Gewittersturm-6

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„Stegi, bist du sicher, dass du das schaffst?" Bastis Augen erinnerten an einen dunklen tiefen Ozean, sie glitzerten vor Sorge. Ich starrte ihn an, die Elytra, feste künstliche Flügel, hatte ich bereits angezogen. Damit würde ich bis an die Grenzen gleiten können, bis kurz vor besetztes Gebiet. Bis dahin würden mir auch Hugo und Mike folgen, danach musste ich mich alleine durchschlagen. Doch ich würde das Schaffen, ich hatte immer noch meine Magie als Ass im Ärmel. Ich nickte leicht, überlegte ob ich einen Witz in die Richtung Testament machen sollte, um meine eigene Angst zu überspielen, aber das war Unsinn. Mike blickte mit ernstem Blick in die Ferne, er war unser jüngster Krieger im Beratungsbereich.
„Wir sollten jetzt gehen" sagte ich, ebenfalls besorgt in die Richtung der dunkeln Wolken des Himmels starrend.

Basti beugte sich vor, gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und ging dann so als wäre nichts passiert seelenruhig die Treppe des Turmes hinunter.
Ich hielt bereits meine Finger hoch um zu zeigen, wann wir losrennen würde, doch Hugos Blick war unbezahlbar.
„Warte: Du und er? Also so richtig?"
„Das wusste man doch schon seit Ewigkeiten" mischte sich Mike ein.
"Ich wusste das nicht" protestierte Hugo.
„Ja, weil du nie irgendetwas weißt" lachte ich und rannte dann an.

Es war immer ein besonderes Moment von der Startrampe zu fliegen, dieser kurze Adrenalinkick und dann das vertraute Gefühl der Geborgenheit, wenn die Flügel der Elytra sich weit ausbreiteten und man langsam Richtung Boden segelte. Ich liebte es, ich wünschte es gäbe mehr Elytratürme im ganzen Land, doch die Erfindung war noch recht neu. Der Fahrtwind führte mich in Versuchung einen Salto zu legen, ich verwarf diese Idee jedoch wieder. Auch wenn das Fliegen schon als kleiner Junge einen gewissen Übermut in mir geweckt hatte, hieß es nicht, dass es jetzt Zeit für irgendwelche Tricks war.

Doch das Fliegen vertrieb jeden dunklen Gedanken aus meinem Hirn, ich konnte nicht aufhören von einem Ohr zum anderen zu grinsen.
Mein Lächeln verschwand immer mehr, je näher wir uns den Trümmern niedergebrannter Dörfer näherten. In einem dunklen Tannenwald landeten wir und allmählich ballte sich die dunkle Angst in meinem Inneren zusammen. Ich wollte nicht alleine sterben, doch,wenn ich jetzt in diese Stadt gehen würde, konnte ich ebenso gut von einer Klippe springen.

Hugo wagte es nicht mir in die Augen zusehen als er mir den grauen Umhang reichte.
Die Umhänge der grauen Krieger, dazu ein Schwerdt und die charakteristischen Schilder auf dem Rücken mit dem Blitz der eine Wolke zerteilte. Ich zog mir alles an, dann liefen wir schweigend los, der Wald schien uns zu verschlingen. Ich vermutete, dass die anderen auch Angst hatten, nein ich spürte, dass sie sich fürchteten.

Jeder erstickte in seiner Angst, wenn ich jetzt nichts tat, kämen wir nie daraus.
Deshalb hob ich meine Stimme an um zu singen, einfach um alles Dunkel zu vertreiben.
„Diese Richtung ist gewiss"
Fast hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter, die mich in den Schlaf sang.
„Immer schreite, schreite"
stieg Hugo erstaunlich ruhig ein.
„Finsternis und Hindernis
drängt mich nicht zur Seite"

(Goethe)
schlossen wir leise.
Das Singen hatte geholfen, denn Hugo fing gleich an das nächste Lied zu singen.
"Ich war noch niemals in New York..."
Wir anderen grölten mit, lachten und brüllten die Songzeilen teilweise.
Uns würde in einem stummen Wald niemand hören, wir verjagten nur die Sterne und die unsichtbare Furcht.

Wir kamen an einem kleinen Felsplateau an, welches etwas erhöht über dem Wald lag.
Die anderen bereiteten das Feuer vor, doch ich konnte nur die unsichtbaren Grenzen, markiert an der schwarzen Ruine in mitten des Waldes. Dort würden meine Freunde spätestens umkehren, ab dort war ich allein.

