Kapitel 1

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Wie in Zeitlupe hob ich die Hand an meine brennende Wange, während sich vor meinem inneren Augen die letzten Minuten in Dauerschleife abspielten. Ich hatte Jenn geküsst und sie hat den Kuss erwidert. Sie hat nach Weißwein geschmeckt und ein Lauffeuer in meinem Körper ausgelöst, was ich so noch nie verspürt hatte.

Schon seitdem ich ihr jeden Tag auf der Arbeit begegnete, hatte ich angefangen mit dem Feuer zu spielen, was von ihr ausging. Ich musste sie nur anlächeln, sofort verdrehte sie die Augen. An besonders guten Tagen kam sogar noch ein frecher Spruch über ihre Lippen. Sie reizte mich auf eine ganz andere Art und Weise. Vielleicht weil sie so unerreichbar wirkt...aber das war noch nie ein Hindernis für mich.

Sie war wie ein verschlossenes Buch und jedes Mal, wenn ich danach griff, schlug sie mir auf die Finger. So wie jetzt.

Ich hatte mich mies an ihr verbrannt. Aber was hatte ich erwartet? Dass sich ausgerechnet Jenn in ein liebes Kätzchen verwandelte? Nicht Jennifer Fraser. Eher würde sie sterben, als klein bei zugeben.

,,Hast du dich in der Tür geirrt?", riss mich nun die Stimme von Ava aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen. Ich riss den Kopf in ihre Richtung, während die Blondine mich leicht amüsiert musterte.

,,Verdammt...", ich machte einen imitierten Ausweichschritt, als hätte ich zu viel getrunken. ,,Der Likör deiner Mum, ist zuuuuuuu gut", fügte ich hinzu, bevor ich breit lächelnd an ihr aus der Damentoilette schwankte. Ihr Lachen folgte mir, bis ich gewissenhaft die Tür hinter mir schloss und mir am liebsten gegen die Stirn schlagen wollte.

Ich zog mein Hände aus der Hosentasche und versuchte mittels meiner Innenkamera meine Haare wieder einigermaßen vorzeigefähig zu machen. Danach richtete ich meine Fliege und mein Hemd. ,,Reed, wo hast du gesteckt?", sagte Nick, als er mich erblickte und zog seine Augenbrauen hoch. ,,Ich war frische Luft schnappen", log ich und deutete auf die Eingangstür, die den Gang runter lag.

,,Ist jetzt auch egal", Nick legte einen Arm auf meine Schultern und zog mich wieder Richtung Saal. ,,Ich lasse nicht zu, das mein bester Freund die Hälfe der Hochzeit verpasst", fügte er hinzu und ich seufzte. ,,Und das auch nur, weil du Teil der Planung warst", ergänzte ich und verdrehte die Augen.

Nick hatte in Vancouver studiert und ich hatte dort die Police Academy besucht, aus diesem Grund hatten wir zusammen eine WG gegründet...nein eigentlich ist das auf dem Mist unserer Eltern gewachsen, da sie sich kannten, so wie den Rest von Woodshill.

***

Als Polizist in einer Kleinstadt hatte man eigentlich ein ziemlich ruhiges Leben. Unsere Hauptaufgaben bestanden daraus, verirrte Touristen zu suchen, hier und da einen kleinen Nachbarschaftsstreit zu schlichten und einer alten Dame bei dem Weg über die Straße zu helfen.

Das war auch der Hauptgrund, wieso unser Revier nur aus fünf Leuten bestand, wobei unser Sheriff, Zacks Vater, immer weniger Stunden machte und Zack somit immer mehr in den Aufgabenbereich eines Kleinstadt-Sheriffs geführt wurde. Unter diese zählten übrigens, neben den Aufgaben vom mir, auch die Geburtstagsessen von alteingesessenen Einwohnern...darauf konnte ich verzichten.

Da sich in Woodshill Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und man auch nicht wirklich den größten Reichtum als Polizist hier verdiente, arbeitete ich nachmittags bei Max in der Werkstatt. Aus diesem Grund war ich auch bei seiner Hochzeit geladen, die mir schon seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging...wieso kann sich vermutlich jeder denken.

,,Könntest du mir den Schraubenschlüssel geben?", hinterfragte ich, während ich mit der Taschenlampe unter der Hebebühne eines Autos stand. Da Max in seinen wohlverdienten Flitterwochen war, hatte ich die Leitung seiner Autowerkstatt und -vermietung übernommen...ob er sich das so richtig überlegt hatte, wusste ich nicht.

,,Ty?", fragte ich mit etwas mehr Nachdruck und kam unter dem Auto hervor, um meine Schwester mit erwartungsvoller Miene anzusehen. Sie hatte es sich auf einer Werkbank neben mir gemütlich gemacht und tippte auf ihrem Handy herum. ,,Wenn du dich hier schon vor Mum und Dad versteckst, könntest du auch wenigstens etwas hilfreicher sein", kommentierte ich das und putze meine ölverschmierten Hände an meiner Arbeitshose ab.

