Kapitel 3.6 - Aeryn

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Keines davon, vor allem die Mischung vor einem anständigen Bad, wollte sie eigentlich einer so engen Umarmung lange jemandem zumuten- da besaß sie eben doch selbst als Jägerin noch genug weibliche Eitelkeit. Auch ihr Haar trug sie offen. Die sonst nach unten hin gewellten Locken hatten sich aufgrund der Feuchtigkeit ausgehangen und Schnee hatte in der kurzen Strecke von Asta bis hierher ihr Haupt wie eine kleine Krone mit Schneeblumen verziert. Jene schmolzen nun in der Wärme – und unter Henrys Fingern – merklich schnell dahin und hinterließen einfach nur ihr nasses Haar. Es war einfach nicht das Bild, dass sie sich für ihr Wiedersehen vorgestellt hatte. Andererseits hatte sie es sich eh nie träumen lassen, jetzt wieder HIER zu stehen. Vielleicht erlaubte sie sich deshalb diesen kurzen Augenblick, der so unwirklich der Zeit entrissen schien, dass selbst 'Red' kurz vergessen konnte, in welchem Spinnennetz sie sich hier befanden.


Welches krude Bild es abgeben musste, dass konnte sie sich sonst sicher denken. Die anderen Jäger hatten sie kennengelernt, als sie die bis dahin dunkelste Zeit in ihrem Leben recht frisch hinter sich hatte. Die Inquisition verließ man meistens nicht ohne Grund - und ein Wechsel zu den Roten Jägern kam eher selten vor. Sie hatte damit gerechnet abgewiesen zu werden. Galten diejenigen, die von der Inquisition kamen immerhin für die Roten Jäger, welche die Verluste im bürgerlichen Bereich klein und den Ruf beim Volk gut halten wollten, als zu fanatisch und gnadenlos. Aber Roman hatte sie angehört, nicht zu tief nachgebohrt und sie schließlich aufgenommen.


Heute konnte sie sich denken, dass es weniger an den Roten als speziell an ROMAN gelegen hatte. Er war als Vertreter des goldenen Ranges ein erfahrener Ausbilder und hatte schon genug Jäger unter seinen Fingern auf das vorbereitet, was sie erwartete. Wie weicher Lehm, den er frisch formte. In ihr fand er jemanden, der nicht zum ersten Mal eine Klinge hielt. Das machte es aber nicht in allen Bereichen leichter. 


Wie würde man wohl sagen? Ein Becher der schon gefüllt war, konnte nichts Neues mehr aufnehmen? Erhäteter Stahl war schwieriger zu schmieden? Gebrannter Ton hatte seine finale Form bereits erreicht? Ja, das hätte man meinen können und in den meisten Fällen stimmte es auch. Aber sie lernte. Es dauerte seine Zeit, ehe sie Vertrauen zu dem Mann aufbaute, der immerhin ein gutes Jahrzehnt älter war als sie. Und Roman mochte vieles sein... aber auch er war nicht einfach. Dennoch lag ihr bald schon etwas daran, ihn zufrieden zu stellen und zu beeindrucken.


Tatsache war, als Frau musste sie sich behaupten, denn sie war den meisten Männern im Orden an Körperkraft schlicht weg unterlegen. Ihre Freundin hatte in ihren Zügen richtig gelesen: sie hatte nicht mehr so oft Grund zu Lächeln, geschweige denn zu lachen. Hawk war es, der in der Gruppe wohl noch die hellste Sonne darstellte. Und so oft man über ihn manchmal grollen wollte, war sie doch auch froh darum, dass er ein paar wärmende Strahlen für sie alle übrig hatte.


Ihre eigene Sonne aber war lange hinter dicken Wolken verborgen. Sie traute sich selten hervor und noch seltener ergab sich eine Gelegenheit herzhaft zu lachen. Hatte sie überhaupt jemals herzhaft gelacht, in den letzten 8 Jahren? Kein Wunder, dass für Roman allein der Eindruck, wie Henry sie herzlich umarmte, deplatziert wirken musste. 'Red' war eine Jägerin, die in den Jahren gehärtet wurde und Narben verborgen trug. Ein Klotz aus Eis, dass nun inmitten warme Kohle gelegt wurde - und von dem man erwartete, dass sie NICHT dahinschmolz.



Dabei spürte sie schon jetzt, in großen Armen und gedrückt an einen unnachgiebigen Körper mit einem Geruch der ihr zu bekannt, vertraut und geliebt in die Sinne stieg, wie ihr Eis knackend Risse bekam. Henry war nicht mehr wie früher. Es fühlte sich anders an... und das war wohl nicht verwunderlich. Sie waren erwachsen geworden, sie und er. 