Schnell hatte ich den Gedanken verdrängt, setzte mich lachend mit ans Feuer und schlang die warme Suppe in mich herein. Ich tunkte das Brot mehrmals noch in die fast leere Schüssel, wischte sie bis auf jeden Rest aus.
Unser Lachen stieg in die sternenklare Nacht empor und verpuffte zu kleinen Wölkchen. Mein Kopf rutschte auf meine Brust mehrmals und die Funken des flackernden waren Feuer verschwammen langsam vor meinen Augen. Ich war zu müde um überhaupt ein „gute Nacht" von mir zu geben, nur drei Sekunden später war ich in einen tiefen Schlaf verfallen.

Jemand rüttelte mich unsanft wach, Hugos Gesicht war sehr dicht vor meinen und er sah komplett übermüdet aus. Seine Augen starrten an mir vorbei ins Leere und er flüsterte nur leise: „Du bist dran mit Nachtwache"

Sekunden später saß ich bereits im Schneidersitz allein am Feuer und wachte schützend über meine beiden Freunde. Das graue Schwert funkelte im Schein der Flammen und ich hatte keine andere Wahl als meinen Gedanken nachzuhängen. Ich hasste das, ich hasste es wenn ich meine Gedanken nicht in den Käfig sperren konnte, wo sie hingehörten. Solange ich beschäftigt war, konnte ich sie dort gut versteckt halten doch jetzt brachen sie aus, griffen mit ihren langen Klauen nach mir, um mich in den Abgrund zu ziehen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn durch einen Fehler meinerseits irgendjemand verletzt wurde den ich liebte, niemals. Die Angst schnürte mir die Kehle zu, als ich wieder in den dunklen Wald blickte. In wenigen Stunden würde ich alleine aufbrechen, dann waren nur noch ich und meine Gedanken da. Für die Ewigkeit, so erschien es mir, ich wollte jemanden haben mit dem ich reden konnte, mit dem ich lachen konnte. Ich griff in die Tasche meines Mantels und hob behutsam das in rotes Leder eingebundene Notizbuch heraus. Ebenfalls das Tintenfass und die langgeschwungene Feder. Ich versank in meinem Zeichnen, das Knistern der Flammen und das Kratzen der Feder waren die einzigen Geräusche für eine lange Zeit. Zuerst malte ich Hugo, der seltsam verrenkt am Baum gelehnt schlief, anschließend Mike, eingekuschelt in seinen Mantel.
Wir waren alle viel zu jung für diesen Krieg.

Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die Glut vom Feuer in goldenes Licht und war das Zeichen um meine Freunde zu wecken. Wir verräumten die Sachen, traten das Feuer aus und plauderten dabei über allerlei Belangloses, alles nur nicht über den kommenden Abschied. Doch als schließlich auch der letzte Rucksackriemen festgezogen war, gab es kein Ausweichen mehr. Wir wagten es nicht uns anzublicken, als ich mir die Kapuze meines grauen Mantels tief in mein Gesicht zog und nun mehr wie ein Schattenkrieger aussah, als wie Stegi.

„Dann" meine Stimme klang seltsam belegt und ich musste mich mehrmals räuspern um wieder die Kontrolle zu gewinnen. Ich umarmte Mike fest, dann kam Hugo an die Reihe. Seine Augen glitzerten verdächtig als ich meine Arme um ihn schloss.

