diese Gefühle.

Plötzlich beugte der Wolf Kilian den Kopf, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ganz so, als wolle er keine Sekunde meiner Reaktion verpassen. Mein Herz beschleunigte sich, als ich seinen Atem gegen meine Hand schlagen spürte. Im nächsten Moment tat es einen überraschten Sprung, als eine raue, nasse Zunge über meine Handinnenfläche leckte. Ich schnappte nach Luft. Doch dann musste ich lächeln. Ich mochte keine Wolfssprache sprechen, aber ich war auch nicht dumm. Und diese Geste sprach ja wohl eindeutig für Zuneigung.

Nicht länger nervös, hob ich also die Hand und kraulte Kilians Ohren. Er saß ganz still da und beobachtete mich. Doch sobald meine Hand sein raues und doch weiches Fell berührte, entspannte er sich, als wäre eine schwere Last von seinen Schultern gefallen.

Im nächsten Moment ließ er sich auf den Boden plumpsen und legte den Kopf auf die Vorderpfoten, die Augen hatte er geschlossen. Verdutzt hielt ich mit meinen Streicheleinheiten inne. War er etwa eingeschlafen? Doch da öffnete sich sein eines Auge. Es war, als blicke er mich fragend an, warum ich denn aufgehört hatte.
Über mich selbst lachend fuhr ich fort, ihn zu kraulen. Genussvoll schloss er die Augen. Und schon bald ertönte ein Geräusch aus seiner Kehle. War das etwa ein...ein Schnurren?
Ich grinste.

"Du schnurrst ja wie eine Katze", neckte ich ihn, woraufhin sich sein Schnurren in ein leises Knurren verwandelte. Ich kicherte. Offensichtlich gefiel es ihm nicht besonders, mit einer Katze verglichen zu werden.

Eine Weile lang saßen wir einfach so da, genossen die Nähe des anderen. Wenn ich diesen Moment in ein Glas hätte einschließen können, um ihn später immer wieder zu erleben, hätte ich es getan. Aber auch Magie hatte ihre Grenzen. Oder zumindest meine magischen Fähigkeiten.
Plötzlich hörte ich eine Stimme:
Sorry, dass ich die Beherrschung verloren habe.

Ich zuckte zusammen und sah mich mit geweiteten Augen um. Aber da war niemand. Nur das Summen der Bienen, so mancher Schmetterling und die hoch aufragenden Bäume am Rand der Lichtung. Komisch. Dabei hätte ich schwören können, eine Stimme gehört zu haben…

Ich bin's, Kilian.

Überrascht fuhr mein Kopf zu Kilian zurück, der noch immer als Wolf vor mir lag. Und Wölfe konnten ja nicht sprechen, auch keine Werwölfe...oder?

Seine ozeanblauen Augen blickten mich ruhig, aber wachsam an, wie stille Gewässer, die einen Sturm erwarteten. Ich wusste, es war immer noch Kilian, der mich ansah, nur in einer anderen Gestalt. Ich erkannte ihn immer noch in seinen Augen. Doch...er konnte es nicht gewesen sein, der zu mir gesprochen hatte...oder? Mit einem Mal war ich mir da gar nicht mehr so sicher.
Schließlich sah ich mich noch einmal um, aber ich konnte niemanden erkennen. Wieder blickte ich zu Kilian und flüsterte dann leise:

"Hast du gerade was gesagt?"

Ich kam mir ein bisschen bescheuert vor, wie ich so zu einem Wolf sprach, Werwolf hin oder her, woher sollte ich wissen, dass er in dieser Gestalt unsere Sprache verstand?
Doch offensichtlich tat er das, denn ich schwor, einen Funken Belustigung in seinen Augen erkennen zu können.

Sorry, ich hätte dir das vermutlich schon früher erzählen sollen. Seelengefährten können telepathisch miteinander kommunizieren, so wie Rudel untereinander.
Ich blinzelte.