Unter ihrer Kleidung lagen weiche, weibliche Formen verborgen, die nicht nur vom Blumenpflücken definiert worden waren. Wie oft waren sie früher über Wiesen getollt, hatten miteinander gerangelt? Ineinander verschlungen, verkeilt wie ein Knoten, atemlos und dann lachend, weil mal sie gewann und mal er? 


Hrmpf, heute war sie sich sicher, dass er sie oft genug hatte gewinnen lassen. Damals erkannte sie das Blitzen in seinen Augen jedoch nicht, wenn sie stolz und breit grinsend auf seinem Bauch saß, seine Hände auf den Boden gepinnt... und sich stark fühlend, zweifellos nur, weil er es ihr erlaubte. Unweigerlich fragte sie sich, wie es heute ausgehen würde?
Hrmpf. Sie konnte selbst Thorn auf den Rücken befördern und dafür sorgen, dass er liegen blieb. Heute brauchte sie keine Nachricht der Männer mehr. Sie wusste genau welche empfindsamen Stellen eines Körpers sie treffen musste, um selbst mit ihren kleinen Fäusten grausige Schmerzen anzurichten und Muskeln zum krampfen zu bringen. Aber das waren Techniken... die sie an IHM niemals anwenden wollte, denn es war erfrischend, wie er sie ansah. Weil er Aeryn sah... das Mädchen, die Frau vielleicht, nicht die Jägerin. Nicht RED. Und sie spürte, dass es ihr viel zu gut gefiel so angesehen zu werden.


Sie atmete und genoss einen Moment die Wärme, die von ihm ausging. Er war größer geworden, breiter. Seine Schultern waren auch nicht so breit gewesen und er war nicht so schlank und dürr, wie es sicherlich viele der Dorfbewohner waren. 

 
'Du verwöhntes Balg.' hatte sie ihn früher gern gehänselt, wenn er dort verdattert im Bach saß und mal wieder nicht fassen konnte, dass sie ihn geschubst hatte. IHN. Den Bürgermeistersohn, vor dem andere dauernd die Käpfe senkten. Aber Aeryn überschritt diese Grenzen spielend leicht, kurz bevor eine Wasserschlacht entbrannte und sie meistens am Ende beide pitsch nass waren. Die Erinnerung, die so lange irgendwo in finsteren Tiefen verharrt hatte, war plötzlich so präsent wie der Geschmack von frischem Apfelkuchen den sie noch heute so sehr liebte. Er schmeckte süß auf der Zunge, zimtig und nach knackenden, warmen Äpfeln. Eine Nuance die auch nach dem tausendsten Mal noch wundervoll schmeckte. DIe ferne Vergangenheit fühlte sich an wie Gestern.


„Ich schätze nicht das Gleiche wie dir." (Henry)


Aeryn räusperte sich ein wenig ungerichtet, als Henry von ihr fort trat um ihn in Ruhe zu mustern, als hätte gerade SIE alles recht dazu. Dann hob sie auf seine frechen Worte die Augenbrauen und man sah es: das freche, aufmüpfige Flackern hinter den blauen Augen, dass auch heute noch dort lag. 


„Ganz schön frech für jemanden, der sich sicherlich noch von Mutti einkleiden lässt. Du hättest niemals so einen guten Geschmack", gab sie schnippisch zurück. Vollkommen ungeachtet dessen, das sie hier gerade den Sohn des Bürgermeisters beleidigte, ehe sie die Finger ausstreckte und über den weichen Fellbesatz und die goldene Schließe strich. 
„Ich nehme an, du kletterst damit nicht mehr auf Bäume. Das wäre ziemliche Verschwendung..." Wobei eine Augenbraue höher glitt und nur jemand, der sie gut genug kannte, hätte eine verborgene Herausforderung dahinter vermuten können. Auch wenn jene sich besser in dem zwitschernden Klang ihrer Stimme versteckte, als eine Maus in einem Kornlager.


„Was machst du hier? Und wen hast du uns mitgebracht?" Sein Ton war jetzt schon ernster – lauernd. Eigentlich hieß das: Wer ist der Kerl und warum schaut er so dämlich hier rüber oder vielleicht Soll ich ihn zu Brei schlagen? Ihm die Schnürsenkel zubinden? Sag mir wie ich mit ihm umgehen soll?! (Henry)


Sie blinzelte kurz... und in dem Moment kribbelten ihr die eisigen Nadeln im Nacken, als sie sich besann... Ah... Roman. Ihr Anführer. Die Aufgabe... 
Nur ein klein wenig korrigierte sie ihre Haltung, kaum auffallend, als sie kurz zu Roman schielte. „Ah..." sie trat ein wenig schräg beiseite, sich wirklich Mühe gebend, sich unter  dem Blick ihres Anführers nun nicht durchleuchtet zu fühlen wie eine Hexe im Kreuzverhör. Sie machte eine deutende Geste auf ihren Anführer. 