Stille, zähe unendlich lange Stille.
„Ich hab euch lieb" überwand ich mich zu sagen, dann lief ich los, ohne mich noch einmal umzudrehen. Denn ich ahnte, wenn ich mich umdrehen würde, würde ich nie wieder losgehen. Der Wald verschluckte mich tatsächlich und ich war er erstaunt, wie langsam ich den steilen Abhang herunterkam. Viel später als geplant kam ich an der alten Burgruine an. Die Luft war erschreckend heiß für einen Tag Mitte September, von meiner Stirn lief in Strömen der Schweiß und ich konnte nicht anders, als erschöpft aufzulachen, als ich den Bach entdeckte. Begeisterte streckte ich meinen Kopf in das kühle Wasser und krempelte meine Hosenbeine hoch, um ihm Bach weiterzuwaten. Gekonnt ignorierte ich die schmerzhaften Gedanken, wie es wäre wenn Basti jetzt hier wäre. Oder meine Schwester. Oder Hugo. Oder irgendwer meiner Freunde. Als es Mittag wurde, musste ich den Bach verlassen und wieder auf den schmalen Waldweg zurückkehren. Meine müden Füße verlangten nach einer Pause, doch ich erlaubte es ihnen nicht. Einfach weiterlaufen bis der Wald sich lichtete. Schwarze Türme ragten links und rechts nun in mein Blickfeld mit in grünblauschimmernden Dächern und glattgeschliffenen unüberwindbaren hohen Mauer. Mir verschlug es den Atem, ich wusste mit wieviel Blut und Tod diese Stadt bezahlen musste, dafür dass sie eingenommen wurde und doch konnte ich nicht anders, als sie zu bewundern. Die großen Tore die sich vor mir auftaten mit den grauen düsteren Schatten und den menschlichen Wachtmännern waren furchterregend aber auch in einer grausamen Weise wunderschön. Ich wagte mich aus den schützenden Bäumen hinaus auf die breite Straße.
„Sir, ich bin ein Junge aus dem Umland und würde gerne Arbeit in der Stadt annehmen, bestmöglich bei der grauen Armee."
Der Wachmann beäugte mich misstrauisch, allerdings sprach ich die Sprache seines Landes einwandfrei (Basti und ich hatten uns Nächte um die Ohren geschlagen, damit man kein Fünkchen Akzent mehr heraushörte) und die kleinen Schattenrauchkringel die um meinen Umhang schwebten, überzeugten ihn.

Der Plan hatte schon mal funktioniert, ich wurde tatsächlich in einer engen trubeligen Soldatenunterkunft an der Stadtmauer untergebracht. Alleine war ich nun immerhin nicht mehr, wie ich feststellen musste. Vier Stockbetten standen in dem engen Zimmer und ein drahtiger junger Mann, der gerade Liegestütze machte, stellte erfreut fest, dass er nun einen neuen naiven Soldat hatte, denn er pausenlos zu texten konnte. Er hatte sich bei mir als Lazar vorgestellt und er war zweifelsohne ein Idiot. Ein sehr großer Idiot, der bedauerlicherweise lange ohne zu atmen reden konnte. Ein Pochen an der Tür ließ ihn endlich verstummen. Der junge braunhaarige Mann, der sich mir als Thomas vorstellte, war um einiges sympathischer als Lazar, den ich nun erleichtert hinter mir ließ.

„Lust was trinken zu gehen?" er grinste mich breit an, einige seiner Locken fielen ihm in die Stirn. Nach kurzem Zögern nickte ich.
Vielleicht konnte ich dann endlich mehr in Erfahrung bringen über das Kartenarchiv in dem mein Ziel versteckt war.

Wir saßen an einem Tisch in der Ecke, die trübe stickige Luft machte mich müde, doch ich probierte ihm meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. „Zwei Bier bitte" brüllte er etwas unhöflich einem Kellner entgegen, doch dieser schien an den rauen Umgangston gewöhnt zu sein und nickte nur. Wenig später stand ein riesiger Bierkrug vor mir und ich überlegte fieberhaft wie ich ihn leeren konnte, ohne komplett betrunken zu wirken. Er beobachtete mich eine Weile, wie ich recht schweigsam an meinem Bier nippte, welches überraschend gut schmeckte.
„Du bist nicht von hier oder" Ich erstarrte in meiner Bewegung und probierte mein Erschrecken über seine Aussage in einem nervösen Lachen zu überspielen. Funktionierte eher mäßig, deshalb entschied ich mich, es nicht abzustreiten. Sie würden mich vielleicht töten, wenn ich jetzt einen Fehler tat, war alles verloren. Meine Fingerknöchel traten weiß hervor, ich hatte den Bierkrug umklammert, als wäre er ein Rettungsring auf stürmischer See.
„Wie kommst du drauf" probierte ich möglich beiläufig zu sein. Ganz ruhig Stegi. Ganz ruhig. Ich wischte meine schwitzigen Hände an dem grauen Mantel ab und probierte meinen Atem normal zu halten. In meinem Bauch hatte sich alle Organe zu einem schmerzhaften, unförmigen Klumpen geformt, der sich langsam zusammen zog.
„Weiß nicht, du hast irgend so eine.. erschrockenen Art, wenn du dich hier umsiehst. Als seist du erstaunt, dass diese Stadt wirklich existiert"

Ich schwieg.

