9. Türchen

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Ich hatte schon den ganzen Tag über ein breites Grinsen auf den Lippen. Es war Freitagabend und heute hatten wir es endlich geschafft, gemeinsam auf einen Christkindlmarkt zu gehen. Zwar nur Kalle, Xaver und ich und auch nur auf unseren städtischen, aber das war schon mehr als erwartet. Vor allem weil beide zugesagt hatten, nicht gleich nach einer Stunde wieder nach Hause zu gehen, sondern dass wir danach noch in eine Bar starten würden. Heute etwas Zeit mit meinen Freunden verbringen zu können, beruhigte mein weiterhin schmerzendes Herz.
Ich kam immer noch nicht so ganz drauf klar, dass Kalle und Rosalie für unser diesjähriges Weihnachten abgesagt hatten. Ich wollte mir aber auch noch keine Gedanken über eine Alternative machen. Ich schob Heilig Abend gedanklich einfach so weit weg wie möglich. Trotzdem merkte ich, wie meine Stimmung dadurch nach unten gezogen wurde.

Ich war heute zur Abwechslung mal nicht im Homeoffice, sondern in der Firma, aber auch nur, weil von dort der Weg zum Christkindlmarkt nicht so weit war. Ich hatte heute noch eine größere Besprechung, die sich etwas gezogen hatte, deswegen war ich dann umso froher, dass ich nicht erst noch von meiner Wohnung in die Stadtmitte kommen musste, sondern schon fast am Weihnachtsmarkt war.
Außerdem konnte ich mein Auto in der Tiefgarage der Firma problemlos über Nacht stehen lassen, ohne horrende Parkgebühren bezahlen zu müssen.

Obwohl wir uns schon etwas länger nicht mehr zu dritt gesehen hatten, gab es keinerlei Startschwierigkeiten. Erst wurde sich schnell über die Arbeit ausgetauscht, ehe das unschöne Thema beiseite gelegt wurde und wir zu wichtigeren Dingen kamen. Die ersten zwei Tassen Glühwein vergingen wirklich wie im Flug und selbst die Dritte war überraschend schnell wieder leer.

„Wie wärs?", begann Kalle, ehe er den letzten Rest seiner Tasse mit einem Schluck in seinem Rachen verschwinden ließ. Ich sog währenddessen ein letztes Mal an meiner Zigarette, ehe ich den glühenden Stummel, wie seine Vorgänger, durch eines der Luftlöcher ins lodernde Innere der Feuertonne warf.

„Xaver hält hier die Stellung, du holst nochmal eine Runde Glühwein und ich besorgen uns allen eine Bratwurst?", schlug Kalle mit vom Alkohol geröteten Wangen vor. Man merkte uns allen drei, aber vor allem Xaver und Kalle deutlich an, dass wir keine geübten Trinker waren. Die drei Glühwein hatten längst eingeschlagen wie eine Bombe und der vierte würde es sicherlich nicht besser machen. Lediglich die Bratwurst würde es noch etwas retten können.

Hoffentlich.

Wir entschieden schnell, dass das ein guter Plan war und auf Xavers Bitte, ihn nicht allzu lange alleine stehen zu lassen, starteten Kalle und ich mit schnellen Schritten gleich los.

Die Schlange am Glühweinstand war mittlerweile schon deutlich länger als noch vor einer Stunde, was einfach der Menge an Leuten geschuldet war, die jetzt da war. Zu wissen, dass Kalle am Bratwurststand trotzdem noch länger brauchen würde, als ich hier beim Glühwein, ließ mich grinsen.

„Thilo", hörte ich plötzlich meinen Namen, ehe ich eine große Hand auf meiner Schulter und im nächsten Moment an meiner Taille spürte.

„Elias", entkam es mir überrascht. Wir hatten uns jetzt schon seit einer Woche nicht mehr gesehen und irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, ihm über den Weg zu laufen. Wir waren uns , obwohl das zwischen uns doch schon etwas länger lief, tatsächlich noch nie irgendwo über den Weg gelaufen. Und dass es nun ausgerechnet auf einem Christkindlmarkt war, wo meine Freunde nicht weit entfernt waren, ließ mich trocken schlucken. Ich hatte absolut kein Problem damit, in der Öffentlichkeit mit Elias gesehen zu werden, aber meine Freunde brauchte er deswegen trotzdem nicht gleich treffen.

Er trug ein unwiderstehliches Lächeln auf den Lippen und als er sich damit zu mir hinter lehnte und etwas ins Ohr flüsterte, musste ich erneut schlucken. Diesmal aber aus ganz anderen Gründen.
„Ich darf mich doch zu dir stellen, oder? Die Schlange ist so lang", säuselte er und berührte dabei meine Ohrmuschel hauchzart, was mir sofort einen Schauer über den Rücken jagte.

