Realisiert [Jemily - Criminalminds]

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Dieser OneShot spielt in der Staffel 5 Criminalminds zwischen Folge 8 und 9.

Ich hatte die fast leere Rotweinflasche noch in der Hand, als ich die Klingel an JJs Haus drückte. Ich hatte im betrunkenen Zustand nicht gewusst, wohin ich sonst hätte gehen sollen. Der Fall war zu viel für meine Nerven gewesen, der Besuch bei Karl Arnold, wie er gesprochen hatte. Was er mit den Mädchen getan hatte, war zu viel gewesen. In so vielen Momenten wäre ich am liebsten aufgestanden und gegangen. Nur dann hallten Hotchs Worte in meinem Kopf wieder: »Halte dich ans Skript.« Was so viel bedeutete wie: Zeig ihm nicht, wie du dich fühlst. Zeig ihm deinen Ekel nicht. Zeig ihm nicht, dass es dich anwidert, was er mit den Mädchen gemacht hat. Zeig ihm nicht, dass du ihm am liebsten eine reinhauen würdest.

Was dazu geführt hat, dass ich mit ihm geflirtet habe. Augenblicklich wird mir schlecht. Die Erkenntnis, dass ich mit einem Mörder und Vergewaltiger geflirtet habe und das Ganze wissentlich, ließ mir den Alkohol zu Kopf steigen. Ich entlude meinen Mageninhalt vor Wills Füße. Ich würgte erneut. Mir war so schlecht, und ich war angewidert von Arnold, aber vor allem auch von mir selbst. »Emily, ist alles okay?« Wills Stimme ließ mich hochsehen. Was für eine dumme Frage, immerhin hatte ich mich gerade vor seine Füße übergeben. Wer kommt in so einer Situation auf die Idee zu fragen, ob alles okay ist? Ich meine, ist es nicht.

»Doofe Frage,« ist alles, was ich darauf antworte, als ich mich aufrichte. Ich wischte mir mit meinem Ärmel über den Mund. Der Geschmack von meinem eigenen Erbrochenen hing noch in meinem Mund. Also nahm ich das Einzige, was ich bei mir hatte, das den Geschmack vertreiben konnte und setzte die Flasche Rotwein an meinen Mund und trank sie leer.

»Emily?« JJs Stimme ertönte von drinnen. Augenblicklich entspannte ich mich ein bisschen. Sie war hier. »Hey, hey. Hör auf damit.« Sanft nahm sie mir die Flasche aus der Hand. »Will, Schatz, kannst du das bitte wegmachen? Ich glaube, Emily braucht mich gerade.« Mit einem Brummen bestätigte Will die Aufforderung von JJ. In mir hatte sich alles zusammengekrampft, als sie Will Schatz nannte. Ich sollte ihr Schatz sein. Nicht dieser Volltrottel, der sie geschwängert hatte. Das hätten wir sein können. Das hätte unsere Familie sein können.

Aber nein, sie hat sich gegen mich, gegen uns entschieden. Und für ihn. Wie hatte sie das tun können? War die Kleinstadt schuld daran, dass sie sich gegen uns entschieden hatte? War es das gewesen? Oder war ich der Grund, warum sie sich gegen uns entschieden hatte? Was hatte ich getan, um das zu verdienen? Das alles? Wie um alles in der Welt ist das gerecht?

Das Kribbeln, das sich auf meinem unteren Rücken ausbreitete, dort, wo sie ihre Hand hatte, war ein Anzeichen dafür, dass ich nicht über sie hinweg war. Ich war nicht über all die Nächte hinweg, in denen wir gemeinsam in einem Hotelzimmer geschlafen hatten, eng ineinander verschlungen. Ich war nicht über die kleinen Berührungen im Alltag hinweg. Ich war nicht über sie hinweg und ich frage mich, ob ich es je sein würde. Wie um alles in der Welt konnte ich diese Frau gehen lassen? Wie konnte ich je über sie hinweg sein?