Er wertete diese Stille als ja. „Nun lass mich weiter schlussfolgern: Du hälst nicht viel von der Politik hier, bist aber keiner der sich aus Angst dennoch gemeldet hat. Du verfolgst tiefer liegenden Ziele und kannst sehr froh sein..." er senkte seine Stimme etwas, dann fuhr er fort: „Das ich zufällig, dass ich nicht im Auftrag des dunklen Fürsten handle"
„Sollten wir nicht solche Gespräche woanders.." begann ich, doch er unterbrach mich grinsend: „Überall sind Spitzel wirklich überall. Nur hier nicht, tatsächlich, hier zwischen dem Bierdunst sehen sie uns nicht. Wir verstecken uns in der Masse"
„Wir?"
Nun lag es an Thomas erschrocken zu schauen, er verstand das er einen Fehler gemacht hatte.

„Ihr seid eine Gruppe?" Ich konnte es kaum glauben, nicht jeder in der Stadt hatte sich der Machtübernahme widerstandlos gebeugt.

„Wenn du irgendetwas planst lass es mich wissen" Ich überlegte kurz, dann nickte ich nach kurzem Zögern. Ich wagte das Risiko ein ihm zu vertrauen. Ein hohes Risiko, doch ich liebte den Nervenkitzel, auch wenn es um mein Leben ging.
„Ich muss ins Kartenarchiv" Er starrte mich an als wäre ich verrückt geworden.
„Wieviel von dem Bier hast du getrunken? Das hat mehr Alkohol als anderes auch wenn man es nicht vermutet"
„Nein" sagte ich so todernst, dass es ihn zum Schweigen brachte.
„Das ist lebensmüde" Ich lachte heiser auf, nahm nochmal einen Schluck von meinem Bier, um den Kloß der in meinem Hals anschwoll wegzuspülen.
„Ich hab nicht soviel zu verlieren."
Doch, das hatte ich, viel zu viel leider. Noch ein Schluck Bier vielleicht konnte ich damit wirklich all meine Gedanken wegtrinken.
„Also, es gibt eine Hintertür und mit unfassbar viel Glück und einer Freundin bei der Wache ist es vielleicht möglich hereinzukommen, aber raus kommst du da niemals"
„Das heißt du würdest mir helfen" Erwartungsvoll sah ich ihn an. Er seufzte: „Ja, du dummer Idiot, ich helfe dir."
Ich gab mir große Mühe zu verbergen wie wichtig es gewesen war, dass er mir half, doch mein Körper explodierte beinahe vor Erleichterung.
„Danke" sagte ich nur. So ein einfaches Wort, so kurz aber ich probierte alles hineinzulegen.

„Gut, dann hoffe ich du kannst zahlen, ich nämlich nicht" Thomas grinste schelmisch und schielte mit seinen braunen Augen zu meinem noch vollem Bierkrug. Ich nickte nur schwach, Sekunden später trank er ebenfalls dieses Bier.


Man hatte mich zur Nachtwache eingeteilt, zwei Nächte hatte ich nun schon schlecht geschlafen. Ich lehnte mich an die Mauer und probierte mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal eigentlich gut geschlafen hatte. Mir fiel kein genaues Datum ein und mein müder Blick verlor sich in der weiten Landschaft. Das Heimweh überrollte mich in Wellen, umspülte mich und zog mich hinaus in das weite Meer der Erinnerungen.

Ich wollte wieder das grüne Gras unter meinen Füßen spüren, am Bach von Stein zu Stein hüpfen, die schimmernden Dächer der Dörfer sehen, meine Schwester hauen, Hugo aufziehen. Gespräche bis tief in die Nacht führen, die viel weicher klingende Sprache sprechen, wieder unser heimisches Bier trinken und oh Gott, wie vermisste ich unsere komischen Teigstücke.

Meine Augen brannten und ich wischte mir mit dem Ärmel die ersten Tränen weg. Mir war sehr wohl bewusst, dass ich nicht das Bier vermisste oder unsere Sprache, nein, ich vermisste die Menschen. Ich fühlte mich so alleine, obwohl 50 Meter von mir entfernt der nächste Soldat in die Ferne starrte. Aber ich hatte niemanden zum Reden, ich hatte niemand der mir sagte, ob die Idee gut war. Die Scheiße war verdammt schwer, ich hatte sie mir viel zu lange probiert einfach zu machen. Aber das Leben ist nicht einfach. Das war es nie und das wird es auch nie sein. Ich wollte denken, dass das in Ordnung war, aber es war überhaupt nicht in Ordnung. Ich wollte wieder glücklich sein, so richtig. Ich wollte wieder frei sein, so richtig.