Ich konnte nur stumm nicken. Die vorherigen drei Glühwein zeigten längst ihre Wirkung und ich war mir nicht sicher, was über meine Lippen kommen würde, wenn er so nah bei mir stand. Deswegen beließ ich es bei einem Nicken und Blickkontakt.
Sein Geruch hatte mich längst vereinnahmt und dass er seinen Arm weiterhin um meine Taille liegen hatte, machte das Wirrwarr in meinem Körper nicht besser.

Es freute mich irgendwie, ihn zu sehen. So sehr, dass sich sogar ein Lächeln auf meine Lippen schlich.

„Du bist nicht alleine hier", grinste Elias und deutete auf die drei leeren Tassen in meiner Hand. Zumindest ging ich davon aus, dass er dorthin zeigte, denn mein Blick hatte sich längst an seinen rosigen Lippen verfangen, die trotz der kalten Temperaturen verführerisch weich aussahen.

Ihn jetzt zu küssen, wäre schon mega.

„Willst du sie zurückgeben oder nachfüllen lassen?"

„Nachfüllen", antwortete ich kurzangebunden. Weiterhin mit dem Blick auf seinen Lippen, was Elias natürlich nicht entging. Als er seinen Mund öffnete, seine Zunge kurz hervor spitzte und dann fast schon lasziv über seine volle Unterlippen strich, konnte ich ihn nur gebannt beobachten. Ich spürte sogar, wie mein eigener Mund sich öffnete.

Auch das entging Elias nicht, sodass er im nächsten Moment seine Zähne in dem süßen Fleisch versenkte und im nächsten Moment laut zu lachen begann. Erst das riss mich aus meinem Bann.

„Der wie vielte Glühwein ist das?", schmunzelte er und zog mich enger an seinen Körper. „So derart fixiert bist du sonst nur, wenn du betrunken bist."

„Ich bin nicht betrunken." Angeschwippst vielleicht, aber sicherlich nicht betrunken.

Elias nickte daraufhin nur und begann dann einfach zu erzählen, warum er hier war, mit wem und seit wann. Doch dem konnte ich nur mit halben Ohr lauschen, denn mein Blick fiel unterdessen auf meine Freunde, die uns mittlerweile auch entdeckt hatten. Offenbar war Kalle beim Bratwurststand doch schneller. Als er bemerkte, dass ich sie auch anschaute, hob er auffordernd eine der Bratwürste in seiner Hand in die Luft, ehe er überdeutlich auf Elias nickte. Was auch immer er mit diesem Nicken andeuten wollte, ich schüttelte einfach den Kopf.

Das wiederum brachte Elias dazu, zu bemerken, dass meine Aufmerksamkeit ganz wo anders lag.

„Deine Freunde?", fragte er schmunzelnd.

„Mhm", stimmte ich brummend zu und atmete erleichtert auf, als wir an der Reihe waren. Im Augenwinkel sah ich noch wie Kalle uns tatsächlich zuwinkte und Elias ihm auch noch mit einem Winken antwortete. Umso schneller bestellte ich daraufhin vier Glühwein und drückte die erste Tasse, die sie mir reichte, gleich Elias in die Hand, in der Hoffnung, dass er damit von Dannen ziehen würde.

Doch er wartete ab, bis ich auch die anderen Tassen hatte. Dann lehnte er sich wieder zu mir, damit nicht jeder seinen Worten lauschen konnte und legte seinen verdammten Arm wieder um meine Taille. „Lust am Wochenende bei mir zu kochen und dann zu vögeln?"

Die Frage kam so unerwartet, dass mir glatt ein Keuchen entkam. Bevor ich aber noch mehr dazu sagen konnte, obwohl ich am liebsten sofort laut jubelnd zugestimmt hätte, stand plötzlich Kalle neben uns.

„Hi, ich bin Kalle." Damit reichte er Elias seine Hand, der sie höflich annahm.

„Elias, hi."

„Lust mit uns noch einen Glühwein zu trinken und dann in eine Bar weiterzuziehen?", fragte Kalle einfach nach und überraschte damit nicht nur mich, sondern auch Elias, der verdutzt die Augenbrauen nach oben zog.

Kurz zögerte Elias. „Danke für die Einladung, aber ich möchte mich nicht aufdrängen", antwortete der Brite dann in der ordentlichen Manier, die ich von ihm kannte.

„Ach was!", kam es daraufhin gleich überschwänglich von Kalle. „Thilos Freunde sind auch unsere Freunde. Du bist herzlich Willkommen." Und damit schmiss er seinen Arm um Elias Schultern und wollte ihn schon mitziehen. An dem Grinsen, das dabei auf Elias Lippen erschien, konnte ich sehen, dass er von Kalles Vorschlag nicht abgeneigt war.