»Emily, was ist los?« JJs Stimme war sanft, als sie mich auf das Sofa bugsierte. Ich sah ihr in die blauen Augen und verlor mich in ihnen. Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Wie konnte ich ihr sagen, dass es mir zu viel war? Dass ich all die Männer nicht mehr ertrug? All diese Abartigkeiten, die sie Frauen, Kindern und auch anderen Männern antaten. Wie konnten die anderen im Team das aushalten? Wie konnten sie das alles aushalten, ohne irgendwann daran zugrunde zu gehen?

Lag es daran, dass sie Männer waren? Dass sie nie so etwas erfahren mussten? Dass sie sich nicht jedes Mal ekelhaft fühlten, wenn sie den Verhörraum verließen, nur weil sie der Unsub gemustert hatte, als wärst du sein nächstes Opfer? Wie konnten die anderen das verkraften? Während ich meinen Gedanken nachhing, hatte JJ mich ausführlich gemustert.

»Ich hol dir jetzt was zu trinken. Brauchst du noch etwas?« Besorgt musterte sie mich, während sie aufstand. Ich blickte vom Sofa zu ihr hinauf und griff nach ihrem Handgelenk.
»Dich.« war das Einzige, was meine Lippen verließ. Ich hielt sie fest und sah an ihrem Gesichtsausdruck, wie sie mit sich rang. Ich wusste, dass sie, wenn wir woanders wären, vermutlich nicht so sehr mit sich gerungen hätte. Sie hätte sich vermutlich zu mir heruntergebeugt und mich geküsst, aber sie würde das nicht tun. Nicht hier, mit Will und Henry im Haus.

»Emily, bitte.« Ihre Worte waren leise, als sie ihre Hand aus meiner löste. Ich ließ meine Hand sinken und erneut brach mein Herz in tausend Stücke. Ich war es gewohnt. Jede Zurückweisung tat das aufs Neue. Erst jetzt realisierte ich, dass ich das nicht ewig ertragen würde. Ich würde dieses heiß und kalt Spiel von ihr nicht ewig ertragen. Ich würde nicht ewig ertragen, dass sie in scheinbar unbeobachteten Augenblicken ihre Augen zu meinem Mund wanderten, wie sie mich unauffällig streifte oder meine Hand nahm, natürlich nur in Momenten, in denen alle denken würden, es wäre rein freundschaftlich.

Ich war gekommen, um mir bei ihr Trost zu holen, bei der einzigen Frau, die ansatzweise verstehen konnte, was ich da immer durchmachte. Erst jetzt realisierte ich, dass das alles überschattet worden war davon, dass wir mehr füreinander empfanden und sie sich gegen mich entschieden hatte. Entschlossen erhob ich mich.

»Ich sollte gehen.«
»Emily, du bist doch aus einem Grund gekommen. Bleib, erzähl mir davon.« Ich schüttelte den Kopf.

»Nein, du kannst mir das, was ich gerade von dir bräuchte, nur in Bruchstücken geben. Ich bräuchte gerade, dass du mich in den Arm nimmst und sagst, es tut mir leid. Es ist nicht deine Schuld, dass das passiert ist. Und dann bräuchte ich, dass du mich küsst und nie wieder loslässt. Aber das kannst du mir nicht geben.« Ich sah in ihre blauen Augen und schluckte. Sie hatte Tränen in den Augen. Nur ich konnte das gerade nicht, mein betrunkenes Gehirn hatte etwas realisiert, das ich nicht mehr rückgängig machen konnte. Ich musste jetzt gehen. Ich konnte nicht zulassen, dass sie mich noch mehr verletzte.

»Wir sehen uns auf der Arbeit.« Ich drehte mich um und verließ das Wohnzimmer. »Emily!« JJs klagende Stimme drang zu mir hindurch. Ohne ein Wort lief ich an Will vorbei. Ich konnte und wollte ihm nicht Tschüss sagen.

Immer weiter lief ich die Straße entlang. Irgendwann sank ich auf den Boden. Ich konnte nicht mehr. Meine Gefühle holten mich ein. Nichts und niemand würde mich zum Aufstehen bekommen. Wobei eine Person konnte das. Aus diesem Grund wählte ich Rossis Nummer.

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