Aber stattdessen bewachte ich ein modernes Gefängnis konnte nur die fernen Lichter der Lager des Krieges auf den weiten flachen Feldern ausmachen. Nirgendswo gab es Berge, Fixpunkte an denen sich mein Auge richten konnte. Nirgendwo gab es Beschützer, nein, hier war man allein. Die ersten Tränen strömten über meine Wangen und es wurden immer mehr. Ich ließ es zu.
Drei Tage später war der große Tag gekommen: ich würde in das Kartenarchiv einbrechen.
Entweder hielt Basti morgen die Karte in den Händen oder ich lag unter vielen Schichten von muffiger Erde. Es gab kein dazwischen, das war mir immer klar gewesen, aber als ich wieder mit Thomas die erste Nachtwache machte, nahe der Hintertür die zum Turm des Archivs führte, begriff ich was es bedeutete.

Ich hatte mir immer ausgemalt wie unser Leben danach aussehen würde. Das wir, Basti und ich, vielleicht ein Kind adoptierten. Eine kleine, richtige Familie gründeten. Ich lächelte leicht wehmütig, die Chancen für ein Kind schienen immer unerreichbarer. Doch ich lebte noch, meine blasigen Hände befühlten den glatten, dunklen Stein der Mauer, meine gelbgrünen Augen schielten zu der kleinen Wendeltreppe und mein Herz pochte unüberhörbar.
Ich presste die Lippen zusammen, probierte dem braunhaarigen neben mir nicht zu zeigen, wie angespannt ich war.
Er hielt drei Finger in die Luft, dann senkte er den ersten.
Mein Atem hatte ausgesetzt und mein Körper war zum losrennen bereit.
Er senkte den zweiten.
Ich kniff die Augen zusammen.
Er senkte den letzten.

Ein großer Stein prallte neben zwei Wachmännern auf den Boden und sie drehten sich augenblicklich zu dem Geräusch um.
Meine Beine spannten sich an und sprinteten dann los, ich lief, wie ich nie zuvor gelaufen war, sprang die Treppe hoch, rannte und rannte bis ich nach Luft japste. Die Wendeltreppe führte um den Turm herum, ich war nun auf der Außenseite der Mauer und außerhalb des Blickfeldes der Soldaten.
Doch das war noch mit Abstand der einfachste Part gewesen.

Auch wenn ich den Gedanken verdrängt hatte als ich durch die Tür schlich. Die Frau vor der Tür nickte mir kaum merklich zu, dann fiel die Tür ins Schloss. Der Gang war nur spärlich beleuchtet von ein paar Fackeln. Eine nahm ich aus der Fassung und trat behutsam auf einen der Steine. Selbst erstaunt das mich niemand bemerkte lief ich auf Zehenspitzen durch den dunklen Gang. Er schien eine Empore zu sein und in meinem Kopf probierte ich mich richtig zu orten mithilfe der Pläne, die ich gestern noch angesehen hatte. Unter mir waren die riesigen Archive. In der Mitte waren die Landkarte aufbewahrt dann erstreckte sich in einem Sechseck angeordnet die verschiedenen Gänge zwischen das Labyrinth der Bücher Regale. In der Mitte standen die Wache, die jede halbe Stunde einmal einen Rundgang taten. Ich schluckte als ich sah, dass die Wachen sich nun von ihren Stühlen erhoben. Jetzt musste ich die Treppe nehmen, die direkt in die Mitte des Raumes führte dann in das Labyrinth eintauchen und mich auf keinem Fall erwischen lassen. Ich beeilte mich aber als ich dann doch in der Mitte des Raumes stand konnte ich nicht anders als mich bewundernd mit der Fackel in der Hand umzuschauen. Mein Mund stand offen, ich war fasziniert von dem Geruch des alten Pergaments und der Masse der Regale, die in die Endlosigkeit verliefen.
Ein schnelles Kopfschütteln riss mich aus meiner Trance, ich schritt behutsam hinein in die dunklen Gänge.
„Sechstes Regal von rechts, fünfter Gang, drittes Brett von oben" flüsterte ich, ich hauchte die Wort kaum hörbar aus aber nur diese Worte zwangen mich weiterzumachen, nicht umzudrehen und zu rennen. Dann war ich stehen geblieben, legte meinen Kopf in den Nacken und starrte auf das dritte Regalbrett von oben. Ich fluchte innerlich, mir blieb nur noch wenig Zeit bis ich erwischt wurde. Doch es war zwecklos, ich musste Klettern. Die Fackel legte ich behutsam auf den Boden und stemmte dann meine Beine in das Bücherregal. Ein Bein rechts eins links. Wie eine ekelhafte kleine Spinne kroch ich nach oben, fasste mit meinen Fingern in das unebene Holz und biss die Zähne zusammen, wenn ich mich hochziehen musste.