"Dann hört dich sonst niemand sprechen, sondern nur ich, nur eben in meinem Kopf?"

Das ist es, was man unter Telepathie versteht, ja.

Wenn er in Menschengestalt gewesen wäre, hätte er nun bestimmt gegrinst, das hörte ich seiner Stimme an. Ich kniff die Augen zusammen und gab ihm einen spielerischen Klaps auf die Flanke.

"Lach mich nicht aus", schmollte ich gespielt, konnte aber nicht ganz verhindern, dass sich meine Mundwinkel nach oben bogen.

Knuff mich nicht, erwiderte Kilian leicht knurrend, was vielleicht beängstigend hätte klingen können, aber durch das Grinsen in seiner Stimme zunichte gemacht wurde.

"Ach ja? Sonst was?", forderte ich ihn grinsend heraus und gab ihm noch einen spielerischen Klaps auf die Flanke. Da sprang Kilian plötzlich ruckartig auf und selbst als Wolf überragte er mich im Sitzen. Die Lefzen leicht nach hinten gezogen, sodass man die Zähne sehen konnte, knurrte er leise, doch auch jetzt lag da ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen. Und obwohl jeder andere Wolf in dieser Haltung mir Angst eingejagt hätte, spürte ich bei Kilian nichts dergleichen.

Stattdessen sprang nun auch ich lachend auf und rannte vor ihm weg, als wären wir beide nichts weiter als ein verliebtes Menschenpärchen.
Ich hörte, wie Kilian mir nachsetzte und keinen Augenblick später sprang er vor mich, sodass ich schlitternd Halt machte. Ich wollte wieder umdrehen, hatte aber nicht mehr genügend Zeit, denn da sprang Kilian plötzlich auf mich. Kreischend gingen wir zu Boden. Na ja, zumindest ich kreischte.

"Au", machte ich, musste aber lachen.
Kilians Vorderpfoten lagen auf meinen Schultern auf, den Kopf hatte er ein wenig gesenkt und sah mich aus diesen ozeanblauen Augen schelmisch an.

Jetzt kommt deine Strafe dafür, mich geknufft zu haben, meinte er noch und im nächsten Moment spürte ich eine warme feuchte Zunge über mein Gesicht lecken.

"Igitt!", schrie ich kichernd auf, "nein, lass das!"
Ich drehte den Kopf weg, aber das führte nur dazu, dass Kilian meinen Hals ableckte, was noch mehr kitzelte. Ich kriegte mich nicht mehr vor Lachen und zappelte wild herum, konnte ihn aber nicht abschütteln. Wölfe waren schwerer, als sie aussahen.

Endlich hatte er dann Gnade mit mir und sprang von mir herunter, nicht ohne einen triumphierenden Blick in den Augen.
Atemlos kapitulierte ich:

"Okay, ich hab meine Lektion gelernt. Keine Knuffe."

Aber streicheln darfst du mich, murmelte Kilian und legte sich nah an meine Seite. Lächelnd vergrub ich eine Hand wieder in seinem dichten Fell und tat genau das. Den anderen Arm legte ich mir unter den Kopf und starrte in den azurblauen Himmel hinauf.

"Kann ich eigentlich auch telepathisch mit dir reden, obwohl ich eine Hexe bin?", fragte ich ihn nachdenklich.

Natürlich, kam sofort die Antwort, das hat damit nichts zu tun, sondern nur damit, ob wir Seelengefährtin sind oder nicht.
Ich nickte langsam. Ja, das machte Sinn.
"Und wie mache ich das?"
Einen Moment lang war es still. Dann:
Das musste ich noch nie jemandem erklären.

Ich schmunzelte.
"Angst, dass du es nicht hinkriegst?"
Er wiegte ein wenig den Kopf hin und her.