,,Ich verstecke mich hier nicht vor unseren Eltern", erwiderte sie und strich sich ihre rosa Haare aus dem Gesicht, wegen welchen unsere Mutter fast einen Herzinfarkt bekam, als Ty sich eines Morgens mit Unschuldsmiene an den Kaffeetisch gesetzt hatte. ,,Doch tust du und das kannst du nicht mal leugnen", konterte ich und griff neben ihr in meinen Werkzeugkasten, um nach dem richtigen Schraubenschlüssel zu suchen. 

,,Vielleicht will ich auch einfach Zeit mit meinem Lieblingsbruder verbringen?", fragte sie und lächelte mich breit an, was mich zum Schmunzeln brachte.

,,Weil ich auch dein einziger bin", konterte ich, was sie mit ihrem schwarz lackierten Mittelfinger kommentierte. ,,Du hast damals Luftsprünge gemacht, als ich ausgezogen bin", fügte ich noch Schulterzuckend hinzu, bevor ich mich wieder unters Auto begab. Ty war noch nie einfach gewesen, besonders da sie gegen alles rebellierte, was auch nur ansatzweise gegen ihre Vorstellungen sprach oder eine Idee von Mum war.

,,Aber auch nur, weil ich dein Zimmer übernehmen konnte", rief sie mir zu. Sie hatte tatsächlich, als ich eines Abends erwähnte, dass ich mit der Idee spielte auszuziehen, paar Stunden später mit einem Umzugskarton, voll mit ihren Sachen, vor meiner Zimmertür gestanden, so als hätte sie schon monatelang darauf gewartet.

,,Hast du Mum wenigstens gesagt, dass du hier bist?", hinterfragte ich resigniert.

,,Nein. Sie macht eine ihrer Bibelstunden, da denkt sie nicht an ihre Satansbrut, glaub mir", antwortete sie mir und ich seufzte. Unsere Mum war vermutlich die gläubigste Frau ganz Woodshill und ihre Tochter brachte sie um den Verstand.

Erst fing es harmlos mit zu kurzen Röcken und kaputten Hosen an, dann wurde es laute Rockmusik und nun das Färben der Haare. Ty ließ wirklich nichts unversucht, um Mum zu Weißglut zubringen.

Aber ich liebte Ty über alles. Sie war schwierig, ja, aber sie lebte ihr Leben und tat genau das, was sie tuen wollte...egal wie sehr es gegen Gott sprach. Irgendwann würde Mum sicher noch mit einer Dämonenaustreibung drohen, aber so weit war es zum Glück nicht.

,,Nimmst du mich nachher mit zur Sporthalle?", fragte Ty, als sie von der Werkbank rutschte und sich von der schwarzen zerrissenen Jeans den Staub abklopfte. ,,Du hast doch heute Lacrosse-Training oder?", fügte sie hinzu, als ich ihr nicht gleich antwortete.

,,Ja, wieso?", ich drehte meinen Kopf zu meiner Schwester, die lässig mit den Schultern zuckte.

,,Ach, Zoe hat gefragt, ob ich mit ihr zum Turnen möchte...du weißt schon, der Kurs der von deiner Arbeitskollegin geleitet wird", erklärte sie und sah dabei auf ihre unterschiedliche gefärbten Converse.

Ich schluckte, als mir in den Sinn kam, dass Jenn heute parallel zu unserem Lacrosse-Training die Turner trainierte. Sie war mir die ganze Woche aus dem Weg gegangen, zumindest denk ich das, da sie immer viel zu früh auf dem Revier war, um sich entweder in ihr kleines Büro, was sie mit Zack teilte, zu verziehen oder sich den Schlüssel des Streifenwagens schnappte, um so schnell wie möglich auf Streife fahren zu können.

Nicht, dass ich mir was darauf einbilden würde...aber naja, wenn Jenn, die sonst wirklich von nichts aus ihrem Arbeitsrythmus geschmissen wurde, plötzlich so agierte, brachte mich das schon zum Nachdenken.

Vielleicht sollte ich Ty als Vorwand nutzen, um nach meinem Training nochmal in die Sporthalle zukommen, um mit Jenn zureden.

Zwar würde das weder Ty noch Jenn gefallen, aber ich glaube es gab da eins, zwei Dinge zu bereden...und wenn ich eins, zwei Dinge sage, dann meinte ich diesen verfluchte Kuss, der mir nicht ganz so egal war, wie ich es mir einredete.

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Vergesst das ☆ nicht, wenn euch da Kapitel gefallen hat.

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