In den Trümmern ihrer Seele

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Amaya wachte auf, weil weiche, flauschige Haare ihre Nase kitzelten. Sie schlug die Augen auf und kniff sie sofort wieder zusammen. Die Sonne schien durch den Spalt in der Höhlendecke. Amaya versuchte es erneut, nur diesmal vorsichtiger. Ein Hase hatte sich an ihre Seite gekuschelt, so dass ihre Nase die feinen Härchen beim Einatmen mit aufgesogen hatten.

Sie hob ihren Oberkörper an, um sich aufzusetzen. Jetzt bemerkte sie erst, warum ihr die Nacht kuschelig warm gewesen war. Die kleinen Tiere der Höhle hatten sich um sie gelegt. Hasen, Dachse, Füchse und Fasane. Sie arrangierten sich und vergaßen eine Nacht lang, dass sie Jäger und Gejagte waren. Amaya weckte erst die Hasen und Fasane, damit sie fliehen konnten, bevor die anderen aufwachten. Leicht verbeugte sie sich vor ihnen, als Zeichen ihrer Wertschätzung. Nun, weckte sie die Dachse und Füchse auf. Diese hatten es allerdings nicht eilig wegzugehen. Sie kuschelten noch eine Weile mit ihr. Solange, bis Amayas Magen knurrte und sie es als das Knurren ihrer Wölfin auffassten. Ein Fuchs verspürte sogar das dringende Bedürfnis zurück zu knurren. Amaya wedelte mit der Hand in seine Richtung und der Fuchs verschwand. Sie schaute sich in der Höhle um, sog die Luft in ihre Lungen. In den vergangenen Tagen hatte sie ganz vergessen wie sich Stille anfühlte. Langsam stand sie auf. Durch den kleinen Wasserfall entstand eine schöne Melodie, die den ganzen Raum erfüllte. Amayas Kehle war trocken. Sie ging zum Wasser hin. Die leuchtenden Fische schwammen wieder vergnügt vor sich hin. Vorsichtig kniete Amaya sich hin, um die Fische nicht zu verscheuchen. Sie schöpfte mit ihren Händen das kühle Nass zu ihrem Mund. Es war erfrischend und belebend. Ihr Magen grummelte wieder annähernd unverständliches Zeug. Amaya seufzte.

Sie drehte ihren Kopf, um sich einen Überblick über die Höhle zu verschaffen. Etwas weiter hinten standen die Bäume mit den vielen Früchte, welche Amaya gestern schon gesehen hatte. Sie ging am Ufer entlang, zu den Bäumen hin. Der erste Baum, den sie erreichte, hatte saftige Aprikosen. Die Früchte der anderen Bäume sahen auch lecker aus. Amaya pflückte sich von jeder Sorte eine ab. Am Ende setzte sie sich in die Blumenwiese und breitete alle Früchte vor sich aus. Sie besaß eine Aprikose, einen Granatapfel, eine Kaki, eine Nashi, eine Akebi und eine Dekopon. Akebis und Dekopons hatte sie in ihrer Kindheit schon gern gegessen. Die Akebi sah von außen aus wie eine Aubergine, aber innen hatte sie das Merkmal einer pummeligen milchig weißen Banane. Sie schmeckte auch ein wenig nach Banane, allerdings war sie ein wenig süßer.

Die Dekopon sah aus, wie eine Orange. Sie lief oben leicht spitz zu und schmeckte einfach herrlich süß. Es war keine unterschwellige Säure vorhanden.

Amaya saß auf der Wiese und genoss ihr Essen. Nebenbei schaute sie sich um. Sie beobachtete die Vögel in der Luft, die Hasen neben ihr. Alle spielten ausgelassen. Sie fühlten sich frei an diesem Ort, genauso wie Amaya.