„Das ist Roman Lenoid, der Anführer der weiteren Truppe von vier Mann, die sich aktuell um die Unterkunft der Pferde kümmern," stellte sie höflich vor. „Ich schätze, dass sein Anliegen eher etwas für deinen Vater ist", wobei sie eine kurze Pause machte um Henry dabei fragend anzusehen, „Er ist doch noch Bürgermeister?" fiel ihr an der Stelle ein und sie fragte vorsichtig, „Oder... bist du es inzwischen?"
Dabei besah sie seine feinere Kleidung doch kurz nochmal eingehender. Aber um seine Schultern lag die edle Kette nicht, die Bürgermeister normalerweise zierte.


„Was ich hier mach", setzte sie dann  an, seine Frage zu beantworten. Dabei schürzte sie jedoch gespielt beleidigt die Lippen, ehe eine Augenbraue höher zog.
„Ich weiß ja nicht ob du dich noch erinnerst, aber meine Familie kommt von hier? Und mein Bruder lebt hier? Caiden? Du erinnerst dich, edler Herr?" meinte sie, hörbar sehr wohl wissend, dass er das sicher nicht vergessen hatte, ehe sie sich erbarmte, ihm die brühwarme Geschichte zu verkaufen, die nicht ein Wort Wahrheit enthielt.
„Ich habe genug gespart und wollte hierher zurückkommen."

 
Nein. Nicht das. Das war, tief in ihrem Herzen, nicht gelogen.

 
„Ich dachte, ich könnte mit deinem Vater sprechen und vielleicht eine der Hütten beziehen die leer stehen? Ich würde Caiden ungern belasten... daher wollte ich versuchen, mich als Schneiderin wieder im Dorf einzuleben?" Dabei bemühte sie sich, ihre Lippen zu einem Lächeln höher zu ziehen.
„Das heißt..., wenn man bereit ist, mich wieder aufzunehmen..." kurz flackerte ihr Blick zu Roman, fast als ob sie sich vergewissern wollte, ob er mit dem was sie sagte zufrieden war, ehe er wieder zu Henry zurückkehrte. Ah, Metall zu einem Magneten obwohl ein anderer ebenfalls sehr nahe war. Und sie schwebte zwischen beiden, ruckelnd, noch keine Richtung stärker präferierend...

 
„Aber fürs erste wollte ich ehrlich gesagt nichts sehnlicher, als nach der langen Reise endlich ankommen", gestand sie dann ein wenig ungerichtet und strich eine Strähne des blonden Haares hinter ihr Ohr. „Wir sind eben erst angekommen und wollten erstmal baden, uns herrichten. Ich konnte nicht ahnen, das der Sohn des Bürgermeisters uns gleich abfängt wie ein Spürhund..."

 
'Schau wie ich aussehe! Wie ein ausgesetzter streunender Köter! Du hättest später auftauchen können!' dachte sie dabei sichtlich etwas beschämt.


Ja. Sie WAR zu einer Frau geworden und kein Kind mehr, das immernoch mit Blättern im Haar nur gespielt reuevoll aussah, während der Bürgermeister mit ihnen BEIDEN schimpfte, weil sie etwas ausgefressen hatten. Das Mädchen dem es egal gewesen war, wenn der Wind ihr Haar zerzauste oder sie nur das durchsichtige Unterkleid trug, während sie neben Henry ihr Kleid in der Sonne trocknen ließ... und sie einfach nur nebeneinander Wolken betrachtend im hohen Gras lagen. 


Vielleicht war sie kein Weib, wie die Mädchen hier im Dorf, denen schon bei einem Kuss Röte in die Wangen zog - jedenfalls den 'gut erzogenen'. Trotzdem. Er sah so gut aus, besser angezogen als die Meisten und sie? Sie stand da wie eine heimatlose Vagabundin, die der Wald eben ausgespuckt hatte. Natürlich schämte sie sich, als ersten Eindruck nach 8 Jahren ausgerechnet einen solchen zu hinterlassen. Und gleichzeitig lief etwas in ihr freude-singend, in der dunklen Höhle ihrer Selbstkontrolle im Kreis und wünschte sich, er würde sie doch BITTE nochmal in den Arm nehmen. Länger.


Henry war gefährlich für sie. Für ihre Rolle. Für ihre Aufgabe. Er war das Herz, das sie hier zurückgelassen hatte- und das sie sich jetzt nicht mehr leisten konnte.


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