Nicht wirklich. Wir kriegen das schon hin. Also, um mit jemandem telepathische reden zu kommen, musst du ihn dir bildlich vorstellen. Und dann stell dir eine Verbindung zu dir und dieser Person zu. Das kann eine Brücke, ein Faden oder was auch immer sein. Jetzt sendest du deine Worte über diese Brücke, indem du sie quasi im Kopf laut sagst und dir vorstellst, wie der Schall sie hinüber trägt. Irgendwann, mit genügend Übung, geht das dann ganz automatisch.

Also tat ich genau das, stellte mir Kilian vor und eine steinerne Brücke, die uns verband. Dann sagte ich ganz langsam und laut die Worte, die ich dachte, im Kopf:
"Ist es so richtig?"

Sehr gut, das war schon richtig gut gemacht, nur etwas laut, das ist eine direkte Verbindung in meinen Kopf, da brauchst du nicht zu schreien, meinte er amüsiert.

Sofort röteten sich meine Wangen, aber gleichzeitig war ich stolz, es beim ersten Mal geschafft zu haben.
Dennoch war mir Sprechen irgendwie lieber. Lag wohl an der Gewohnheit.
"Das ist ja ziemlich praktisch, diese Telepathie. Wir Hexen können das mithilfe eines Zauberspruchs zwar auch, aber bei Kopfsachen sollte man immer aufpassen. Wenn da mal was schief geht, ist das nämlich eher unschön."

Was könnt ihr denn noch so? Kannst du mir Mal einen Trick zeigen oder so?

Es freute mich, dass Kilian aufrichtige Neugierde bezüglich meiner Magie, die einen großen Teil von mir ausmachte, zeigte.
Also legte ich mich auf die Seite und zeigte auf ein Gänseblümchen vor Kilians Schnauze. Es war noch nicht ganz erblüht, also perfekt für eine kleine Zurschaustellung.

Kilian sah mir neugierig zu, wie ich es sanft berührte und Magie aus der Umgebung ableitete und in das Gänseblümchen lenkte.
Da zuckte plötzlich Kilian Schnauze.
Du verwendest jetzt gerade Magie oder?, fragte er.

Verdutzt blickte ich ihn an. Eigentlich dürfte er das gar nicht bemerken, schließlich war ich noch nicht fertig, das Gänseblümchen hatte sich noch nicht verändert. Erst jetzt öffnete es sich langsam zu seiner vollen Größe und offenbarte sein gelbes Inneres. Aber dann fiel mir wieder ein, was er vor einiger Zeit im Wald gesagt hatte: er konnte Magie riechen. Das hatte ich beinahe wieder vergessen vor lauter anderen Dingen. Ich ließ das Pflänzchen noch ein wenig in die Höhe wachsen und schnippste es dann gegen Kilians Schnauze. Sofort zuckte er zurück und schüttelte seinen Kopf, bevor er mir einen gespielt bösen Blick zuwarf. Ich musste kichern.

Doch dann fragte ich neugierig:

"Du hast einmal gesagt, Magie rieche für dich nach Eisen. Wie stark ist dieser Geruch?"

Schließlich war das ein ziemlich einfacher Zauber, vielleicht unterschied sich der Geruch je nach Schwierigkeitsstufe.
Kilian brachte seine Schnauze ganz nah an das nun starke Blümchen und schnupperte.

Vorhin war der Geruch stärker. Aber jetzt ist er schwächer geworden.

Zugegeben, es war schon ziemlich erstaunlich, dass Werwölfe das einfach so erschnuppern konnten.

"Das liegt daran, dass ich die Magie jetzt nicht mehr aktiv anwende. Aber sag Mal, hat sie auch ihren Geruch verändert?"

Nope, riecht immer noch nach Eisen, murmelte Kilian, während er noch immer fasziniert das Gänseblümchen betrachtete.

Weißt du was? Das ist echt ziemlich cool, meinte er dann.

Ich lächelte.
"Das finde ich auch."

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