Eine Sekunde verlor ich mich in Gedanken. Eine Sekunde lang machte ich einen Fehler. Mein rechter Fuß rutschte ab und in der Panik griff ich reflexartig nach den Schrittrollen in der dritten Reihe von oben. Natürlich hielten sie nicht, sie kamen mit einem ohrenbetäubenden Krachen, so erschien es zumindest mir, auf den Boden auf. Ich erstarrte, hörte die schnellen Schritte der näherkommenden Wachen und nahm den beißenden Geruch von Feuer war. Feuer!

Meine Fackel hatte die Pergamentrollen und Bücher in Brand gesteckt. Einzig diese Rauchwolke und die Überraschung der Wachen trennte sie und mich. Mich, einen blonden Mann der entsetzt die richtige Schriftrolle packte und dann lossprintete. Um sein Leben rannte. Ich nahm erneut die Treppen, hörten die immer näherkommenden Wachen und die hektischen Gebrülle von „Feuer!"
Das Ganze war eine verdammt dumme Idee gewesen.

Alles was ich vor ein paar Minuten noch ehrfürchtig bewundert hatte, stand in Flammen, die meterhohe orangene Wand versperrte mir den Weg in Richtung Treppen und ich konnte nur den Turm noch höher rennen. Vom Rauch war mir schwindelig geworden, meine Augen tränten und ich mir wurde bewusst, das dass das Ende war. Entweder ich würde durch die Flammen sterben oder durch ein Schwert. Alleine, getrennt, von all denen die ich liebte.

Panisch drückte ich mich hinter die Statue eines Mannes, drückte auf seinem Fuß herum und betete, das es diesen Geheimgang, den ich früher als Schüler in der Bibliothek gefunden hatte immer noch gab.
Es gab ihn, die Mauern öffneten sich und ein dunkler Schlund trat hervor.

„Du kleiner..." Ich drehte mich um, erwartete in das Gesicht einer Wache zu sehen, doch es war Thomas, der mir das Messer an die Kehle drückte, bis die ersten Blutstropen herauskamen. Er weinte, ich sah es an den hellen Spuren auf seinem rußigen, verschwitzen Gesicht.

„Du wolltest sie anzuzünden und ich hatte dir vertraut." Er spuckte verächtlich auf den Boden und auf seinem Gesicht erschien ein irres Grinsen: „Immerhin sterben wir beide hier und du zuerst" Sein Messer drückte sich noch tiefer in meinen Hals. Unter meinen Händen explodierte die Magie, drückte ihn von mir ab.
Seine Augen waren fassungslos geweitete, er schien nicht zu verstehen, was gerade passiert.
Ich redete es mir in dem Moment ein, aber ich wusste, das war nicht die Magie die mich dazu drängte. Es war nicht die Magie, es war ich.

Ich schubste ihn über die Brüstung, sah zu wie er auf einem der brennenden Bücherregale landete. Der Geruch von brennendem Haar brannte sich tief in meinem Kopf ein.
Ich lief in den Geheimgang, kletterte mehr als ging, trat blind gegen Felsen.
Alles war wie in einem Schleier, ich wusste wie weit der Geheimgang heraus aus der Stadt führte.
Irgendwann ließ ich mich auf den steinigen Boden fallen, war überzeugt, dass ich dieses Bild nie vergessen würde, es hatte sich mit Widerhaken in meinem Gedächtnis festgesetzt.
Ich schloss die Augen, dann beugte ich mich in die Ecke und übergab mich.

Ich hatte die Karte aber für welchen Preis?
Was hatte ich nur getan?

Ok, heute ist Stegighgsonntag. Letzte Woche ist der einfach ausgefallen, und das tut mir ehrlich leid. Es geht gerade echt viel in meinem Leben ab, ich werde jetzt probieren mich wieder an ihn halten HYPERS.
EwieElla
ich musste das mit Goethe einbauen, nach dem du dich so aufgeregt hast.

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