Nachdem sie aufgegessen hatte, überlegte Amaya, was sie jetzt tun sollte. Nach oben konnte sie nicht gehen. Der Alpha suchte wahrscheinlich immer noch nach ihr. Sie drehte sich um. Ihr Blick erhaschte eine Art großes Blatt. Es sah fast so aus wie ein Palmenblatt. Amaya ging hin, um sich es genauer anzugucken. Es waren tatsächlich große Palmenblätter. Sie nahm eins in ihre Hände. Nun wusste sie, mit was sie sich beschäftigen konnte: Sie baute sich ein Bett. Sie zog die Palmenblätter Richtung Ufer. Die Wellen würden abends eine einschläfernde Melodie haben und das war Amaya gerade Recht. Sie legte drei Blätter nebeneinander. Darauf legte sie nochmals je drei Blätter, um nicht allzu hart zu liegen. Jetzt brauchte sie nur noch eine Art Decke, dann war es perfekt. Ein Palmenblatt war noch übrig, aber das würde nicht ausreichen. Sie guckte nach oben, zur Decke.

„Odin, hättest du eventuell eine Decke, die du mir geben könntest? Es muss keine dicke sein. Ein dünnes Leinen reicht aus."

Einige Sekunden später stand Geri in der Höhle. Er hielt eine Decke in der Hand und schaute sie an.

„Deswegen musste ich runterkommen?! Du hättest dir doch auch eine Decke aus Gras weben können. Naja, hier. Ich hoffe, dass nächste Mal ist es etwas dringenderes als eine Decke.", nörgelte Geri.

Er warf Amaya das flauschige Ding entgegen und translozierte sich gleich wieder.

„Danke.", brummelte Amaya, obwohl sie wusste, dass er sie nicht mehr hören konnte.

„Ich wünschte, er würde irgendwann einmal mit seinem großen Maul auf die Nase fallen. Das würde ihm nicht schaden."

Amaya breitete ihre Decke über dem Palmenbett aus. Langsam ließ sie sich darauf gleiten. Es war nicht so bequem wie ein Bett mit Matratze, aber es war angenehmer als der pure Boden.

Amaya schaute zum Schlitz in der Höhlendecke.

Sie fragte sich, wie lange sie hierbleiben musste, bis er aufgab sie zu jagen; wie lange sie sich verstecken musste, um niemals entdeckt zu werden. Gemächlich drehte sie sich auf die Seite, zog ihre Beine an und schlang ihre Arme darum. Leise fing sie an zu weinen. Schließlich schlief sie mit tränennassen Wangen ein.

Amaya schreckte aus ihrem Schlaf hoch. Ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen. Hektisch suchten ihre Augen die Umgebung ab. Sie beruhigte sich allmählich, als sie feststellte, dass sie in der Höhle und in Sicherheit war. Ihre Haare klebten ihr im Gesicht. Sie strich sie mit fahrigen Fingern zur Seite. Während sie sich nun umblickte, bemerkte sie, dass die Höhle sich verändert hatte. Alles leuchtete. Die Bäume, die Blumen und die Fische leuchteten heller als davor. Abwechselnd leuchteten sie und die Unterwasserpflanzen. Es war wunderschön.

Amaya stand auf. Die Hasen schliefen in ihrer Nähe. Irgendwie schienen sie Amaya zu mögen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Wenigstens ein anderes Lebewesen auf dieser Welt schien sie zu mögen.

Amaya bewegte sich vorwärts. Plötzlich stoben tausende Lichter vor ihren Augen auseinander. Es waren Glühwürmchen. Sie versammelten sich in einer Wolke über ihr. Bei genauerem Hinschauen, erkannte Amaya, dass sie ein Gesicht mit einem Lächeln bildeten. Amaya musste laut auflachen. So etwas Schönes hatte sie noch nie gesehen. Zumindest fiel ihr im Moment nichts ein, was damit hätte vergleichbar sein können.

Sie tanzte mit den Glühwürmchen durch die Nacht.Irgendwann war sie zu erschöpft dazu. Sie ließ sich auf ihr Lager nieder. Amayaträumte von ihnen, von dem Leuchten dieser Höhle und wünschte sich nie wiederaufzuwachen.


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Ich weiß, sie schläft noch ein wenig viel. Aber was würdet ihr machen, wenn ihr monatelang nur mit kurzen Verschnaufpausen durch den Wald gerannt seid. :)

Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen.

Eure Lenny

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