Trotzdem driftete sein Blick unsicher zu mir. Er wollte erst meine Zustimmung und dafür war ich ihm wirklich dankbar.

Dankbarkeit hin oder her, ich schüttelte trotzdem sofort meinen Kopf. Ich versuchte es nicht einmal unauffällig zu machen, Kalle stand uns immerhin direkt gegenüber und durfte ruhig wissen, dass ich das nicht guthieß.

„Hör nicht auf ihn. Er hat uns lang genug vor dir versteckt. Ich wollte dich schon die ganze Zeit kennenlernen, aber er wollte nie mit der Sprache rausrücken." Damit war mir klar, dass Kalle genau wusste, wer da vor ihm stand. Und ich fand es zum Kotzen, dass er Elias so deutlich auf die Nase binden musste, dass ich Kalle von ihm erzählt hatte.

Daraufhin wanderte Elias Blick prompt wieder zu mir. Diesmal mit einer ganz anderen Aussage, die ich nicht deuten konnte und mir irgendwie ein schlechtes Bauchgefühl verpasste.

Kalle achtete aber gar nicht darauf, sondern zog Elias einfach mit sich mit zurück zu unserem Tisch, von dem aus Xaver alles beobachtete.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass Elias etwas anderes vor hat. Er ist auch bestimmt nicht alleine da", versuchte ich Kalle noch irgendwie davon abzuhalten, es noch schlimmer zu machen.

„Xaver, das ist Elias. Der, mit dem Thilo schon so lange anbandelt", stellte Kalle Elias aber Xaver vor, ohne auf mich zu hören, woraufhin die Drei tatsächlich in Smalltalk verfielen. Etwas, worin Elias furchtbar gut war. Deswegen dauerte es auch nicht lange, bis sich die Drei unterhielten als wären sie seit Jahren die besten Freunde.

Ich wusste, warum ich Elias immer vor Kalle geheim gehalten hatte. Mir war von Anfang an klar, dass sich die beiden blendend verstehen würden. Dass Xaver nun aber anscheinend auch mit auf den Zug aufgesprungen war und genauso begeistert zu sein schien wie Kalle, hätte ich nicht gedacht. Xaver war eher der stille Typ, der der erst beobachtete, bevor er groß zu erzählen begann. Aber wahrscheinlich waren es einfach nur die Glühweine, die da aus ihm sprachen.

Ich aß stumm meine Bratwurst, während ich mir beinahe wie das fünfte Rad am Wagen vorkam. Immerhin beachtete Elias mich während dem ganzen Gespräch kein einziges Mal. Selbst als ich einmal etwas zum Gespräch beitrug, galt sein Blick nicht mir.

Und das trieb meinen Puls ganz schön nach oben.

„Ich muss dann." Elias hatte seine Glühweintasse gerade mit dem letzten Schluck geleert und sie geräuschvoll wieder auf den Stehtisch gestellt. „Ich wünsche euch noch viel Spaß in der Bar. Übertreibt es nicht", grinste er und klopfte erst Kalle kumpelhaft auf die Schulter, der überraschenderweise gar nicht dagegen protestierte, dass Elias jetzt gar nicht mehr mit in die Bar ging, ehe er dieselbe Geste bei mir wiederholte und mich dafür zum ersten Mal wieder richtig ansah.
Seine nussbraunen Augen blitzten lebensfroh und das breite Lächeln zeigte deutlich, dass ihm das Gespräch gefallen hatte.

Dann lehnte er sich zu meiner Überraschung zu mir hinunter, legte seinen Arm wieder um meine Taille und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Schläfe, der das ungute Bauchgefühl sofort wegpustete. Generell die gesamte Geste war ungewohnt zärtlich, beruhigte mich aber furchtbar.
„Wir sehen uns am Wochenende", flüsterte er mir zu, sodass es die anderen nicht verstehen konnten.

Ich konnte nur nicken, während ich spüren konnte, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildete.

„Ciao Jungs. Man sieht sich", damit verabschiedete sich Elias und war im nächsten Moment schon zwischen den Menschen verschwunden.

„Thilo!", entkam es Kalle keuchend, kaum dass Elias außer Hörweite war. „Der ist perfekt!"

Xaver nickte unterstützend.

„Du solltest da ganz schnell was ernstes draus werden lassen, bevor er sich noch nach jemand anderen umschaut."

Ich nickte nur, damit das Gespräch schnell wieder beendet war. Ich wollte nicht mit Kalle und Xaver über Elias sprechen und vor allem wollte ich mich nicht zum hundertsten Mal erklären müssen, warum ich nichts Festes wollte.
So wie das mit Elias war, so war das perfekt. Das fand ich und er ganz sicher auch. Deswegen brauchte ich mir auch keine Sorgen machen, dass er sich nach jemand anderen umschaute.





Oder?

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